Nach fast drei Monaten Abwesenheit konnte ich am vergangenen Wochenende endlich wieder heimfahren und mich in der Werkstatt „einschließen“.

Während der langen Abstinenz sind eine Reihe von Vorhaben entstanden, die es zu bewältigen galt.

Als erstes wurde das zweiteilige Gummigelenk am Schaltgetriebe durch die mittlerweile beschaffte zweite Hälfte komplettiert. Auch die daran anschließende Kardanwelle wurde schon mal probeweise eingebaut.

Als Hauptaufgabe sollte jedoch der Motorvorbau der Ns 1 fertiggestellt werden. Bislang waren Motorhaube und Seitenbleche lediglich am Frontblech und der Vorbaurückwand über Winkel miteinander verschraubt. Im Endzustand werden sie über einen innen eingeschweißten Blechträger miteinander verbunden sein. Der Blechträger nimmt auch die Halter zum Einhängen der Seitenklappen des Vorbaus auf.

Die Blechträger aus 3 mm starkem Stahlblech wurden mittels Tafelschere zugeschnitten und anschließend abgekantet. Nach dem provisorischen Anhalten erfolgte das Bohren der für die Klappenhalter nochwendigen Bohrungen, nach dem Schweißen passt das Teil nicht mehr unter die Ständerbohrmaschine.

Die Klappenhalter wurden aus Rändelmuttern M5 hergestellt und später auf der Drehmaschine abgedreht.

Zur besseren Zugänglichkeit musste der Vorbau komplett abgebaut werden und kam dann zum Schweißen in die Werkstatt.

Auf dem Schweißtisch erfolgte das genaue Ausrichten und Fixieren mittels Schraubzwingen.


Zunächst wurden die Blechträger innen durch unterbrochene Nähte mit der Motorhaube verschweißt. Anschließend wurden die Seitenbleche mit durchgehenden Nähten angeschlossen. Auch hier dient ein beigelegtes Kupferblech als Wurzelschutz.

Im nächsten Arbeitsgang wurden die Teile von Außen verschweißt. Um den Verzug infolge der Längs- und Querschrumpfung der Nähte beim Abkühlen zu vermindern wurden die Seitenbleche mittels Wagenheber auf Maß gehalten.


Zum Schluss wurden die Seitenblech direkt über V-Nähten mit der Motorhaube verbunden.

Als Autodidakt bin ich mit den Nähten ganz zufrieden, wenngleich man mit WIG oder MAG sicherlich bessere Nähte hinbekommen hätte.

Der Vorbau wurde anschließend vor der Werkstatt gereinigt und die Sichtnähte verschliffen. Vor der Montage wurde die Gelegenheit genutzt und Motor, sowie Getriebe gereinigt.


Einige sonst schwer zugängliche Stellen wurden vorsichtshalber mit Rostschutzgrund gestrichen, da insbesondere die Kontaktflächen an Sandkasten und Brennstoffbehälter angerostet waren.

Nach der Montage des Vorbaus wurden die Klappenhalter auf der Drehmaschine abgedreht und mit den Blechträgern verschraubt.

Zu Pfingsten soll die Lok zusammen mit dem Holzkastenkipper bei der Feldbahnschau zum 30-jähigen Vereinsjubiläum der Historischen Feldbahn Dresden auf der Herrenleite erstmals öffentlich ausgestellt werden.
Gern hätte ich die Lok im betriebsfähigen Zustand gezeigt, doch konnte ich das notwendige Wendegetriebe immer noch nicht beschaffen.
Die im Bootsbau üblichen Getriebe sind leistungs- und größenmäßig für meine Zwecke völlig überdimensioniert und haben parallel liegende An- und Abtriebswellen. Die Winkelgetriebe eines der wenigen Hersteller hören bei 2 kW an übertragbarer Leistung auf und sind zudem nicht ganz in meiner Preisklasse.

Was bleibt ist der Umbau eines Schwellen-Schraubmaschinen-Getriebes, dessen Gehäuse allerdings etwas zu groß ist und daher durch ein neues ersetzt werden muss.

Am Wochenende konnte ich ein solches Getriebe zwar in Augeschein nehmen, doch der Zuständige war leider verhindert. Immerhin durfte ich mal schnell den Getriebedeckel abbauen und mir einen Überblick über das Innenleben verschaffen.

Das Getriebe besitzt zwei gleitgelagerte Kegelräder auf der Antriebswelle, die sich ständig mit dem Abtriebsrad im Eingriff befinden. Über ein zwischen beiden Antriebsrädern liegendes Schiebestück mit Schaltklauen wird nach dem Einkuppeln in die Klauen eines der Kegelräder das Drehmoment übertragen. Das Schiebestück ist dabei über Passfedern kraftschlüssig mit der Antriebswelle verbunden.

