Baeseler-Doppelkreuzungsweiche (2)

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Moderator: Marcel

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theylmdl
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Baeseler-Doppelkreuzungsweiche (2)

Beitrag von theylmdl »

Hallo Selbstbaufreunde!

Dieses Thema hatten wir hier schon einmal, und zwar ganz zu meiner Anfangszeit im BBF. Die damaligen Beiträge und Bilder sind aber nicht mehr so ganz zeitgemäß. Auch schließe ich gerade mit hohen Schienenprofilen und Messingglanz ab, denn ich will ja meiner Kleinen kein schlechtes Beispiel geben. Daher besteht mein Abschiedsgruß an die Doppelkreuzungsweiche der Bauart "Baeseler" aus einem Abschiedswort im BBF ;-) .

Worum dreht sich's?
"Englische" oder Doppelkreuzungsweichen sind eine Verschachtelung aus zwei Weichen ineinander. Normaler Weise liegen die acht Weichenzungen dabei innerhalb des Bereichs zwischen den äußeren Herzstücken. Bei der Bauart "Baeseler" liegen sie aber außerhalb der äußeren Herzstücke, was a) eine besonders Platz sparende Ausführung ist und b) bedingt, dass im Mittelbereich die jeweils außeren Bogenschienen sich zu einer gemeinsamen Schiene vereinigen. Daher kann so eine DKW nur polarisiert betrieben werden, denn die Mittelschiene hat je nach Zungenstellung die eine oder andere Polarität.

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Durch Zufall bin ich vor ein paar Jahren darüber gestolpert, dass so eine DKW im Radius 3 entsprechend LGB® mit nur geringen Kompromissen baubar ist. Damals dachte ich noch, R3 ist doch super, was willst Du mehr? Heute sehe ich das etwas anders ;-) . Wie auch immer, mangels CAD und CAM wurden Karton und Tuschefüller gezückt und eine Zeichnung angefertigt. Als Zirkel habe ich dabei Holzleisten mit passenden Bohrungen benutzt.

Für den Bau wurden Schienenprofile und Schienenstühlchen von Thiel ( http://www.thiel-gleis.de ) verwendet. Hans Jörg Diesener war nicht nur so nett, die Schienenbögen vorzufertigen, er fräste auch die passenden Weichenzungen - allerdings nur gerade Ausführungen. Die wurden recht grob - aber ebenso wirkungsvoll - im einem Billig-Schraubstock und mit einer Rohrzange (glatte Backen) nachgebogen.

Für die Bearbeitung der Schienenprofile und Zusatzteile kamen vorwiegend ein Juwelier-Sägebogen und eine Rechteckfeile mit Hieb 3 zum Einsatz - und natürlich eine Kleinbohrmaschine. Das war schon ein schweres Gefummel und Geratze, zumal ziemlich viel Messing zerspant werden muss.

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Von den acht Weichenzungen sollten je vier auf einer Seite gemeinsam gestellt werden (bevor hier jemand ach und weh schreit - ja, das gab und gibt es auch beim Vorbild!). Dazu war ein Stellweg-Ausgleich nötig, der auch ein wenig Bastelarbeit mit sich brachte. Die Ausgleichs-Waage ist hier gut rechts vom Herzstück zu sehen. Die Stellstange des Stellbocks arbeit auf die Mitte der Waage, von dort aus gehen zwei Stangen zu den Stellstangen der Weichenzungen-Paare.

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Die DKW sollte mit einem funktionalen Formsignal versehen werden. Das ist leicht gesagt und schwer getan. Das Basteln ist weniger schwer als erst einmal zu verstehen, was denn da so geschehen soll. Die jeweils unteren, vorderen Blendenflügel sind gegenläufig mit den oberen, hinteren gekoppelt. Alles klar? Keine Sorge, klar war's mir zunächst auch nicht. Mein Abstraktions-Vermögen scheitert ab einer gewissen Ebene, Uhrzeit oder Befüllung. Also habe ich mir als Gedankenstütze eine Skizze angefertigt.

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Die Laterne selbst wurde aus 0,5mm-Messingblech gefertigt. Die Hinterlegung der Licht-Schlitze ist aus 0,5mm-Polystyrol, was sehr gut funktioniert und aussieht.

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Etwas knifflig waren die nötigen Hebeleien im Untergrund und die sinnvolle Übertotpunkt-Mechanik. Die sorgt dafür, dass die Blenden nach der Überschreitung eines neutralen Punkts von selbst in die richtige Endlage fallen, egal, wie lang der Stellweg des Stelldrahts ist.

