Das sind Testfahrten der Schweizerischen Eisenbahnfahrzeug Produzenten.
Die Bilder hierzu sind zur Genüge publiziert worden.
1998 war ich zum zweiten mal in Äthiopien - einem der 5 ärmsten Länder der Welt. Von meiner ersten Reise wusste ich um die Meterspur Eisenbahn ans Meer hinunter nach Djibouti - heute noch eine Französische Kolonie - erstaunlich, dass es immer noch Kolonien gibt!
Nun hatte ich den Besuch am Bahnhof von langer Hand geplant und von der Schweiz aus eine Bewilligung zur Besichtigung, zum Fotografieren und zum Videofilmen der Bahn am Bahnhof eingereicht.
Mit der Bewilligung und meiner Ausrüstung habe ich den Bahnhof aufgesucht. In Anbetracht der bis an die Zähne mit Maschinenpistolen bewaffneten Kompanie Soldaten wurde mir immer mulmiger zumute. Auf was hatte ich mich bloss eingelassen. Der wachhabende Offizier sah sich mein mitgebrachtes Dokument des Verkehrsministers mit grossen Augen an, hat mich von Kopf bis Fuss gemustert und militärisch salutiert. Dann wurde ich vom Betriebsleiter, dem Oberlokführer und dem PR Beauftragten begrüsst.
Dabei beklagte man sich bitter, dass von der damals noch existierenden SLM in Winterthur keine Reaktion auf ihre Anfragen nach Ersatzteilen kam. Die 40 Swiss Diesel sollen das beste gewesen sein, was sie je hatten.
Ich möchte interessierten Buntbahnern Einblick in ein kleines Stück Eisenbahngeschichte geben, die Ihre Konsequenzen bis heute sichtbar bei der RhB hat.
Der Äthiopische Kaiser Menelek II hat vor rund 100 Jahren bei der SLM eine schwere, leistungsfähige aber dennoch sparsame Dampflokreihe bestellt. Die Lok musste die 1000 km Hochlandsteppe zwischen Addis Abeba und Harrar sparsam durchfahren, denn hier ist Brennholz und Wasser knapp. Auf der Bergflanke zwischen Djibouti und Äthiopien musste sie genügend Leistung für die 2600 Meter Höhendifferenz aufbringen.
Die Lok erinnerte mit dem Funkenfänger, dem Kuhfänger und dem grossen Vierachstender mit Gitteraufsatz für einen hoch aufgetürmten Holzberg eher an den Wilden Westen als an die Schweiz. Immerhin hat die SLM ja auch die Amerikanische Walscheart Steuerung verwendet.
Die Testfahrten wurden damit auf der Albula absolviert. Das RhB Lokpersonal habe gewitzelt, dass diese Lok auf durchdrehenden Triebrädern rückwärts wieder aus den engen Kehrtunnels zurück schlitteln würde. Doch dann geschah das Unerwartete. Die Konstruktion übertraff die Traktionsleistung der Mallets deutlich. In der Folge hat die RhB diese Äthiopische Lok auch bestellt. Notabene in der ersten Serie mit dem Energie und Wasser sparenden Verbundprinzip. Daraus ergab sich eine Lok mit nur 2 Auspuffschlägen pro Radumdrehung! Später wurden sie zur Leistungssteigerung auf zwei getrennte Hochdruckzylinder mit 4 Auspuffschlägen der nachfolgenden Serie umgebaut.
G 4/5 Überreste in Äthiopien? (Mikado)

Im Bahnhof in Addis Abeba habe ich 1998 diese Überreste, vermutlich einer G 4/5 entdeckt.
Beim Personal hiess dieser Loktyp noch lange Zeit Äthiopierin.
(Quelle Alfred Moser der Dampfbetrieb der Schweizerischen Eisenbahnen) Das bedeutet, dass mit den G 4/5 der RhB auch ein Stück Äthiopischer Eisenbahngeschichte erhalten blieb!
Doch auch der Sohn von Menelek, Haile Selassie, hat in der Schweiz bei der SLM Loks gekauft und die wurden an der Bernina getestet (Jeanmaire).
Swiss Diesel (Mikado)
Die Ähnlichkeit im Design zur RhB Ge 4/4 II ist unverkennbar.
Sulzer Diesel made in Winterthur (Mikado)
Generator der BBC (Mikado)
Stufenschalter (Mikado)
Führerstand (Mikado)
Mit den kargen Mitteln wird versucht den Bahnbetrieb aufrecht zu erhalten. Geleisbaurotte (Mikado)
Kein Museum, sondern täglich im Einsatz (Mikado)
Addis Abeba ist aber auch für eine andere Überraschung gut. Während von der Österreichischen Kaiserin Sissi gerad mal ein schlichter Dreiachser existiert, habe ich einen ganzen Palastzug entdeckt. Aus der fast 4000 Jahre dauernden und vor 20 Jahren durch die Kommunisten zerschlagenen Monarchie, ist am Horn von Afrika einer der wenigen intakten und zugänglichen Palastzüge erhalten geblieben.
Palastzug Speisesaal (Mikado)
Bahnschild der CDE (Mikado)
Eisenbahner ist in Äthiopien ein hoch angesehener Beruf, denn Eisenbahner sprechen drei Sprachen. Nebst der Landespsprache Amharisch sprechen diese sowohl Englisch und Französisch
Kaiserliche Insignien (Mikado)
Ein seltsames Gefühl beschlich mich, als ich mich am Schreibtisch von Kaiser Haile Selassie in das Gästebuch eintrug.
Kaiserliches Bett (Mikado)
Mit einem Blick auf die "moderne Bahn" in Äthiopien beschliesse ich meinen Bericht. Die Züge sind dermassen abgenutzt, dass man aussen eine Leiter mitführt, denn sollte sich eine Türe nicht öffnen lassen, kann man immer noch aus dem Fenster steigen.
Zug am Endbahnhof Addis Abeba (Mikado)
Die Produzentin des kürzlich realisierten Films "die Strassenwischerinnen von Addis Abeba" hat mir erzählt, dass zur Zeit Bestrebungen laufen die CDE zu erneuern und in Djibouti die Strecke endlich in den Hafen zu verlängern, damit man wirtschftlich Container transportieren kann.
Heinz