ich erhielt vor einigen Wochen eine der ersten V29 von Dieter Schiede. Es ist ein wunderbares Kleinserienmodell und in der Ausführung Nagold-Altensteig für mich als Wüttemberg-Fan natürlich ein Muss.
Da ich mit LGB-Antrieben nicht mehr so richtig warm werden kann, wurde die Lok auf Eigenbau-Fahrgestelle umgebaut. Die Rahmen in den Vorbauten inkl. Achslager-Attrappen bleiben unverändert und meine neuen Fahrgestelle werden von unten verschraubt.
Die Tatzlagerantriebe
Ich habe die Erfahrungen aus meinem alten Tatzlagerantrieb (siehe modellbau/viewtopic.php?t=345 ) genutzt und einen neuen Antrieb konstruiert. Diesmal sind alle Teile CNC-gefräst, wobei das Lager wieder aus zwei Hälften besteht, die miteinander verschraubt sind. Natürlich lassen sich die Antriebe auch am Küchentisch nach dem alten Rezept bauen.

Für die 4mm Bohrung für die Achse des Radsatzes in den beiden Hälften des Lagers wurde eine 1,5mm breite Nut in die Hälften gefräst, damit der Bohrer nicht verläuft. Nach dem Verschrauben beider Hälften wurde die Nut stufenweise aufgebohrt und das Endmaß von 4mm gerieben.
In der Mitte des Lagers wurde eine Tasche geräumt und beim Einbau mit Öl gefüllt, so dass sich das Lager nur an jedem Ende auf der Achse abstützt. Die beiden Häften des Lagers sind mit M 1,6 Modellbauschrauben (Stahl) verschraubt.
Die Halterung für den Motor und die Stromabnahme besteht aus 1mm Blechen, die ineinander gesteckt und dann mit der oberen Hälfte des Lagers verlötet wurden.
Auf dem zweiten Bild sieht man in der Mitte des Lagers (8x8mm Messing) die Naht zwischen den beiden Hälften.

Der Motor ist wieder ein Faulhaber 1717 012SR mit angeschraubten Getriebe 16A 1:22. Als letzte Getriebestufe wurden Zahnräder von GHW mit 18 Zähnen, Modul 0,5 auf 40 Zähne in Messing eingebaut. Das große Messingzahnrad ist bereits 2mm breit und wurde ohne Änderung verwendet. Es ist auf die 4mm Achse geklebt und mit einem 1mm Splint verstiftet.
Das Ritzel aus Stahl habe ich auf 3mm Breite abgedreht und auf die Welle des Faulhaber-Getriebe mit Fügen-Welle-Nabe geklebt. Das Ritzel ist deshalb breiter, weil sich der Antriebe auf der Radsatz-Achse ca. 0,5mm verschieben kann und ich immer eine 100% Überdeckung der Zahnräder wünsche.
Die Stromabnahme schließlich ist von AMZ (Albert Munz, http://amz-munz.de/ ) und besteht aus einer Kunstoffhülse, in der ein 2,5m breiter Kontaktstift mit einer kleinen Feder auf die Innenseite des Radreifens gedrückt wird. Ich habe eine ähnliche Stromabnahme in der Dingler Ts5 und finde dies geschickter als die LGB-Schleifkohlen, die sich abnutzen.
Das Fahrgestell
Der Bau des Fahrgestells war insoweit recht knifflig, da der Rahmen der V29 für die Maße eines LGB-Antriebsblocks ausgelegt ist. In der Breite ist einfach nicht genug Platz, einen Radsatz für die 3-Punkt-Lagerung pendelnd einzubauen und gleichzeitig außen mit Kugellagern zu befestigen.
Daher habe ich mich für eine Längswippe entschieden. Das Fahrgestell besteht nun aus einem 2mm Bodenblech mit Aussparungen für die Radreifen sowie links und rechts einem waagerechten 2mm Blech mit eingeklebten Kugellagern. Das Blech auf einer Seite ist in der Mitte an einem Drehpunkt befestigt und somit ergibt sich eine 3-Punkt-Lagerung.
Damit das Modell nicht kippelt, stützt sich das bewegliche Blech auf einen 1mm Federstahldraht ab, der vorgespannt ist. Dies federt gleichzeitig die Drehbewegung des Blechs ab. Das feste Längsblech ist mit 4 Stahldrähten verstiftet und verklebt.
Die schönen Speichenräder (KÖF-II) sind von Wolfgang Getz (Der Lokbauer, http://www.der-lokbauer.de/) und laufen auf Achsen aus Silberstahl (GHW).


Der Einbau der Tatzlagerantriebe war etwas fummelig, da eine der Befestigungsschrauben des Fahrgestells unter einem Motor liegt. Ich musste also die Motoren ausbauen, die Fahrgestellt mit dem Rahmen verschrauben und dann die Antriebe wieder einbauen.

Damit die Antriebe nicht kippen, benötigen sie eine Drehmomentstütze. Diese habe ich einfach mit einem abgewinkelten 1mm Stahldraht realisiert, der am Träger des Motors und auf der anderen Seite in einen Messingvierkant am Boden eingesteckt wird.

Nachdem ich die vier Motoren miteinander verbunden hatte, kann ich an einer Achse mit dem Finger drehen, und die drei anderen Achsen drehen sich mit. Daran sieht man, wie leichtgängig die Antriebe sind und wie hoch der Wirkungsgrad ist.
Die Antriebe laufen fast geläuschlos ab ca. 1,5V los. Ab halber Nennspannung kommt ein ganz leises Singen der Getriebe dazu.
Auf den Fotos ist zu sehen, wie wenig Platz die Antriebe benötigen. Daher ist viel Platz für Blei in den Fahrgestellen geblieben. Dazu die nächsten Tage mehr.