Hallo Thomas,
über das Hartlöten ist schon viel geschrieben worden und Du wirst nicht umhin kommen, zu lesen und zu probieren.
Einige Informationen möchte ich aber aus eigener Erfahrung geben, um Dir Irrwege und unnötige Ausgaben zu ersparen.
1. Hartlötgeräte und Gaskartuschen gibt es in Baumärkten von CHF und Rothenberger. Einen Qualitätsunterschied könnte ich nicht feststellen, die Kartuschen sind untereinander austauschbar.Man sollte aber jeweils den Top-Brenner wählen. Ich habe von CHF das Schlauchgerät Turbo De Luxe und von Rothehberger ein Kartuschengerät mit Pietzozünder. Das Kartuschengerät hat den Nachteil, daß es immer aufrecht gehalten werden muß, da sonst Flüssiggas in den Brenner kommt. Dafür ist man mit dem Schlauchgerät durch den Schlauch etwas behindert.
Als Gaskartuschen sollte man wegen der höheren Spitzentemperaturen Maxigas 400 von Rothenberger oder Hochleistungsmischgas AT-3000 von CHF verwenden.
Ein Kleinschweißgerät Roxy von Rothenberger mit Sauerstoffflasche habe ich auch, würde es mir aber nicht wieder kaufen, da verzichtbar.
2. Als Lötunterlage Schamottsteine vom Kaminbauer. Dabei wird häufig vorgeschlagen, die Lötstelle mit Steinen zu umstellen um Wärmeverluste zu vermeiden. Dadurch wird aber die Zugänglichkeit behindert. Daher finde ich den weiter oben gemachten Vorschlag besser, mit zwei Brennern zu arbeiten.
Bei kleinen Objekten kann man auch auf einem größeren Holzkohlestück arbeiten. Goldschmiede machen sich kleine Blechnäpfchen in die sie die durch Drahtumwicklung zusammengehaltenen Kohlestücke legen.
3. Kein Silberlot aus dem Baumarkt, meist schlechte Qualität und teuer. Ich decke mich immer in Sinsheim ein. Zuletzt Drähte 1mm Durchmesser, 50 cm lang 2,00 €. Flußmittelummantelung ist nicht nötig, aber manchmal ganz praktisch.
4. Die zu verlötenden Teile müssen gut fixiert werden, da sie durch das aufkochende Flußmittel verschoben werden können. Rundmaterial in Sacklöchern wird aus der Bohrung gedrückt. Ich fixiere häufig mit kleinen Messingschrauben, deren Köpfe ich später wegfeile. Danach kaum bis garnicht zu erkennen.
5. Zum Löten selbst nur einige Hinweise: Grundsätzlich sollte großflächig erhitzt werden. Einer der häufigsten Fehler ist das zu frühe Eingeben des Lots.
Hier halte ich mich an die Anweisungen im Regnerkatalog. Warten bis geschmolzene Flußmitteltröpfchen herumtanzen, dann das Löt einbringen. Dabei die Flamme etwas zur Seite nehmen, um das ungezielte Abtropfen von Lot zu verhindern. Bei unterschiedlich dicken Bauteilen die Flamme vorrangig auf das voluminösere richten, da das Lot immer zur heißeste Stelle fließt. In diesem Falle zum dünneren Teil ehe das dicker die richtige Temperatur hat.
6. Speziell beim Kessellöten ist durch Beiträge im Journal Dampf, Heißluft einige Verwirrung und Verunsicherung eingeteten, insbesondere bezüglich der Materialwahl. Nachzulesen auch im Forum Dampfmodellbau. Bei Messing tritt eine Entzinnung ein, die auf Kosten der Stabilität geht. Ich habe aber nirgens finden können, in welchem Zeitraum und unter welchen Bedingungen das eintritt. Kesselplatzer durch schlechte Lötverbindungen dürften häufiger sein, als durch Entzinnung. Außerdem wird in den Beiträgen bezüglich der Kesselgröße nicht differenziert. Das Problem ist auch, daß eine früher für Kleinkessel geltende einfach verständliche Verordnung durch Gummiparagraphen ersetzt wurde die Juristen im Zweifelsfalle Arbeit geben, dem Modellbauern aber den Spaß verderben. Hier muß jeder für sich entscheiden. Ich baue bis auf weiteres Messingkessel , da sie leichter zu löten sind (Wärmeableitung bei Kupfer) und mache eine Wasserdruckprobe, die ich jährlich wiederhole. Lediglich Flammrohr und Quersiederohre sind aus Kupfer, da sich hier die Wärmeleitfähigkeit günstig auswirkt.
Jetzt ist es doch ein gazer Roman geworden.
Gruß Ullrich.