Meine Lok: 99 021

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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theylmdl
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Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Inhaltsverzeichnis des Threads

Meine Lok: 99 021

Hallo!

Ein paar, die auch zwischen den Zeilen lesen, wissen es wohl schon, und andere haben danach gefragt. Ich werde nun allmählich mit dem Bau meiner ersten und wohl langfristig auch einzigen "guten" Lok beginnen, der 99 021 der Inselbahn Wangerooge. Mit der Inselbahn Wangerooge an sich habe ich's nicht so, aber die Lokomotive finde ich klasse - die und nur die soll's sein.

Ein nicht ganz so gutes Modell der Lok habe ich mir vor ein paar Jahren schon 'mal gebaut, auf Basis eines Toytrain®-Fahrgestells.

Bild

Das Modell entspricht aber gar nicht mehr meinen Vorstellungen und hat auch etliche Fehler. Daher habe ich unterdes fast zwei Jahre an einem Neubau herum geplant (und bin noch immer dabei). Fast 1.000 Teile sind schon konstruiert, ganz wenige schon gefertigt und rund 50% der zugekauften Standard-Teile im Haus. Vorsichtig geschätzt wird es der Winzling auf rund zwei- bis dreitausend Teile bringen (ohne Kleinkram wie Bolzen und Schrauben). "Winzling" deshalb, weil die Lok kaum größer ist als Marcos Feldbahn-"Anne". Die Kosten - ohne Eigenleistung - schätze ich 'mal vorsichtig auf gut 1.000,- Euro, das kann aber auch leicht mehr werden.

In diesem Thread möchte ich Euch teilhaben lassen an meinem Abenteuer. Ich lasse es gemächlich angehen, denn das wird harter Stoff. Ich vermute eine Bauzeit von mindestens zwei Jahren, es können aber auch leicht drei werden, zumal ich mich nur immer 'mal wieder so nebenher damit beschäftigen kann.

Das Vorbild

Leider ist die Quellenlage nicht sehr gut. Es gibt zwei sehr schöne Bellingrodt-Fotos (andernorts: Hermann Maey / Rudolf Klitscher, vgl. http://www.inselbahn.de/index.php?nav=1 ... n=portrait ), ein paar stark retuschierte Postkarten-Motive, eine widersprüchliche Geschichte und eine mäßige Typenskizze der GOE (Großherzoglich Oldenburgischen Staatsbahn). Gebaut wurde die Lok 1904 von den Stahlbahnwerken Freudenstein & Co. in Berlin-Tempelhof. Ein Teil der Quellen besagt, dass sie 1910 zur Inselbahn Wangerooge gekommen sei (als Gelegenheitskauf), ein anderer spricht vom Jahr 1904 selbst (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburgische_B ). Die Lok erhielt die Nr. 3 und soll sich sehr bewährt haben. Der Zweikuppler hat(te) eine außen liegende Allan'sche Steuerung, Räder mit neun Speichen und 800mm Durchmesser bei 1.300mm Achsstand, 300mm Hub und rund 11 Tonnen Dienstgewicht.

Nach 1920 (wahrscheinlich 1925, das ist plausibel) wurde die Lok zur DRG 99 021 umgezeichnet und ziemlich umgebaut - es gab einen neuen Dampfdom, eine Verkleidung der Dampfeinströmrohre und allerlei andere Änderungen. Bis zum Schluss fuhr diese Lok allenfalls mit einem Spitzenlicht (mangels Haltern unten) und - wahrscheinlich - einer Wurfhebelbremse. 1942 wurde sie nach Ochotschewska-Kolpny (Ukraine) an die Ostfront abgegeben, nachdem sie im RAW Bremen generalüberholt worden war. Damit verliert sich ihre Spur.

Alles in allem vertraue ich bei den Angaben eher unserem Forums-Mitglied Malte Werning, dem Profi für die deutschen Inselbahnen.

