Über die Roco-DCC-Produkte (Lokmaus, Lokmaus 2, R3, multiMaus® und multiMAUSpro®) wurde im Forum schon allerlei geschrieben. Da die Mausfamilie mit zunehmender Reife auch für größere Ansprüche immer geeigneter wird, scheint ein neuer Thread ganz passend.
Ich bin selbst erst bei der multiMaus® eingestiegen und habe zwei davon (ganze Systeme, nicht nur die Handteile - genauer: eines gehört meiner Tochter). Diese Sets sind oft günstig bei eBay® zu haben - als Bestandteile von Startsets, bei denen die Kunden nur die Fahrzeuge möchten. Mein Tipp: Kauft beim Händler mit Garantie.
Da hier wiederholt Fragen zum Thema aufgetaucht sind, versuche ich die wichtigsten Infos zusammen zu fassen.
Es handelt sich bei der multiMaus um ein DCC-System. Bei der aktuellen roten multiMaus® wird das DCC-Signal im Bedienteil 10810 erzeugt, der Verstärker 10764 ist eine Art Mini-Booster mit Anschluss-Weiche und Überlastschutz. Gespeist wird er über einen Trafo mit 16 VAC am Ausgang und 50 VA (ungeregelt), was auf nutzbare 3,2 Ampère hinaus läuft. Der Anschluss für den Schienenstrom ist proprietär. Es kann sein, dass das Anschlusskabel 10619 passt. Findige Bastler können sich zur Not auch mit zwei 2mm-Messing-Stiften behelfen.
Wenn mich meine Elektronik-Laien-Kenntnisse nicht trügen, sind die Eingangs-Dioden des Verstärkers für einen Gleichspannungseingang von z.B. 22 Volt mangels Belastbarkeit nicht geeignet. Anmerkung: Aus den Amplituden der Wechselspannung mit 16 Volt können vor einer Gleichrichtung 16 × 1,4142 (Wurzel aus 2) = 22,6 Volt gewonnen werden. Abzüglich zwei Si-Dioden-Übergänge à 0,6 V bleiben also 21,4 Volt. Effektiv kommen bei der multiMaus-Anlage am Decoder-Ausgang etwa 19,8 Volt an (die Verringerung liegt am Eingangs-Gleichrichter des Decoders).
Die Maus wird mit RJ12 Steckern (6P6C - 6/6) mit dem Verstärker verbunden. Die erste Maus wird zum "Master" und darf im laufenden Betrieb nicht getrennt werden, die "Slave"-Mäuse (das darf auch eine Lokmaus 2 sein) schon. Für deren Verbindung genügt auch ein Kabel mit RJ12-Steckern, aber nur vier belegten Polen (denen in der Mitte, 6P4C - 6/4). Bus-Geräte wie Booster werden über RJ11-Stecker angeschlossen (vier Pole).

Zur Bedienung: Sie ist die reine Freude! Ein einmaliges Studium der Anleitung - bei weitem nicht so schwierig wie bei manchen Decodern - genügt vollauf, weil das meiste selbsterklärend ist. Das Display ist Hintergrund-beleuchtet, die Helligkeit lässt sich einstellen, echte Loknamen (5 Zeichen) und Mehrsprachigkeit sind kein Thema. Meine Tochter Chiara ist derzeit sieben Jahre alt und hat kein Problem damit, CV-Werte zu ändern. Die Bedienung im Fahrbetrieb ist trivial. Die "analoge" Steuerung per Drehknopf mit Nullpunkt-Raste finde ich ausgezeichnet, und 20 Funktionsausgänge (!) können direkt geschaltet werden (0 - 9 und SHIFT + 0 -9). Das Licht wird über eine separate Taste ein- und ausgeschaltet (Lichtsymbol / OK bei Menüs). Mit der Taste rechts daneben wird in den Weichen-Bedienmodus umgeschaltet.
Roco bietet (mit neuer Internet-Adresse) einen PC-Simulator an, der recht gut gemacht ist: http://www.roco.cc/index.php?id=13 . Da könnt Ihr Euch schon ein gutes Bild der Bedienung machen. Der Vergleich Simulator / Praxis fällt positiv aus. Die Komponenten sind sehr robust gebaut und vertragen auch eine rauere Behandlung klaglos

