Meine Lok: 99 021

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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highmichl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von highmichl »

theylmdl hat geschrieben:Hallo!

Bild

Das sind Teile für ein Preiser-Fahrrad-Tuning-Kit aus 0,2mm-Neusilber. Schaut 'mal bitte auf das zweite lange Teil von oben. Das ist die untere Haltestrebe für das vordere Schutzblech. Vom Rand der 0,3mm-Bohrung rechts und links bis zum Beginn des Haltestegs sind es 0,18mm. Die Strebe selbst ist 0,5mm hoch (im Vorbild also 11,25mm und damit selbst für Blechstreben viel zu viel!). Die anderen Teile sind unter Anderem für das Kettenschutzblech und die Arretierung der Rücktrittbremse.



. Ich nehme 'mal an, dass dies auf lange Sicht mein letztes Projekt dieser Art sein wird. Es gibt ja noch genug anderes zu tun.


-
1. Pimp my Bicycle! Gibts schon ein Bild wo die niedlichen feinen Streben verbaut sind? Ich habe mir vor kurzem erst das Post-Radl zugelegt und finde das Preiser-Produkt eigentlich schon recht filigran gearbeitet. Aber so Kleinigkeiten lassen sich hier und da noch verfeinern.


2. Seeeehhrr Schaaaade!
Ich hoffe du meinst damit das Du keine ganze Sammlung von Triebfahrzeugen brauchst sondern dich mit einer (vom feinsten) Lok vergnügst und aber weiterhin dem Modellbau treu bleibst und nicht auf einmal nur noch zum Golfen gehst.


Servus

Gruß Michl
theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo Michl!

Nein, das Fahrrad gibt's noch nicht zu sehen. Das dauert auch noch ein Weilchen. Außerdem sind auf dem Foto nur ein paar Teile des Kits zu sehen, es gibt noch sehr viele andere. Das ist jetzt aber off topic ;-) .

Zu Deiner zweiten Frage: Genau das wollte ich damit sagen. Eine Lok reicht mir, wenn sie gut aussieht und gut funktioniert. Dazu möchte ich dann natürlich auch ein paar Wägelchen haben. Meine müssen dazu ziemliche Radikalkuren über sich ergehen lassen, und das wird wieder viel Zeit kosten. Außerdem habe ich erst 40cm "richtiges" Gleis.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Gestern und heute konnte ich doch nicht widerstehen und habe ein wenig an den Teilen für meine kleine Lok herum gebastelt.

Die Dreipunktlagerung

Da die Lok nicht echt gefedert werden wird, ist eine Dreipunktlagerung Pflicht. Nach einigen Versuchen auf dem Papier, äh, am Computerbildschirm kam ich darauf, dass es besser ist, die Vorderachse pendeln zu lassen, und zwar so, dass sich die Räder rechts und links um gut einen Millimeter heben bzw. senken können. Danach muss die Bewegung wegen der Gefahr ungewollter elektrischer Verbindungen gestoppt werden.

Vorne - so etwa zwischen den Zylindern - wird auch der Motor liegen, ein Faulhaber 2232 U 024 SR. Der wird in einer Achse mit einer langen Schneckenwelle angeordnet werden (vier Lagerbuchsen, fünf Axial-Gleitscheiben aus Messing, hinten zwei Motorgehäuse-Lagerungen). Die zwei eingängigen Stahlschnecken von GHW werden auf zwei Messing-Schneckenräder mit 25 Zähnen werkeln.

Bild

Hier seht Ihr rechts hinten den Motor mit sechs stirnseitigen Befestigungs-Gewinden. Links liegt die Stehwand für den Antriebsblock hinter dem Motor, will sagen, auf der Wellenseite (Motor vorne, Welle hinten ;-) ). In der Stehwand sind zwei Nuten für die Aufnahme von M2-Stiftschrauben. Die sorgen später dafür, dass sich der Motor nicht verdrehen kann - fest geschraubt wird er jedoch nicht. Rechts liegt die Achse, dazu komme ich später noch.

Das Drehteil war relativ schwierig anzufertigen. Es erfüllt in Personalunion einige Aufgaben:
  • Es ist das vorderste von vier Lagern der Schneckenwelle.
  • Es dient der Zentrierung für den Motor.
  • Es ist ein Anschlag in Axial-Richtung für den Motor nach hinten hin.
  • Es ist eines von zwei Lagern des Käfigs für die Vorderachse, damit diese samt Schneckengetriebe frei pendeln kann (Auflagedruck ca. 500 bis 625 Gramm!).
Die weiter vorne schon einmal gezeigte Skizze erklärt das besser als viele Worte: fotos/showphoto.php?photo=40528 . Dabei ist wichtig zu verstehen, dass der Motor samt Schneckenwelle, Schnecken und allen Lagern nach vorne hin aus dem Antriebsblock heraus gezogen werden kann, sobald die Schwungmasse abgenommen wurde.

Das Fiese an dem Teilchen war das Ausdrehen der Öffnung für den kleinen Messingring auf der Motorwelle - denn der dreht sich ja auf der Welle mit, und die geringste Hemmung ist unerwünscht. Einfach aufbohren konnte ich das Sackloch nicht, denn dann wäre die Lagerfläche für die eigentliche Schneckenwelle zu kurz geworden. Und einen 4mm-Bohrer zum Fräser umschleifen wollte ich auch nicht. Also habe ich die kleine Öffnung (Durchmesser 3,8mm, 1,2mm tief) kurz und bündig mit dem Dreikantschaber von Hand ausgedrechselt :-) .

Aber ach und weh, kaum hatte ich mein schönes Teilchen innen (ohne Umspannen) soweit fertig, da war's auch schon außen zu stark überdreht und schlabberte unschön in den großen Öffnungen von Stehwand und Käfig. Also alles noch einmal... Mäusemurks :-( .

Im nächsten Schritt wurden die Teilchen für den Vorderachskäfig identifiziert, aus dem einen Wasserstrahlblech heraus gelöst und versäubert.

Die Bleche passen sehr gut. Leider hat aber das Messing, das Andreas erwischt hat, nicht 0,8mm, sondern ein wenig mehr Stärke, so etwa 0,85mm. Da das Maß des Käfigs von der vorderen zur hinteren Stehwand aber wirklich genau stimmen muss, war ein wenig nachfeilen der Nuten angesagt. Die Aufnahmen für die später anzubringenden M2-Gewinde habe ich von Hand geratzt. Einige Flächen werden aufgedoppelt, teils wegen der Abdichtung, teils wegen der Stabilität und teils wegen der besseren Führung (zum Beispiel für die Kugellager). Da haben wir die 19 Teilchen:

Bild

Beachtet bitte die Stufen an den unteren Hälften der Lagerhalterung. Sie sorgen für eine recht breite Lötbasis und damit hinreichende Stabilität.

Abgesehen von einer kleinen Panne ging die Verlöterei ohne Probleme vor sich. Hier seht Ihr den noch nicht wirklich geputzten Käfig mit Sicht auf die vordere Stirnwand.

Bild

Dass die Spalte außen nicht mit Lot aufgefüllt sind, stört mich nicht. Das Teil ist später nicht mehr sichtbar, und Hauptsache, das Lot sitzt innen gut. Der Käfig wiegt samt Achse, Zahnrad und Kugellagern etwas über 40 Gramm.

@fido: Das habe ich mit dem 40W-Kolben... nur geheftet und dann mit der Flamme durch gelötet :-) .

Auf dem folgenden Bild ist die Trennfuge zwischen Käfig und abnehmbarem Bodenteil ganz gut zu erkennen. Die seitliche, waagerechte Naht liegt natürlich genau auf der Höhe des Mittelpunkts der Lager.

Bild
Nein, die Zentrierbohrung der Achse ist nicht außermittig. Auf dem Bild ist lediglich nur die untere Spiegelung des Kegels innen zu sehen, oben säuft alles ab.

Zum Abnehmen des Bodens müssen zwei M2-Schlitzschrauben geöffnet werden, die den Käfig und den Boden verbinden und später auch noch die (sich mit bewegende) Platine für die Halterung der Stromabnahme-Schleifer fixieren werden. Hier ist der Boden fest geschraubt:

Bild

Der lösbare Boden mit der kleinen "Fettsammelwanne" hat den großen Vorteil, dass beispielsweise die Fettfüllung ohne Ausbau des Antriebsblocks oder gar Zerlegung der Lok ersetzt oder ergänzt werden kann, außerdem kann die Achse nach Abnahme der Kuppelstange leicht nach unten heraus genommen werden.

Bevor ich zum heutigen Schlussbild komme, möchte ich noch meinen Senf zum Thema "Hersteller-Maßangaben" los werden.

Wehe, wenn Ihr Euch auf Maßskizzen und -angaben in Katalogen und PDFs verlasst! Teile, die genau zu einem zugekauften anderen Teil passen müssen, sollten prinzipiell erst angefertigt werden, wenn die Kaufteile im Haus sind. Sonst kann es bitterböse Überraschungen geben. Beispielsweise waren die Naben der Schneckenräder rund 0,2mm länger als angegeben. Der große Ring am Wellenausgang des Motors hat durchaus nicht 7,6mm, sondern nur 7mm Durchmesser. Am ärgsten hat's mich aber bei den Bundkugellagern "erwischt". Deren Bund ist zwar wirklich - wie angegeben - nur 1mm stark. Aber nur außen - am Übergang zum Kugelkäfig ist eine kräftige Schräge, und am Ende des Übergangs eine ebenso kräftige Nut (aber nur bei den zwei nachbestellten Lagern, die übrigens nicht freiwillig ihren Weg in die Conrad-Filiale fanden :-( ). Das ist auf dem nächsten Bild noch zu erkennen. Hätte ich nur eine Lage 0,8mm-Blech als Halterung vorgesehen, wäre ich elendiglich baden gegangen.

Bild

Die Achsen habe ich aus 4mm-Silberstahl abgelängt, die Enden überdreht, zentriergebohrt und angefast. Die GHW-Schneckenräder 715025 haben nur eine 2mm-Bohrung, jedoch eine Nabe mit 6mm Außendurchmesser. Da gab es also genug "Fleisch", um sie auf 4mm aufzubohren. Damit es mit meinem Drehbank-Zombie auch so halbwegs zentrisch wird, habe ich den Schaft eines neuen 2mm-Bohrers in das Bohrfutter am Reitstock gespannt, da das Schneckenrad drauf gesteckt und bei verriegeltem Reitstock das Futter gespannt. Im jeweils dritten Versuch wirkte das ganz annehmbar.

Nach dem Ansenken der Bohrungen habe ich die Schneckenräder auf die Achse gelötet, in die ich vorher ein paar Ritze mit der Säge gemacht habe - sicher ist sicher :-) . Die Abstandshülsen zu den Kugellagern sind lose (aus Rohr 5mm mit 0,5mm-Wandung). Ich habe sie so ausgelegt, dass die Achse zunächst einmal praktisch kein Seitenspiel hat. Denn diese Hülsen lassen sich später leicht ein klein wenig kürzen. Die Vorderachse meiner Lok darf jedoch so gut wie kein Seitenspiel haben, da zwischen einigen Steuerungsteilen nur etwa ein halber Millimeter Luft bleiben wird. Um warum auch? Bei einem Zweikuppler und einem Achsstand von nicht einmal 58mm braucht's kein Seitenspiel.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo Thomas,

schon ganz erstaunlich, was Du alles tust, um deine Lok als "im Bau befindlich" qualifizieren zu können. Sowas von oberaffenturbotittengeil wie das Projekt hab ich noch nichts gesehen... naja, ich weiß von HP1 nicht viel mehr als den Titel. Und in jeder Baugröße ist die kleinste darstellbare Einzelheit gleich groß. Nur dass Du schon in H0 gemacht hast, was ich nicht in IIm kann. der ungeübte Buntbahnleser könnte übersehen, was Du alles parallel machst.... Neusilberzubehör, Balancierkupplungen, den Bf Dischingen (gottseidank ist die Mörteldicke nun asstäblich exakt bestimmt....), Gußlehrstunde, und dann Das. Zu schweigen von gewissen Fahrtag - Exkursionen.

Und übrigens: für KEINEN Zweikuppler oder Zweiachser allgemein braucht es irgendwelches Seitenspiel - es muss nur ohne Klemmen drehen. Aber eine Dreipunktlagerung ist nötig - die hast Du hier bestimmt perfekt gelöst.

Staunt

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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Heute habe ich mir wieder ein wenig Zeit genommen, um an meiner kleinen Lok weiter zu basteln. Das ist auf längere Sicht die letzte Gelegenheit, da ich bald Chiara für einige Tage durchgehend betreuen werde.

Der Antriebsblock

In Dischingen hatte mich "Kolbenfresser" Roland, der freundliche Spender der Schwungmassen, gefragt, wie ich denn für die genaue Ausrichtung der Schneckenwelle sorgen wolle. Hier ist die bildliche Antwort (links ist mir beim Foto der provisorisch gesteckte Salat schon wieder auseinander gefallen...):

Bild

Eine bei der Anpassung und den Lötarbeiten eingelegte 6mm-Welle sorgt für eine akzeptable Geradlinigkeit :-) .

Zunächst einmal wurden alle benötigten 0,8mm-Wasserstrahlteile versäubert und angepasst. Dieser Job kann sich ganz schön in die Länge ziehen, aber am Ende passt alles doch prima. Mein wichtigstes Werkzeug war dabei eine kleine Echappement-Feile, mit der ich die Nuten (0,8mm Breite) nach arbeiten konnte.

Auf diesem Foto teste ich, ob der Käfig der Vorderachse sich bei zusammen gesteckten Teilen leichtgängig im Antriebsblock bewegen lässt. Im Bild ist die spätere Vorderseite der Lok mit dem Motor links, rechts wird die starr gelagerte Hinterachse liegen.

Bild

Der mittlere Raum zwischen den Achsen wird ein ordentliches Ballastgewicht aufnehmen, das für einen angenehm tiefen Schwerpunkt sorgen wird - es soll rund 300 Gramm auf die Waage bringen. Der verlötete Block bringt's auf 150 Gramm (ohne Achsen, Welle oder Dreipunktlagerungs-Käfig - nur das Blech selbst).

Die zweite und dritte Stehwand von hinten müssen mit sehr viel Luft und Spiel angepasst werden. Das hat folgenden Grund: Erst wenn der Motor, die Schneckenwelle, die Schnecken und alle Lager zusammen gesetzt sind, können diese beiden Teile zunächst provisorisch geheftet und dann fest eingelötet werden - aber erst, wenn der Antrieb klaglos läuft. Denn die im Bild nicht sichtbare vordere Stehwand, die zweite und dritte Querwand sorgen für die axial ausgerichtete Motor-Lagerung.

Bild

Oberhalb des Motors - etwa bei den Zylindern - wird auch der Motorschalter liegen. Dessen Halterung ist im folgenden Bild oben gut zu sehen. Ich werde einen zweipoligen 3 Ampère-Schiebeschalter benutzen, doppelt gemoppelt hält besser :-) . Der Knebel wird über eine kleine, unauffällige Schubstange nach außen über die Rahmenwangen bewegt (oberhalb der Vorderrad-Schutzbleche).

Bild

Und schwupps, schon sind die Brocken verlötet. Dafür habe ich dieses Mal einen billigen 80 Watt-Lötkölben mit verranzter und passend gefeilter Spitze benutzt. Das erwies sich als völlig ausreichend und sorgte für eine punktuell steuerbare Hitze - die Nähte sind gut geflossen, und zwar überall. Ich habe keine Bedenken, mich mit meinen knapp 80kg auf den hier noch nicht geputzten Block zu stellen.

Bild

Anscheinend gibt es hier und da noch gewisse Unklarheiten betreffs der Frage, wie klein die Lok denn nun genau ist bzw. sein wird. Bei der Beurteilung mag das heutige Schlussbild mit einer bekannten Preiser-Figur helfen. Rechts ist einer der Durchbrüche für die oben angesprochenen Schutzgas-Rohrkontakte zu sehen.

Bild

Zu meiner großen Freude ist mir erst ein einziger Fehler unterlaufen - ich habe in den hinteren Stehwänden zwei Kabeldurchbrüche vergessen, die sich aber auch leicht noch nachträglich anbringen ließen. Und wie ich auf den Fotos eben sehe, noch einer: Ich habe die letzten beiden Stehwände vertauscht. Na ja, da wird sich schon eine Lösung für finden lassen. Die mit den Schlitzen für die Gewinde-Teile hätte nach hinten gehört.

Noch niemand hat meine Frage beantwortet, wofür die zwei 5mm-Bohrungen in der oberen Deckplatte sein könnten!

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Heute wage ich 'mal einen Beitrag (fast) ohne Bild :-) .

Der Antriebsblock (Teil 2)

Heute ergab sich doch noch etwas Zeit für meinen zweiten kleinen Liebling, da Chiara ein paar Stunden bei ihrer Mama verbringt. So konnte ich einige noch fehlende Teile für den Antriebsblock zubereiten.

