Frankreich ist in erster Linie für seine modernen Hochgeschwindigkeitszüge eisenbahntechnisch bekannt. Früher war Frankreich jedoch die Nation der Nebenbahnen par excellence! Die "le Mastrou" genannte Strecke des CFV zwischen Tournon-sur-Rhône, etwa 80 Kilometer südlich von Lyon, nach Lamastre ist der letzte verbliebene Abschnitt eines ausgedehnten Meterspurnetzes im französischen Zentralmassiv, das Anfang des 20. Jahrhunderts eine Gesamtstreckenlänge von über 200 Kilometern hatte.
Zeittafel:
- 1886 - Planung zum Bau der Strecke
1891 - Einweihung
1942-45 - Während der Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich wurde die Bahnstrecke von Wiederständlern und Schmugglern verwendet, sodass der kleine Bahnhof Saint-Jean-de-Muzols, kurz vor der Endstation, wahre Güterumschlagrekorde verzeichnen konnte.
1968 - Stilllegung
1969 - Wiederaufnahme des Museumsbetriebs
2008 - Und jetzt die erneute Stilllegung?
Die verbliebene Strecke von Tournon nach Lamastre ist 33 Kilometer lang und überwindet auf acht Brücken und durch vier Tunnels eine Höhendifferenz von etwa 250 Metern. Auf den ersten Kilometern ab Tournon teilt sich der train du Vivarais die Trasse mit der französische Staatsbahn SNCF (Dreischienengleis!), bevor die Schmalspurbahn ins Tal des Doux abzweigt!
Lokomotiven
Bekannt ist der train du Vivarais vor allem durch seine imposanten Mallets, die im laufe ihrer Geschichte bereits zahlreiche unterschiedliche Farbkleider trugen.
Die 1903 von SLM Winterthur gebaute 030+030-Mallet Nr. "403".
Die 030+030-Mallet Nr. "414", gebaut von SACM, 1932.

Die 020+020-Mallet Nr. "104", gebaut von Blanc-Misseron, 1906
Darüber verfügt der CFV noch über zwei weitere interessante Dampflokomotiven.
Die von Corpet-Louvet 1024 gebaute 040-Tendermaschine "24". Ursprünglich für den Rangierdienst bestimmt, übernahm sie auch leichte Zugleistungen.
Die 1909 von Pinguely gebaute 030 Nr. "31" ist die letzte verbliebene "bicabine" in Frankreich.
Neben lokbespannten Zügen kamen auf der Strecke auch die sechs "autorails" genannten Triebwagen zum Einsatz.
Autorail "213", gebaut bei Billard, 1938.
Autorail "314", gebaut bei Billard, 1937.
Außerdem existieren einige Draisinen für die Streckenunterhaltung sowie Diesel-Rangierloks, von denen vor allem die folgende beachtenswert und vielleicht Anregung für einen einfachen Nachbau ist:

Der 1930 bei Pétolat gebaute Traktor "PE-5".
Waggons

Bunt zusammengewürfelter Zug des CFV.
Über 120 Waggons sind auf dem CFV zu Hause, davon 35 als monument historique klassifizierte. Das Wagenmaterial des CFV ist bunt (im wahrsten Sinne des Wortes) zusammengewürfelt. Dies macht den besonderen Reiz dieser Museumsbahn aus. Personenwagen schweizerischen Ursprungs haben hier genauso wie Waggons von Strecken in der Bretagne ihre neue Heimat neben den ursprünglichen Vivarais-Wagen gefunden.
Selbst ein Salonwagen mit fauteuils-lits existiert beim CFV.
Vom Güterwagenpark präsentiere ich nur ein paar Beispiele.

Vorbildlich restaurierter Packwagen. Beachtenswert sind die rautenförmigen Fenster sowie der Schließmechanismus der Schiebetür.

Unkrautbekämpfung. - Auch eine Idee für die Gartenbahn?


Kranwagen.
Krise 2008
Dazu zitiere ich aus Wikipedia:
Bleibt zu hoffen, dass der Klang der Dampfpfeife und der Geruch des Rußes noch lange im Tal des Doux zu hören sein werden und dass der "Mastrou" nicht wirklich gestorben ist! Ein interessantes Stück Eisenbahn- und Technikgeschichte wäre verloren!Vierzig Jahre nach der Rettung des Teilstücks Tournon - Lamastre vor der Stilllegung steht die Bahn vor einer weiteren Krise: 2008 fand kein Fahrbetrieb statt, es steht keine betriebsbereite Dampflok zur Verfügung und die Strecke weist Sicherheitsmängel auf (Pressemitteilung April 2008).
Ein Hauptproblem ist die Mitbenutzung der regelspurigen Rhone-Strecke der SNCF mittels Dreischienengleis. Diese Strecke weist nur Transitgüterverkehr auf und die Betreiber möchten schnellstmöglich die Fahrplantrassen der Schmalspurbahn für den Güterverkehr nutzen. Nach verschiedenen Berichten in der französischen Fachpresse soll es im Jahre 2009 einen eingeschränkten Fahrbetrieb geben, jedoch nicht auf dem dreischienigen Abschnitt und wahrscheinlich nicht bis Lamastre. Die an der Strecke liegenden Orte verzeichnen teilweise dramatische Rückgänge von Touristenbesuchen, die hauptsächlich wegen der Bahn die Gegend bereisen. In Lamastre sollen bereits mehrere Restaurants geschlossen haben. Es gibt mehr oder weniger konkretete Planungen, bei Saint-Jean-de-Muzols ein neues Depot und ein Museum zu errichten, was ohne große öffentliche Zuschüsse nicht möglich ist. Die anliegenden Gemeinden und Gebietskörperschaften sind auf jeden Fall einig, dass die Bahn einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Region darstellt. Dies lässt darauf hoffen, dass die Strecke in irgendeiner Form weiterbetrieben wird.
Außerdem sind die technisch interessanten Fahrzeuge ja für den einen oder anderen hier eine Anregung für ein schönes Modell.
Zum Weiterlesen
Auf folgenden Internetseiten finden sich weitere Informationen zum Chemin de fer du Vivarais. (Die Abbildungen in diesem Beitrag stammen von diesen Seiten und sind nur als Link in diesen Beitrag eingebunden.)
- Wikipedia - Der Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia.
Wikipédia - Der gleiche Eintrag auf französisch, dafür aber mit Informationen zu den Fahrzeugen. Außerdem findet sich dort eine Literaturliste.
Association de soutien au Chemin de fer du Vivarais - Der Förderverein des Chemin de fer du Vivarais. Unter dem Menüpunkt "Matériel" > "CFV" finden sich Beschreibungen der Fahrzeuge.
Foto-Website - Unzählige Fotos der Strecke und Fahrzeuge.
Train du Vivarais - Seite mit Bildern und Informationen.