Oberflächenbehandlung von Sperrholz mittels Kolophonium

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Moderator: fido

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Rudolf
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Oberflächenbehandlung von Sperrholz mittels Kolophonium

Beitrag von Rudolf »

Hallo Kollegen,

kurz zur Vorgeschichte dieses Beitrages:

vor geraumer Zeit hatte ich innerhalb des Beitrages „NS2f aus Karton“ einen Dialog mit einem Kollegen, dessen Name mir leider entfallen ist. Es ging darin um die Oberflächenbearbeitung von Sperrholz mittels einer Kolophonium-Lösung. Ziel war es, die Oberfläche so zu glätten, dass die Holzmaserung sich bei einer anschließenden Lackierung nicht mehr störend bemerkbar macht. Als ich meinen Bericht fertig hatte, war der Dialog, der ja nun mit dem Thema des Berichtes nichts mehr zu tun hatte, längst irgendwohin verschoben (mit Recht)und ich fand ihn nicht mehr wieder. Weil ich jetzt aber nicht wortbrüchig werden will und weil ich auch dahintergekommen bin, wie man Berichte mit Bildern verfasst

folgt hier nun mein Beitrag:

Oberflächenbehandlung von Sperrholz mittels Kolophonium

für diesen Versuch habe ich einen Teil Kolophonium in zwei Teilen Brennspiritus gelöst (Messung nach Volumen). Diese Lösung habe ich auf eine Stelle eines Stücks Pappelsperrholz, das vorher geschliffen wurde, aufgetragen. Nach dem vollständigen Auftrocknen kam der erste Zwischenschliff mit Schleifpapier (Edelkorund, Körnung 180).

Nach diesem Zwischenschliff erfolgte der zweite Lackauftrag mit nachfolgendem Zwischenschliff, jetzt mit Körnung 320.

Diese Prozedur wurde insgesamt 6 mal durchgeführt, Endschliff mit Körnung 600.

Danach habe ich mit Sprühlack aus dem Baumarkt überlackiert.

Das Ergebnis ist auf dem Bild recht gut zu erkennen. Linksseitig, über der Kolophoniumschicht glänzt der grüne Lack, während er rechts matter wirkt. Auch ist die Maserung rechts deutlicher als links erkennbar. Insgesamt aber ist das Ergebnis noch nicht zufriedenstellend.

Versuch mit Kolophon (Rudolf)
Bild
Sperrholz mit Kolophonlack geglättet und mit Farblack überlackiert


Der Sinn des Zwischenschliffs:

Man stelle sich die Oberfläche eines Holzstückes selbst nach dem feinsten Schliff als eine Berg- und Tallandschaft vor. Wenn man diese nun lackiert, legt sich über diese Landschaft ein Lackfilm, ähnlich wie der Schnee im Winter; auf den Bergen etwas weniger, in den Tälern etwas mehr. Mit jedem Zwischenschliff nimmt man den Lack auf den Bergspitzen nach und nach ab, während sich die Täler nach und nach mit Lack auffüllen. Die absolute Durchtrocknung des Lackes ist dabei sehr wichtig, weil andernfalls die Oberfläche beim Schliff schmiert. Die Durchtrocknung erfolgt von Lackschicht zu Lackschicht immer langsamer. Am Ende werden die Täler vollständig aufgefüllt, die Bergspitzen vollständig entfernt und diese nun entstandene Ebene mit einem Lacküberzug versehen sein.


Fazit:

um zu einem befriedigenden Ergebnis zu gelangen, hätte ich diese Prozedur mindestens ca. 15-20 mal wiederholen müssen. Das ist nervig und zeitraubend. Besser und schneller gelingt dies mit einer Schellack-Lösung. Trotzdem muß man auch hier mit 6-8 Lackschichten rechnen, wenn nicht gar noch mehr. Nicht ganz umsonst ist in meinem Beruf das Thema Oberflächenbehandlung eine heilige Kuh.

