Gleisbau in Code 250

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Moderator: fido

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fido
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von fido »

Gleisbauer hat geschrieben:P.S: Wenn gewünscht, kann ich auch noch die passende Weiche, einen Prellbock aus gebogenen Schienen (nur mit Handy geknipst) und ein paar Bilder vom K-Oberbau einstellen.
Hi Christoph,

tolles Foto! Ja, weitere Fotos wäre super.


Hallo alle zusammen,

weiter geht es mit dem

Oberbau beim Vorbild

Beim Vorbild kann man zwischen verschiedenen Varianten des Oberbaus unterscheiden:
  • Gleisprofil direkt auf der Schwelle, befestigt mit Nägeln - dieser Oberbau ist oft bei Feldbahnen zu finden
  • Gleisprofil liegt auf Platten und ist genagelt
  • Gleisprofil liegt auf Platten und ist mit Schienenschrauben verschraubt - dieser Oberbau ist typisch für viele schmalspurige Privatbahnen
  • Gleisprofil ist mit Kleineisen und Schienenschrauben auf der Schwelle befestigt - dies ist der aufwändigste Typ
Hier finden sich zwei Beispiele für die Variante mit Schrauben auf Platten in Prien am Chiemsee (Meterspur, erbaut um 1900):

Bild

Bild
(klicken vergrößert das Bild)

Man beachte auch, wie auf dem linken Bild zwei verschieden starke Profile stumpf verschweisst wurden. So machen wir das im Modell bei Überbängenen zwischen verschiedenen Profilen wie Code 250 und LGB auch, wobei eine Hartlötverbindung ausreicht.

Beim Chiemsee wurden die Gleisprofile mit zwei Schrauben auf den Schwellen befestigt.

Öfter sieht man die Variante mit drei Schrauben. In diesem Fall sitzen jeweils innen zwei und außen je eine Schraube. Hier zwei Beispiele einer meterspurigen Weiche in Neresheim, die heute noch so existiert:

Bild

Bild

Bild
(klicken vergrößert das Bild)

Auf dem dritten Bild ist eine Schienenlasche mit Schienenplatten und -schrauben in Neresheim zu sehen.


Bevor man mit dem Gleisbau startet, sollte man sich auf ein Vorbild festlegen und sich auf Fotos den Oberbau seiner gewünschten Epoche genau ansehen. Auf den Fotos lassen sich auch die Abstände der Schwellen und die Schwellenbreite ausmessen.

So konnte ich auf den Fotos der Härtsfeldbahn verschiedene Schwellenmaße zu erkennen. Drei Fotos habe ich nachgemessen und kam zweimal auf eine Länge von knapp 1700mm und einmal auf 1770mm. Im Modell habe ich 80mm lange Holzprofile bei 30 Schwellen pro Meter verwendet. Die 30 Schwellen pro Meter sind praktisch, da man sie bis auf 3 Schwellen pro 100mm herunterteilen kann, dies gut in ein Gleissystem passt und krumme Zahlen weitgehend vermieden werden.

Es ergeben sich bei meinem Gleissystem folgende Maße:
Abstand Schwellen (Mitte-Mitte): 33,33mm
Schwellen pro Meter Gleis: 30
Schwellenmaße: 80 x 11 x 7mm


Fertiggleise in Code 250

Fertige Gleisjoche sind bei ST-Gleis und Llagas Creek zu haben.

Während das ST-Gleis mit Kleineisen, Stahlprofilen und einem engen Schwellenabstand einen schweren Oberbau darstellt, entspricht das Neusilber-Gleis von Llagas mit einem großen Schwellenabstand und Nägeln einer eher typischen schmalspurigen Kleinbahn. Leider wirken die vier Nägel pro Gleisprofil und Schwelle sehr amerikanisch. Sehr schön bei Llagas ist sehr feine und natürliche Maserung der Kunstoff-Schwellen.

Fertige Weichen in Code 250 würde ich wieder von Llagas Creek kaufen. Diese Weichen sind in Radien von 914,4mm über 3m (2971,8mm) bis zu knapp 8m (7924,8mm) als Fertigweichen und Weichenbausätze erhältlich. Auch Y-Weichen, Bogenweisen und eine 2m/3m-Dreiwegeweiche sind im Sortiment.

