Mitte Mai 2007 hatte ich bei den Kleinanzeigen nach Vorbildfotos gesucht, die einen Prellbock mit gebogenen und gekröpften Schienenenden von hinten zeigen - wegen der Befestigung der Pufferbohle. Es kamen viele Antworten, leider war aber kein passendes Bild dabei. Denn es sollte so ein Prellbock sein wie auf diesem leider schlechten Bildausschnitt einer historischen Aufnahme des Bahnhofs Dischingen:

Foto: Sammlung Jürgen Ranger. Den Prellbock gibt's nicht mehr.
Eigentlich wollte ich den Prellbock irgendwann einmal bauen, aber dann interessierte mich das Thema doch so, dass ich es gleich so nebenbei in Angriff nahm. Als Schienenprofil kam Code 200-Neusilber-Material von Hegob zum Einsatz.
Nachdem vier Versuche gescheitert waren, die Schienenprofile halbwegs ordentlich zu biegen, gab ich auf und schlitzte die Bogenstücke im Bereich vom Kopf bis zum Schienenfuß je 17 Mal. Viele kurze Gerade können ja auch aussehen wie ein Bogen, besonders nach dem Verlöten


Das klappte ganz gut, so konnte bald schon eine Stellprobe gemacht werden.

Nach ein paar Korrekturen wurden die Profile miteinander verlötet, versäubert, entfettet und dann rotbraun grundiert. Nach der Trocknung wurden sie auf Schienenplatten aufgenagelt (geätzt aus 0,6mm Neusilber). Die Nägel sind die Ausführung für Nenngröße 0 von Old Pullman (Schweiz), wie sie auch von der IIf-Gemeinde benutzt werden. Zu den Schwellen muss ich ja wohl nichts mehr schreiben, oder...?

Bei den Code 200-Profilen wirkt das Gleis, als habe es eine wesentlich größere Spurweite als das Material von LGB® - so zierlich sind die Schienen.
Nach einigem Überlegen entschied ich mich für Holzklötze als Verbindung zwischen Schienenprofilen und Pufferbohlen. Die nötigen zwölf Gewindestangen samt Muttern und Beilegscheiben (letztere nur an der Bohle) schnitzte ich mir selbst. Die Bolzenimitate sind 0,8mm-Messingdraht, die Sechskante wurden aus 1,5mm-Rohr gefeilt und abgelängt, und die Scheiben aus ineinander gelöteten Rohren 1,5 und 2mm. Die Scheiben wurden unter der Fingerkuppe auf Korundschleifpapier dünn geschliffen. Daher habe ich nun einen rechten Zeigefinger, der an der Kuppe glatt ist wie ein Kinderpopo und jeder Verbrecherkartei entgeht

Brüniert sehen diese Verbindungen so aus:

Das war etwa so der Punkt, an dem Stoffel mich mahnte.
So ganz fein ist dieser Prellbock noch nicht, aber das kriege ich schon noch hin. Nachdem meine Kleine gestern schon um 21:00 Uhr beschloss, müde zu sein, konnte ich still und leise noch ein wenig vor mich hin rostenStoffel hat geschrieben:Nimm die Feile in die Hand und zauber uns was Feines.


Die dröge Bastelei habe ich für das Foto 'mal mit einem Augenschmaus aus der Thüringischen Werkstatt eines neuerdings "verketteten" Möchtegern-Grobmotorikers aufgewertet.
Mist - verbohrt...

Na ja, aus der Ferne sieht's noch passabel aus.
Nun kann es nach und nach an die Verschlimmbesserungen und die Stromeinspeisung gehen. Vorab noch eine kurze Erklärung: Der Prellbock soll einmal als "Wechselteil" dienen, wenn der geplante kleine Bahnhof auf einer Segmentanlage als Endpunkt der Linie benutzt wird. Ein gleich großes Stück mit durchgehendem Gleis wird die Durchgangs-Situation abdecken.
Dem Prellbock fehlen noch zwei wichtige und aufwändige Zubehörteile: Ein Gleissperrsignal oder eine Haltscheibe samt Laterne und eine Taube.
Eine Taube...? Ja. Der Vogel soll eine Hommage an meinen viel zu früh verstorbenen Freund und begnadeten Modellbauer Jochen Kramer sein, der seine Länderbahn-Prellböcke stets mit einer in Messing gegossenen Taube auslieferte - auch in H0.
Nachsatz: In der nächsten "Gartenbahn" könnt Ihr dann sehen, wie so ein Gleis eingeschottert aussieht.
Beste Grüße,