heute möchte ich euch mein neuestes Fahrzeug vorstellen, das seit gestern meinen Regelspurfuhrpark berreichert. Ein Berliner TM 36. Er wird neben meinem T6 und meinem T24 den Berlin-Wagenpark der Semmelbahn ergänzen.

Diese Zeichnung stellte mir dankenswerterweise ein Berliner Straßenbahnfreund zur Verfügung.

Ende der 20er Jahre beschaffte die Berliner Straßenbahn eine Großserie von Mitteleinstiegswagen, nachdem man bereits mit mehreren Einzelstücken diese Bauart erprobt hatte.
Das Besondere an diesen Fahrzeugen war die seinerzeit innovative Verbundstezeuerung, mit der man die Fahrzeuge in Mehrfachtraktion einsetzen konnte. Ein ähnliches System hatten die 1928 an die Mannheimer OEG ausgelieferten Halbzüge.
Ausgeliefert wurden die Fahrzeuge noch in gelb-weiß. Ein Fahrzeug in diesem Urzustand befindet sich in Niederschönhausen bereits in Aufarbeitung.

Aufgrund technischer Probleme mit der Mehrfachsteuerung musste die ganze Serie bereits 1931 abgestellt werden. Erst 1933 konnten die ersten Wagen mit einer neuen Verbundsteuerung wieder in Betrieb genommen werden. Sie erhielten die Bezeichnung TM33. 1934 nahm man als "Schnellmaßnahme" 50 Wagen ohne Verbundsteuerung wieder in Betrieb. Zur Verbesserung des Fahrgastflusses erhielten die als TM34 bezeichneten Fahrzeuge vorn noch eine einfache Schiebetür. Der große Rest wurde ab 1936 mit neuer Verbundsteuerung und zusätzlicher Tür als TM36 wieder in Betrieb genommen. Nach der Betriebstrennung in Ost und West verloren alle Ost-Wagen ihre Verbundsteuerung wieder und wurden später teilweise in das REKO-Programm einbezogen.
Die im Westteil der Stadt verbliebenen Wagen bildeten bis zur Stillegung der Straßenbahn im Jahr 1967 deren Rückgrat.
Auf dem Bild oben ist ein Wagen im Vorkriegszustand mit demontierter Verbundsteuerung (links) neben einem Westberliner Wagen zu sehen.
Der West-Wagen ist eine kleine Besonderheit. Er pendelte ab 1978 auf einem wegen des Mauerbaus stillgelegten Hochbahnviadukt als Touristenattraktion. Als die Hochbahn nach der Wende wieder ihren Betrieb aufnahm, kam er ins Museum.

Ein Fahrzeug in Ost-Berliner Zustand eben dort im Betrieb.

Wie bereits erwähnt stellte die BVG im Westteil der Stadt 1967 die letzte Straßenbahnlinie (55) auf Bus um.
Innerhalb kürzester Zeit wurde ein sehr umfassendes Straßenbahnnetz auf politischen Wunsch platt gemacht.
Die Fahrzeuge werden dem ein oder anderen aus alten Filmproduktion bekannt sein, in denen Sie mal eine Rolle spielen oder einfach nur mal im Hintergrund vorbeifahren.
Zu nennen wären hier Großer Ring mit Außenschleife, Der zerissene Vorhang und natürlich meinem Lieblingsfilm: eins, zwei, drei von Billy Wilder
Wagen 3566 befuhr am 2.10.67 als letzte Straßenbahn auf der Relation Spandau Hakenfelde - Zoo (Hardenbergstraße).
Er trug dazu ein ensprechendes Schild.
Er gelangte in die historische Sammlung der BVG und steht heute in der Monumentenhalle als ausgelagertes Exponat des deutschen Technikmuseums. Das Schild trägt er heute noch.
Er soll Vorbild für mein Modell sein.

Btw: Ein weiterer überlebender West-Wagen steht heute als Denkmal an der Schleuse Kleinmachnow. Dieses Foto ist von 2012.Inzwischen sieht er schon viel besser aus


Nachem ich am Original noch zahlreiche Detailfotos gemacht und die Pläne genau studiert habe, begann Ende letzten Jahres die Planung.

Daraus resultierte dann dieser Plan.

Gelaserte Teile für die Achsaufhängung.

Der fertige Rohbau.
Dem geübten Spur-G-Straßebahner-Blick wird auffallen, dass der Wagenboden sehr niedrig ist.
Dies und die Tatsache der fahrgestelllosen Bauart (ähnlich T24) schlossen eine Verwendung von handelsüblichen Motorblöcken aus, sofern der Antrieb nicht in den Wagenboden hineinragen soll.
So konnte ich es bei einer 3 mm-Anhebung oberhalb des Motors (ca. 2x3 cm) belassen.

Das Zusammensetzen der Laser-Einzelteile für die Federn.


Achslager. Die Abdeckung besteht aus einem dreischichtigen Polystyrolteil, das in Form gefeilt wurde.

Anmarkierungen für die für die Deckleisten, die im Original dort angebracht sind, wo zwei Außenbleche aufeinander stoßen.

Das Dach wurde wie bei all meinen anderen Wagen aus mehreren Schichten MDF erstellt und in Form gefeilt. Anschließend wurde es bespannt, wie es bei Vorkriegswagen üblich war.
Auf das fertige Dach kommen die Träger für die Dachstege.

Fertige Dachstege.

In die Oberlichter werden die Lüftungsluken eingesetzt.

Nochmal zusammengesetzt

Die Abdeckungen für die Widerstände habe ich aus einigen Resten Messingblech hingebogen.

Die Fangeinrichtung unterm Wagenboden. Die Funktionsweise ist so, dass ins Gleis geratene Passanten gegen das vordere Brett stoßen, wodurch der Fangkorb herunterfällt und den Passanten vor der Überrollung schützt.

Der nächste Schritt waren die Kupplungen für die Verbundsteuerung. Diese bestehen im Inneren aus aufgeschichteten Laserteilen a 1 mm. In diese fürht ein normales Kabel.

Mit etwas Spachtelmasse in Endform gebracht wurden die Köpfe mit Schrumpfschlauch überzogen.
Weiter wurden noch die Griffe aus Messingprofil angebracht und alles lackiert.

Rahmen an den Achsen.

Die Blinkergehäuse entstanden aus einem Stecknadelkopf und einer geteilten Unterlegscheibe.

Lackierter Wagenkasten.

Nach dem Lackieren wurden die Scheiben eingesetzt.
Zu erkennen ist, dass bei den Doppelfenstern jeweils eine Scheibe tiefer im Wagenkasten liegt. Bei Vorbild sind das seitenverschiebbaren Fenster.

Fertig verglaster Wagen.

Wagen in der Endmontage. Die Verbundkupplung ist nun angebracht.

Anbringen der stehenden Figuren am Wagenboden. Zu erkennen auch die Stelle, wo der Motor sitzt.
Oben werden in den Wagenkasten die Türen eingesetzt.
Die Scheuerleisten am Wagenkasten wurden aus einer 3x3 mm-Kiefernleiste hergestellt.

Die Türgriffe

Hier der fertiggestellte Wagen, natürlich als Linie 55.



Das Dachschild ist für den "Normalbetrieb" auch gegen eine normale Reklame tauschbar.