Die Weiche von Llagas haben den großen Vorteil, das von LGB-Pizzaschneidern bis zu maßstäblichen Finescale-Rädern alle Räder sauber über die Herzstücke laufen, ohne in die Herzstücklücke zu fallen. Außerdem entsprechen die Maße der NEM, also dem Standard.

LGB-Weichen dagegen sind nicht für NEM-Räder ausgelegt, entsprechen daher nicht dem Standard und machen immer wieder bei Radsätzen mit niedrigen Profilen, die der NEM entsprechen, Probleme.


Gleisbau mit Nägeln und Platten

Da es aktuell im Maßstab 1:22,5 keine bezahlbaren Schienenschrauben gibt, ist der Gleisbau mit Platten und Schrauben nicht möglich. Stattdessen habe ich ein Gleis mit Nägeln und Platten gebaut.

Vor dem Gleisbau habe ich zwei Lehren angefertig, um beim Bau Zeit zu sparen. Die erste Lehre legt den gleichmäßigen Schwellenabstand fest. Die Schwellen werden in die Nuten gelegt und anschließend wird in der Lehre das gerade Gleisjoch gebaut:

Bild


Die zweite Lehre brauchen wir zum exakten Bohren der sechs Löcher pro Schwelle, in die später die Nägel eingesetzt werden. Im einfachsten Fall nimmt man ein hartes Blech, bohrt die die sechs Löcher und klebt auf die Unterseite einen Rahmen aus Messingprofilen, in den genau eine Schwelle passt.

Diese Bohrlehre stülpt man über eine Schwelle und bohrt die Löcher. Pro Schwelle sind das nur 60 Sekunden und man wird mit einer exakten Spurweite belohnt.

Die Löcher in den Schwellen sollten wir etwas kleiner als die Nägel bohren. In meinem Fall war 0,7mm ideal.

Hier ist eine Zeichnung der Bohrlehre für Code 250 Profile von ST-Gleis und Llagas Creek:

Bild

Die Maße, die beim Oberbau eingehalten werden müssen, sind unter http://spannwerk.buntbahn.de/phpBB2/viewtopic.php?t=598 zu finden.


Schwellen

Für die Schwellen sollte man Holzleisten aus Holz mit möglichst feiner Maserung verwenden. Optimal ist Tropenholz wie Teak, das aber kaum als Leisten in der passenden Größe zu bekommen ist.

Ich verwende sehr gerne Nussbaum, da dieses Holz hierzulande handelsüblich ist und eine mittlere Maserung bei einer braun-grauen dunklen Farbe besitzt. Außerdem ist das Holz sehr hart, so dass es sich gut bearbeiten läßt und die Nägel fest sitzen.

Schlecht geeignet ist Holz von Nadelbäumen wie Kiefer, da die Struktur sehr grob und das Holz weicher ist.

Die Schwellen sollten ca. 11mm breit sein. Die Breite richtet sich nach dem Vorbild und die Höhe ist Geschmackssache, solange die Schwellen im Schotter liegen.


Schienenplatten

Die Schienenplatten sehen nicht nur schick aus, sondern halten die Nägel fest und ergeben einen sehr stabilen Oberbau. Für eine bessere Stabilität haben meine Platten in der Mitte eine Tasche in der Breite des Schienenfuss, damit das Gleisprofil fest in der Platte sitzt.

Meine Platten hat der Lange gezeichnet und aus 0,6mm Blech ätzen lassen.

Hier ist die Zeichnung:

Bild


Der Zusammenbau

Für den Zusammenbau brauchen wir nur nur noch Gleisnägel mit 0,8mm Durchmesser, die z.B. von Old Pullman erhältlich sind. Die Platten werden auf die Schwellen gelegt, die Gleisprofile in die Tasche in den Platten gelegt und dann heisst es Nägel in die Löcher setzen sowie festnageln.

Das fertige Gleisjoch klebt man auf 2mm oder 3mm Sperrholz auf (im Modellbau-Handel zu bekommen), damit es richtig stabil wird. Wer das Gleis dauerhaft in Module einbauen will, kann es natürlich auf auf die Modulplatte leimen.

Um die rostige Optik müssen wir uns allerdings vorher kümmern. Das erkläre ich in einem späteren Beitrag.

