Neues in Sachen Ns 1

Das Brett für die Freunde des echten Fahrspaßes - Livesteam & Verbrennungsmotoren

Moderator: GNEUJR

Benutzeravatar
Maschinist
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1436
Registriert: Do 4. Sep 2003, 21:36
Wohnort: Dresden

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von Maschinist »

Mahlzeit Larry,

Bohrwerk und Fräsmaschine wäre schon eine Möglichkeit, doch derzeit ist meine Bastelkasse leer. Werde mal Klinken putzen gehen, vielleicht bringt es was.

Die Naben der Kegelräder kann ich nicht abdrehen, dann fehlt das Fleisch für den Kugellagersitz.

Gruß Sven
Benutzeravatar
bahn-stephan
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 653
Registriert: Fr 26. Nov 2004, 18:05
Wohnort: Zwenkau/Sachsen
Kontaktdaten:

Das muß jetzt mal raus !

Beitrag von bahn-stephan »

Hallöchen Sven !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Also, jetzt muß ich mal den Baubericht kommentieren. Viele von uns Usern weiß inzwischen, daß so ein Modell einem kompletten Neubau gleicht. An sowas hat damals eine ganze Fabrik gearbeitet.
Ich bewundere deshalb deine "halbe" Lok, auch wenn ich sie noch nicht in Natura zu Gesicht bekam. Mach weiter so, vielleicht klappts ja mal.

Grüße
Bahn-Stephan
der die Bohrung auf 62mm vielleicht von(bei) einer Firma machen lassen würde.
Garten(45)- Feld(500)- und Draisinen(1435) Fahrten und jetzt noch 5+7 Zoll !
Benutzeravatar
Maschinist
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1436
Registriert: Do 4. Sep 2003, 21:36
Wohnort: Dresden

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von Maschinist »

Mahlzeit Stephan,

danke für die Anerkennung. Gerade die Komplexität des Projekts, Konstrukteur und Zerspaner, Schweißer und Schlosser in einem zu sein, macht für mich den Reiz aus. Der Lerneffekt ist dabei auch nicht zu unterschätzen.

Bezüglich der Bohrung bin ich schon an einer Lösung dran, näheres in den nächsten Tagen.

Sobald die Lok fahrtüchtig ist, wird sie hier und da auch mal öffendlich zu sehen sein.

Gruß Sven
Benutzeravatar
Maschinist
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1436
Registriert: Do 4. Sep 2003, 21:36
Wohnort: Dresden

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von Maschinist »

Mahlzeit!

Nachdem alle Bemühungen die zu klein geratene Bohrung auf einem Bohrwerk auf 62 mm aufbohren zu lassen gescheitert waren, wurde das Gehäuse nun auf einer größeren Säulenbohrmaschine bearbeitet.

Bild

Als Werkzeug wurde dafür ein Kegelsenker verwendet. Die Bohrung wurde mit 65 mm Durchmesser zwar 3 mm größer als geplant, doch handelt es sich bei der Bohrung nur um die Durchführung der Abtriebswelle zu den Flanschlagern. Mit geringer Drehzahl, wenig Vorschub und viel Bohrmilch gestaltete sich die Durchführung unproblematisch. Beide Seiten wurden einzeln gebohrt.

Bild

Mit einem 80er Kegelsenker wurden im Anschluß die Kanten gefast. Hierbei zahlte sich aus, das von vorn herein große Getriebedeckel vorgesehen waren, durch die der Senker auch vom Gehäuseinneren eingespannt und auch die innenliegende Kante gebrochen werden konnte.

Sobald es die Zeit zuläßt werden die Getriebewellen gefertigt.

Gruß Sven
Benutzeravatar
Maschinist
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1436
Registriert: Do 4. Sep 2003, 21:36
Wohnort: Dresden

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von Maschinist »

Mahlzeit!

In den letzten Tagen um Ostern konnte ich einige größere Fortschritte in Sachen Getriebe erzielen.

Am Donnerstag konnte ich für 4 Stunden eine Drehmaschine in der angestammten Werkzeugbaufirma nutzen, um die drei Getriebewellen anzufertigen.

Bild

Leider war danach nicht mehr genug Zeit zum Fräsen der Paßfedernuten, so musste das erstmal verschoben werden.

