Vom 27. bis zum 29. Oktober fand in Utrecht (Niederlande) die Eurospoor 2006 statt. Wir würden das als Verkaufsmesse bezeichnen, unsere Nachbarn nennen so etwas Jaarbeurs ("Jahresbörse", also Messe). Das trifft's ganz gut, denn die Veranstaltung war sehr verkaufsorientiert. Wie sich noch zeigen wird, stehen die Niederländer sehr auf Sparsamkeit


Zunächst sei das Team umrissen, das allen Widrigkeiten zum Trotz unter der Flagge der IG Spur II in den Hallen der Messe eine wunderbare und immerhin 14,4m lange Anlage in II und IIm aufbaute und betrieb. Der Chefregisseur war Martin Graf, eingefleischter Freund schwäbischer Meterspurbahnen, erfahrener Medienwerker und Kommunikations-Künstler trotz sprachlicher Barrieren. Als technischer Direktor mit entsprechender Zugkraft (ich sage nur: Ts5!) trat fido auf. Die notwendige Ruhe und Gelassenheit wurde ideal von "Henry" Langheinrich, dem Vorsitzenden der IG Spur II, verkörpert. Der Chronist war sozusagen der "Xw" im Team (Arbeitswagen mit verringerter Tragkraft wegen einer Knieverletzung).
Donnerstag, 26. Oktober
Frühstücks-gestärkt trotz labberiger Brötchen und voller Tatendrang traf das Team samt Transporter vor den Hallen der Jaarbeurs Utrecht ein. Allein, die Tore waren verschlossen. Der Aufbau sollte zwar schon um 9:00 Uhr beginnen, doch anscheinend findet die Umstellung auf Winterzeit in den Niederlanden scheibchenweise statt - kurzum, es hiess zunächst "warten". Schliesslich ging's dann aber doch los.

Schon da begannen jedoch die ersten Widrigkeiten. Um Strom zu sparen, war nämlich nur ein Viertel der ohnehin schon wenigen und schwachen Deckenlampen der riesigen Halle eingeschaltet. Zum Glück hatten wir einen - aber eben nur einen - Scheinwerfer mit 500 Watt dabei. Sonst wären wir elendiglich untergegangen. Es sollte trotzdem ein dunkles Kapitel der Modellbahngeschichte bleiben.
Auf dem Bild seht Ihr links Martin und rechts fido. Die Tische sind schon aufgebaut, und die Gleise für den Güterbahnhof Aalen liegen. Schon recht früh am Abend - gegen 21:30 Uhr - brach die Crew dann Richtung Ijselstein Richtung Hotel und wohlverdientem Abendessen auf. Henry als Fuchs der Füchse hatte uns am Vorabend schon zu reichlichem Bierkonsum aufgefordert, denn er hatte schnell erkannt, dass wir noch viele Bierfilze zum Höhenausgleich brauchen würden. Außer fido, der statt Gersten- lieber Coffein-Saft trinkt, musste uns das nicht zweimal gesagt werden

Freitag, 27. Oktober
Wo ein Stand ist, fällt Müll an. Darum begab sich der Chronist flugs zum Hallenpersonal und fragte dort "Heeft U en groote blouwe abvalbak, astublieft?" (mir das anzueignen, war nicht ganz einfach, hier die Übersetzung: "Haben Sie einen großen, blauen Abfallsack, bitte?"). Darauf hin wurde mir in ebenso gutem oder schlechtem Deutsch beschieden, Säcke habe man zwar wohl, aber man dürfe den Ausstellern keine geben. Die hätten ihre Sachen gefälligst selbst mit zu bringen und ebenso auch wieder zu entsorgen. Aha.


Na ja, auch mit einem provisorisch aus Folienresten verklebten Sack lässt sich's leben. So sehen wir fido hier frohen Mutes bei den Probefahrten mit dem Traktions-Rückgrat des Güterbahnhofs Aalen der Härtsfeldbahn, der Ts5 von Dingler. Beachtet bitte die verschiedenen Schottersorten für die Schmalspur- und Regelspur-Gleise - alles ganz nach Vorbild.
Aus der Licht-technischen Not musste die Crew notgedrungen eine Tugend machen. Also wanderte der einzige Scheinwerfer im Laufe der Tages vom tiefen Osten über den (wandseitig reflektierten) Süden hin zum abendlichen Westen, um den Messebesuchern eine Abwechslung zu bieten. Hier ist es definitiv noch früher Morgen, der T34 wartet am Lokschuppen bei der Behelfstankstelle auf seinen ersten Einsatz.

