Hallo Kollegen,
Lützelburg wächst und gedeiht, Fertiges und Vorzeigbares gibt es allerdings noch nicht. Dafür habe ich aber wochenlang fast nur Kopfsteinpflaster gemacht, jeden einzelnen Stein mit dem Kuli geprägt, -- tausende von Steinen. Das Hobby macht ja wirklich Spaß, aber manchmal ist zu viel der Freude auch nicht das Wahre.
Als dann meine Tochter ihre Schmuckschatulle vom Modeschmuck ihrer Kindertage befreite und meinte, ich könne doch sonst auch immer alles gebrauchen und ob ich in diesem Fall nicht auch als dankbarer Abnehmer herhalten wolle, griff ich zu.
Ein wenig des Herumgekruschtels in den unendlichen Tiefen meiner Schatztruhen, brachten eine alte Schraubenschachtel ans Tageslicht (auf der Rückseite war noch der ehemalige Preis in DM), eine Krippenfigur aus einem Ü-Ei, Karton und ein Stück MS-Rohr, das sich auf wundersame Weise mit dem Geschmeide meiner Tochter verband.
Schon war die Idee geboren: der Mohrenbrunnen.
Geschichtliches:
Mitte des 12. Jahrhunderts war Lützelburg von den Mauren besetzt. Ein zufällig vorbeikommendes Kreuzfahrerheer, das von Lützelburg bestimmt keine Notiz genommen hätte, wäre nicht des kreuritterlichen Heerführers Streitross eines Hufeisens verlustig worden, just, da man sich anschickte, den Ort möglichst zügig zu passieren, eroberte die Stadt im Handstreich zurück, woraufhin der maurische Stadtkommandant und gleichzeitig auch einzige Besatzer demütig den Stadtschlüssel herausgab, die Gegend mit wehender Fahne in Richtung Rhein verlies und eine Schokoladenfabrik gründete, deren Tafeln das Abbild eines Mohren schmückte. So weit zur Historie, kurz in einem Satz zusammengefasst.
Längst wäre dieser Vorfall in Vergessenheit geraten, hätte nicht ein ortsansässiger Künstler die Sache wieder ausgekramt und der Stadt Lützelburg einen Brunnen spendiert. Er zeigt just den Augenblick der Schlüsselübergabe und ist in Bronze und Gußeisen im Geschmack der Zwanziger Jahre ausgeführt.
Der Platz, auf dem er heute steht, heisst seitdem „Platz zum Mohren“, an dem sich auch die allseits bekannte ( zumindest in Lützelburg) Altstadtkneipe „Gasthaus zum Mohren“ befindet.