Moin zusammen,
ich bin wieder ein kleines Stück weitergekommen. Diesmal habe ich mir die Tragfedern vorgenommen.
Die bestehen beim Vorbild aus zehn Lagen zu je 90 x 10 mm zuzüglich zwei Beilagen. Im Modell sollte jedes Federblatt also 0,44 mm stark sein um das ganze Paket mit den richtigen Proportionen darstellen zu können.
Schon bei der Bauplanung hatte ich mit mir ausgemacht, dass ich die Federn mit durchgehender Nut und Feder nachbauen will.
Tragfeder Vorbild (S 49)
Das einzige Verfahren um die gesteckten Ziele zu erreichen war Fräsen. Also habe ich mir Federbronze 0,7 mm, einen Kugelfräser 0,4 mm und einen Viertelkreisfräser r=0,2 mm beschafft.
Zunächst habe ich aus der Federbronze exakt 4 mm breite Streifen gefertigt. Dann war mal wieder Vorrichtungsbau angesagt: eine 4 mm-Nut in einen Ms-Block fräsen, vier Gewinde für die Klemmplatten und dann durfte es losgehen.
Tragfeder Vorrichtung (S 49)
Tragfeder Kugelfräser (S 49)
Die in die Nut eingelegten Blechstreifen habe ich auf beiden Seiten geklemmt (leider kein Foto) so dass sich nix bewegen kann, wenn ich mit dem empfindlichen kleinen Fräser arbeite. Zwischen den Klemmplatten blieb ein Kanal von 0,8 mm Breite, in den ich zwei, drei Tropfen Schneidöl gegeben habe, die von dem Fräser mitgezogen wurden.
Der Fräser ist eigentlich für 20000 U min-1 gedacht, ich mußte die geringe Drehzahl meiner Maschine (1660 U min-1) also wieder durch ganz geringen Vorschub und Zustellung ausgleichen. Für die 600 mm Blechstreifen kamen auf diese Weise gut sieben Stunden Kurbelei zusammen.
Diese Streifen reichen für die beiden vorderen sichtbaren Tragfedern. Da ich bei dem relativ geringen Lokgewicht nicht mit einer wirklich wirksamen Federung rechne, habe ich mich entschlossen die Federung der Hinterachse mit einer Druckfederkonstruktion vorzunehmen. Die Federung liegt im Führerstand und ist auch beim Vorbild durch einen Schutzkasten verdeckt.
Tragfeder erste Nuten (S 49)
Die restlichen Fräsarbeiten gingen vergleichsweise schnell vonstatten. Die Federseite der Blätter habe ich mit einem normalen Schaftfräser vorbearbeitet. Dazu habe ich die Vorrichtung etwas modifiziert: da die Federblätter jetzt nur noch einseitig gehalten werden konnten und das Material dünner wird, habe ich in den Ms-Block und in die Klemmplatte kleine Stufen gefräst, damit die Klemmplatte etwas kippen kann und die Blechstreifen möglichst mittig fixieren kann, damit auch bei diesem Arbeitsgang nix flattert.
Tragfeder Vorrichtung Stufe (S 49)
Das Anschrägen der Blattenden geschah nach dem Zuschneiden der benötigten Einzelstücke paarweise durch Fräsen in einer kleinen Vorrichtung auf dem Teilapperat. Die Markierungen weisen auf Anschläge hin, bis zu denen die Bleche eingeschoben werden.
Tragfeder Vorrichtung 2 (S 49)
Tragfedern anschrägen (S 49)
Die Federbunde sind unten offen und werden durch ein eingesetztes Teil verschlossen. Diese Teile entstanden auf dem Teilapperat.
Tragfederbunde fräsen (S 49)
Tragfederbund Unterteil fräsen (S 49)
Die Federblätter werden auf einen 0,5 mm-Niet aufgefädelt. Für den Nietkopf habe ich die Federbunde innen angesenkt.
Unter dem Federbund habe ich einen kleinen Stummel angedreht, der dann auf der Druckpfanne der Achslager sitzen soll.
Wenn die Achslager fertig sind, werden die Pakete nochmal auseinander genommen um die Vorspannung (Biegen) vorzunehmen.
Die Kanten der Blätter wurden dann noch händisch leicht angefast und mit 1500er Schleifmittel poliert.
Tragfeder komplett 1 (S 49)
Tragfeder komplett 2 (S 49)
Die Federpakete hätten eine Stärke von 4,44 mm haben müssen um die Vorbildmaße hundertprozentig umzusetzen. Der Digitalschieber meint: eine Feder 4,38 und die andere 4,36 mm. Mir ist es recht, wenn es ein wenig zu gering ausfällt, mit jedem Zehntel zu viel könnte es leicht zu eng werden.
Die Schieflage wird beim Biegen der Blätter dann ausgeglichen, nicht dass die Lok später umkippt.
Gruß, bis demnächst
Jürgen