Die Lok hat ein paar auffallende Merkmale. Dazu gehören der hohe Kessel und das Führerhaus mit einer Grundfläche von rund 1,6 × 1,6m - das ist herzlich wenig und eher Feldbahn-typisch. Bei knapp 5m Länge dürfte sie zu den kleinsten Meterspur-Loks in Deutschland zählen. Nachgebaut werden soll die Reichsbahn (alt)-Version nach dem Umbau, also die zwischen ca. 1924 und 1942.

Grundsätzliches zum Modell

Das Modell soll elektrisch betrieben werden. Als Motor wird ein Faulhaber 2232 U 24SR verwendet. Der treibt über eine 2mm-Welle beide Achsen an. Die vordere Achse ist pendelnd und konzentrisch mit dieser Welle gelagert (Dreipunktlagerung). Am Ende der Welle wird eine abnehmbare Schwungmasse liegen, wie sie "Kolbenfresser" Roland heute freundlicher Weise gedreht hat. Die Achsen werden in Bundkugellagern laufen, die Schnecken-/Stirnrad-Kombinationen (eingängig, 25 Zähne, Stahl/Messing) gekapselt und mit Fettfüllung, das axiale Spiel wird über Gleitbuchsen aufgefangen.

Der Betrieb kann wahlweise analog oder digital erfolgen. Dafür dient eine Buchsen-Stiftleisten-Kombination, die eine völlige Entkoppelung der beiden Stromkreise ermöglicht (dazu später mehr). Als Decoder kommt Zimo MX64H zum Einsatz, für den Sound DIETZ microXS mit einem Lautsprecher DLS-EM (stehend nach vorne in der Feuerbüchse). Übrigens war und ist die Kabelführung bei der Konstruktion mein größtes Problem.

Die Stromabnahme wird (wahrscheinlich) je zweimal je Rad erfolgen (Radnabe mit Teller-Schleifer über Kontaktdraht zum ringisolierten Radreifen und Schleifer an der Innenseite der Spurkränze). Dazu gibt's am Ende der Sandfallrohre zwei Schienenschleifer (Steinigung erbeten, aber bitte erst gucken und probefahren und dann schimpfen).

Mangels Platz wird der Decoder nur über 4.700µF gepuffert. Der 6V-Festspannungsregler 7806 für den Seuthe-Rauchgenerator Nr. 5 und die Lampen erhält 1.000µF/2.200µF (Eingang / Ausgang).

Einige Teile werden wassergestrahlt werden (insgesamt eine ziemlich große Fläche in 0,8 und 2,0mm), und es werden etliche Ätzbleche in verschiedenen Stärken benötigt. Was gerollt werden muss, soll in Messing, der Rest in Neusilber geätzt werden. Die meisten Steuerungsteile werden in Sandwich-Bauweise aus 0,5mm-Neusilber zusammen gelötet. Alleine diese 0,5mm-Teile sind derzeit 148.

Danksagung

Schon im Vorfeld haben sich etliche Buntbahner sehr um den Zwerg verdient gemacht. Ihnen möchte ich zunächst einmal herzlich danken. Alleine hätte ich da keine Chance, und ich bin auf die Hilfe angewiesen. Die Helfer werden jeweils noch namentlich genannt - an passender Stelle.

Hinweise zur Planung

So mancher mag jetzt zu Recht sagen, der Mann hat einen Knall - warum investiert er so einen Aufriss in so einen Exoten, statt ein gängiges Modell zu konstruieren? Die Antwort ist ganz einfach. Den unglaublichen Aufriss würde mir sowieso niemand auch nur anteilig bezahlen, also suche ich mir lieber etwas aus, was mir gut passt. Ich schätze 'mal vorsichtig, dass ich mit Planung und Vorarbeiten in den vergangenen zwei Jahren gut 1.000 Stunden verbracht habe. Die Sache ist also sowieso schon jenseits von Gut und Böse.

Ich habe seit 1984 schon etliche Zweikuppler gebaut - meist in H0, teils in N, teils in IIm - und möchte diesmal die gemachten Erfahrungen nutzen - und aus den gemachten Fehlern lernen.

