Vor einigen Wochen bin ich hier auf dieses Forum gestoßen. Da ich es interessant finde, hier über die Aktivitäten anderer zu lesen habe ich mich mal angemeldet, um meinen Teil hier beizutragen.
Dampfmaschinen baute ich schon als Kind, etwas zum Leidwesen meines Vaters, der es als Zeitverschwendung ansah, weil die Dampfmaschine doch schon erfunden sei. Ich fand es aber faszinierend, wenn sich so ein Teil, mit einer Konservendose auf dem Gasherd als Kessel, mit einem Stück Fahrradluftpumpenrohr als Zylinder und mit einem Schwungrad aus dem Metallbaukasten, fauchend in Bewegung setzte.
Während meiner Zeit als Bausoldat (Zivildienst gab es vor der Wende in der DDR nicht) entstanden dann einige weitere Dampfmaschinen und auch meine erste Dampflok, die ich hier vorstellen möchte. Während der Armeezeit hatte man ja viel Zeit, aber die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung waren recht dürftig.
Wer bei der Bezeichnung EK 90 I schon auf der Suche nach einem Vorbild war, den muss ich enttäuschen. Es ist die Abkürzung für "Entlassungskandidat 90, April".
Mir ging es im Wesentlichen um die Funktion. Einziges Drehteil an der Lok sind die 6 Räder, für die ich einen ganzen Tag meines Heimaturlaubes opferte, um sie an meiner Arbeitsstelle zu drehen.
Der Rest entstand auf der 30*30 cm großen Sitzfläche eines Hockers, bei Bedarf konnte ein kleiner Schraubstock am Bettgestell festgeschraubt werden. Wenn da etwas zu feilen oder zu sägen war, hatte man dann die Späne im Bett. Das gesamte Werkzeug musste in einem cirka 35*17*17 cm großen Werkzeugkasten untergebracht werden.
Die Lok selbst wurde einfach gehalten. Ein Flammenrohrkessel mit 10 Siederohren. Ein Spiritusbrenner mit Baumwolldocht. Fest eingestellte Steuerung nur für Vorwärtsfahrt. Ein Öler, von dem ich nicht so genau wusste, warum er eigentlich funktioniert, ich hatte nur mal einen auf einem Bild gesehen. Heißdampföl bekam ich in LEUNA, wo ich arbeitete. Als Kolben und Zylinder verwendete ich Messingrohre, die zufällig ineinander passten. Einziger Luxus sind die Lampen. Die Batterien dafür sind im Tender untergebracht.
Die Spurweite ist 0, also 32 mm. Das war die größte Spur, für die es mir damals möglich war, Gleise zu erhalten. Auf dem Bild ist noch ein Stück Eigenbaugleis zu sehen, aus Messingblechstreifen zusammengelötet.
Durch die Undichtigkeiten von Kolben und Zylinder ist der Dampfverbrauch sehr hoch. Auf einem Gleisoval mit 6 Meter Fahrstrecke schafft sie 2 Runden. Danach muss sie mindestens 5 Minuten stehen bleiben, um Dampfdruck aufzubauen.
Ich hatte damals eigentlich vor, wenn ich einmal ein Drehmaschine zur Verfügung haben sollte, bessere Zylinder und Kolben anzufertigen. Auch ein paar Details zur Verschönerung und ein Anstrich waren geplant. Inzwischen steht sie bei mir 18 Jahre hinter Glas, und sie wird so bleiben, wie sie ist.
Die mit ihr gemachten Erfahrungen fließen jetzt in das Lokprojekt ein, an dem ich seit einiger Zeit arbeite, wieder Spur 0, etwas vorbildgetreuer, aber ohne konkretes Vorbild.
Bernd
EK 90 I (Bernd66)
EK 90 I (Bernd66)
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