Henry hatte seine Regelspur-50er mit Kabinentender und ein paar hübsche Nahverkehrswagen dabei. Die scheiterten jedoch zunächst an kleinen Unzulänglichkeiten des Aufbaus und der flugs gebauten Regelspurgleise. Diese Delle konnte der Vorläufer der 50er jedenfalls nicht verkraften.

Henry bewies jedoch umgehend seine Qualitäten als Steuermann der IG-Spur II und regelte das Problem umgehend und souverän mit einem Faltblatt - nein, nicht der IG - sondern der Härtsfeldbahn von anno 2004. Henry hätten wir auch als Kamera-Stativ benutzen können. Diese Kunstlicht-Aufnahme wurde mit rund einer Sekunde belichtet - da zuckt nichts außer der Hand am Regler...

Ihr wisst, was ein "running gag" ist? Na klar: der Besuch Konrad Adenauers auf der Härtsfeldbahn mit der Autopanne und der Rede zur Lage der Nation, bei der wahrscheinlich 'mal wieder kein Schwein zuhört. Das durfte auch in den Niederlanden nicht fehlen, um die Nachbarn mit dieser Geschichte vertraut zu machen.

Foto: fido.
fidos Ts5 war der zugkräftige Star der großen Anlage mit beeindruckendem Sound.

Wie Ihr sehen könnt - Publikumszuspruch hatten wir trotz ägyptischer Finsternis genug. Ohne die Ts5 (99 192) wäre der Betrieb auf der Rollbock-Grube undenkbar gewesen.

Foto: fido.
Auf der Regelspur-Seite wurde die Grube teils von fidos V36, teils von Martins Breuer-Traktor bedient, hier mit einem wundervollen Kesselwagen.

Foto: fido.
Bei der Gelegenheit gleich noch ein schönes Foto von fido. Hier ist gut zu sehen, dass in Utrecht mächtig 'was los war.

Foto: fido.
Kommen wir zurück zur Chronik.

Beim Lokschuppen hatte fido dieses schöne Arrangement mit alten Bekannten gestaltet. Die Loren und Feldbahn-Radsätze stammen aus Wittislingen (dies für Insider). Natürlich wurde häufig gefragt, wie lange die IG Spur II denn an dieser wundervollen Anlage gebaut habe. Darauf hin warf Martin meist einen nachdenklichen Blick auf eine Szene wie diese...

...und antwortete trocken: "Elf Stunden". Dabei ist das schamlos übertrieben, es waren nur acht


Teils war es auf der Messe so duster, dass wir zu Ausleucht-Zwecken die Triebwagen heran ziehen mussten.

Dennoch gelang manches eigentlich unmögliche Foto, hier z.B. WN11 mit den alten Wagen und T33 side by side.

Gegen Abend gab's dann leider noch eine ärgerliche - wenn auch nicht untypische - Panne. An der Ts5 riss eine Kuppelstangen-Verbindung. Nachdem fido alle nötigen Komponenten in der Halle besorgt hatte, gings an eine dringend nötige Reparatur. Hier sehen wir den gestressten und doch gelassenen Chefarzt bei der OP.

Samstag, 28. Oktober

Mehr oder minder gut ausgeschlafen wurde der Plandienst am Samstag angetreten. Auf dem Foto seht Ihr die Kollegen am Güterbahnhof Aalen, die sich gerade 'was zum Thema "unchristliche Weckzeiten" erzählen. Und dann brummte fido gleich früh am Morgen dem FdL solche Aufgaben auf...

Na ja, trotz Schlafmangel und labberigen Brötchen zum Frühstück lacht aber bei solchen Bilder das Herz des Modellbahners, oder?

Henrys 50er mit Kabinentender von Magnus schubserte sich auch am Sonnabend unverdrossen und ganz analog je sechs Meter vor und zurück.

