was braucht der Modellbauer als hinteren Anlagenabschluss oder der Teppichbahner als Sichtschutz vor der Heizung? Genau. Eine schöne Hintergrundkulisse. So entstand bei mir die Idee, eine Fachwerkstraße in Halbreliefbauweise zu gestalten. Und alle NichtmodellbahnerInnen lieben solch eine Fachwerkszenerie natürlich auch als zeitgenössische Weihnachtsdeko für das Wohnzimmer.

Das Vorbild
Das Vorbild für meine Fachwerkstraße habe ich in der kleinen Harzstadt Güntersberge gefunden. Google sei Dank stößt man bei der Internetrecherche immer wieder auf dieses hübsche Zwillingspärchen Güntersberger Fachwerkhäuser.
Das erste Haus
Das erste Haus, welches ich euch gerne vorstellen möchte, enstand bereits im letzten Winter. Das war dieser lange kalte eklige Winter, wenn ihr euch noch daran erinnern könnt. Da ich damals noch keine Digitalkamera hatte, gibt es leider keine Baufotos. So habe ich einmal den heutigen Stand fotografiert.
Hier sehen wir gerade 2 Einwohner Güntersberges bei ihrer täglichen Arbeit, das Rollmaterial am Laufen zu halten.


Straßenansicht Fachwerkhaus
Der Aufbau der Fassade besteht aus Holzfaserplatten, die ich aus einem alten Kleiderschrank recycelt habe. Darauf habe ich mit Raketenstöcken das Fachwerk aufgeleimt. Die Ausfachung erfolgte mit Gips.
Das nächte Foto zeigt den Eingangsbereich in Vergrößerung.

Eingang
Tür, Fenster und Fensterläden habe ich mit der Laubsäge aus Sperrholz ausgesägt. Der Trittstein ist aus Fliesenfugenmörtel gegossen. Die Türklinke ist ein Stück Eisendraht auf Kupferblech gelötet.
So in der Vergrößerung fällt mir jetzt doch ins Auge, dass der Maler da ein wenig unsauber lackiert hat. Naja, ist halt wie überall: Gute Handwerker sind schwer zu bekommen.
Wenigstens die Geranien sind gut in Schuss.
Geranien
Die Blumenkästen habe ich aus Holzleisten gefeilt. Die Stängel der Geranien sind aus Islandmoos. Die Blüten sind kleine Schaumstoffstückchen, die ich mit verdünnter Abtönfarbe rot gefärbt habe. Und die Blätter habe ich aus bemaltem Papier mit dem Locher ausgestanzt. Vielleicht sollte ich das nächste mal Papier nehmen, welches schon die Grundfarbe grün hat, denn so in der Vergrößerung sieht man jetzt teilweise die weiß durchleuchtenden Schnittkanten.
Das Licht im Fenster ist übrigens nicht Pettersons Wohnzimmerlampe, sondern eine Spiegelung des Kamerablitzes. Sieht doch verblüffend echt aus, oder?
Gehen wir nun weiter nach oben Richtung Dach.
Dachrinne
Die Dachrinne habe ich aus 0,5 mm dickem Kupferblech geschmiedet. Die Rinneisen sind aus Eisendraht, den ich am Ende abgeplattet und umgebogen habe. Als Rundmaterial für das Fallrohr fielen mir große Zimmermannsnägel mit 4,4 mm Durchmesser in die Hände, die sich mit etwas Gewalt in Bögen biegen ließen.
Die Gardinen habe ich aus einem Petticot meiner Frau geschnippelt. Bei der kreativen Materialbeschaffung darf man eben nicht zimperlich sein. Fragt aber besser vorher nach, ob sie ihn noch braucht.

Kommen wir nun zum Dach, welches aufgrund seiner relativen Größe in der Gesamtansicht ein markantes Bauteil ist.

Dachfenster
Die Dachkonstruktion besteht aus Sperrholz. Darauf habe ich streifenweise überlappend Wellpappe aufgeklebt.
Diese Wellpappe diente übrigens einmal als Stoßschutz für einen ziemlich grauseligen Keramik-Nippes, den ich von meiner Schwiegermutter geschenkt bekam. Ich wusste gleich, was ich mit beiden Teilen zu tun hatte. Und meine Schwiegermutter denkt bis heute, dass es dieser Keramikweihnachtsmann war, über den ich mich so sehr freute.

Oh, ich glaube ich schweife zu sehr ab. Da diese Wellpappe jedoch nicht besonders druckfest ist, habe ich in die Hohlräume Stücke von Schaschlikspießen eingeleimt.
Die Dachausstiegsluke habe ich aus schwarzem Moosgummi, Plexiglas und grauer Pappe gebaut. Die Firststeine sind ebenfalls aus Pappe. Das gesamte Dach wurde dann mit Abtönfarbe angemalt und mit wässeriger schwarzer Tunke vorschriftsmäßig gealtert.
Schlussbetrachtung
Mit dem Bau dieses Fachwerkhauses war ich über mehrere Monate beschäftigt, und es hat mir die lange Winterzeit verkürzt. Auf den Detailfotos habe ich jetzt aber doch noch einige Punkte entdeckt, die mir nicht ganz so gut gelungen erscheinen:
So finde ich die Tür und die Fensterläden heute etwas grob gearbeitet, und der Tritt sollte auch noch ein wenig Patina erhalten. Und die Farbgebung des Sockels finde ich ebenfalls nicht optimal. Auch fehlen mir noch Briefkasten und Hausnummer, was aber noch nachgeholt wird.
Geht euch das eigentlich auch so? Immer wenn ein Objekt fertig ist, weiß man, was man nächstes Mal anders machen sollte. Aber baut ihr deswegen alles zweimal? Mich würde das langweilen, und so ist jeder Modellbau ein Prototypenbau, mit allen bekannten Unzulänglichkeiten.
So, das wars erst einmal für heute. Wenn euch dieser Artikel nicht total gelangweilt hat, dann geht es demnächst weiter mit dem Baubericht des zweiten Fachwerkhauses aus dem Vorbildfoto. Das ist nämlich meine diesjährige Winterarbeit.