Hier ist das Ergebnis des Selbstbaus mit Code 250 Profilen von ST-Gleis:

Bild Bild

Bild Bild
Zuletzt geändert von fido am Do 18. Jun 2009, 19:50, insgesamt 1-mal geändert.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von fido »

Jörg Heckhausen hat geschrieben:Alles mit Spurkranz < 2mm oder nur die "Feinen Radsätze" vom BBF Kollegen Schrauber ???? Gibt es diese eigentlich noch ??
Hallo Jörg,

nein, die Schrauber-Radsätze gibts es nicht mehr.

Du kannst aber jeden handelsüblichen Radsatz nach der NEM bzw. Radsätze mit weniger als 2mm Spurkranzhöhe auf Code 200 in Verbindung mit Kleineisen verwenden.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von ospizio »

Hallo,

Tolles Thema,
Hier ein paar Sachen aus meiner 1:32 Modulbautätiggkeit:
Nun ich hab ein Modul in 1:32 mit Hosentäger S49 Glei und geneigten Rippenplatten gebaut.
Siehe unter: www.hosenträger.de
Leider ist die Finescaleszene sehr klein und da auf diesem Gleis die NEM-Räder auf den Schraubenköpfen reiten,wollte ich beim nächsten Treffen das Modul in ein Duomodul umbauen,so dass einmal NEM-Gleis oder S49-Gleis verwendet werden kann.Leider ist der Aufwand enorm .Es gibt nun eine Schleiflehre,wo die inneren Schraubenköpfe etwas abgeschliffen werden können,so dass NEM-Radsätze auch darüber laufen können.
Für meine Anlage zu Hause werde ich nun meine Gleise in 1 Pur bauen.
Das heisst Spurkränze fast wie das Orginal.
Hier drei Bilder von meiner SBB C5/6 Grossbaustelle mit niedrigen Spurkränzen:

fotos/showphoto.php?photo=61932&size=bi ... =&thecat=2

fotos/showphoto.php?photo=61933&size=bi ... =&thecat=2

fotos/showphoto.php?photo=61934&size=bi ... =&thecat=2


Wer super nachgebildete Räder sucht,so wäre da die Firma Nolte zu empfehlen.
Siehe unter ASOA oder Hosenträger

Übrigens,werde ich meine zwei,erst vor ein paar Tagen erworbenen schönen RhB Personenwagen von Brawa,auch mit niedrigeren Spurkränzen ausrüsten.

Gruss Wolfgang
Rudolf
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von Rudolf »

Hallo Kollegen,

heute möchte ich einen Beitrag zu fidos Bericht beisteuern. Wie ja mancher von Euch weiß, bin ich mit der OEG aufgewachsen und so ist es denn keine Frage, daß ich mich beim Gleisbau auch dort orientiert habe. Infolgedessen habe ich OEG-Fotos zum Thema, von denen ich Euch heute ein paar nicht vorenthalten möchte. Alle jetzt folgenden Fotos wurden im Bhf. Edingen aufgenommen.

Das erste davon ist ein Ausschnitt aus einem historischen Foto aus den Sechzigern. Sehr schön ist erkennbar, daß es beim Befestigen der Schienen auf den Schwellen wohl doch noch weitere Varianten gab. Hier sehen wir im stetigen Wechsel zwei Schrauben innen, eine Schraube außen, eine Schraube innen, zwei Schrauben außen usw. Unterlegplatten sehe ich keine. Meines Wissens waren aber immer welche vorhanden.

1_Gleise_Edingen_Bhf_historisch (Rudolf)
Bild
(klicken vergrößert das Bild)

Ab jetzt geht es neuzeitlich weiter:

Die Bilder 2 und 3 zeigen, daß die Befestigung aufwändiger geworden ist: Unterlegplatte auf Schwellen verschraubt, Gleis mit Klammer und Schraube durch die Unterlegplatte hindurch in die Schwelle verschraubt.

2_Edingen_Bhf_hinter_Wagenhalle (Rudolf)
Bild

Man beachte bei Bild 3 die Metallbänder an den Schwellenköpfen (für jene, die noch mehr Datails mögen).

3_Edingen_Bhf_hinter_Wagenhalle (Rudolf)
Bild

Die Bilder 4 und 5 zeigen den Übergang vom Rillengleis hinter der Wagenhalle zur Vignolschiene der Abstellgruppe. Ich habe dabei den Eindruck, daß die Schienenköpfe leicht unterschiedliche Formen aufweisen und daß die Schienen miteinander verschweißt sind.

