ich habe mich daran versucht, mein altes LGB-Rollmaterial neu zu lackieren und zu altern und wollte etwas über meine Erfahrungen schreiben. Achtung, Triggerwarnung für Modellbauer: Das gesamte Material ist aus meiner Kindheit, teilweise damals schon 10 Jahre gebraucht gekauft, also das das klassische LGB-Gruselkabinett aus den 70er und 80er Jahren.
Der Vorteil ist, dass ich da nichts kaputt machen und ohne Erfahrung einfach drauflos spritzen kann. Der Nachteil, dass daraus auch mit neuem Lack nicht annähernd Modelle werden. Als Übungsmaterial für Anfänger finde ich das LGB-Material aber ganz hervorragend. Früher oder später werde ich wohl auch beim Selbstbau landen, aber für erste Lackierungsversuche reicht auch LGB. Besonders beim Altern hilft ja vor allem Üben, da will ich meine ersten Fehlversuche nicht an richtigen Modellen machen.
Ich habe generell alle Wagen und Loks komplett auseinander genommen und alle Einzelteile neu lackiert. Umgebaut habe ich bis auf ein paar Haltegriffe und Leitungen aus Blumendraht nicht viel. Generell stören mich falsche Maße und Proportionen deutlich mehr als falsche Details, aber an größere Umbauten traue ich mich noch nicht heran. Gespritzt habe ich fast alles mit Nitrokombinationslack aus Sprühdosen, auch die Kleinteile. Weiche Plastikteile habe ich mit Kunststoffhaftgrund vorlackiert. Hartplastik habe ich nur grundiert, wenn der der neue Lack sich deutlich von der Plastikfarbe oder der vorhandenen Lackierung unterscheidet. Der Lack haftet auch so sehr gut und wird ziemlich kratzfest. Nur lösemittelempfindlich sind die Lacke, weil ich keine Lust auf 2K-Dosen hatte. Alten Lack habe ich meist drangelassen und nur Unebenheiten wie etwa alte Beschriftungen abgeschliffen.
Gealtert habe ich mit Washes in dunkelgrau, Erd- und Rosttönen, wenig Pigmenten, Trockenbürsten in Stahlfarbe, fixiert mit Klarlack aus der Dose. Da ich kein Airbrush habe, habe ich als letzten Schritt versucht, Staub, Flugrost und Oberleitungsabrieb ebenfalls mit der Dose nachzubilden. Dazu habe ich die feinsten Sprühköpfe verwendet, die ich kriegen konnte, immer auf Papier vorgesprüht und beim kleinsten Anzeichen von Kleckserei sofort den Sprühkopf ausgewechselt. Zum Teil habe ich auch mit transparenten Lacken experimentiert, um weiche Übergänge wie mit einem Airbrush zu erreichen.
Der Lack trocknet sofort beim Auftreffen oder sogar schon in der Luft bombenfest. Dadurch braucht man keinen Klarlack mehr, der die ultramatte Wirkung und auch den Kontrast zwischen unterschiedlich stark gealterten Flächen wieder zunichte macht. Der Nachteil ist natürlich, dass absolut nichts mehr zu korrigieren ist und Feinarbeiten wie mit einem Airbrush nicht möglich sind. Also musste ich extrem aufpassen, dass nicht doch etwas kleckst oder der Wind sich dreht. Aber, es ist ja nur LGB-Material, da ist das alles kein Beinbruch.
Bei der inzwischen 45 Jahre alten Harz-Ballerina habe ich Gehäuse und Fahrgestelle schwarz und feuerrot seidenmatt gespritzt, einige Leitungen aus Blumendraht angesetzt und die Details mit Stahlfarbe etwas plastischer herausgearbeitet. Nach dem Beseitigen des Plastiklooks sah die Lok schon ein wenig nach Modell aus, das hätte ich so nicht erwartet:

An den Proportionen und Details stimmt natürlich weiterhin nichts, daran werde ich auch nichts machen. Ich habe hier genug gelesen, um zu wissen, dass das verlorene Liebesmüh wäre, selbst wenn ich technisch dazu in der Lage wäre. Einige Alterungsschritte werde ich aber noch nachholen.
Drei von den alten DB-Reisezugwagen habe ich einen DR-Look verpasst, um einen Fantasiezug für die Ballerina zu haben:

Die Fantasie-DR-Lackierung war eigentlich eine Quatsch-Idee. Die Wagen sind für ihr Alter eigentlich relativ vorbildgerecht, besonders der neu lackierte Innenraum hat durchaus alten Bundesbahn-Charme:

Mein altes RhB-Krokodil habe ich in Nussbraun gespritzt. Nicht ganz vorbildlich, aber da gab's ja so ziemlich jeden Braunton schon mal. Das Fahrgestell wurde anthrazitgrau, das wirkt mMn in etwa wie das Vorbild mit etwas Staub. Hier auf dem Bild sieht's deutlich zu hell aus, aber da macht meine Handy-Cam wieder Mist mit dem Weißabgleich. Das Dach habe in in silbergrau lackiert, weiß auch nicht, warum ich da nicht wie beim Rest einfach weißaluminium verwendet habe. Das Finish beim Gehäuse ist seidenmatt, beim Unterbau matt. Gealtert habe die gesamte Lok, neben Dach und Unterbau auch das Gehäuse:

Nach den Berichten hier hatte ich ja etwas Angste um den Antrieb über die Blindwelle. Nach Reinigung, Lackierung und Zusammenbau lief die Lok aber sogar deutlich besser als vorher. Vielleicht liegt es daran, dass die Treibstangen noch aus Metall waren und ich beim Lackieren aufgepasst habe. Insgesamt finde ich das Krokodil nach einer Neulackierung ganz erträglich, solange man kein echtes Modell zum Vergleich hat. Bei einer 35 Jahre alten Lok will ich da nicht meckern.
Bei der Ge 4/4 II von 1989 habe ich die Schürze braungrau, den Unterbau graphitgrau lackiert, das sollte dem damaligen Vorbild entsprechen. Der Führerstand wurde resadagrün, die Maschinenraume kieselgrau, weiß nicht, ob das die genauen Farben beim Vorbild trifft. Als RhB-Rot habe ich generell einfach Feuerrot verwendet, die offizielle Mischung aus Ral 3001 und 3020 habe ich nicht extra anrühren lassen. Auch hier ist das Finish beim Gehäuse wieder seidenmatt, beim Unterbau matt. Für zeitgenössische Vorbilder würde ich inzwischen sogar hochglanz versuchen, bei der RhB glänzt ja heute alles wie eine Speckschwarte.
Die Innenseiten der Fenster habe ich im Ton der jeweiligen Innenräume lackiert. Das soll die viel zu dicken Wände etwas kaschieren, funktioniert aber erst richtig, wenn ich mich zu den furchtbar teuren bündigen Fenstern durchringen kann. Die zu kleinen Räder fallen nach Lackierung vor allem der Radreifen nicht mehr so auf. Gealtert habe ich vor allem Unterbau und das Dach:




Auf den Bildern kommt es nicht so gut rüber, aber auf mich wirkt die Lok so tatsächlich ziemlich gut. Furchtbar hoch sind meine Ansprüche ja nicht, nur das zu schmale Profil stört mich noch, das sieht kaum nach Meterspur aus:

Die Ge 2/4 hat ja bekanntermaßen wieder kein echtes Vorbild, aber mit gefällt sie trotzdem ganz gut, weil im Gegensatz zu 4/4 II und 6/6 I die Maße, besonders die Breite, in etwa zu stimmen scheinen. Der Unterbau wurde anthrazitgrau, das Gehäuse reinorange. Vorbild sollte signalorange sein, das hatte ich aber nicht da. RhB-Graphitgrau für den Unterbau habe ich erst versucht, erschien mir aber zu hell. Das ziemlich klobige Dach habe ich an den Seiten zweifarbig lackiert, um es etwas dünner wirken zu lassen. Aus dem gleichen Grund habe ich auch die Innenseiten der Fenster wie bei der Ge 4/4 II in der Farbe des Innenraums lackiert. Da die Fenster nicht gebogen sind, sieht das auch schon ohne bündige Fenster schon deutlich besser aus:


Die RhB-Silowagen habe ich in lichtgrau lackiert und mich bei den Rostflecken an der Salzmethode versucht, um mal eine etwas brachialere Alterung zu testen. Die Beschriftung ist rudimentär, da ich zu geizig für Decals war. Insgesamt finde ich die Wagen in Ordnung. Wären die Fahrzeuge noch etwas breiter, könnte man noch filigranere Kleinteile und vorbildgetreue Drehgestelle anbringen und hätte schöne Modelle. Und wenn meine Oma vier Räder hätte, wäre sie ein Omnibus:

Dann hatte ich noch einen alten Circus-Aussichtswagen, den ich in traditioneller LGB-Manier zum RhB-Wagen umgespritzt habe:


Ich hab versucht, mich so gut wie möglich bei Farbgebung und Details am nächstähnlichen Vorbild zu orientieren, passen tun die Maße aber natürlich nicht. Ich finde den Wagen trotzdem gar nicht so schlecht, auch weil wenigstens die Breite, mein persönliches Steckenpferd, zu passen scheint.
Angefangen hatte ich mit den Lackierversuchen bei meinem typischen LGB-Sammelsorium von alten Güterwagen, oft noch aus gelben Schachteln. Naja, die sehen irgendwie besser aus vorher, aber es war alles völlig konzeptlos. Fragt nicht, was irgendein Kleinbahn-Tankwagen als Zementwagen in Pseudo-RhB-Lackierung soll; ich hatte halt noch 30 Jahre alte Rubbelschriften da und wollte üben:






Dann hatte ich noch eine Kiste mit losen Wägelchen aus Anfangspackungen u.ä.:


Bei den RhB-Einheitswagen ohne Vorbild habe ich dann ein bisschen Spaß gemacht, da ist ja bei Maßen und Proportionen Hopfen und Malz verloren. Also habe ich Furka-, Speise- und Gepäckwagen die klassische braungrau-rote Bernina-Farbgebung verpasst, die ich immer noch recht schick finde. Einen Jumbo-Speisewagen und einen BD-Wagen in Berninalackierung gab es ja tatsächlich, und vorbildgerecht ist sowieso gar nichts an den Wagen, egal in welcher Lackierung. Der Unterbau wurde Graphitgrau. Die bestehenden Bernina-Wagen habe ich zwar neu lackiert, aber die äußere Farbgebung weitgehend beibehalten und nur den Innenraum neu gestaltet. Die Innenräume hab ich eher zeitgenössisch als 90er lackiert, Wände außer im Speisewagen in elfenbein, Böden in grau, Sitze zweite Klasse in blau, erste in Rot, Speisewagen in holzbraun.
Das ist der Furka-Wagen nach der Lackierung der Einzelteile:

Und zusammengesetzt innen und außen:


Der Gepäckwagen:

Und der Speisewagen:

Auch die alten Rhb-Loks leiden ja unter der mangelnden Fahrzeugbreite, aber bei den Einheitswagen ist der zusammengequetschte Eindruck wirklich schlimm, da hilft auch etwas Farbe nicht mehr:

Die Alterung ist eher dezent und auf Fotos nicht besonders auffällig, etwas Rost am Gestell, Staub unten an den Wagenkästen, die Dächer habe mit stärkerer Verschmutzung zur Mitte hin:

Mein nun unrealistisch sortenreiner Zug in Berninalackierung gefällt mir theoretisch gut, aber die Wagenmaße sind halt einfach unerträglich. Joachims Umbauten von LGB-Einheitswagen haben mich ja ziemlich beeindruckt. Solche maßstäblichen Proportionen plus Neulackierung und vorsichtige Alterung fände ich prima, selbst wenn Details wie Fensterreihung weiterhin nicht vorbildgetreu wären. Aber an solche Umbauten hab ich mich noch nicht rangetraut.
Und zum Schluss noch die umlackierte Ge 4/4 II vor einem kleinen Fichtenensemble:
