An mich ist von verschiedenen Seiten der Wunsch herangetragen worden, mich 'mal ein bißchen zum Thema "Ausleuchtung von Modell-Fotos" auszulassen.
Euch ist bestimmt schon aufgefallen, dass manche Modellbilder hier im Forum oder woanders knackig und scharf aussehen, während andere flau oder "abgesoffen" wirken, sprich: zu dunkel und mit zu wenig Details.
Es ist nicht so ganz einfach, hier einen Foto-Crashkurs abzuhalten, zumal es mit dem Licht alleine nicht getan ist. Um die Sache nicht ausufern zu lassen, lege ich 'mal folgende Randbedingungen fest:
- Fotografiert wird mit einer DigiCam, auch der Einsteiger-Klasse.
- Als Lichtquelle kommen Lampen oder Tageslicht zum Einsatz.
- Zusätzliche Hilfsmittel dürfen allenfalls ein paar Euro kosten.
Auch wenn Ihr's nicht glaubt: Die meisten Fotos von mir hier im BBF sind mir einer 60 Watt-Standard-Glühlampe in einem Reflektor-Schirm und einer 40 Watt-Reflektor-Glühlampe ausgeleuchtet, manche sogar nur mit einer 20 Watt-Halogen-Funzel. Das ist natürlich - auch auf kurze Entfernungen - mächtig wenig Lichtleistung.

Regel Nr. 1: Je mehr Licht Ihr beschaffen könnt, desto besser wird die Schärfentiefe und desto weniger "rauschen" Eure Fotos. Das nützt Euch aber nur etwas, wenn Ihr das Licht steuern könnt. Fällt die Sonne knallig direkt von oben auf das Modell - oder gar von hinten - nützt Euch das nichts, und wenn sie noch so hell strahlt.
Viel oder wenig Licht ist weniger entscheidend als andere Faktoren, solange es nicht zu wenig Licht ist. Wichtiger ist, was Ihr damit anfangt und wie Ihr damit umgeht.
Etwas ganz anderes ist die Ausleuchtung mit Blitz. Den in die DigiCam eingebauten Blitz nahe beim Objektiv könnt Ihr getrost vergessen - der taugt nichts, außer für die Aufhellung bei zu schwachem Tageslicht. Erstens hat er nicht genug Leistung, und zweitens verflacht er das Bild, weil das Licht gerade von vorne auftrifft und es darum keine Schatten gibt. Dazu später mehr.
Um passabel kleines Geld sind bei Fotoausrüstern kleine Blitzköpfe mit 100 Wattsekunden Leistung und Servo-Blitzauslösern zu haben - sogar mit Einstelllicht (http://www.hama.de/portal/articleId*3777/action*2563 - kopiert Euch den Link, die PHPBB2-Software akzeptiert keine Sternchen in Links). Ein simpler Universal-Blitz (ohne SCA-Adapter) wie z.B. ein Metz Mecablitz 32 Z-2 kann aber auch schon gute Dienste leisten - wenn denn geblitzt werden soll.

Aber ach und weh: So ohne weiteres lassen sich die Blitzköpfe nicht mit DigiCams einsetzen. Der Grund: Die DigiCams senden vor dem Hauptblitz wegen des Autofocus' und der Belichtungsbestimmung einen kaum wahrnehmbaren Meßblitz aus. Der führt dazu, dass alle Servoblitze fröhlich abblitzen. Kommt dann der eigentliche Hauptblitz, haben die Servoblitze ihr Pulver verschossen und das Bild hat nichts mehr davon.
Die allzeit rührige Computerzeitschrift c't hat die Lösung für das Problem gefunden (Ausgabe 9/2005, Seite 218, "Auf den zweiten Blitz"). Da wird eine relativ einfache Schaltung mit einem Flipflop vorgestellt, die dafür sorgt, dass der Meßblitz ignoriert und erst der Hauptblitz ausgewertet wird. Bedingung dafür ist, dass zugeschaltete Blitzköpfe über Kabel und nicht eigene Servo-Auslöser synchronisiert werden. Leider ist der Beitrag nicht online verfügbar.
Da Euch das wenig nützt, solange der Kamera-eigene Blitz direkt auf das Motiv strahlt, müsst Ihr diesen mit einem Stück Papier, das Ihr auf die Kamera klebt, nach vorne hin abschotten und nach oben hin abstrahlen lassen. Das kann ich nun leider mangels einer zweiten Digicam nicht fotografieren

Ob Blitz, Halogenlampen oder simple Glühlampen: Die Lichtführung macht's, nicht das Equipment.
Hilfsmittel
Die Lichtquellen alleine machen's nicht, denn sie haben die unangenehme Eigenschaft, nur aus einer Richtung zu leuchten. Eine Glühlampe strahlt - je nach Typ - wahlweise rundherum oder in einem Kegel. Das gilt auch für Tageslicht, solange es nicht bewölkt ist. Es ist klar, dass nicht alles Licht auf Euer Motiv fällt und von diesem reflektiert wird, um in der Kamera ein Abbild zu erzeugen. Der Löwenanteil strahlt daran vorbei. Das gilt auch für Zoom-Blitze mit verstellbarem Reflektor. Das ist schade, denn dieses Licht kann sehr gut recycelt werden.
Außerdem haben besonders Eisenbahnmodelle eine ganz unangenehme Eigenschaft: Im Fahrwerksbereich "saufen" sie gerne "ab". Denkt an die arme DigiCam und die Konflikte, in die Ihr ihre Belichtungsautomatik stürzt. Der typische "worst case" ist ein Kühlwagen mit weißem Aufbau und schwarzem Fahrwerk. Woran soll sich das Meßinstrument orientieren? Am weißen Aufbau? Am schwarzen Fahrwerk?
Ihr müsst also dafür sorgen, dass der Kontrast zwischen dunklen und hellen Partien nicht zu groß wird. Das geht aber nur über gezieltes Aufhellen oder Abschattieren. Für das Aufhellen eignen sich hervorragend Rasierspiegel mit Drahtbügel, in jeder Drogerie um kleines Geld zu haben, und die silberfarbenen Dämmplatten für Heizkörper, wie es sie um kleines Geld im Baumarkt gibt.
Schaut 'mal hier. Die Steuerung von Max 25 Kmhs "Solingen" lag bei diesem Foto im tiefsten Schlagschatten unter dem Aufbau. Mit Hilfe von zwei (unbenutzten) Wurst-Papptellern erstrahlt die Stephenson'sche Steuerung wie im Fotostudio.