4_Edingen_Bhf_hinter_Wagenhalle (Rudolf)
Bild


5_Edingen_Bhf_hinter_Wagenhalle (Rudolf)
Bild

Bild 6 diente mir zur Vorlage beim Bau meiner Weichen. Ich habe von dieser Weiche noch einige Detailfotos, die ich bei Bedarf gerne einstellen kann. Im Hintergrund sieht man übrigens eine Kreuzungsweiche. Einfache und doppelte Kreuzungsweichen gab und gibt es häufig bei der OEG. Man nannte sie dort "Engländer". Ob dieser Begriff allerdings noch heute benutzt wird, weiß ich nicht.

6_Edingen_Bhf_vor_Wagenhalle (Rudolf)
Bild
Viele Grüße

Rudolf
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von Gleisbauer »

Moin,
Fidos Wunsch ist mir natürlich Befehl :wink: und so gibt es hier die Fotos (falls Jemand aus der Lüneburger Ecke kommt, und bessere Fotos des Prellbocks machen will, bekommt er über PN oder Email die Adresse von mir).
Fangen wir mit der alten Weiche (deren Tage nach Aussage der Eisenbahner vor Ort gezählt sind) an:

Bild Bild Bild Bild Bild Bild
Bild

Anschließend kommt der Prellbock, übrigens in Nietbauweise:

Bild Bild Bild Bild Bild

Dann zeige ich den Hakenplattenoberbau, den es neben der Normalspur auch in Schmalspur gab:

Bild

Gleich in Anschluß zeige ich noch die Laschenverbindung für S49- Gleise mit K-Oberbau (so heißt das Zeug). Die Schrauben, die über die Klemmplatten die Schiene halten, sind übrigens nicht durch die Schwelle geschraubt, sondern mit einen Schwalbenschwanz in die "Rippe" auf der "großen" Platte eingesetzt.

Kuppelschwelle_S49 (Gleisbauer)
Bild

Falls jemand noch Lust auf Weichen der Preussischen Staatsbahn hat, bei mir in der Nähe gibts noch eine Stahlschwellenweiche von 1927 und ich besitze auch noch Zeichnungen verschiedener Weichen, die aber gerade an einen hier schon genannten Kleinserienhersteller verliehen sind, aber das dauert wohl etwas (Zitat: Da schließe ich mich dann ein Wochenende mit 2-5 Kannen Kaffee im Keller ein :wink: )

MfG Christoph
P.S: Den Oberbau mit der Unterlagsplatte und den 3 Schwellenschrauben gabs auch bei der Normalspur und bei Feldbahnen.
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von fido »

Hallo Christoph,
Hallo Rudolf,

vielen Dank für die vielen vorbildlichen Fotos.


Hallo liebe Buntbahner,

weiter gehts mit dem nächsten Teil:

Meterspurige Prellböcke

Auf den Fotos, die ich kenne, zeichnen sich die meisten Prellböcke am Ende meterspuriger Strecken dadurch aus, das es keine Prellböcke gibt.

Stattdessen enden die Gleise einfach im Dreck, hinter dem Gleisende gibts einen Erdhaufen, oder es steht dort ein hübscher Busch oder es sind zwei Schwellen im Boden arrangiert. Echte Prellböcke habe ich in der Literatur nur sehr selten gefunden.

Eine sehr positive Ausnahme habe ich unter http://www.drehscheibe-foren.de/foren/r ... 54,3260554 bei den Eckernförder Kreisbahnen entdeckt:

Bild

Merkmale dieses Prellbocks sind:
  • Vorne ist das Gleisprofil im Bogen hochgebogen
  • Hinten ist das Gleisprofil schräg abgewinkelt
  • Die Gleisprofile sind in Längsrichtung mit Blechen verbunden (sie sind im Schotter gerade noch zu erkennen)
  • Die rustikale Pufferbohle ist massiv aus Holz und größer als eine Schwelle
  • Die Bohle ist mit U-förmigen Bügeln befestigt
  • Die Bügel sitzen in Bohrungen in der Bohle und sind vermutlich von vorne verschraubt
Vor kurzem erhielt ich ein Foto eines Prellbocks der Härtsfeldbahn, der fast die selben Merkmale aufweist. Daher bietet sich diese Art des Prellbocks für ein Modell an.


Umsetzung mit Code 250

Die Gleisprofile hatte ich bereits fertig gebogen vom Stephan Strub erhalten. Ich habe die Stahlprofile hart verlötet und anschließend die beiden Seiten sandgestrahlt. Durch die raue Oberfläche hält später die Farbe besser.

