Ich möchte hier endlich ein Versprechen einlösen und über meine Reisen nach Wales berichten.
Nun, vielen wird wohl bekannt sein dass es in Wales, vorallem im nördlichen Teil einige sehr interessante Schmalspurbahnen gibt. Högerbahner und andere haben ja davon hier schon berichtet.
Nach jahrelangem Träumen hat es für mich dieses Jahr endlich geklappt und ich konnte diverse Bahnen besuchen von denen ich bisher immer nur gelesen oder Videos gesehen habe.
Anfang März reisten der SchBB-Wagenmeister und ich für ein Wochenende zur Brecon Mountain Railway in Südwales -> www.breconmountailrailway.co.uk
Da es nur wenige deutschsprachige Infos zu dieser Bahn gibt, hier eine kleine Zusammenfassung:
Die Brecon Mountain Railway ist eine 600mm Spur Bahn die seit 1980 auf dem Trasse einer aufgelassenen Normalspurbahn verkehrt. Die Bahn wird laufend erweitert und umfasst eine Strecke mit momentan ca. 8 Kilometern länge, wobei derzeit ca. 5 km davon befahren werden. Für den Betrieb der Gesamtstrecke reicht der vorhandene Fahrzeugpark noch nicht aus.
Normalerweise verkehrt die aus Südafrika importierte Baldwil 2-6-2 Schlepptenderlok Nr. 2 im Einsatz.

(baumschulbahner)
Zu unserer Freude stand an diesem Wochenende die Jung-Lok "Graf Schwerin-Löwitz" ex DR 99 3353 im Einsatz.

(baumschulbahner)

(baumschulbahner)

(baumschulbahner)
Die Lok bekam 1993 einen neuen, in der eigenen Werkstatt gebauten Kessel inkl. Ölfeuereung.
Durch die bestens ausgerüstete Werkstatt ist die BMR in der komfortablen Lage, viele Dinge selbst zu fabrizieren. Die Personenwagen sowie die kleine schwarze Diesellok sind allesamt Aus Eigenproduktion. Die grosse, Vierachsige Diesellok aus Russischer Produktion wurde umgespurt und wird momentan total revidiert. Derzeit läuft auch noch die Aurarbeitung einer weiteren Baldwin-Dampflok welche von 2-6-0 auf 2-6-2 umgebaut wird (Einbau einer Nachlaufachse). Zu dieser Lok wurde zur Zeit unseres Besuches gerade der Ersatzkessel konstruiert. "Nebenher" läuft auch noch der komplette Neubau von zwei weiteren Dampfloks nach Vorbild zweier Loks die im US-Bundesstaat Maine verkehrten. Dazu sind bereits diverse Teile fertig.
Doch nun zurück zum Zug. Der letzte Wagen des Zuges ist ein Caboose der ebenfalls nach einem Vorbild in Maine gebaut wurde:

(baumschulbahner)
Dass fast alles selbst hergestellt wird zeigen die überall vorhandenen Initialen der Brecon Mountain Railway:

(baumschulbahner)
Die Strecke ist aufgrund ihrer Vergangenheit sehr grosszügig angelegt. Leidglich die Bahnhofsausfahrt verfügt über eine enge und Steile Kurve, der Rest der Strecke steigt bzw. fällt kontinuierlich, was der kleinen Lok in beiden Richtungen beeindruckende Klänge entlockt.
Entlang des Pontsticill Reservoirs (Trinkwasserstausee) der das Taf Fechan Tal überflutet führt die Strecke nach Dol-y-Gaer. Die Station Pontsticill wird bei der Hinfahrt ohne Halt durchfahren. In Dol-y-Gear umführt die Lok den Zug, es kann aber nicht ausgestiegen werden.

(baumschulbahner)
Auf der Rückfahrt wird in Pontsticill ein längerer Halt eingelegt während dem sich die Passagiere im Cafe verpflegen und/oder die Aussicht geniessen können. Für Kinder ist ein kleiner Spielplatz vorhanden.
Hier wird derzeit ein kleines Dampf-Museum mit diversen Stationärmaschinen, Lokomobilen und kleineren "Quarry" Loks eingerichtet.

(baumschulbahner)

(baumschulbahner)

(baumschulbahner)
In Pant (So nennt sich der Anfangsbahnhof der BMR) steht die Zuglok bis zur nächsten Abfahrt meistens am Perronende und kann dort von allen Passagieren gut betrachtet werden.

(baumschulbahner)
Kurz vor unserer Abreise begaben wir uns zu den gegenüber des Bahnhofes gelegenen aufgelassenen Steinbrüchen, von dort hat man eine gute Sicht auf den abfahrenden Zug.

(baumschulbahner)
Aufgrund eines kleinen Rechenfehlers in Bezug auf die Abflugzeit des Fliegers in Bristol hätten wir diesen beinahe verpasst. Aber alles ist nochmals gut gelaufen und wir sind müde aber mit schönen Erinnerungen in Zürich gelandet.
Als Fazit kann ich diese Bahn jedem wärmstens Empfehlen. Nach aussen eine reine Touristenbahn mit Ausrichtung auf Tagestouristen ist sie bei näherer Betrachtung eine gut geführte Eisenbahn die technisch auf einem sehr hohen Level funktioniert.
Gut gelöst ist der Besucherbereich der den Passagieren einen Einblick in die Werkstatt gestattet ohne den Betrieb oder die Besucher zu gefährden.
Demnächst dann hier der Bericht zu einigen weiter nördlich gelegenen Bahnen.
Viele Grüsse,
Urias