Ich halte beide Verfahren für den Modellbau für ungeeignet, da Zwischenschliffe bei den kleinflächigen Gegebenheiten eines Modells nicht bis in alle Ecken machbar sind. Ich meine, dass man Holz zur Darstellung von Holz verwenden und dass man dort, wo glatte Oberflächen gefragt sind, auf glattes Ausgangsmaterial zurückgreifen sollte.
Viele Grüße

Rudolf
rhb fan
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Re: Oberflächenbehandlung von Sperrholz mittels Kolophonium

Beitrag von rhb fan »

Hallo Rudolf,

schöne Forschungsarbeit, wie Du aber zeigst, ist der Aufwand recht hoch für das Ergebnis. Zum Glück gibt es ja genügend alternative und oft einfachere Methoden - hier im Forum beschrieben - wie man Holzoberflächen glatt bekommt. Etwas Geduld braucht man aber bei allen Verfahren, immer gut zwischentrocknen lassen.

Gruss,

Andreas
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Re: Oberflächenbehandlung von Sperrholz mittels Kolophonium

Beitrag von Regalbahner »

Hallo Rudolf ,

der Teil ist bei den Modellbautechniken gelandet ,
wo eigentlich auch dieser Threat hingehört :wink:
phpBB2/viewtopic.php?t=5736
Die Kolophonium Geschichte ist schon interessant und ich denke bei
größeren Flächen (glatte gelaserte Wagenkänsten , oder Lokgehäuse) auch ok.
Wie sieht es denn mit der Haltbarkeit ohne Sprühlack aus und was passiert wenn man nur tränkt ohne zu schleifen ?
Ich habe für solche Sachen immer Bootslack verwendet , wobei die Hersteller
für echte Wetterfestigkeit auch funf bis acht Lackschichen empfehlen .
Wenn Holz wie Holz aussehen soll und wetterfest noch sein soll , muss man halt einen großen Aufwand treiben .

Tschau Christoph
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dampfspieler
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Re: Oberflächenbehandlung von Sperrholz mittels Kolophonium

Beitrag von dampfspieler »

Hallo,

es gibt noch eine weitere Möglichkeit, Holz gegenüber Witterungseinflüssen unempfindlich zu machen. Dazu eignet sich G4 von Voss-Chemie. Das Zeug zieht ins Holz ein und wenn man "ordentlich" gearbeitet hat, hat man anschließend "Plaste-Holz" :D .

Für kleine Holzteile geht auch dünnflüssiger Sekundenkleber, der in das Holz einzieht und es "plastiniert". Danach kann man es sehr gut drehen und fräsen.

Gruß Dietrich
Feinblechner können machen aus feinen Blechen feine Sachen.
Rudolf
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Re: Oberflächenbehandlung von Sperrholz mittels Kolophonium

Beitrag von Rudolf »

Hallo Kollegen,

Andreas, ich gebe Dir völlig Recht. Es ging damals eigentlich nur darum, dass über die Frage diskutiert wurde, ob sich Kolophonium zum Glätten von Sperrholz als Lackiergrundlage eignet. Keiner wusste Bescheid, und weil ich sehr viel mit Schellackpolituren und mit Kolophonium zu tun habe, habe ich mich damals bereiterklärt, diesen Versuch zu machen.

Christoph, mit dem Verschieben hattest Du ganz recht. Ich habe die Sparte übersehen und in Bauanleitungen wollte ich das Thema nicht stellen, weil dort keine Diskussion stattfinden kann.

Tja, nur tränken statt zu schleifen führt zu einer fürchterlich rauen Oberfläche, weil sich die Holzfasern nach oben stellen. Wetterfest sind Spritlacke (Lacke, deren Bestandteile in Alkohol gelöst sind) sowieso nicht. Sie vertragen zwar ein paar Wassertropfen, die man aber sofort wegwischen sollte, das war´s dann aber. Spritlacke sind nur für den Innenraum geeignet und finden daher nur bei Möbeln und hochwertigen Musikinstrumenten Verwendung. Ich denke, mit dem Bootslack bist Du besser dran. Wie also oben schon gesagt: Spritlacke sind für den Modellbau eher ungeeignet und für´s Freie sowieso nix!

Dietrich, danke für den Hinweis auf G4 von Voss-Chemie. Das Zeug kannte ich bisher noch nicht. Den Trick mit dem Sekundenkleber wende ich allerdings schon seit Jahren an. Immer dann, wenn die Holzteile zu fuddelich werden, sich erste Überlastungen in der Maserung zeigen und Teile abzubrechen drohen.
Viele Grüße

Rudolf
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Stoffel
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Re: Oberflächenbehandlung von Sperrholz mittels Kolophonium

Beitrag von Stoffel »

(verschubst zu Modellbautechniken. :wink: Stoffel)
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