Wie stark federt ein Puffer?

Alles rund um Vor-Bilder, also Modelle in ganz groß

Moderator: baumschulbahner

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matthias
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Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von matthias »

Hallo Zusammen

Ich weiss, ein bisschen peinliche Überschrift, aber eine interessante Frage an die Vorbildprofis hier im Forum. Wir haben ja schliesslich reichlich davon.

:?: Wie stark federt denn eigentlich ein Puffer?

1. Ist es so dass er schon beim Auflaufen auf einen anderen Wagen die (Druck)Feder maximal zusammen gedrückt wird?

2. Ist es so, dass der Puffer nie maximal zuammsen gedrückt wird? Auch bei maximaler Belastung nicht...?

:?: Was passiert genau wenn der Puffer maximal zusammen gedrückt wird? Könnten aus der Situation irgendwelche Entgleisungen folgen?

Die Frage ist eher genereller Natur wobei ich im Hinterkopf schon die schweizer Schmalspurszene habe. Da mein Antrieb im Moment kurz ruht (aus einem bestimmten Grund), beschäftige ich mich in der Zwischenzeit mit dem gefederten Modellbahn-Puffer Thema. Stoffel und Fido Version habe ich studiert. Meine Lösung wird dann noch folgen. Ich brauche nur noch eine geeignete Feder. Darum die so doofe Frage.

Danke für eure prägnanten Antworten.

Liebe Grüsse
Matthias
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Gleisbauer
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Re: Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von Gleisbauer »

Moin,
meine Antwort: gar nicht! Wegduck :!:
t_sandfallrohre_206 (Gleisbauer)
Bild
Torfwerk Ahrens Sauensiek

t_schoema26561_126 (Gleisbauer)
Bild
Torfwerk Ahrens Sauensiek
beachte bitte die "Puffer"Bauart bei der Schöma :wink:

Also voll einfedernde Puffer habe ich noch nicht oft gesehen, höchstes wenn die Rangierlok mal wieder mit voller Wucht... :wink:
Von Entgleisungen durch einfedernde Puffer habe ich noch nichts gehört, das wäre denn ja auch blöd, da außer bei der Feldbahn überall Federpuffer sind. Ich würde mal grob schätzen ab ca. 3-4 km/h Auftreffgeschwindigkeit federn die Puffer ein.
MfG Christoph
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Max 25 Kmh
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Re: Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von Max 25 Kmh »

Hallo Matthias,

beim Härstfel-Federpuffer-Projekt phpBB2/search.php?mode=results
habe ich einfach experimentiert, bis ich das richtige Blech hatte.

Die notwendige Federstärke hängt vom Impuls der Fahrzeuge ab, also Gewicht x Geschwindigkeit. Und natürlich von der "Philosophie": wird Puffer an Puffer gefahren (dann eher etwas weicher), oder "langgestreckt" (dann kommt der Zug mit Schwung an.... das rumpelt ggf. ganz schön.) Im Modell ist wg. der engen Radien auch zu beachten, dass sich die Pufferteller seitlich leicht aneinander vorbeibewegen können.

Für vorbildgerechten Betrieb müssen übrigens auch die Zughaken gefedert sein. Wenn Puffer an Puffer eben gerade anliegt, wenn sich der Zug beim Losfahren streckt, wenn beim Fahren je nach Belastung / Zugleistung die Puffer +/- 2 mm sich bewegen, und wenn beim Abbremsen kein Auflaufen stattfindet, dann ist es richtig.

Beim Vorbild federt der Puffer beim Ankuppeln und während des Fahrbetriebes regelmäßig leicht ein und aus. Nur wenn sich der Lokführer verbremst, federt er ganz ein. Wenn stärker als ganz eingefedert wird, treten Schäden auf.....

Viel Spaß beim Experimentieren!

Max 25 Kmh.
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Micha113
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Re: Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von Micha113 »

Hallo Matthias,

ja, das ist ein heikles Thema...Das Problem ist die nicht maßstäbliche Herunterbrechung des Gewichtes der Fahrzeuge. Ich kenne auch nicht die maximale Belastungsgrenze (in Tonnen) der RhB-Puffer. Ich kann nur aus den Erfahrungen , die ich während meiner Spur-O-Zeit mit Federpuffern gemacht habe, sprechen. Wenn zwei Fahrzeuge zusammenstießen wurde im allgemeinen die Puffer bis zum Anschlag zusammengedrückt. Die Folge waren... entweder wurde der leichtere der beiden bzw. der Leichteste des Zugverbandes bei Überschreitung der "Spannkraft" nach oben katapultiert oder weggeschleudert.Ein Anhaltspunkt vielleicht, die Sache mal auszutesten.
Da ich bei einem Eisenbahnunternehmen tätig bin, etwas aus der Praxis: Unsere Züge verfügen auch über Mittelpufferkupplung. Wenn zwei Fahrzeuge aneinander gekuppelt werden, soll die Kupplung ohne Schaden zu nehmen eine Auflaufgeschwindigkeit von 7 km/h vertragen können. Also ein fahrendes Fahrzeug kuppelt mit einem stehenden Fahrzeug (jeweils ca. 100t Gewicht).
Ich hoffe mal einen Anstoß gedanklicher Art gemacht zu haben...

Gruß Micha 113
Nutze den Tag...vergeude ihn nicht mit fernsehen...Ran an die Modelle...die Gartenbahn...fertig,los!
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matthias
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Re: Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von matthias »

Hallo Zusammen

Schon mal sehr interessante Antworten. Dankeschön!