Die Zusammensetzung der Antriebswelle gestaltete sich als großes Abenteuer. Eine der zwei Stahlschnecken schlabberte auf der Motorwelle, die andere saß passabel. Tomas ("Schrauber") hatte mir vor zwei Jahren ein Fläschen Loctite 603 "Fügen, Welle, Nabe" geschenkt, das ich dankbar aus dem Regal nahm. Zuvor hatte ich mir jedoch bei Henkel® (zu erreichen über http://www.loctite.de ) das Produkt-PDF mit sachdienlichen Hinweise herunter geladen und durch gelesen. Da ist unter anderem zu erfahren, dass die Haftung besser ist bei Stahl als bei Aluminium, und dass mehr Wärme die Aushärtezeit verkürzt. Das sollte kein Problem sein.

Mehr Sorgen machte mir schon die Anbringung des Mittels. Wie konnte ich verhindern, dass der Überschuss davon die Lager und Wellen verbindet? Und würde es klappen, die 2mm-Stahlwelle wirklich zentrisch an der Schnecke auf der Motorwelle anzubringen?

Obwohl ich nur kleinste Mengen - aufgebracht mit einem Rest Draht - aufgetragen hatte, verklebten sich bums das komplizierte Lager am Motor und die Schnecke. Zum Glück liess sich das mit etwas Geruckel und einer Pinzette wieder lösen, dann kam etwas Öl dazu, der 24 Volt-Motor musste einmal fröhlich bei 18 Volt jubeln, und dann ging's ab in den Heizschrank bei etwa 50° Celsius. Da wird nämlich schon nach etwa einer Stunde eine akzeptable Festigkeit erreicht.

Während dieser Zeit gab es genug anderes zu tun, so beispielsweise die Anpassung der Bodenplatte, die Anbringung der Gewinde-Platten dafür einschliesslich Gewindeschneiden, Drehen der Lagerbüchsen und Abstandshülsen, und so weiter. Ich denke, dass ich morgen noch ein paar Fotos machen kann.

Hier ein übler Schnappschuss von der Werkbank, aufgenommen bei laufendem Motor. Unten die Aufnahmen für Isolierbuchsen der hier so beliebten Schienenschleifer :-) .

Bild

Die Stahlschnecken und die Messing-Schneckenräder müssen sich erst an die neue Langzeitbindung gewöhnen. Darum läuft sich der Antrieb seit einiger Zeit mit wechselnden Geschwindigkeiten und Drehrichtungen ein. Zu meiner Freude wird er von Minute zu Minute leiser, und die Drehzahl erhöht sich.

Bevor ich das hintere Lager vor der Schwungmasse eingelötet habe (das einzige fest eingelötete Lager), habe ich zunächst getestet, in welche Richtung ich die mittleren Lager drücken muss, damit der Antrieb möglichst leise (= reibungsarm) läuft. Dann erst habe ich dieses vordere Lager eingelötet. Die Motor-Lager wurden sogar bei laufendem Motor verlötet, damit der sich sein nötiges Spiel selbst frei schütteln kann. Klingt komisch, ist aber gut. Wir reden hier allerdings über kaum ein Hundertstel Millimeter.

Mein Ziel ist es eigentlich, den Antrieb so leise zu bekommen, dass ich bei laufendem Motor bequem schlafen könnte. Davon bin ich aber noch ziemlich weit entfernt. Im Moment stört mich noch ein ziemlich hochfrequentes Geräusch, so eine Art Klappern eines leichten Teils, das bei jeder Drehzahl auftritt. Das muss noch beseitigt werden, auch ohne Fettfüllung. Der Rest der Geräuschkulisse ist schon sehr annehmbar, auch auf einem Sperrholz-Resonanzboden. Gegen das Grund-Brummen des Motors ist wohl wenig zu machen. Tipp: Um die Geräusch-Übeltäter aufzuspüren - drückt eine Schraubendreher-Klinge an verschiedene Stellen des Blechs und haltet das Kunststoff-Heft direkt auf ein Ohr. Das wirkt wie ein Stethoskop ( http://de.wikipedia.org/wiki/Stethoskop ). Auch ohne dieses Hilfsmittel kann ich hören, dass eines der Schneckenräder nicht ganz perfekt zentrisch auf der Achse sitzt :-( .