Die Profile sind wie bereits beschrieben mit Platten und Nägeln auf Echtholzschwellen befestigt worden.

Die Pufferbohle habe ich in zwei verschiedenen Versionen gebaut: Einmal aus zwei Schwellen übereinander (Abachi) und in einer zweiten Version aus einem dicken Holzleiste aus Eiche. Die zweite Variante entspricht besser dem oben gezeigten Vorbild.

Bild Bild Bild Bild

Bei der Variante mit den zwei Schwellen habe ich M1 Gewindestangen zugeschnitten, eine Mutter auf eine Seite gedreht und die Gewindestange wie eine lange Schraube durch die Bohle gesteckt. Auf der Rückseite des Gleisprofils sind die Gewindestangen durch ein U-Profil aus Messing gesteckt und mit einer Mutter gesichert. Diese Variante ist recht einfach zu bauen.

Die zweite Art mit der großen Bohle und dem U-förmigen Bügel war kniffliger. Dieser Bügel besteht aus einem um 180 gebogenen Stahldraht, an dessen beide Enden je stumpf eine M1-Schraube hart verlötet wurde (ich hatte keinen Nerv, auf 16 Drahtenden aus Stahl je ein M1 Gewinde zu schneiden).

In die Bohle sind zwei Löcher gebohrt. Der Bügel ist durch die Bohle soweit durchgesteckt, bis das Gewinde erscheint und dieses wird mit einer Mutter festgezogen. Die Stelle, an der die Schraube auf den Draht gelötet ist, liegt in der Mitte der Bohle und ist daher unsichtbar.

Für mich wichtig, wenn auch im Schotter oft nicht zu sehen, sind die Bleche längs unter der Bohle, die die Gleisprofile verbinden und damit den Prellbock stabilisieren. Ich habe sie aus 0,3mm Bronceblech ausgeschnitten und zwischen die Platte unter dem Gleisprofil und der Schwelle verklebt.


Zu weiteren Tipps zum Biegen der Gleisprofile und dem Bau mit Code 200 Profilen verweise ich auf Ein Prellbock wie aus Dischingen vom Langen.
:runningdog: Viele Grüße, fido
theylmdl
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von theylmdl »

Hi fido!

Schöner Beitrag und prima Bilder, auch das von Drehscheibe Online!

Wegen meines Prellbocks: Auf meiner Seite zum Thema gibt's zusätzlich zu dem Bericht im BBF noch Maße und Tipps zur Berechnung der Schlitze für die vorderen "Biegungen" und die hinteren Kröpfungen, ansonsten jedoch nicht viel mehr als hier. Die blöden Streifen fehlen bei mir immer noch :-( .

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von Schienenbus »

Hallo zusammen,

für die Freunde alter Prellböcke und niedriger Schienenprofile habe ich diesen Prellbock in Röbel/ Müritz abgelichtet... Dazu durchaus passende Länderbahn Güterwagen stehen dort auch... :ja:


Bild Bild

Achtungspfiff
Stephan - der Schienenbus
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von fido »

Hallo alle zusammen,

ich habe diese Diskussion etwas aufgeräumt (schließlich sind wir hier auf dem Brett Modellbautechniken) und nun gehts weiter mit dem


Gleisbau in Code 250 mit Kleineisen

Das aufwändige Gleis mit Kleineisen passt sehr gut zu den Schmalspurbahnen der DR, in den Harz und zur Rhb.

Zutaten:
  • Ein Holzbrett aus Nussbaumholz in 8mm Stärke (http://www.designholz.com/)
  • Gleisprofile Code 250 (Gartenbahn-Team)
  • Kleineisen einzeln (Gartenbahn-Team)
  • Spühdose Anthrazit-Farbe in der Sprühdose (Asoa)
  • Spühdose Klarlack Matt in der Sprühdose (Asoa)
  • Farbpigmente (Asoa)
  • Weiße Kreide (Schmincke)
  • Schwarze Farbe mit Verdünnung (Tamiya)
  • Farbe Rost "H 453" (Gunze Sangyo)
  • Echter Rost (selbst gemacht)

Herstellung der Schwellen

Die Schwellen habe mir selbst hergestellt. Zum einen kann man ein Holzbrett auf einer präzisen Kreissäge auf 11mm breite Leisten zusägen und diese wieder auf (in meinem Fall) 80mm lange Schwellen ablängen. Ich habe testweise einige Meter Holzleisten mit einer Festool PRECISIO CS 50 zugesägt.