Liebe Grüsse
Matthias
grcaprez
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Re: Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von grcaprez »

Matthias

da sich deine Frage auf das Vorbild bezieht, kann ich aus der RhB-Erfahrung etwas beitragen. Da gibt es verschiedene Bauarten. Die historischen Stangenpuffer sind die "weichsten", die an schweren Güterwagen die "härtesten". Dann habe ältere Bauarten sozusagen kaum Vorspannung, nur genug um die Feder vorm Herausfallen zu schützen, während heutige Bauarten stark vorgespannt sind. So kann, wenn ein alter und ein neuer Wagen zusammengekuppelt sind, bei Druck der alte Puffer voll eingedrückt sein, während der neue noch in der Ruhestellung ist.
Die Federkonstante ist dergestalt, dass im Betrieb hin und wieder der Endanschlag erreicht wird, sei es durch Aufprall oder Druckkraft von der Lok. Moderne Loks üben ganz beachtliche Druckkräfte auf die anschliessenden Wagen aus, etwa im Pendelzugbetrieb oder beim elektrischen Bremsen
Wird der Betriebswert überschritten, haben neuere Puffer Zerstörungselemente, die Energie absorbieren. In diesem Fall wird der Puffer eingedrückt, kommt aber nicht mehr ganz heraus und muss repariert werden.
Bei der RhB werden die Puffer beim Kuppeln nicht wie bei der Normalspurbahn zusammengedrückt, es wird lediglich leicht zusammengefahren und die Kupplung leicht angezogen (eben wegen der eingebauten Vorspannung).
Der Federweg ist geschätzt 10 cm beim Eindrücken, bei Zug entfernen sich die Pufferplatten auch etwa 6-10 cm, da dann die Zugfeder komprimiert ist. Im Betrieb kommt das oft vor, vor allem bei Wagen direkt hinter der Lok.
Als Folge für den Modellbau können also relativ schwache Pufferfedern verwendet werden.
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matthias
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Re: Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von matthias »

Hallo grcaprez

Danke für Deine sehr ausführliche Antwort und den übersichtlich zusammen getragenen Fakten! Ich bin begeistert!!!! :D :D

Liebe Grüsse
Matthias
ospizio
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Re: Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von ospizio »

Hallo,
An den sehr guten Beitrag von grcaprez will ich noch folgende Beispiele vom Vorbild geben..
Bleiben wir mal bei der RHB :
Dort hat ein Puffer Druckkräfte von 7 Tonnen austzhalten.Diese Druckkraft stösst bei der RHB eigentlich nur auf der Berninastrecke manchmal an ihre Grenzen wenn schwere Wagen talwärts abgebremst werden.Und dann kann es durchaus zu Überpufferungen oder Entgleisungen kommen.Habe dieses von meinen drei Kollegen der Furka-Bergstrecke,die bei der RHB fahren.Natürlich haben die älteren und historischen Wagen viel schwächere Puffer.Deshalb würde auch niemand auf die Idee kommen,hinter dem Museumstriebwagen mit zweiachsigem Personenwagen noch drei beladene Holz oder Zisternenwagen anhängen.
Beim Modell kann man solche Sachen aber vergessen,da die Gewichte ja viel viel kleiner sind.
Bei der Normalspur kann ich aus meiner Praxis als Lokführer folgendes schildern.:
Dort sind die Zug ond Stosskräfte ja um ein vielfaches höher als bei Schmalspurbahnen.
Natürlich halten da auch die Puffer und Schraubenkupplungen viel mehr aus.
Eine DB Schraubenkupplung soll 42 Tonnen aushalten.Nimmt man nun eine Ellok BR151, die mit 6Motoren a 7,5 Zugkraft auf die Schienen bringt und der letzte Teil vom Zug ist die Bremse noch nicht ganz gelöst,kann es vorkommen,dass die Schraubenkupplung zerreist.
Beim Bremsen,wenn die Puffer belastet werden,ist auch Vorsicht geboten.
So hatten wir die Anweisung,wenn wir einen Personenzug (Baureihe 151 oder Dopeltraktion Ellok) mit der elektrischen Bremse nach Stuttgart Hauptbahnhof hineinbremsten, die Bremskraft nicht über 7Tonnen ansteigen zu lassen, um einer Überpufferung (kommt bei ganz eingedrückten Puffern vor) votzubeugen.
Die 151 bringt etwa 15Tonnen E-Bremskraft)
Das Schlimmste Beispiel war die Entgleisung am Gotthard in den 90iger Jahren.
Dort fuhr ein Güterzug Richtung Wassen talwärts.Als Zuglok waren eine RE4/4 und eine Re6/6 .Dahinter war ein Güterzugbegleitwagen (zweiachsiger Sputnik)und danach noch ein leerer vierachsiger Wagen.Dann kamen lauter beladene Wagen.Der Lokführe bremste mit der elektrischen Bremse auf volle Kraft.Der Wagenzug lief mit ungeheurer Kraft auf die beiden Tfz auf und die beiden ersten Wagen wurden aus dem Gleis gedrückt und lagen auf der Seite an der Halde.Hier waren die Pufferfedern eindeutig bis auf Null zusammengedrückt und konnten somit die Druckkräfte nicht mehr aufnehmen.
Deshalb entgleisten die Wagen.

Gruss Wolfgang
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matthias
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Re: Wie stark federt ein Puffer?

Beitrag von matthias »

Hallo Wolfgang


Auch schön was aus Deiner Praxiserfahrung zu hören. Das mit dem Überpuffern bei den alten Wagen bei der RhB habe ich auch schon von Stefan gehört (RhBler).

Der Rest war mir aber neu! Danke für Deine Antwort.

Liebe Grüsse
Matthias
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