Bild

Die Eingangswelle des Getriebes besitzt an einer Stirnseite eine Bohrung, in die eine Keilwelle eingepresst wird. Die Keilwelle stammt wie das Schaltgetriebe von einem AWO-Motorrad.

Bild

Die Keilwelle war im Kardanantrieb des Motorrades verbaut und wurde auf der Drehmaschine mit einem Paßsitz versehen und abgestochen.

Bild

Beide Teile wurden nach dem Fügen verschweißt, eine Manschette aus Kupferblech schützt den Lagersitz vor Spritzern.

Bild

Die fertige Welle auf dem Getriebegehäuse.

Bild

Der Einbau ging dann auch problemlos von statten. Das Einfädeln des Kettenritzels durch den Deckel ist zwar etwas diffizil, doch wäre ein geteiltes Getriebegehäuse nicht mit dem zur Verfügung stehenden Budget realisierbar gewesen.

Bild

Blick auf die Lage im Gehäuse, neben dem Kettenrad ist die Öse für den federbelasteten Kettenspanner angebracht.

Bild

Nach dem Einbau der Eingangswelle wurde die untenliegende Zwischenwelle montiert, die durch zwei Flanschlager im Gehäuse gelagert ist. Sie trägt ein Kettenrad mit 20 Zähnen, wegen der beengten Platzverhältnisse und des vorgegebenen großen Achsabstandes waren keine Zahnräder verwendbar, um die geforderte Übersetzung von 2:1 zu verwirklichen.

Bild

Es folgten die Montage des Kegelrades am Ende der Zwischenwelle und der Einbau der Ausgangswelle.

Bild

Die Ausgangswelle wird ebenfalls von zwei außen angebrachten Flanschlagern gehalten und besitzt in der Mitte eine axial verschiebbare Schaltklaue. Diese ist über zwei gegenüberliegende Paßfedern mit Schiebesitz formschlüssig mit der Welle verbunden. Daneben sind auf beiden Seiten Schulterkugellager angebracht, die später die Kegelräder des Wendegetriebes aufnehmen. Diese spezielle Form der Rillenkugellager erlaubt höhere axiale Belastungen als normale Lager. Für den Einsatz von Axialkugellagern fehlt auch hier der Bauraum.

Bild

Anschließend wurde die Rollenkette für die erste Übersetzungsstufe abgelängt. Das gekröpfte Verschlußglied wurde gleich in das Aussenglied am Ende eingenietet.

Bild

Der Einbau der Kette erforderte wiederum etwas Geduld, es geht schon etwas eng zu im Gehäuse.

Bild

Damit war das Gehäuse erstmal soweit fertig, um es in die Lok einzubauen. Zwar fehlen noch die Paßfedernuten und die Kegelräder müssen noch aufgebohrt werden, doch war im Rahmen erstmal ein Ausschnitt für das Gehäuse zu schneiden. Bei Baubeginn 2004 wurde der Ausschnitt erstmal weggelassen, da noch nicht klar war, wie das Wendegetriebe einmal aussehen würde. Für die genaue Ausrichtung des Getriebes waren die Ein- und Ausgangswelle unbedingt notwendig.

Bild

Für den Einbau des Getriebes wurde die Lok in der Werkstatt aufgebockt, um eine ansprechende Arbeitshöhe zu erhalten. Anschließend wurde die Rückwand ausgebaut.

Bild

Zunächst galt es die Mittelachse der Schaltgetriebewelle auf den Rahmen zu projizieren. Mit zwei Winkeln, einem Blech und Magneten wurde die Lage der Achse ermittelt und auf den Rahmen übertragen.

Bild

Auf der entsprechenden Konstruktionszeichnung wurden alle anzureißenden Koordinaten von dieser zu ermittelnden Achse aus bemaßt. Das erleichterte das Anreißen ungemein.

Bild

Da mit kein Schweiß- oder Plasmabrenner zur Verfügung steht, musste der Ausschnitt mit dem Trennschleifer geschnitten werden. Die Ecken werden zudem mit Bohrungen versehen, da man dort mit 125er Scheiben nicht komplett durch das 10 bzw. 20 mm starke Blech kommt.

Bild

Kurz bevor ich am Sonnabendmorgen gegen 3 Uhr morgens schlafen gegangen bin, wurde das Getriebe noch mal schnell auf den Rahmen gewuchtet, mittlerweile wiegt es gut 30 kg.

