als eingefleischtem Livesteamer will mir das Beige von Triebwagen nicht so naheliegen. Aber das gehört unbedingt zur bunten Farbpalette hier, und angeregt durch den Draisinenwettbewerb habe ich mich mal an ein Modell eines von einem Verbrennungsmotor angetriebenen Fahrzeuges gemacht.
Zunächst das Vorbild:
02 Vorbild (Max 25 Kmh)

Originalbild der Härtsfelddraisine. Das ist ein Scan aus Seidel 1962 "Brücke zum Härtsfeld", den Fido bereits eingestellt hatte. Mangels Originaldaten ist kein echter Maßvergleich möglich, aber aus diesem Bild habe ich die Proportionen abgenommen.
Die Entscheidung für dieses Vorbild fiel nicht nur wegen Fidos Anregung - er weiß ja, daß ich Härtsfeldbahnfan bin, sondern auch wegen der drei Achsen zur Stromabnahme. Der Motorwagen allein fährt aber auch recht ordentlich, die "Jagsttaldraisine" (siehe Vorbilder), weiß ich nun, wäre auch gegangen.
Und nun: Die Galerie Stenkelfeld präsentiert: 100 Modelle. Heute: die Draisine der Härtsfeldbahn im Modell 1:22,5. Bauzeit: seit Weihnachten 2003 / ca. 100 Stunden. Lack auf Metall und Holz, gesägt und gelötet. Der Bastler lebt unbehelligt unter seinem Pseudonym in Düsseldorf.
01 Härtsfeld Draisine rollout 17.3.04 (Max 25 Kmh)
Technische Daten und Ausstattung:
- Achsfolge 1 A 1´
- LüA 180mm
- Breite 75mm
- Raddurchmesser 20mm / echte Holzspeichenräder 12 Speichen
- Gewicht 275g
- Faulhabermotor, derzeit analog betrieben, Stromabnahme über alle Räder
- Dreipunktlagerung beider Laufachsen
- echtes Lederpolster innen
- echte Holzbank aus Einzelbrettern hinten
- echtes Stoffdach
- Türen, Motorhaube, Dach zum Öffnen.
Nur der Motor (eBay...), die Zahnräder und Lampen / Birnchen (Pfiffikus) wurden gekauft, alles Andere selbst gefertigt. Folgt noch Digitalsteuerung für Hupe (Conrad) und Licht.
03 Seitenansicht Gegenlicht (Max 25 Kmh)
Hier sieht man die Speichenräder gut, und das Bild dient zum Vergleich mit dem Vorbild.
06 Holzspeichenrad (Max 25 Kmh)
In Ronden aus 2 mm Sperrholz wurden 12 kreisgeteilte Löcher gebohrt und die tropfenförmigen Zwischenräume ausgesägt. Radreifen aus Messing brüniert, Achse und Lagerstummel aus Einzelteilen zusammenegestzt.
07 Erste Ausfahrt (Max 25 Kmh)
Es geht das Gerücht, der Bahnverwalter habe die Draisine wiederholt für private, amouröse Ausflüge genutzt. Die Holzbank ist eher ein Schwiegermuttersitz, aber diese Schwiegermütter.... nun ja.
08 schnelle Vorbeifahrt (Max 25 Kmh)
Bei schlechter Gleislage und schneller Fahrt (Max. 50 Km/h?) führt der ungefederte Anhänger zu erhebenden Erlebnissen. Was die Dame nicht hindert, ihren Freunden zuzuwinken.
Mehr Bilder findet Ihr in der Wettbewerbsgalerie. Aber zwei will ich hier noch zeigen:
16 Rohbau Kabine (Max 25 Kmh)
Hier sieht man die Einzelteile aus Blech. Die Kabine ist aus einer einzigen Abwicklung, die Biegungen wurden "freihändig" da dreidimensional ausgeführt. Die Wölbungen wurden erreicht, indem "Zipfel" ausgesägt wurden, hingebogen und mit Lötzinn verfüllt ergab sich ein vernünftiges Ergebnis. Dann wurden die Türen ausgesägt und mit Sekundenkleber und schmalen Hinterlegstreifen wieder eingeklebt (vorne der Anschlag wurde natürlich gleich gelötet), damit die Türspalte und der untere Karosserieeinzug passen.
17 Einbau Türscharniere (Max 25 Kmh)
Die Türscharniere sind aus 3mm MS58 gefertigt. Das geht ganz einfach, wie Bildhauen: man entfernt einfach alles Material, was man nicht braucht. Damit die Scharniere fluchten, wurden sie auf einen Stahldraht gefädelt und eingelötet. Ich war selbst erstaunt, daß das Lötzinn nur dahin lief, wo es sollte.
Erst nachdem die vordere Querwand eingebaut und die unteren Längsträger angesetzt waren, wurden die Türverklebungen gelöst. Durch die Löthitze "angetauter" Sekundenkleber ist übrigens verdammt hart... geht aber mit einer feinen Klinge rückstandsfrei ab.
Diese ganzen Lötarbeiten an direkt benachbarten Lötstellen gehen aber nur in Messing und mit einem el. Lötkolben.
Das Stoffdach ist nicht ohne: es ist zunächst aus einem Stück oregon pine, entsprechend den durchhängenden Stoffbahnen ausgekehlt, mit Trägerbügeln aus 1x1 mm Pappstreifen beklebt. Darauf kam feiner weißer Taschentuchstoff, mit Schnellschliffgrundierung:Aceton 1:1 fixiert. Der Stoff greift vorne und an den Seiten über die Karosserie, das Trägerholz ist innerhalb - da ist also ein freischwebender Rand von 2 mm. Sehr empfindlich! Muß aber abnehmbar sein, weil durch diese Öffnung das Bodenblech mit Motor und Digitaleinbauten eingesetzt werden.
Nach Durchhärten schwarz angestrichen und sofort abgewischt ergibt sich ein relativ guter Eindruck eines sonnengebleichten, abgeschabten Stoffdachs. Mein bisher erster Versuch einer "Alterung"...
Holzteile wurden mit Clou Lasur Eiche mittel behandelt. Ganz kleine Vertiefungen markieren die Befestigungsschrauben in den Sitzbankbrettern.
Die übrige Lackierung ist Standard in RAL Tönen (1014 und 3003), danach wurden die Fenster aus 0,5 mm PVC angebracht.
Habe Fertig! Euer Max 25 Kmh.