Sonntag, 29. Oktober
Der Sonntag war dann schon reine Routine. Gleise putzen, Kaffee kochen, etc. Lediglich die Umstellung auf die Winterzeit spielte uns einen kleinen Streich. fidos Handy meinte schon um 6:15 Uhr, dass es Zeit zum Aufstehen sei. Dem Chronisten wurde beim Anblick des leeren Frühstücksraums aber schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt - denn sonst war da immer alles bis auf den letzten Platz besetzt.

Okay, okay - auf diesem Bild stören der Zipfel von Henrys Lunchpaket und die hochkant gestellte Bierbank ein wenig. Der Fernseher im Hintergrund spulte mittels DVD ununterbrochen nette Infos zur Härtsfeldbahn ab, und viele Besucher nutzten die Gelegenheit zu einer Rast mit informativem Gehalt.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden Traditions-gemäss die Scheiben der Triebwagen gereinigt. Das ist ein mühseliges Unterfangen, denn aus diesem Foto geht klar hervor, dass der Putzer am Sonntag morgen gerade wieder angefangen hat, wo er Samstag Abend aufgehört hat...

Foto: fido.
Wo Härtsfeld draufsteht, muss auch die berühmte Härtsfeld-Draisine dabei sein, hier auf einer der seltenen historischen Aufnahmen (ca. 1956).

Das Modell stammt natürlich von Max 25km/h - nomen est omen - dessen "Liblarer" Wagen auch dabei sein musste - hier hinter dem wunderbaren Förderband von NPTM ( http://www.nptm.de ). Die abgefallene Sanderstange der WN11 ist einer vom Chronisten verursachten Flankenfahrt zuzuschreiben. Asche auf mein Haupt...

Auch Max' WN1 - normaler Weise mit den Wettertafeln ausgestattet - durfte nicht fehlen. Hier befindet sie sich - ohne Vorhersage - auf dem Weg zum AW wegen kleinerer Steuerungsprobleme.

Foto: fido.
Da es hier im Forum unlängst allerlei Diskussionen gab, folgt hier noch ein Bild zum Mut machen. Dieser hübsche Wagen entstand auf Basis eines LGB®-Waggons.

Misstrauisch vom Hallenwart Leo beäugt, begann der Abbau schon früh am Sonntag. Wie nicht anders zu erwarten, wurde uns erklärt, wir hätten den Stand besenrein zu hinterlassen und unseren Müll gefälligst selbst mit zu nehmen


Das focht uns jedoch als Routiniers nicht mehr an. Besondere Erwähnung verdient ein Mitarbeiter der Messe, der stets höflich und hilfsbereit war - eben, weil er sich wohltuend vom Rest abhob. Der hat mir in drei Tagen auch jede Menge der niederländischen Sprache beigebracht.
Was gab's sonst zu sehen?
Gute Frage! Unbestritten - auch bei den Ausstellern und Besuchern - galt Aalen GBf als das Highlight der Messe. Besondere Erwähnung verdienten höchstens zwei bis drei weitere Schauanlagen. Für RhB-Freunde war die uns schräg gegenüber liegende, gut organisierte (und beleuchtete!) H0m-Anlage trotz der "Klobürsten" ein echter Hingucker.

Sehr schön war auch in Halle 2 diese niederländische H0m-Anlage nach nationalen Motiven.

Der zweite Preis - hier sind wir 'mal ganz unbescheiden - geht jedoch ganz klar an den Bahnhof Lauscha in H0. Das wird unseren "Schrauber" freuen


Der Preis für die definitiv bemitleidenswerteste Konstruktion Europas geht an diesen Aufbau, der jeder Beschreibung spottet. Das darf der Chronist einfach nicht verschweigen...

Fazit: Wir sagen zur Eurospoor lieber nicht "tot ziens", sondern "farewell" - ob es ein nächstes Mal geben wird, ist eher fraglich.
Weitere Bilder von fido gibt's in der entsprechenden Galerie ( fotos/showgallery.php?cat=681 ). Ich werde demnächst auch noch 'mal einen Schwung hochladen.

Beste Grüße,