über die Resonanz meiner Beiträge „Klappdeckelwagen“ und „Drehschemelloren“ habe ich mich sehr gefreut. Ich habe in beiden Beiträgen darauf hingewiesen, dass diese Wagen zum Teil aus Recyclingmaterial gebaut sind und weil man mich bat, mehr darüber zu berichten, will ich dies nun tun.
Vorwort
Vor Jahren fiel mir beim Bau meiner Werkstatt auf, was da so üblicherweise alles als Abfall in den Container wandert. Da gab es neben allerlei Brettern, Platten, Karton usw. auch einiges an Kabelkanälen, Rohren und Elektrokabeln.
Nun werfe ich Bretter und Platten eh nie weg, denn man kann sie für alles gebrauchen, z.B. für die Unterkonstruktion einer Eisenbahnanlage. Die Konfrontation mit dem Elektroschrott war für mich aber ein herausragendes Ereignis. Einerseits wirft man das Zeug weg und andererseits rennt man hinterher in den Bastelladen, so es noch einen gibt, und kauft sich für teueres Geld den selben Kram gerade noch mal, nur mit dem Unterschied, dass man sich per Aufkleber darauf hinweisen lässt, was man damit machen kann, dass die Verpackung drum herum schön bunt ist und dass der Inhalt meistens zu kurz oder zu schmal ist.
Und weil wir ja alle phantasiebegabte Menschen sind, brauchen wir den Aufkleber nicht und machen uns unsere eigenen Gedanken.
Ich möchte mit diesem Beitrag allen Kollegen, egal ob sie nun am Küchentisch oder in der Profiwerkstatt arbeiten, meine Gedanken etwas näher bringen und ihnen Mut machen, gelegentlich neue Wege zu gehen, die uns manchmal die Sache vereinfachen. In loser Folge und wenn Ihr wollt, werde ich diesen Beitrag immer wieder mal ergänzen.
Jetzt aber genug der Rede. Los geht´s:
1. Kapitel: ich sehe was, was Du nicht siehst
Gerade eben war ich bei einem Elektroinstallateur und habe mir seinen Abfallcontainer mal näher angesehen. Selbst nachdem ich ihm erklärt hatte, was ich vorhabe, hat er sich verwundert hinter´m Ohr gekratzt, meinte aber dann, ich solle mir nehmen, so viel ich wolle. Nun denn, wundern darf er sich ja und so habe ich denn zugegriffen.
Baumaterial aus der Recyclingtonne (Rudolf)

Was sehen wir denn nun eigentlich auf diesem Bild?
Nein, wir sehen hier keinen Elektroschrott, sondern wir sehen Kunststoff-Profile und -Platten aller Art. Wir sehen U-Profile, wir sehen Winkelprofile, wir sehen Profile in E-Form, solche mit Haken dran (dort, wo der Deckel einrastet), wir sehen Platten aller Breiten, Dicken und Längen. Wir sehen Platten mit runden und ovalen Öffnungen. Runde und ovale Fenster habe ich schon oft gesehen (dämmert was?)
Das, was in der Mitte wie alte Kabel aussieht, ist in Wirklichkeit Kupferdraht in allerlei Stärken, der sich hervorragend biegen und kalt schmieden lässt und aus dem man von Regenrinnenhaltern über Türklinken bis hin zu Rangierertritten alles herstellen kann. Auch als Kessellametta macht er sich nicht schlecht.
Aussenherum, der Isoliermantel, das sind Rohre in allerlei Durchmessern, aus denen man Scharniere, Handgriffe und was weiß ich noch alles herstellen kann. Und das Schöne daran ist: sie passen ohne Nacharbeit genau auf den darunter befindlichen Draht. Das eröffnet Möglichkeiten!
2. Kapitel: die Bearbeitung
Kabelkanäle lassen sich bohren, fräsen, sägen, feilen, schleifen, vernieten, kleben, thermisch und kalt verformen; kurzum: alles, was Ihr wollt!
Ich habe in meiner Werkstatt zwei Kreissägen von Böhler stehen. Auf der einen ist ein Metallsägeblatt, auf der anderen ein Holzsägeblatt. Das erspart das lästige Umspannen. Es gibt dafür auch Kunststoffsägeblätter. Mit diesen Kreissägen schneide ich aus den Kanälen heraus, was ich so alles brauche. Hauptsächlich mit den Metall- und mit den Kunststoffblättern. (Dickes Acryl-Glas schneide ich mit Holzblättern, aber das ist ein Kapitel. auf das ich erst später zurückkommen will). Man kann Kabelkanäle auch mit der Laubsäge und mit der Feinsäge bearbeiten. Vorritzen mit dem Messer oder der Reißnadel und dann Brechen geht auch.
Zum Kleben verwende ich UHU-Allplast, UHU-Greenit und Ruderer-Kleber. Sekundenkleber geht zur Not bei Kleinzeug auch.
So, das war´s für heute und wenn Euch mein Betrag gefällt, werde ich weitermachen.