Bevor es nun irgendwann so richtig los geht, füge ich noch ein digital verschlimmbessertes Vorbild-Foto ein (Quelle: http://www.inselbahn.de = Sammlung Malte Werning).

Bild

Ich werde mich bemühen, die Beiträge in diesem Thread ein wenig zu sortieren, aber das ist angesichts der Fülle an Infos nicht ganz einfach. Die Planungsdaten haben unterdes die 35MB-Grenze überschritten. Vielleicht ist es am pfiffigsten, wenn ich einfach fortlaufend vom Bau berichte.

Bearbeitet 2008-02-21: Link zu Inhaltsverzeichnis hinzugefügt.

Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Do 21. Feb 2008, 16:27, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
ottmar
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von ottmar »

Hallo Thomas,

ein feines Lökeli baust Du da: Die ist wirklich winzig - kriegt die schon richtigen Strom oder noch Muttermilch ;-)

Aber kannst Du nicht was anderes vorsehen als eine eingängige Schnecke? Ich habe bis jetzt nur üble Erfahrungen damit gesammelt.

Viel Spass und Erfolg bei Deenm Projekt!

Gruß Ottmar
theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!
Ottmar hat geschrieben:kriegt die schon richtigen Strom oder noch Muttermilch Winke
Ich schätze 'mal, dass die Kleine beim Bau - je nach Tageszeit - eher Caffelatte, Wasser oder Bier abkriegen wird. Kleine Pannen bei der Arbeit sind unvermeidlich ;-) .

Diese Nachzeichnungen der Typenskizze der GOE (Achtung: noch mit kleinen Fehlern und etwas modifiziert) zeigen arg deutlich, dass die Kleine wirklich eine "Kleine" ist:

Bild

Bild

Das 1.000mm-Maß in der Stirnansicht ist nicht etwa der Kesseldurchmesser, sondern die lichte Weite zwischen den Kohlenkästen vor dem Führerhaus.
Ottmar hat geschrieben:Aber kannst Du nicht was anderes vorsehen als eine eingängige Schnecke?
Kann schon, will nein.

Bild

Das hat mehrere Gründe. Zum einen stehe ich Schneckengetrieben mit zwei Schnecken-/Schneckenrad-Kombinationen (Stahl / Messing) bei weitem nicht so ablehnend gegenüber wie die meisten Buntbahner. Sie haben zwar den Nachteil, dass viel Leistung verloren geht (ob das nun wirklich 50% sind, mag dahin gestellt sein), aber eben auch den Vorteil, dass sie enorm Platz sparen. Und den brauche ich dringend: Denn ich muss den Decoder, den Sound-Chip (ohne Werkzeug heraus nehmbar!), den Lautsprecher, einen 6V-Festspannungsregler mit zwei fetten Elkos, den Rauchgenerator, den Ausgleichtank für den Rauchgenerator, drei Schalter, mindestens sechs Steckverbinder (mehrpolig), den Puffer-Elko für den Digitalbetrieb, die Kabelkanäle und noch manchen anderen Krimskrams irgendwo unterbringen. Jedes andere Antriebskonzept hätte dazu geführt, dass eine dieser Sachen entfallen wäre. Den Durchblick unter dem Kessel und am Ende des Rahmens will ich ja auch erhalten.

Zum einen werden natürlich zwei solche Schnecken-Rad-Paarungen eingesetzt - eine einzelne Kombination halte ich auch für keine so gute Idee. Zweitens werden die axialen Kräfte (Schub / Zug) nicht auf die Motorlager abgewälzt, sondern über Gleitscheiben aufgefangen (in der Skizze weder zu sehen noch eingezeichnet). Zum Dritten werden die Kombinationen - wie geschrieben - gekapselt und in Füllungen mit Druck-festem Fett laufen.

Vorne seht Ihr auf der letzten Skizze grün eingezeichnet den "Käfig" der pendelnden Vorderachse. Deren Boden lässt sich ebenso wie der der starren Hinterachse durch Lösen von zwei M2-Schrauben nach unten hin entfernen - zu Wartungszwecken und zum Fetttausch.

Damit das Fett die Schneckenräder und damit die Schnecke stets erreicht, sind diese abschraubbaren Böden so konstruiert, dass sich im Bereich der Schneckenräder eine Mulde bildet, in der das erwärmte Fett durch Schwerkraft zusammen fließt.

Tüfteln wir noch 'mal ein wenig an der Geschwindigkeit herum, dafür habe ich nämlich auch eine Weile gebraucht. Die Lok soll etwa 25km/h "schnell" sein. Die Schneckenräder haben (auch das hat sich erst nach einer Weile durch allerlei Notwendigkeiten ergeben) 25 Zähne, die Stahlschnecken sind eingängig. Wegen der Raddurchmessers am Laufkreis von rund 35,6mm (Umfang knapp 112mm) werden knapp 166 Umdrehungen je Minute benötigt.

Bei 18 Volt erreicht der FH 2232 U 24 SR wegen seiner Drehzahlkonstante im Leerlauf rund 5.400 Umdrehungen je Minute. Das sind etwa 125 Radumdrehungen oder knapp 33 km/h - aber das gilt eben nur ohne Last! Die typischen Hemmungen (Schnecken, Stromabnahme, Reibung) dürften diesen Wert locker auf unter 25km/h korrigieren, sofern der Decoder dem nicht entgegen wirkt.

Die Diskussion über den Sinn und Unsinn der Schwungmasse im Digitalbetrieb hatten wir ja hier schon. Jetzt bietet sich eine gute Gelegenheit, die Unterschiede zu testen. Denn die Schwungmasse muss aus Wartungsgründen abnehmbar bleiben - da ist gut vergleichen, außerdem kann der Vergleich analog / digital jederzeit erfolgen. Das Lager der Längswelle zwischen den Schnecken hinten bei der Schwungmasse wird als einziges am Antriebsblock (blau gezeichnet) angelötet. Wird die Schwungmasse gelöst, können der Motor samt Welle, Schnecken und Buchsen nach vorne aus dem ohnehin nach unten lösbaren Antriebsblock heraus genommen werden. Außen schwarz in der Skizze ist der "Modellrahmen" angedeutet.

Dazu müssen vier Schrauben von unten gelöst werden (zwei unter dem Führerhaus und zwei in den Zylinderhaltern) - schwupps, fallen einem Decoder (samt Halter), Führerhaus, Aufbau, Kessel mit Rauchkammerstütze und Antriebsblock lose vor die Füße. Oder besser nur auf den Tisch :-) .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Max 25 Kmh
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo Thomas,

huiiiiii! Das klingt für den Uneingeweihten zunächst harmlos, wenn Du schreibst, eine wirklich "gute" Lok bauen zu wollen. Ich kenne Dich ein wenig, und behaupte, dafür gibt es keine Notenskala. Fast nach dem Motto "ich wollte immer schon mal erleben, was passiert, wenn man beim 5Sternekoch Bratkartoffeln bestellt". Es entzieht sich jedem Maßstab (außer dem von 1:22,5), und auch der Witz-Vergleich ist natürlich nach allen Richtungen unpassend, verzeih, mir fiel nix besseres ein. Ach was, da fällt einem überhaupt nichts mehr ein!

Faszinierend die Konstruktion im Vorfeld bis hin zur Servicefreundlichkeit. Wenn ich an das Gepfriemel denke, in eine WN 11 einen Decoder einzubauen....

Und ist es schon Tollheit, so hat es doch sehr viel Methode! Glück auf!

So, und jetzt geh ich ganz still und bescheiden in den Keller und löte ein wenig ... gefällt mir gar nicht mehr so, mein grobes Zeug.....

Max 25 Kmh.
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von corny »

Hallo Thomas

Ich freue mich schon auf einen detailierten Baubericht :P (da kann man als Laie vom Profi lernen)

Viele bunte Grüße
Corny :hallo:
theylmdl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von theylmdl »

Hallo!