Anschließend bohrt man zwei Löcher mit Durchmesser 2,8mm im Abstand 47,6mm in die Schwelle. In die Löcher passen satt die Kleineisen und halten ohne Klebstoff.

Ich habe die Schwellen allerdings CNC-gefräst, weil ich wissen wollte, wie gut das klappt. Dazu nahm ich einen VHM-Fräser mit 2,5mm Durchmesser für Holz von http://hartmetalltools.de/ und habe die Schwellen inkl. Loch und der Ausfräsung unter der Schienenplatte fertig gefräst. Diese Ausfräsung ist nur wenige 1/10mm tief.

Das CNC-Fräsen von 18 Schwellen machte unter dem Strich den selben Aufwand wie die Schwellenfertigung per Hand aus Leisten. Bei mehr als 50 Schwellen dürfte das Fräsen aber einen Zeitgewinn bringen.

Die Schwellen werden, egal wie sie hergestellt wurden, oben an den Seiten angefast (dies erledigte ich mit einem Tellerschleifer) und die Riefen werden mit einer runden Drahtbürste im Akkuschrauber herausgearbeitet.


Zusammenstellung des Gleisjochs

Die Schwellen werden in dem Abstand, der am Besten zum Vorbild der jeweiligen Bahngesellschaft passt, auf ein 3mm Sperrholzbrett geleimt.

Ich verwende 3 Schwellen pro 10cm Gleisprofil und habe mir, weil ich noch sehr viele solcher Gleisjoche herstellen will, eine Lehre gebaut. Die Lehre ist auf Messingresten zusammengebaut und wird an das Sperrholzbrett angelegt. Zwischen die Gabeln werden die Schwellen gelegt und verleimt. Hieraus ergeben sich exakte Abstände und die Montage dauert nur ein paar Minuten.

An der Lehre habe ich länger gelötet, als der gesamte Gleisbau dauerte ;-)


Die Lehre und das Gleisjoch im Rohbau:

Bild

Gestaltung der Schwellen

Wenn der Leim trocken ist, kommt die Farbe auf die Schwellen.

Hierzu solltet ihr unbedingt Marcels Schritt-für-Schritt-zur-Holzschwelle-Anleitung und weitere Tipps zur Schwellenalterung lesen.

Ich habe mich natürlich zu eigenen Versuchen entschlossen und das braune Nussholz folgenermaßen bearbeitet:
  1. Auftrag extrem verdünnte Tamiya Farbe Schwarz
  2. Auftrag extrem verdünnte Tamiya Farbe Weis
  3. Auftrag extrem verdünnte Tamiya Farbe Schwarz -> Dunkelgrau
  4. Trocknen lassen
  5. Anstrich der Schwellen und des Grundbretts mit mattem Klarlack (Wasserfest)
  6. Auftrag weiße Farbkreide und Einreiben mit dem weichen Pinsel -> Hellgrau
  7. Auftrag schwarze Farbpigmente und Einreiben mit dem harten Pinsel -> Dunkelgrau
  8. Mit schmutzgrauen und moosgrünen Farbpigmenten (Asoa) noch einige Schwellen aufhellen bzw. begrünen
  9. Auftrag schwarze Farbpigmente und Einreiben mit dem harten Pinsel in die Holzriefen
  10. Trocknen lassen
  11. Farben mit Mattlack fixieren
Die ersten drei Schritte könnte man mit einem verdünnten Grau zusammenfassen - das muss ich selbst noch probieren.

Die Schritte 6 und 7 habe ich je nach Schwelle auch mehrfach wiederholt. Ggf. macht man so viel Farbaufträge, bis die Farbe und die Struktur passt.

Prinzipiell gehts darum, der Schwelle ein mittleres Grau zu verpassen, ohne die Holzstruktur mit Farbe zuzukleistern. Am Ende müssen die Riefen im Holz mit schwarzen Pigmenten hervorgehoben werden, damit das Holz räumlich wirkt.


Das Ergebnis bis hierher:

Bild

Bild

Gestaltung des Gleisprofils

Das Gleisprofil ist aus Edelstahl und nach meiner Kenntnis mit Haushaltsmitteln nicht chemisch zu färben. Daher muss es eben Farbe tun.