Bild

Fünf Stunden später ging es mit dem Bohren der Ecken weiter. Als Ersatz für die nicht vorhandene Magnetbohrmaschine wurde kurzerhand der höhenverstellbare Ständer samt Bohrmaschine auf den Rahmengeschraubt.

Bild

Motor und Schaltgetriebe wurden ausgebaut, um sie vor dem Schleifstaub zu schützen, auch der Handbremshebel wurde demontiert.
Dazu wurde der etwa 150 kg schwere Rahmen "einfach" auf die Seite gekippt.

Bild

Blick auf den zukünftigen Getriebeausschnitt von unten.

Bild

Dann war es Zeit der Leistungsfähigkeit des 26€-Trennschleifern und der Leidensfähigkeit bzw. Toleranz der Nachbarn auf den Zahn zu fühlen, es war immerhin Oster-Sonntag ;)
Nach einer Dreiviertelstunde und 10 Trennscheiben war die Flex gerade mal handwarm und die Nachbarn ließen sich auch noch beschwichtigen. Links unten ist der ebenfalls vorgebohrte Ausschnitt für den Wendeschalthebel zu sehen.

Bild

Da sich das verbliebene Restmaterial standhaft wehrte, musste dann zu grober Gewalt gegriffen werden. Der Rahmen wurde in der Mitte aufgetrennt und die beiden Hälften mit dem 5-kg-Hammer bearbeitet, im Tal gab es ein wunderbares Echo...

Bild

Schnell wurde der Rahmen danach in die Werkstatt geschafft um dort weiter Krach zu machen. Die Ecken wurden ausgeschliffen, die Kanten mit der Feile gebrochen. Zur besseren Zugänglichkeit wurde die hintere Achse ausgebaut.

Bild

An einer Stelle hatte die Schnitttiefe der Trennscheibe nicht mehr ausgereicht und das untere der beiden übereinanderliegenden Rahmenbleche beim Herausschlagen verbogen. Das Blech musste also gerichtet werden und wurde anschließend an der Ecke verschweißt.
Auch die Aussparung für den Wendeschalthebel wurde noch ausgestemmt und gefeilt.

Bild

Gegen 2.30 wurde das Getriebe erstmals in den Rahmen gehoben. Zu meiner großen Erleichterung passte alles.

Bild

Die beiden Hälften der Gummigelenkkupplung zwischen Wende- und Schaltgetriebe wurden verschraubt. Für den nächsten Tag stand das sog. Einschwimmen des Getriebegehäuses an.

Bild

Darunter versteht man das genaue Ausrichten zweier Baugruppen mit einer Drehachse. Dazu muss das Getriebegehäuse zur Schaltgetriebewelle und parallel zum Rahmen ausgerichtet werden. Bei der Konstruktion habe ich darauf geachtet, ausreichend Platz für Beilagen unter dem Gehäuse zu lassen, die sich den Erfordernissen entsprechend in der Stärke anpassen lassen.

Bild

Da sowohl der Rahmen als auch das Getriebegehäuse Schweißbaugruppen ohne spanende Nachbearbeitung sind, war 3 mm "Luft" vorgesehen. Die Beilagen unterschieden sich dann immerhin um 2/10 in der Stärke. Die 4 Bohrungen für die Getriebeschrauben waren im Rahmen zunächst mit 1 mm Untermaß gebohrt worden.

Bild

Nachdem Einschwimmen wurde das Getriebe dann mit 3 kleineren Schrauben am Rahmen befestigt und vierte Bohrungen anschließend aufgerieben. Da dabei das Bohrfutter mit dem Gehäuse kollidierte wurde an den Schaft der Reibahle ein Sechskant geschliffen und mit einer Steckschlüsselverlängerung versehen. Nachdem Einsetzen der Getriebeschrauben wurde die Lage des Getriebes sowie die Leichtgängigkeit der Wellen nochmals kontrolliert und anschließend die beiden Stiftlöcher gebohrt und aufgerieben.

Bild

Die Antriebskette zur hinteren Achse wurde angelegt und mit einem geraden Kettenschloß geschlossen.

Bild

Dann wurden die Ketten durch verschieben der Achsen gespannt. Dadurch war auch ein Neueinstellen der Bremse notwendig.

Bild

Erste Rollversuche wurden durchgeführt, der Kettentrieb läuft ruhig, die Spannung ist ausreichend.

Bild

Schnell wurden die Aufbauten noch mal auf den Rahmen gesetzt, um den Eindruck der Lok zu vervollständigen.