Das Thema wird aber noch in der nächsten Folge des Licht-Crash-Kurses vertieft.
Ferner müsst Ihr überlegen, dass auch der Hinter- bzw. Untergrund als Reflektor wirkt oder eben nicht. Fotografiert Ihr Euer Modell auf dem Eßtisch in Eiche rustikal mit ganz dunklem Holz, wird vom schwarzen Fahrwerk eines Waggons kaum noch etwas zu sehen sein. Aber ein heller Untergrund reflektiert das Licht und sorgt auch unten herum für Stimmung.
Es ist überhaupt gut, neutrale Hintergründe zu verwenden, beispielsweise einen Verlauf-Hintergrund von Hama (leider sind diese tollen Teile derzeit auf der Website nicht auffindbar). Die neutralen Hintergründe sind gut, weil sich die Bilddaten drastisch reduzieren, und die Kamera hat weniger Kummer mit den Meßfeldern des Autofocus'. Ein Stück neutraler Karton - am besten mittelgrau - tut's auch, so wie hier. Mittelgrau ist gut, weil sich der Weißabgleich der Kamera damit leicht tut.

Grundsätze der Lichtführung
Es gibt eine Sorte Lichtführung, die ist besonders schlecht und ungeeignet, es sei denn, Ihr wollt eine flache Plakatwand ablichten: das (Blitz-)Licht gerade von vorne. Daher lautet normaler Weise die Regel Nummer 1: Blitz aus, es sei denn, Ihr arbeitet mit einem wie oben beschriebenen Verzögerer.
Licht kann Konturen hervorheben oder eher Farben betonen - oder beides.
Je gerader das Licht aus das Motiv fällt, desto eher werden die Farben betont, während die Form in den Hintergrund tritt. Je eher Ihr Streiflicht benutzt, also Licht, das schräg von oben, unten oder der Seite auf das Motiv fällt, desto eher wird die Form betont, ganz einfach, weil die Schatten die Form konturieren.
Hier seht Ihr das selbe Motiv, einmal mit viel Auflicht und einmal mit viel Streiflicht fotografiert. Überraschender Weise wirken auch die Farben im Streiflicht-Bild besser. Das liegt aber nur daran, dass die DigiCam bei Reflektionen spinnt - mit einer meiner ollen analogen Optiken, beispielsweise auf der Pentax MX, wäre das nicht so. Achtet 'mal auf die Unterschiede bei den Griffstangen, Türriegeln und Achslagern.

Auflicht...

...und Streiflicht.
Meist ist aber nur eine gute Mischung aus beiden Varianten sinnvoll. Dazu benötigt Ihr nicht unbedingt zwei Lichtquellen, obwohl die schon sinnvoll sind.
Tipp: Überlegt Euch vorher, was Ihr mit dem Bild zeigen wollt: eher Form oder eher Farbe oder beides?
Immer aufhellen!
Leuchtet Ihr nur mit einer Lichtquelle von einer Seite aus, mag das vielleicht ein "dramatisches" oder Spannungs-geladenes Bild ergeben. Bei Modell-Fotos (und damit meine ich Eisenbahn-Modelle


Daher besteht neben der Wahl des "Hauptlichts" die Kunst darin, geschickt und sachdienlich aufzuhellen. Meist seid Ihr mit folgendem Aufbau gut bedient:
- Eine Hauptlichtquelle, die Ihr so ausrichtet, dass sie a) genug Streiflicht und b) genug Auflicht erzeugt.
- Eine Lichtquelle für ein Grundlicht (sozusagen das diffuse Gesamtlicht), die den Hintergrund und alles drum herum gleichmässig mit einer gewissen Grundhelligkeit versorgt.
- Einer Aufhellung, die die der Lichtquelle abgewandte Seite über Reflektion aufhellt, beispielsweise mit einer der beschriebenen Dämmplatten. Ein Stück weißer Karton oder Styropor® tut's genauso. Hauptsache, die Oberfläche ist nicht glatt, damit das Licht gut gestreut wird.
- Einer oder mehreren Aufhellungen für die ansonsten zu dunklen Partien oder Details des Modells. Dafür eignen sich Papier- oder Pappstreifen, Rasierspiegel, zerknitterte Alu-Folie oder so etwas.

Stabilität
Ein Schnappschuss aus der Hand ist nett, wenn es sich um die spielenden Kinder oder Event-Fotografie im Allgemeinen handelt. Bei Modellfotografie und schwachem Licht ist das Käse. Daher lautet die nächste Regel:
- Die Kamera gehört auf ein Stativ.
- Es wird nur per Selbstauslöser ausgelöst, nie mit dem Finger am Drücker - denn das ist fast schon eine Garantie für Verwacklungs-Unschärfe.
Soweit für heute - das nächste Mal werde ich konkreter und zeige an Hand einiger Beispiele, wie's geht.
Beste Grüße,