Hallo!
Fahrwerks-Theorie
Heute muss ich 'mal wieder ein bißchen theoretisieren.
Kommen wir zunächst einmal zu der angesprochenen Grundplatte. Abweichend vom LGB®-Modell, das 74mm lichte Weite zwischen den je 5mm breiten Rahmenlängsträgern hat (Summe 84mm), wird der Eigenbau 77,2mm lichte Weite und 3,6mm breite Rahmenlängsträger haben (Summe 84,4mm).
Hier die Maßsskizze der 2mm-Grundplatte:
Zugleich ist das Eigenbau-Drehgestell wesentlich schmaler als das Kunststoff-Teil. In Folge
können die Drehgestelle zwischen den Längsträgern so weit verschwenken, dass zumindest der Radius 2 noch problemlos durchfahren werden kann. Wenn die Radsätze ein klein wenig seitliches Spiel behalten, wird es wohl auch gerade noch auf R1 klappen. Hier folgt eine Vergleichstabelle.
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R3 r 930mm R2 R1
Verschwenkung Drehgestelle 5,64° 7,14° 8,69° 11,1°
Ausschwenkung in Wagenmitte 5,7mm 7,2mm 8,8mm 11,2mm
Ausschwenkung Drehgestellenden 4,9mm 6,2mm 7,4mm 9,65mm
Ausschwenkung Puffermitte 9,0mm 11,4mm 13,92mm 17,87mm
Überlappung bei 17,2mm-Tellern 8,4mm 6,0mm 3,6mm -1mm (etwa)
In der letzten Zeile erkennt Ihr, dass es bei R1 mit den Puffern als Stoßvorrichtung nicht mehr klappen wird, da 17,2mm breite Teller je nach gekuppeltem Fahrzeug um mindestens 1mm überpuffern. Bevor hier ein großes Wehklagen über meine geistige Verwirrung anhebt ("so ein Modell betreibt man nicht auf R1"): Es gibt genug IIm-Bahner, die aus diesen oder jenen Gründen R1 benutzen oder benutzen müssen. Ich bin - zumindest in der Wohnung - auch darauf angewiesen.
Daher werden an den Drehgestellen unauffällige Adapter für eine Deichsel angebracht, an der wiederum mit nur einer Schraube M3 eine LGB®-Bügelkupplung montiert werden kann. Stabilitäts-Wunder darf man sich hier nicht erwarten. Wer also dauerhaft Bügelkupplungen verwenden will, sollte den Pufferbohlen-seitigen Längsträger der Drehgestelle noch versteifen, bevorzugt mit einem innen angelöteten Blech, das die Kräfte auf die mittleren Brücken überträgt. Die M3-Gewinde habe ich in ein aufgelötetes 2mm-Blech geschnitten.
Die Lage der Schrauben-Bohrung in der Deichsel hängt von der Länge der Puffer ab, denn die bestimmt auch die Position der Bügelkupplungen. Diese Skizze zeigt einen der kritischen Punkte bei der Fahrwerks-Konstruktion, den Raum hinter der Pufferbohle.
Hier seht Ihr blau den am Drehgestell angelöteten Adapter, rot die Deichsel und grau das Profil der Bügelkupplung. Damit die Bügelkupplung auch über Entkupplungsgleise getrennt werden kann, muss sich die Deichsel unten an der Pufferbohle abstützen können.
Beachtet dabei bitte, dass sich die Balancier- und die Bügelkupplung nicht ausschliessen. Beide können - auch gleichzeitig - am Modell angebracht sein.
Kritisch ist die Ecke hinter der Pufferbohle deswegen, weil sich dort so allerlei tummelt. Der Adapter, der innen liegende Balancier, der innere Teil gefederter Puffer und auf einer Seite die Handbrems-Umlenkung.
Diese lässt sich nicht wie beim Original nachbilden, weil das Drehgestell in Gleisbögen zu stark verschwenkt. Der kurze Zughebel am der Umlenk-Welle und die Zugstange würden schon bei Radius 2 irgendwo anstossen. Daher musste ich mir eine andere Lösung einfallen lassen. Da sich das nur schlecht zeichnerisch erklären lässt, reiche ich später Fotos nach. Darüber nachdenken musste ich aber gleich, denn ich möchte hier - Kupplungs-technisch - die Eier legende Wollmilchsau bauen.
Wie Ihr wisst, fahren Max 25Kmh und fido teilweise mit Mittelkupplungen Lenz'scher Bauart. Was nützt aber der schönste
Wagen, wenn er nicht mit anderen kuppelbar ist? Also musste noch eine Lösung für die optionale Mittelkupplung her. Diese Lösung besteht in einem weiteren Adapter, der später mittels zwei M2-Schrauben unten an die Pufferbohle angesetzt werden kann. Ich hoffe, das hält so halbwegs. Hier seht Ihr die Adapter-Teile orangefarben markiert.