Bild

Die Silhouette des Getriebes ist nur ein klein wenig höher als die des Originals.

Bild

In der Nacht entstanden dann noch zwei Rotgußbuchsen für den Einbau der Schaltwelle im Wendegetriebe.

Bild

Diese werden in eingeschweißte Buchsen im hinteren Teil des Getriebegehäuses und im Bodendeckel eingepresst.

Bild

Die Buchse im Deckel konnte mit der Spindelpresse montiert werden, für das Gehäuse reicht ihr Hub jedoch nicht aus.

Bild

Daher wurde die zweite Buchse mit einer Gewindestange eingepresst.

Bild

Anschließend wurde die Schaltwelle eingebaut, auf der später im Gehäuse zwei Kulissen sitzen, die Schaltklaue verschieben.

Bild

Am Ostermontagmorgen wurde noch schnell der Schaltbock für den Wendeschalthebel zusammengebaut.

Bild

Die gelaserten Bleche wurden verschweißt, ebenso die Gewindebolzen.

Damit war ein 4-Tage-Bau-Marathon mit reichlich 60 Stunden Arbeit geschafft. Als nächsten müssen die Paßfedernuten in die Wellen gefräst und die beiden Kegelräder für die Ausgangswelle ausgebohrt werden. Letzteres wird dadurch erschwert, dass die Räder komplett gehärtet sind, das wird nur mit HM-Werkzeugen machbar sein. Mit dem Einbau der Getriebesteuerung für das Schaltgetriebe und der Vervollständigung der Wendeschaltung wäre es dann Zeit für die erste Probefahrt aus eigener Kraft.

Gruß Sven
edelmann
Buntbahner
Beiträge: 84
Registriert: Fr 24. Mär 2006, 21:39
Wohnort: Warrschau / Thüringen

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von edelmann »

Hallo Sven,

ich bin hin und weg.
Es freut mich sehr, das die erste Probefahrt aus eigener Kraft in greifbare Nähe rückt.

Vor deinem Modellbau kann man nur den Hut ziehen.

Weiterhin viel Spaß und Erfolg.

Gruß Martin

P.S.: Irgendwie war Ostern eine fruchtbare Zeit, wie ich an der Probefahrt der Decuville gesehen habe.
Benutzeravatar
Maschinist
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 1436
Registriert: Do 4. Sep 2003, 21:36
Wohnort: Dresden

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von Maschinist »

Mahlzeit Martin,

es wird auch langsam Zeit, man will die Früchte seiner Arbeit auch irgendwann mal genießen.
Die schwierigsten Baugruppen sind nun nahezu fertig, richtig interessant wird es nochmal beim Einstellen der Steuerung für Kupplung und Getriebe.

Gruß Sven
Benutzeravatar
Helmut Schmidt
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 3967
Registriert: Mo 24. Feb 2003, 21:23
Wohnort: Barsinghausen
Kontaktdaten:

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von Helmut Schmidt »

Glück Auf Sven,

einfach nur Maschinenbau vom Feinsten :respekt:

Bei meinen Arbeiten an den 1.1 Grubenbahnen bei unserem Klosterstollen träume ich öfter mal von solch einem Maschinenpark. :wink:
Helmut Schmidt
Benutzeravatar
Dannebrog
Buntbahner
Buntbahner
Beiträge: 156
Registriert: Do 1. Feb 2007, 14:30
Wohnort: Kreis SU
Kontaktdaten:

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von Dannebrog »

Ich freue mich mit Dir, daß Du bald die Früchte Deiner Arbeit genießen kannst!
Gruß vom Mike
Direktor der Salzwiesenbahn :wink:
www.salzwiesenbahn.de
Volkmar
Buntbahner
Beiträge: 89
Registriert: Fr 10. Sep 2004, 15:55
Wohnort: Paris, Vorort
Kontaktdaten:

Re: Neues in Sachen Ns 1

Beitrag von Volkmar »

Rückblende :
maschinist hat geschrieben: .... sondern lediglich um ein Modell im Maßstab 1:2
Sven, das "lediglich" will ich überhört haben, und das Wort "Modell" kann ich eigentlich nicht mehr gelten lassen. Was Du machst ist eine Kategorie für sich, du bist der Sir Arthur Heywood unserer Zeit...

Gruss Volkmar
Antworten