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Achtet bitte auf die kleinen Zugfedern - eine davon ist silbrig sichtbar. Die sorgen für den Federdruck für die Endlage. Da die Glühlampe mit E5,5-Fassung von oben austauschbar sein soll, muss auch die Revisionsklappe der DKW funktional sein. Eingebaut samt Subminiatur-Scharnieren sieht das Ganze dann so aus:

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Die Achsen der Blenden bestehen innen aus einem Messing-Drahtstift, dann einer Hülse und dann noch einer Hülse als Lager.

Um die DKW auch kindersicher betreiben zu können, wurde eine ganze Menge Elektronik entworfen und gebaut. Diese fand ihren Platz unter dem Kasten mit Dachlatten als Spanten. Das Prinzip in etwa: Vier Infrarot-Lichtschranken an den Einfahrtgleisen prüfen in Abhängigkeit von der Fahrtrichtung und Weichenzungen-Stellung, ob die jeweils hinteren Weichenzungen umgestellt werden müssen. Denn von deren Lage hängt die Polarität des jeweils vorderen Herzstücks ab. Diese IR-Lichtschranken arbeiten durch den Schienenkopf hindurch und funktionieren (wichtig!) auch mit nur 1,8 oder 2mm hohen Spurkränzen.

In eine DKW kann immer "richtig" eingefahren werden. Entgleisungs-Gefahr droht erst bei der Ausfahrt, ein Kurzschluss jedoch schon am ersten, inneren Herzstück. Daher wurde eine Logik ersonnen, mit der im Bedarfsfall erst die Polarität gewechselt wird (über Leistungs-Relais) und dann erst die Weichenzungen umgestellt werden. Die Schaltungen wurden auf selbst geätzten Platinen aufgebaut und unter der Grundplatte angebracht.

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Die Weichenzungen-Vierlinge werden ganz konventionell über LGB®-Weichenantriebe bewegt. Um denen wegen der doppelten Last nicht zu viel Kraft zu rauben und das unsinnige Geld für die sündteuren Zusatzschalter zu sparen, bewegen sie zwei kleine Messing-Blenden mit, die über weitere Infrarot-Lichtschranken das Signal für die Zungenposition (und damit die Polarisierung des entsprechenden Herzstücks) abgeben. Auf dem Bild mit dunklen Platinen sind die IR-Auswertungs-Schaltungen für die Einfahrt zu sehen, der Rest ist die "Drumherum"-Logik.

Mechanik und Elektronik wurden so aufgebaut, dass die DKW wahlweise von Hand oder ferngesteuert umgestellt werden kann.

Zum Abschluss noch das Foto eines der selbst gebastelten Stellböcke samt Stellhebel, -gewicht und Umlenkungs-Kasten für die Stellstangen zum Signal (die in Wirklichkeit unterflur liegen). Der Kanal der Form I entstand aus Polystyrol.

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Fazit: Der Bau der DKW war ein Höllenaufriss, den ich jedoch nicht bereue, weil ich dabei viel gelernt habe, besonders zum Thema Betriebssicherheit. Heute würde ich das anders angehen bzw. überhaupt keine DKW mehr bauen. Spaß gemacht hat's trotzdem, und ich schaue dieses frühe Werk meiner 1:22,5-Zeit immer noch gerne an. Eingebaut werden wird es allerdings nicht.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
ottmar
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Re: Baeseler-Doppelkreuzungsweiche (2)

Beitrag von ottmar »

Hallo Thomas,

das Ding sieht Spitze aus!

Mich hat so eine Weiche oder besser Kreuzung auch immer fasziniert. Doch den Arbeitsaufwand gescheut. Also herzlichen Glückwunsch..

Gruß Ottmar
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SirToby
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Re: Baeseler-Doppelkreuzungsweiche (2)

Beitrag von SirToby »

Ey Thomas,
'n Wahnsinn !!!!
Einfach goil !!
Mit RhB-Pfiff
und Hipp'schem Schlackern
MfG Tobi
corny
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Re: Baeseler-Doppelkreuzungsweiche (2)

Beitrag von corny »

Hallo Thomas

Wirklich WAHNSINN :!:
Ich glaube, dass nur Wenige Deine Perfektion erreichen werden. :gruebel:
Aber mach weiter so, denn ich bin immer begeistert von deinen Kunstwerken in 1:22,5. =D> =D> =D> =D> \:D/ =D>

Viele bunte Grüße
Corny :hallo:
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