Dabei ist es ganz wichtig, dass sich der Adapter für die Bügelkupplung aus Kunststoff und der für die Mittelkupplung aus Metall nicht berühren. Und das leitet mich gleich zum nächsten Thema über. Das gilt auch für den Bügelkupplungs-Adapter und die hier violett eingezeichnete Lagerung des Balanciers.
Die Elektrik (1)
Anmerkung: Wer die Drehgestelle auf Kunststoff anbringt, kann den folgenden Abschnitt ignorieren.
Wie Ihr gesehen habt, möchte ich die nur einseitig isolierten Märklin®-Radsätze benutzen. Einseitig isoliert heisst aber auch, dass die Drehgestelle über die Achslager ein Potenzial führen. Nun könnte man der Einfachheit halber sagen: Was soll's, da werden eben die isolierten Räder alle auf einer Seite angebracht und gut ist's. Weit gefehlt! Denn da die Messing-Grundplatte dann auch Potenzial führt, kann es beim Kuppeln mit anderen
Wagen mit einseitig isolierten Radsätzen zu den schönsten Kurzschlüssen kommen (die Balancier-Kupplung muss ja auch an der Grundplatte befestigt werden). Es gibt nur zwei Möglichkeiten, das zu vermeiden. Entweder werden die Radsätze auch auf der zweiten Seite ausgebuchst (schwierig, riskant, kann nicht jeder)
oder die Drehgestell-Brücken werden isoliert an der Grundplatte angebracht (einfach, kann jeder). Dabei muss nur eine weitere Stelle isoliert werden, nämlich die Bremszugstange von der Umlenkung Richtung Hand- oder Druckluftbremse. Und natürlich dürfen die Drehgestelle kein anderes an der Grundplatte angebrachtes Metallteil außer den Brücken berühren, egal, was kommt.
Die Isolierung der Brücken geht einfach wie folgt. Zunächst einmal werden die äußeren Durchbrüche für die je vier Schrauben auf etwa 4mm aufgeweitet, die inneren jedoch nicht. Dann werden die Brücken mit einer dünnen Schicht Isoliermaterial dazwischen (Kunststoff-Folie) auf die Grundplatte geklebt, beispielsweise mit Stabilit Express. Dabei dienen die inneren Schrauben gleich als "Zwingen". Wenn Ihr eine breitere Grundplatte verwendet, könnt Ihr auch gleich 1,5mm starke Distanz-Klötze an den äußeren Stirnseiten der Drehgestellbrücken aufkleben. Ich habe das leider verpennt, obwohl ich wie stets viel zu viel Stabilit angerührt hatte

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Während der Trocknung alle acht Schrauben gelegentlich lockern und wieder anziehen, damit sie nicht fest kleben. Wenn die Klebestelle ausgehärtet ist, werden nur die
äußeren Schrauben eingesetzt und die inneren heraus genommen. Die inneren Durchbrüche werden nun etwa einen halben Millimeter tief auf vier Millimeter Durchmesser aufgeweitet. Nehmt alle Schrauben heraus und messt, ob es wegen Spänen noch Durchgang gibt. Nein? Alles klar. Dann können alle Schrauben mit Isolier-Beilegscheiben eingesetzt werden. Zuletzt noch einmal messen und im Falle der Fälle den Übeltäter mit einem Durchgangs-Prüfer einkreisen.
Achtung: Ohne die Schrauben taugt die Folien-Klebung keinen Schuss Pulver. Die müsst Ihr auf jeden Fall einsetzen, und zwar alle acht. Die Überstände der vier äußeren Schrauben oberhalb der Grundplatte werden später benötigt, um den Wagenkasten anzuschrauben.
An einer der Brücken wurde bei der Gelegenheit gleich außen ein Kunststoff-Rohr für die Isolierung der funktionalen Handbremszugstange eingeklebt. Guckt 'mal hier:
Auch die Isolierung der Bremszugstange von der Umlenkwaage zum Umlenkhebel des Druckluftbremszylinders ist nicht allzu schwer. Klebt dazu einfach an einer geeigneten Stelle eine Hülse mit 1,1mm Innendurchmesser auf die getrennten und vorab gut mit Stabilit Express bestrichenen Zugstangenteile. In 9 von 10 Fällen klappt das auf Anhieb.
Die Kollisions-Gefahr zwischen dem Balancier-Lager und Bügelkupplungs-Adaper lässt sich leicht beheben. Dazu wird auf die diagonale Zugstrebe aus Blech einfach ein Stückchen 0,5mm-Polystyrol geklebt.
Na ja, das kriegen wir in den nächsten Tagen alles noch. Da ich leider nicht in Schenklengsfeld dabei sein werde, kann ich ja schön basteln, während Ihr Euch auf der Jahres-Hauptversammlung der IG Spur II vergnügt

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Beste Grüße,