@Max: Nun lass' die Kirche 'mal im Dorf, noch ist ja nicht viel gebaut, sondern mehr geschwätzt ;-) . Und was die Bratkartoffeln angeht: Die gut hinzubekommen will auch erst 'mal gelernt sein :-) .

Nachdem der Tag heute mit Tätigkeiten wie Gewichte gießen und Gewinde schnitzen vergangen ist, war's leider nichts mit bauen. Also quäle ich Euch zunächst einmal mit der angesprochenen Problematik der vielen Kabel - die kennt Max ja auch ganz gut. Achtung, jetzt kommt's knüppeldick :P .

Die Elektrik

Dies ist der aktuell geplante Gesamtschaltplan der kleinen Lok:

Bild

Die türkisen Linien symbolisieren Trennstellen. Deswegen ist der Plan auch untypisch und seltsam gezeichnet, denn ich habe die Brocken hier so gruppiert, wie sie später an verschiedenen Stellen in der Lok unter gebracht werden sollen.

Fangen wir 'mal mit dem Decoder an. Der wird später innen im Antriebsblock hinter der Schwungmasse liegen und ist bei der Antriebsblock-Skizze als graues Rechteck eingezeichnet. Er kann auch ohne Zerlegung der Lok nach unten heraus genommen werden, wenn das nötig sein sollte, denn er wird eine eigene Halterung bekommen. Zwei Leitungen (+ und GND) führen vom Decoder über eine Steckverbindung zum Elko mit Widerstand und Diode. Danke an den Pirat-Kapitan für einige Beratung zum Thema. Von ihm stammt auch die Anregung, an Stelle einer Standard- lieber eine Schottky-Diode zu benutzen (wegen des geringeren Spannungsverlusts). Der Elko ist mit 18mm Durchmesser und 35,5mm Länge mächtig groß und kann nur links neben der Feuerbüchse stehend im Führerhaus untergebracht werden (rechts geht's nicht wegen des Steuerungs-Stellbocks). Die Leitungen laufen hinter der Schwungmasse in's Führerhaus hinein - allerdings versteckt in der teils hohlen Feuerbüchse.

Die vier elementaren Leitungen des Decoders für Schienenstrom und Motor führen in den rechten Kohlekasten. Dort kommt die schon erwähnte Stecker-/Buchsenkombination als Ersatz für einen Schalter 4 × um hin - denn es gibt keine gängigen Schalter, die klein und Leistungs-stark genug wären. Im Schaltplan ist die Stelle als Schalter gezeichnet und steht auf "digital".

Zwei Leitungen führen vom Kohlenkasten zurück nach unten und dort an die insgesamt drei Platinen an der Unterseite des Antriebsblocks (eine hinter der Dreipunktlagerung, eine darunter und eine davor). Auf diesen Platinen wird der Schienenstrom geführt (natürlich mit aufgelöteten Drähten). Zwei Leitungen wandern im Antriebsblock rechts und links der Schwungmasse und des mittleren Ballastgewichts zum Motor. Eine davon macht einen kleinen Schlenker zum Motorschalter, der mit einem Flachschieber (nein, nicht Marco!) oben hinter den Zylindern angebracht ist. Diesen Schalter braucht's, um die Lok im Analogbetrieb 'mal schnell auf Stillstand zu stellen - er hilft aber auch bei Digital-Notfällen :-) . Ich habe ihn in die Antriebsblock-Skizze oben eingezeichnet.

Mit einem Pol hängt der Motor ständig an einer antiparallelen Kette aus Standard-Dioden 1N5004 (bis 5404, was es eben so gibt). Diese reduzieren im Analogbetrieb konstant die Eingangsspannung - und das nur unten herum - um etwa 4,8 Volt. Jede dieser Dioden hat einen Spannungsabfall von ca. 0,6 Volt. Wenn Ihr den A/D-Schalter in Gedanken umlegt, werdet Ihr sehen, dass der Schienenstrom den Motor nun erst über die Dioden erreicht oder verlässt. In Folge wird beispielsweise eine Eingangsspannung von 22,8V auf 18 Volt reduziert, und zwar konstant. Achtung: In einem Spannungsteiler - der hier vorliegt - ist der Strom überall gleich groß, das heißt, durch die Dioden fließt der volle Motorstrom. Deswegen sind auch bei einem Glockenankermotor 3A-Typen eine sichere Wahl.

Da die 16 Dioden ziemlich viel Platz benötigen, werden sie im Wasserkasten oberhalb des mittleren Ballastgewichts angebracht. Eine Leitung führt von dort zum Motor, die andere durch eine kleine Öffnung (scheuerfest!) und eine weitere in den rechten Kohlenkasten. Da wird sie über einen Lötpunkt an der "Analog-Buchse" angeschlossen.

Vorne am Ende des Motors wandern zwei Leitungen mit Schienenstrom (unten trennbar) durch die Rauchkammerstütze in die Rauchkammer. Nicht nur die piepsig kleine Rauchkammertür (22,5mm Außendurchmesser), sondern der gesamte vordere Teil der Rauchkammer wird ein abnehmbares Steckteil. Das ist auch nötig, denn in und unter der Rauchkammer geschieht so allerlei :-) .

Einmal wird in der Stütze sehr listig der Schalter für den Rauchgenerator (Seuthe Nr. 5, 4,5 - 6V) versteckt (mit einem kleinen Schieber nach vorne hin). Von squirrel4711 kam der wichtige Hinweis, dass wegen der Paraffine das Destillat nicht unbedingt in der Wohnung verheizt werden sollte. Und der Generator läuft nicht gerne ohne Saft - abgesehen davon, dass er kalt um die 500mA und heiss (offiziell) 260mA Strom zieht. Das ist auch der Grund, warum er nicht an einem MX64V5 mit 5 Volt-Ausgang hängt - dessen Ausgangs-"Leistung" ist eher nominal zu sehen und reicht bei weitem nicht aus.

Leider haben die Generatoren nur eine sehr kleine Füllkapazität. Es macht nicht so viel Spaß, wenn man alle 15 Minuten mit der Pipette anrücken muss. Darum wird der Dampfdom über ein steckbares Rohr als Ausgleichsbehälter ausgebildet. Das bringt 3,8cm³ zusätzlich. Das ist immerhin vier Mal soviel als im Schlot selbst eingefüllt werden sollte.

Hinter dem Dampfdom und oberhalb des Halbzylinder-förmigen Kesselballasts liegt dann der Festspannungsregler 7806, aufgebaut mit einer Kurzschluss-festen 1A-Motorola-Type (wenn ich die bekomme). Dessen Beschaltung seht Ihr unten in der Mitte. Der glückliche Zufall will es so, dass Standard-Elkos 35V/1.000µF und 16V/2.200µF mit 12,5 × 25mm die selbe Größe haben und so nebeneinander "bequem" in den Kessel passen.

Die ganze Lok selbst muss Potenzial-frei bleiben (das heisst, es gibt keinerlei elektrische Verbindung zwischen Elektrik und Gehäuse etc.). Daher muss der zu kühlende Regler mit einer Glimmerscheibe, Isoliermaterial und Wärmeleitpaste auf den Kesselballast aufgeschraubt werden, denn seine "Fahne" führt GND, wenn ich mich recht entsinne.

Bild
Positiver Festspannungsregler der 78xx-Familie. Der "adj" (adjust)-Eingang geht an GND (Ground, Masse, Minus).

Warum eigentlich Potenzial-frei? Na ganz einfach, nehmen wir ein Fahrzeug an mit Metallfahrwerk und eingelöteten Puffern, bei dem die in Fahrtrichtung gesehen linken Räder mit dem Gehäuse verbunden sind. Nehmen wir nun noch so ein Fahrzeug, drehen es um 180° und lassen wir die Puffer zusammenkommen - bautz, da haben wir den Salat.

