Zu Beginn war es mein Anliegen, die aktiven Pausen im Echtdampfbetrieb bei Ausstellungen mit einer Lok auszufüllen, die keiner ständigen Beobachtung bedarf. Da bei Echtdampfbetrieb nicht zwangsläufig Strom auf den Schienen sein muß, schied eine Lok mit Antrieb über den Schienenstrom aus. Die nächstliegende Idee war, nur eine Akkulok kann die Aufgabe eines solchen Pausenclown´s übernehmen. Unsere FM-Fernsteuerungen vom Dampfmodellbetrieb sollten aber auch dafür einsetzbar sein. Viele Versuche schlugen fehl oder endeten schließlich in einen großen Geisterwagen, welcher Akkus und Empfänger mit schleppt.
Ein Gespräch mit Bernd Kurowski brachte schließlich den Durchbruch. Er verriet mir einige Tricks und Kniffe, wie er in seinem Funktionsmodellbau diese Aufgabe löst. Schließlich bietet er diesen Umbau den Kunden als Dienstleistung an. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit. Die Lehmann´sche 99 5001 sollte von Anfang an für eine solche Betriebsweise erstmal herhalten. Das bemerkenswerte an Bernd Kurowski´s Idee ist, der Antrieb mit dem System Rad/Schiene bleibt erhalten und die Lok kann auf Akkubetrieb umgeschaltet werden. So entsteht eine Art Zweisystemlok.
Das Ergebnis ist verblüffend. Die durch den Akkueinbau nun schwerere Lok hat eine noch bessere Lage auf der Schiene und der Akkubetrieb verschafft der Lok auf jeden Gleisabschnitt beste Fahrleistungen.
Vergessen ist der einseitige Einsatz als Pausenclown bei Echtdampfvorführungen. Fortan ist diese Lok der Favorit auf meiner Freilandanlage. Aufs Gleis stellen, anschalten und abfahren, so habe ich mir das schon immer gewünscht. Egal wie die Beschaffenheit des Gleises ist. Solange das noch da ist, kann darauf auch gefahren werden. Genau so wie mit unseren Echtdampfloks. Nur noch mit einen weiteren Vorteil: neben weggefallener Gleispflege ist auch keine aufwendige Lokvorbereitung nötig. Abgesehen davon, daß zwangsläufig auch keine Nachbehandlung erforderlich ist. Einfach abschalten, abstellen und fertig.
Bild 032 (dampfsachse)

Akkulok unterwegs auf einen von Gras stark überwachsenen Streckenabschnitt
Das ist aber nur der jeden sofort sicht- oder auch fühlbare Vorteil. Viel wichtiger erscheint mir, das im Freiland ohnedies nicht richtig funktionierende System Rad/Schiene zur Stromversorgung ist nicht mehr nötig. Kein Strom an Gleis heißt aber auch keine Kabel und Verbindungsleitungen. Nur mit dem Gleisaufbau haben wir schon eine betriebsbereite Anlage. Wenn wir den Zubehörstrom für die Beleuchtung aus einer Photovoltaikanlage beziehen, sind wir sogar vom Stromanschluß völlig frei. Eine solche, sofort fahrbereite Anlage läßt sich in kurzer Zeit und an jedem Ort aufbauen.
Die Speicherkapazität der Akku´s läßt ohne weiteres einen 8-stündigen Fahrbetrieb zu. Da wir nun einmal wieder auf der Lok sind. Durch weitere vorhandene Fernsteuerkanäle können an jeder beliebigen Anlagenstelle Zusatzfunktionen wie: Licht an und aus, Läuten bzw. Pfeifen, An- und Abkuppeln und dergleichen mehr, ausgeführt werden.
Ohne Vorkehrungen ist auch sofort ein Mehrzugbetrieb möglich. Einzige Voraussetzung, jede Lok hat, genau wie beim Vorbild, ihren Lokführer und ihren eigenen Fernsteuerkanal. Damit ergeben sich aber auch vollkommen neue Betriebsweisen, denn Jeder wird aktiv in den Fahrbetrieb einbezogen. Es sitzt also nicht nur Einer am Regler und alle anderen Modellbahner werden nur durch Hilfsdienste aktiv. Am Schluß des Spiels kann jeder mit Recht sagen, ich war Lokführer meiner Lok. Damit wird die aktive Einbeziehung aller gleichzeitig in das Spiel erst möglich und dieser Faktor ist neu, sollte aber nicht unterschätzt werden. Die Betriebsstörungen schrumpfen auf das Maß von reinen Verkehrsstörungen zusammen, allerdings müssen wir auf unseren geliebten Computer mal verzichten.
Einen solchen Fahrbetrieb über Stock und Stein möchte ich Euch auf Videoclip hier vorstellen: http://www.youtube.com/watch?v=V1pf-M7GGHY
Einige Worte zur Erläuterung: Die Aufnahmen sind 2010 entstanden, Datum und Uhrzeit sind zwischenzeitlich gestellt, lassen sich aber aktuell nicht wiederholen. Die Anlage befand sich in dem Zustand, wie sie der Schnee freilegte. Die übertragenen Fahrgeräusche beim Clip "Erste Inspektionsfahrt 2010" sind der Montage der Kamera auf den linken Wasserkasten der Lok geschuldet, damit ergibt sich eine direkte Resonanz zum Fahrtregler.
Der Akkubetrieb wird zur Nachahmung unbedingt empfohlen vom
dampfsachsen Gerhard.