Vorteilhalt bei dem Getriebe ist die Möglichkeit den Schalthebel sowohl am Getriebedeckel- als auch seitlich am Gehäuse anzubauen. Bedauerlich, jedoch nicht von großem Nachteil ist das Versetzungsverhältnis von 1:1, eine Untersetzung wäre wünschenswert gewesen.

Auch wenn der Aufwand beträchtlich ist, wird mangels Alternativen der Neubau eines Gehäuses notwendig sein. Dabei wird angestrebt das Gehäuse an die Formgebung des Originalgetriebes anlehnen.

Das CAD-Modell zeigt das Maßstäblich verkleinerte Originalgetriebe und die Kardanwelle zwischen Schalt- und Wendegetriebe.

Leicht modifiziert wird es als Attrappe die Kardanwelle abdecken.
Für die Ausstellung von Lok und Hokaki musste ein neues Gleisjoch angefertigt werden, da das bisherige Ausstellungsjoch mit 1,20 m lediglich für ein Fahrzeug reicht.

Während die Schienen nur aus dem Lager geholt und gebohrt werden brauchten, mussten die Schwellen erst zugeschnitten werden. Als Ausgangsmaterial dienten dafür einige Leitplankenpfosten, die ich als 600 mm lange Reststücke bereits vor einigen Jahren übernehmen konnte und je eine Dach- sowie zwei Kastenschwellen ergeben.

Da ich wie in einem anderen Betrag bereits erwähnt die Kosten für ein Metallsägeblatt vorerst noch spare, wurden die Schwellen mit dem Trennschleifer geschnitten, sehr zur Freude der Nachbarn.

Da eine 1-mm-Trennscheibe gerade mal für 2 Schnitte reichte habe ich zunächst nur die für den Bau von zwei Jochen notwendigen Schellen geschnitten.

Anschließend wurden Schwellen und Schienen angerissen und gebohrt. Dabei erwies sich der „Hallenkran“ wieder einmal als nützliches Utensil.

Aus Platzmangel in der 9-m²-Werkstatt erfolgte die Montage der Joche im Freien. Die Schienen werden über Sechskantschrauben M6x20 miteinander verbunden.

Vor dem Zusammenbau wurden die Kontaktflächen mit Rostschutzgrund gestrichen, da die verzinkten Schwellen ansonsten das Rosten der Schienen unnötig beschleunigen. Bedingt durch die niedrigen Temperaturen musste auf die sonst bei mir übliche Komplettlackierung der Joche verzichtet werden.

Der Transport der Fahrzeuge nach Dresden soll mit einem Kleinbus erfolgen, die Verladung im Hof, welcher bislang nicht über einen Gleisanschluß verfügt. Daher wird ein fliegendes Gleis gebaut, dass ich am Montag probeweise schon mal verlegt habe.

Mit dem Holzkastenkipper erfolgte der Transport der notwendigen Gleisjoche und der Kletterzungen. Einige Winkelstahljoche stammen noch aus der Anfangszeit der Bahn vor fast einem Jahrzehnt.

Nach wenigen Minuten waren 12 m Gleis verlegt und mit Holz unterbaut, ein Beleg für die relative Flexibilität des Systems Feldbahn.

Mit dem 90 kg „leichten“ Holzkastenkipper wurde das provisorische Anschlussgleis vorsichtig befahren.


Anschließend wurde die Lok über die Kletterzungen auf das fliegende Gleis geschoben.

Da die Joche aus Zeitgründen nicht angelascht wurden war an den Stößen besondere Vorsicht geboten.

Der Brennholzstapel im Hintergrund bot eine herrliche Kulisse für den Transport.

Kurz vor dem Befahren des nächsten Stoßes wird der Größenunterschied zwischen des U-Profil- und den alten Winkelstahljochen noch einmal sichtbar.

Bereits bei halbfertiger Lok ist die Durchbiegung der alten Schienen deutlich sichtbar.


Die Lok hat den Endpunkt des Gleises erreicht. An der Stelle wird später bei für die Verladung eine feldmäßige Rampe gebaut, da kein Hebezeug für die 230 kg schwere Lok zu Verfügung steht.

Leider stand das Auto meines Bruders im Wege, sonst hätte man schnell mal die restlichen 30 m Gleis vom Stapel holen können. So „weit“ ist die Ns 1 noch nie von der angestammten Strecke entfernt gewesen, bislang fehlte für solche erfüllenden Spielereien die Zeit.

Nach der erfolgreichen Feststellung der Tauglichkeit der Lok für fliegendes Gleis erfolgte der Rückbau der provisorischen Strecke und der Abtransport zum Gleislager.


Noch einige Male wurde mit laufendem Motor die Strecke herunter gefahren dann war das Bauwochenende auch schon wieder zu Ende. Das nächste wird wegen der anstehenden Diplomarbeit noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Ich freue mich aber schon auf die Feldbahnschau zu Pfingsten auf der Herrenleite, näheres dazu gibt’s hier: http://www.htw-dresden.de/hfd/index.html
Gruß Sven