Was die Drehzahl und die Zugkraft angeht, bin ich recht zuversichtlich. Die 4mm-Achsen kann ich jedenfalls mit blossen Fingern schon ab Anlaufspannung nicht mehr anhalten, und wenn ich mir deren Drehzahl bei 18 Volt ansehe, liegt die Höchstgeschwindigkeit auch im grünen Bereich. Die Räder habe ich ja noch nicht.

Bei den aktuellen Tests hat der Motor noch keine Arretierungsstifte gegen Verdrehen. Das führt zu einem ulkigen Phänomen. Da die Schwungmasse - die ich unterdes mit zwei M2-Gewinden und -Schrauben zur Befestigung versehen habe - nur 16 Gramm mehr wiegt als der Motor, mag der es nicht, wenn die Spannung plötzlich gekappt oder umgepolt wird. Weil die Schneckenwelle auch noch minimal hemmt (ich meine minimal!), verdreht sich der Motor in so einem Fall zügig um mehrere Umdrehungen und verzwirbelt flugs seine Anschlusskabel. Daher werde ich einige Sorgfalt auf die geplanten Stifte zur Verdreh-Arretierung verwenden müssen.

Im noch nicht eingelaufenen Zustand und ohne Fett-Füllung bringt die mechanische Schwungmasse etwa vier Sekunden Nachlauf (ohne Stromabnehmer, effektives Gewicht etc.). Insofern hat fido Recht, wenn er bezweifelt, dass so eine kleine Schwungmasse viel bringt. Das liegt jedoch vorwiegend an meinen mangelhaften feinmechanischen Künsten: Denn ohne die Lagerung der Schneckenwelle sind es gut 20 Sekunden. Das ist zwar noch Lichtjahre von den Ergebnissen des Herrn Möller entfernt, dessen H0-Loks drei Gleiskreise ohne Strom durchfahren - nur mit Hilfe der Schwungmasse, ohne Strom! - aber sorgt immerhin für ein Ruckel-freies Durchfahren von Weichen-Herzstücken und ähnlichen Störenfrieden. Jedenfalls bin ich sehr froh über Rolands (Kolbenfressers) Hilfe bei den Schwungmassen.

P.S.: Ganz so schlimm kann das Geräusch nicht sein, denn eben hat sich vom offenen Fenster aus eine knapp 4cm lange Motte direkt vor den Antrieb gesetzt und glotzt ihn bewundernd an :-) . Das werde ich nun auch gleich mit meinem Kopfkissen tun.

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

Nun läuft sich der Antrieb schon seit vielen Stunden ein. Das "hochfrequente" Geräusch habe ich eingekreist. Es entsteht am Übergang Schnecke zu Schneckenrad. Sobald die Achsen minimal belastet werden, ist "Ruhe im Karton".

Nun bereiten mir noch zwei Punkte Kummer. Anscheinend war das Spiel zwischen Schnecke und Schneckenrad mit 0,1 mm ein wenig knapp bemessen, und die Schneckenräder sitzen nicht ganz zentrisch. Bei belasteten Achsen ist - wegen der sehr kleinen Radumdrehungszahl - sehr gut die wechselnde Hemmung zu spüren und zu hören. Wohlbemerkt, dramatisch ist das alles nicht! Aber eben auch nicht erste Sahne.

Bei hohen Drehzahlen kommt noch eine minimale Unwucht der Schwungmasse dazu, die wohl weniger auf Rolands Drehkünste als auf meine Schwächen zurück zu führen ist. Diese Unruhe zeigt sich in einem sonoren Brummen. Darum werde ich den ganzen Kram nun noch einmal zerlegen, eine Achse um etwa 180° verdreht einbauen und die Schwungmasse in verschiedenen Positionen montieren, bis ich das beste Resultat gefunden habe. Denn warum sollte ich Kraft in (allerdings minimale) Unrundigkeiten verballern?

Underdes läuft der Antrieb aus 18 Volt Versorgungsspannung sechs Sekunden nach, das sind schon 'mal 50% mehr als gestern. Und zumindest bei Spannungen bis 12 Volt könnte ich bequem dabei schlafen. Bei 5 Volt am Motor ist der Antrieb schon viel zu schnell für genaue Rangierfahrten.

Zu Fotos hat's heute leider nicht mehr gereicht.