Die Freilaufdiode 1N5004 wäre hier nicht unbedingt nötig, aber der guten Ordnung halber wird sie dennoch eingesetzt. Denn bei diesen Reglern darf die Spannung am Ausgang nie höher werden als am Eingang, und genau diesen Fall fängt die Diode ab. Der kleine 100nF-Kondensator beruhigt im Fall der Fälle den Regler ein wenig, er muss möglichst nahe beim Regler liegen.

Von den Ausgängen des Reglers führen Leitungen zum Schalter und dem Rauchgenerator, ferner zu den Anschlüssen für die Stirnlampen und die Führerstandsbeleuchtung (hier nur schematisch skizziert). Die Kabel für hinten laufen oben durch den samt Stütze abnehmbaren Kessel, oberhalb des Laufsprechers durch die Feuerbüchse nach unten und so weiter.

Damit das hier nicht eine zu dröge und theoretische Bleiwüste wird, füge ich 'mal zwischendurch ein Bildschirmfoto meines "Schmierzettels" ein.

Bild

Violett: Pufferelko Decoder, orange: Dietz microXS-Soundmodul, türkis: Lautsprecher, gelb: Schwungmasse, rot: Zimo-Decoder MX64H, blau: Magnete am Rad (zwei rechts, zwei links :-) ), Kesselballast und Ausgleichsrohr-Stücke Rauchgenerator, mittelgrün: Elkos Festspannungsregler, hellgrün: Antriebsblock hinter Rahmenwangen.

Bleibt nur noch der Sound, aber das ist noch einmal ein ganz harter Brocken. Den Soundchip selbst unterzubringen, war noch eine leichte Übung - der hat nämlich im linken Kohlekasten bequem Platz und kann nach oben heraus genommen werden (ganz normal über die Befüllklappe). Die Kabel mit dem SUSI-Stecker führen auf den bekannten Pfaden am Pufferelko des Decoders vorbei zum MX64H in den Untergrund.

Etwas schwerer wurde es schon beim Lautsprecher. Mehr als der DIETZ DLS-EM ist nicht drin, und der passt gerade 'mal so stehend in die Feuerbüchse. Deren Vorderwand ist unten vielfach durchlöchert, damit auch etwas zu hören ist, die Resonanzkammer hinten ist allerdings ziemlich klein.

Der Lautsprecher wird an der Unterseite durch einen Schieber oberhalb der Schwungmasse am Platz gehalten und kann daher nach Abnehmen des Kessels auch leicht ersetzt oder gereinigt werden. Zwei Kabel führen hinten aus der Resonanzkammer durch einen Schlitz beim Schieber heraus, um die Ecke, am Pufferelko vorbei und in den linken Kohlenkasten zu einer Steckverbindung am Sound-Modul. Alle diese Ecken sind übrigens von irgendwo aus mit einer langen Pinzette zu erreichen.

Bleibt noch der Taktgeber. Herzlichen Dank an Bommel für ausführliche Beratung zum Thema! Leider kann ich seinen Geber bei mir mangels Platz nicht einbauen, also musste etwas anderes her. Meine Lösung sieht so aus: In den Wangen des Antriebsblocks liegt rechts und links hinten am Hinterrad ein Reed-Relais (deutsch: Schutzgasrohrkontakt, SRK). Die Räder haben hinten jeweils zwei um 180° versetzte Magnete. Die Paare sind wie die Kurbelzapfen um 90° zueinander verdreht. Die Magnete sollen mittels einer geätzten Doppel-Schablone aufgeklebt werden, damit es Rock'n'Roll (4/4-) und nicht etwa ein Walzer (3/4-Takt) wird. Auf dem letzten Bild ist die Aussparung für einen der Kontakte gut in hellgrün zu sehen (fast senkrecht).

Die SRKs werden parallel zusammen geschaltet und mit zwei Leitungen zur zweiten Steckverbindung im linken Kohlenkasten beim Soundchip geführt. Fertig!