Die multiMaus® kann CV-Werte leider noch nicht auslesen. Das heißt, die Werte müssen (noch) auf einem Zettel oder dem PC notiert werden, was ein mühseliges Unterfangen sein kann, denn in manchen Situationen muss sehr viel und mit vielen CV-Werten experimentiert werden, ehe das Ergebnis überzeugt. Leider ist auch die Kabellänge der Master-multiMaus® auf zwei Meter begrenzt (zumindest offiziell).
Zum Jahreswechsel 2008 / 2009 wird ein neues System angeboten werden: die multiMAUSpro®.
Da werden die Karten neu gemischt - die neue multiMAUSpro® ist nun blau, kabellos, kann CV-Werte auslesen und und und... zu viel für einen Satz. Die Informationen auf der Roco-Website werden noch ein wenig unglücklich dargestellt.
Die FunkMaus ist nur noch ein reines Bedienteil. Das DCC-Signal wird in der nun echten Zentrale erzeugt, die zugleich der Funkempfänger, ein Mini-Booster und der Verteiler für die Slaves des Roco-Nets ist (mit Lenz hat das System schon länger nicht mehr zu tun, wenn auch vieles noch kompatibel sein soll). Wie ich aus sicherer Quelle erfahren habe, wird die multiMAUSpro® nicht wie zunächst vermutet auf 868 MHz, sondern mit 2,4 GHz funken <freu>. IEEE_802.15.4 sollte es schon immer sein. 2,45 GHz ist sicher besser, da bei 868 MHz eigentlich nur drei Kanäle verfügbar sind.
Ob die Zentrale auch mit Gleichspannung versorgt werden kann, ist noch nicht klar. Ich habe die Anregung (wegen des Betriebs mit Schaltnetzteilen und der im 99 021-Thread von Thomas Engel vorgeschlagenen RC/DCC-Kombination) an Roco weiter geleitet. Hierbei dürfte es sich im Wesentlichen - das ist nur meine private Meinung - um die Eingangsdioden und die Bauweise der Überstromsicherung drehen.
Ebenfalls neu ist am FunkMaus-Set, dass die PC-Schnittstelle schon integriert ist. Das Rocomotion-Interface ist daher entbehrlich. Ein USB-Kabel genügt, und schwupps, wandern die Daten vom und zum PC. Die nötige Software wird mitgeliefert.
Die unverbindliche Preisempfehlung für das Set (Trafo, Zentrale, Bedienteil, Software) liegt bei 399,- Euro, der Straßenpreis hat sich unterdes bei 359,- Euro eingependelt. Daher dürfte ein zusätzliches Bedienteil bei 179,- Euro liegen. Die Anlage hat sicher nicht so viele "Features" wie die Zimo-Produkte, aber nicht jeder von uns hat eine so dicke Brieftasche

Bevor nun das Geschrei losgeht ("3,2 Ampère - was soll ich damit bei meiner Gartenbahn und Dreifach-Traktion anfangen?"): Zunächst einmal, die neue Anlage hat (leider) eine automatische Umschaltung Programmier-/Hauptgleis. Mit POM ("programming on main", Programmierung auf dem Hauptgleis) ist es also fortan wohl Essig. Das ist aber so tragisch nicht, denn für den Hauptgleis-Ausgang des Mini-Boosters gibt es eine gute Verwendung: Er lässt sich bei Bahnen unserer Nenngrößen prima zur Versorgung von Weichen- und Schaltdecodern nutzen.
Den eigentlichen Fahrstrom würde ich einem Booster von Lothar Gallus entnehmen. Da gibt es um moderates Geld 6 oder 15 Ampère, das sollte für die meisten Zwecke reichen. Bitte niemals die Ausgänge der Zentrale und des Boosters zusammen schalten! Das führt sicher zum Tod einer der Komponenten, wahrscheinlich der schwächeren, also der Roco-Zentrale. Lothar Gallus beantwortet gerne Fragen zu seinen Angeboten - daran sollte es nicht scheitern.
Bearbeitet wegen Rechtschreibfehlern.
Beste Grüße,