Hocherfreute Grüße,
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von fido »

Hallo Langer,

wegen Geräuschen im Getriebe würde ich mir keinen Kopf machen. Pack ordenlich Fett hinein und das läuft sich nach einigen Stunden unter Last ein. Das ohne Last ein Getriebe rappelt, ist nicht ungewöhnlich. Ebenso frisst die Schnecke ein Teil des Schwungs der Scheibe.

An der Stelle von mir ein kleiner Tipp für das nächste Getriebe: Das Getriebe auf eine Welle aufzufädeln und dann zu verlöten, ist eine Spitzenidee. Leider sind die Toleranzen bei einer Messingwelle sehr groß.

Dagegen sind Silberstahlwellen mit hoher Präzision hergestellt, sehr gerade und über die Länge vom Durchmesser sehr genau. Aus diesem Grund sind sie leider auch sehr teuer :-)

Das Getriebe würde sich mit einer Silverstahlwelle und aufgeriebenen Bohrungen noch einen Tick genauer bauen lassen.

Das Fahrgestell finde ich jedenfalls Spitze, egal ob mit Messingwelle oder Silberstahl ausgerichtet. Die meisten Firmen können sich noch eine Scheibe abschneiden. Über Antriebe aus Nürnberg (jetzt Göppingen) ohne Dreipunktauflage sprechen wir besser nicht...

PS: Vor eingen Wochen habe ich mir einen neuen Lötkolben geleistet. Das interessiert zwar keinen, passt aber super zum Thema :twisted:
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo fido!

Danke für Dein Lob <freu>!

Die Schneckenwelle ist ein so harter Stahl, dass ich erheblichen Kummer hatte, die abzulängen. Oder meinst Du die beim Löten eingelegte Messing-Stange? Das ist es, hm? Die zwei Millimeter-Stahl-Stange der Schneckenwelle (85mm lang) kann ich nämlich auf kurze Längen nicht von Hand biegen. Die vier Lagerbuchsen sind aus Messing gedreht und mit einer Fünfkant-Reibahle von beiden Seiten so lange aufgerieben, bis ich das Gefühl hatte, dass sich die Welle nun auch bei höheren Drehzahlen nicht mehr fest frisst. Und wie gesagt, nur das hinterste Lager bei der Schwungmasse ist am Rahmen angelötet, alle anderen sind lose.
wegen Geräuschen im Getriebe würde ich mir keinen Kopf machen.
Hmhm, da wehre ich lieber den Anfängen. Ich weiß genau, dass mit Fett nichts mehr zu hören wäre. Damit bekämpfe ich die Symptome und nicht die Ursachen. Ich möchte gerne, dass die Konstruktion trocken nahezu geräuschlos läuft (was ja schon fast der Fall ist). Den Rest kann ich dann mit Fett regeln.

Außerdem macht mir die minimale Unwucht der Schwungmasse Sorgen, woran immer das liegt. Ich möchte nicht, dass die mir irgendwann das hinterste Lager ausschlabbert. 5.300 Umdrehungen je Minute sind kein Pappenstiel, da geht so richtig 'was ab.

Ich will halt lange ungetrübten Spielspaß mit dem Zwerg haben ;-) .

Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Fr 28. Mär 2008, 00:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo Langer,

schläfst Du schon? Den Schlaf des Gerechten, oder jedenfalls weithin Vorbild weisenden Modellbauers. Die Sorgen um die Schwungmasse vertraust Du den virtuellen Sorgenpüppchen an - morgen sind die Püppchen noch da, die Sorgen aber sind weg. Solche Sorgen möcht ich haben!

Na, was besseres fällt mir um diese Stunde zu Deinem Werk nicht ein. Du beweißt, dass trotz oder gerade wegen Deinem Perfektionismus rascher Fortschritt möglich ist.

Aber Dein "Rateschmal" wegen der beiden 5mm - Löcher möchte ich versuchen zu lösen: sind das die Durchführungen für den Mitnehmer, der bei Fahrtrichtungswechsel die Steuerung umwirft? Wieviel vom Schwungmassen - Auslauf wird diese Konstruktion wegbremsen? Nix für ungut, der Dampfer steuert zuerst um und fährt dann los.....

Gute Nacht wünscht

Max 25 Kmh, der dieses Wochenende nur gespielt hat und nix gebaut.
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