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Dächer formen aus Alublech

Verfasst: Mo 15. Sep 2008, 20:55
von fst-tigrottino
Liebe BuntbahnerInnen,
Regalbahner hat mich gebeten, unter Modellbautechniken doch die Methode zu erläutern, nach der ich meine Aludächer mit einfachsten Mitteln zurecht biege.

1. Abwicklung ausmessen. Ich schneide mir aus ca. 5mm dickem Sperrholz ein Modell des Dachquerschnitts. Das erlaubt mir dann, mit einem Streifen aus Milimeterpapier die exakte Vermassung der Abwicklung. In meinem Fall für eine Kastenbreite von 117-118mm ergibt das 134mm Dachbreite im ungewölbten Zustand. Durch Ausprobieren an schmalen Abschnitten ermittle ich dann Durchmesser des Biegeholzes, in meinem Falle ein Rundstab mit 25mm Durchmesser. Und so sieht dann das Herzstück aus: ein simpler, 1m langer Rundstab aus Tannenholz, gerade, der eine genaue Längslinie und an der Stirnseite eine entsprechende Querlinie aufgezeichnet erhält.

Dach formen 1a / Herzstück (fst-tigrottino)
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Dach formen 1b / Herzstück waagrechter Anschlag (fst-tigrottino)
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In der Mitte des Stabes bohre ich einen rechtwinkligen Anschlag (5mm Loch, in das ich ein Stück Gewindestange M5 eindrehe).

2. Im Metalladen lasse ich mir einfaches 1mm Alublech in meterlange und 150mm breite Streifen zuschneiden (der Kilopreis beträgt rund 15 CHF, das ergibt pro Dach rund 6 CHF). Daheim werden die Exakten Masse des Daches (ohne verjüngte Endstücke) genau eingezeichnet. In meinem Falle also die Mittellinie und beidseits je 67mm (ergibt die totale Breite von 134mm). Es bleiben also auf beiden Seiten noch 8mm Rand. das ergibt einen besseren Halt und lässt kleine Korrekturen möglich sein.

3. Dachwölbung walzen. Ich lege das Blech auf zwei Holzleisten und wölbe die Wölbung mit einem simplem Wallholz. Die Wölbungstiefe und die Höhe der Seitenleisten habe ich durch Versuche ermittelt. Das weiche Alublech lässt sich noch von Hand definitiv formen.

Dach formen 2 / Rundung walzen (fst-tigrottino)
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4. Wölbung überprüfen. Auf ein flaches, gerades Brett gelegt, lässt sich leicht überprüfen, ob die Wölbung korrekt ist, die Wölbungshöhe (in meinem Falle rund 10mm) stimmt, das Blech sich nicht verzogen hat. Sonst korrigieren.

5. Blech auf Herzstück einspannen. Nun wird das Blech so auf das Herzstück gespannt, dass die eingezeichnete Seitenlinie mit der auf dem Herstück eingezeichneten Linie genau fluchtet. Der waagrechte Anschlag muss natürlich senkrecht nach unten weisen. Das ist der Grund, weshalb ich diese Aktion auf der offenen Waschmaschine erledigte. Mit Gipserklebband wird das Ganze fixiert. Darüber lege ich einen meterlangen Messingstab (5x10mm) exakt bündig mit der Seitenlinie des Bleches und arretiere das Ganze wieder, indem ich es an den Enden mit Gisperklebband umwickle. Nun wird das Ganze genau bündig in den Schraubstock eingespannt. Der rechtwinklige Anschlag garantiert Rechtwinkligkeit. Damit das Blech nicht wegspringt am herausragenden Teil kann es noch mit einer Klemme arretiert werden.

Dach formen 3 / mit Lehre biegen (fst-tigrottino)
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6. Blech biegen. Mit der Hilfe eines langen Bleches drücke ich nun das Blech in die Form, meistens nicht ganz eben. Die Mitte der Dachwölbung zeigt mir ja bestens an, wann es genug ist. Dann herausnehmen, Gipserklebband wegnehmen und das ganze noch einmal mit der anderen Seite.

Dach formen 4 / mit Lehre Gegenrundung biegen (fst-tigrottino)
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7. Rand wegschneiden. Nach einer ersten Stellprobe (das Dach hat noch zu lange Seitenteile) zeigt sich bereits, ob es einigermassen eben aufliegt und unverzogen ist.
Dann an der Tischkreissäge die überzähligen mm an den Rändern absägen und eventuell der angezeichneten Seitenlinie entlang an der Schmirgelscheibe glätten. Dann erneut Stellprobe mit Breitenüberprüfung und waagrechter Auflage.

Dach formen 5 / Seiten einkürzen auf Mass (fst-tigrottino)
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8. Endstücke formen. nach der genau selben Methode, werden die Endstücke auf dem Schraubstock geformt. Die Verjüngung inkl. Abwicklung habe ich durch Kartonmodelle erprobt. In meinem Falle ergibt eine Breite von 124mm eine um 3 mm niedrigere Endhöhe und die entsprechende Verjüngung auf 109-110mm Breite.

Dach formen 6 / Endstücke biegen (fst-tigrottino)
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Dach formen 7 / Entstücke roh (fst-tigrottino)
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9. Endstücke einpassen. Durch absägen und abschmirgeln, mit den Händen die nötige Wölbung formen und immer wieder anpassen - nach ca. 5minuten passt jedes Endstück ziemlich haargenau an das lange Dach. Dann Araldit anmachen und die beiden Endstücke ankleben. Über Nacht aushärten lassen und Freude haben, dass ein neues Dach wieder fertig ist.

Dach formen 8 / Entstücke einpassen (fst-tigrottino)
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Dach formen 9 / Entstücke einpassen (fst-tigrottino)
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10. Glatt schmirgeln. Das ausgetrocknete Dach überprüfen und den überschüssigen Araldit wegschmirgeln. Fertig ist das günstige Dach.

Dach formen 10 / 1 x abgeschliffen (fst-tigrottino)
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Dach formen 11 / 1 x abgeschliffen Detail (fst-tigrottino)
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Dach formen 12 / 1 x abgeschliffen Seitenansicht (fst-tigrottino)
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Dachsicken liessen sich leicht mit Halbrundprofilen nachbilden.
Wers auch ausprobiert, soll doch bitte auch darüber berichten. Vielleicht gibt es noch viel einfachere Möglichkeiten, zu langen, massstäblichen und erst noch leichten Dächern zu kommen. Ich träume natürlich bereits von einem originalen EW II- Schnellzug für meine Ge 6/6 IIs.

Re: Dächer formen aus Alublech

Verfasst: Mo 15. Sep 2008, 21:46
von kastenlokker
Hallo fst-tigrottino,

entschuldige die Nachfrage: wie dick/stark ist das Alublech, das du verwendest? (konnte ich dem Beitrag nicht entnehmen - oder habe ich das übersehen?)

Servus, Thomas

Re: Dächer formen aus Alublech

Verfasst: Mo 15. Sep 2008, 21:46
von Regalbahner
Hallo fst-tigrottino,

danke für die ausführliche Beschreibung :!:
Das ist nicht nur genial einfach,
das ist einfach genial :wink:

Da ich mit dem Pappdach meines Wismarwagens nicht so ganz zufrieden bin,
werde ich das mit Sicherheit ausprobieren.

Tschau Christoph

@Thomas, 1 mm Stärke - steht unter dem zweiten Bild