Nach dem Ablängen der Profile (bei mir 600mm Länge) ist es eine gute idee, die Löcher oder die Schlitze für die Schienenlaschen zu setzen.

Als nächstes werden die Seiten der Profile standgestrahlt. Das ergibt eine matte Oberfläche, auf der die Farbe gut hält. Nach dem Strahlen wurden beide Seiten mit Anthrazit gespritzt. Die Ober- und Unterseite erhält keine Farbe und auf Grundierung habe ich verzichtet.

Wenn der Lack wirklich trocken ist, werden die Kleineisen zur Hälfte in die Löcher der Schwellen gesteckt und das Gleisprofil durch die Kleineisen geschoben. Ein Gummihammer hilft dabei. Auf der Unterseite des Profils habe ich mir markiert, welches Profil in welcher Richtung liegt. Anschließend zog ich das Profil inkl. der Kleineisen wieder aus den Schwellen und habe Rostfarbe aufgetragen.

Die Rostfarbe wurde mit Fliessverbesserer und Verdünnung (von Gunze) stark verdünnt und mit dem Airbrush dünn auf das Profil und die Kleineisen aufgetragen.

Das Ergebnis ist des linken Teils des Profils sehr gut:

Bild
Das Bild ist zum Vergrößern

Es ergibt sich eine sehr realistische und ungleichmäßige Oberfläche, die ein altes Gleisprofil mit dunklem Rost darstellt. Eigentlich kann und sollte man hier mit der Alterung schon aufhören.

Wer mag, macht weiter mit dem


Echtrost

Im nächsten Schritt wird das Gleis rostig in helleren Farbtönen.

Hierzu wird der matte Klarlack gut aufgeschüttelt, auf eine Seite des Profils inkl. Kleinweisen gespüht und sofort Echtrost darüber verteilt. Den Rost verteilt man mit dem harten Pinsel fix auch über die Kleineisen. Ist diese Seite trocken, macht man das selbe mit der nächsten Seite.

Wenn der Lack trocken ist, bürstet man mit dem harten Borstenpinsel den Rost gleichmäßig ab und trägt noch eine weitere Schicht matten Klarlack auf, damit der Rost dunkler wird und nicht so hell und neu leuchtet.

Bild
Bild
Bild

Ist die Farbe trocken, werden die Stifte der Kleineisen (immer noch am Gleisprofil) wieder in die Schwellen gedrückt und mit sanften Hammerschlägen bündig in die Schwellen geklopft.

Als allerletztes werden Farbreste und Schmutz mit Waschbenzin von der Oberfläche (und nur dort) der Gleisprofile entfernt und das Gleisjoch ist fertig.


Fertiges Gleisjoch

Bild

Das fertige Gleis wirkt bei normalen Licht recht realistisch, auch wenn die Schwellen eher dunkler sind. Für ein Gleis im Wald, das etwas feucht liegt und bereits modert, geht die Optik in Ordnung. Unter dem Stahlern mit 3000W beim Fotografieren wirkt der Rost etwas zu hell und das sieht man auch auf den Fotos.

Nicht so oft sieht man die vorbildgetreue Ausfräsung unter den Kleineisen in der Schwelle. Das macht man, um trotz ungleichmäßiger Oberfläche der Schwelle eine exakte Gleisauflage zu erhalten (diese Ausfräsung gibt es aber nur bei Gleisjochen, nicht aber bei Weichen). Mir gefällt das gut, auch wenn ich mir den Aufwand bei weiteren Gleisjochen sparen werde.

Sehr gut gefällt mir die feine Maserung des Nussbaum-Holzes. Das Holz sieht sehr realistisch aus und läßt sich auch gut bearbeiten, da es nicht zu hart ist.

Ich würde beim nächsten Mal aber nicht so stark mit der Drahtbürste arbeiten und die Riefen nicht so tief ausarbeiten. Damit würde man mehr von der feinen Maserung sehen.

Bild
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:runningdog: Viele Grüße, fido
theylmdl
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Re: Gleisbau in Code 250

Beitrag von theylmdl »

Hi fido!

Sehr schick - ich habe das Teil ja neulich schon live gesehen. Hier noch ein Foto aus einer anderen Perspektive und bei etwas anderem Licht. Oben Nussbaum, Mitte unbekanntes Sperrholz, unten Teak ;-) .

Bild
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Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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