Ihr könnt Euch denken, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich alle diese Fragen geklärt hatte. Strafverschärfend kommt noch hinzu, dass der Unterschied in der Achslast bei der Lok möglichst die 10 bis 15% nicht überschreiten soll und etwa 2,5kg Lebendgewicht ganz nett wären, zwei tun's auch, drei wären schon zu viel. Für die Tarierung musste ich mir also speziell im vorderen Bereich noch ein paar Eckchen aufsparen (Volumen!). Denn unter dem Führerhaus wird eine ziemlich große 2mm-Messingplatte liegen, und die bringt schon ein paar Gramm auf die Waage. Die von Kolbenfresser (Dankeschön!) super gedrehten Schwungmassen wiegen übrigens fast auf's Gramm genau, was ich ausgerechnet hatte.

Bearbeitet wegen eines doppelten Satzes.

Beste Grüße,
Zuletzt geändert von theylmdl am Sa 4. Aug 2007, 00:23, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von highmichl »

Hallo Thomas,

da baust du ja ein nettes Maschinchen, passt gerade so aufs Meterspurgleis.

Die sehr ausführliche Planung und Aufzeichnung der einzelnen Komponenten begeistert mich. Man merkt auch sofort das da schon ein paar Stunden Grips und Erfahrung drinstecken. Das Antriebskonzept habe ich in ähnlicher Form schon mal als Vorschlag von Dir für Feldbahnloks gesehen.
Auf der einen Zeichnung sehe ich noch einen Schienenschleifer-Bleibt der wirklich?

Servus

Gruß Michl
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von RhBler »

Hallo Thomas

Das ist ja Wahnsinn. Ich dachte bis heute, unsere Modelle wären gut geplant, aber du übertrifst ja alles :respekt: Die genaue Planung wo später Drähte durchgeführt werden...
Mach weiter so.

Mit fründliche Grüess
Stefan
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von Nick »

Hallo,

ich habe die Radsterne für das Löklein bei Marco schon gesehen.
Die sahen allein schon ziemlich gut aus.

Bin sehr gespannt wie es weiter geht.

Viele Grüße
Nick
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Re: Meine Lok: 99 021

Beitrag von kuro »

Hallo Thomas

Ein schnuckeliges Lökchen hast Du Dir ausgesucht. Bin sehr gespannt wie es weitergeht.

Wieso willst Du unbedingt einen Umschalter für Digital/Analog einbauen? Der Decoder läuft tadellos unter analogen Bedingungen. Und die erhöhte Anfahrspannung mit Decoder spielt auch keine Rolle, da Du im Analogbetrieb ja die Dioden zur Spannungsreduzierung verwendest. Ich würde die Umschalterei weglassen, dann hast Du schon etwas Platz für mehr Gewicht.

Je nach Motorstrom und Stromverbrauch des SUSI Moduls könntest Du Dir den Gleichrichter sparen und direkt die + - Versorgung vom Decoder nehmen. Ich würde sagen, wenn der Dauerstrom des Motors nicht mehr als 600-800mA beträgt, dann kann man auf den Gleichrichter verzichten. Dann kannst Du auch gleich den primären Elko am Spannungsregler weglassen, bzw. stark verkleinern, der wird dann vom Pufferelko gestützt. Mit dem gewonnenen Platz kannst Du den Pufferelko vergrössern.

Die Lampen kannst Du direkt an den Decoder anschliessen (Masse schaltend), hier entfallen die Relais, der Dampfentwickler hingegen sollte schon mit einem Relais/ Transistor geschalten werden.

Alternativ könntest Du auch einen MX-690V verwenden, der hat alles bis auf die Pufferkondensatoren integriert, da kannst Du auch den Dampfentwickler direkt anschliessen. Kostet allerdings ca. 30-40 Euro mehr als MX-64H mit Intellisound. Dafür wird der Verdrahtungsaufwand minimiert. Für den Decoder müsstest Du mit einem Querschnitt von 20x30mm rechnen (55-69mm Tiefe). Wenn Dein Kessel einen Innendurchmesser von 40mm hat, dann passt er da bequem rein.


Gruss

Roger
Was Du machst, das mache richtig. Es kostet nicht mehr Zeit wie wenn Du es falsch machst.
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