Bauanleitung für Radsterne mit Gegengewichten

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rau.mi
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Bauanleitung für Radsterne mit Gegengewichten

Beitrag von rau.mi »

Also: so etwa soll das Ergebnis aussehen:

Radsterne_013 (rau.mi)
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Der Anfang eines Projektes ist - bei mir jedenfalls - die Vision. Werkzeuge, Techniken, Arbeitsabläufe sind demgegenüber sekundär. Im Fall der DFB - HG ¾ die ich jetzt angefangen habe, ist es einmal ein winziger blauer Zug, der sich seinen Weg im Hochgebirgs- Vorfrühling in Richtung noch schneebedeckter Berge sucht. Und zum anderen die Bilder vom genieteten frisch gestrichenen Rahmen samt den silbern blitzenden Achslagern und Radreifen der FO 4 bei der Aufarbeitung in Chur (http://www.furka-bergstrecke.ch/ger/wer ... /index.htm). Die Vision ist für mich entscheidend, sonst fehlt mir die Geduld für ein Bauvorhaben bzw. es fehlt dem Gebauten die Seele. Doch dann geht es los mit den Radsternen.

Radsterne_-_0002 (rau.mi)
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1) Möglichst nach Originalplänen (und Fotos) eine genaue Zeichnung erstellen. Dabei schon die Winkel der Speichen bzw. der Bohrungen für die Radien an den Speichen ausmessen und eintragen (geht mit dem CAD- Programm ja recht einfach). Keine Scheu vor "krummen" Winkelmaßen, falls sie sich ergeben, sonst werden die Speichen hinterher nicht gleichmäßig.

Radsterne-_0007 (rau.mi)
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2) Die Rohlinge drehen (im Durchmesser mit Übermaß) und mit der Achsbohrung versehen.
Ich habe einen Rohling über die benötigte Zahl hinaus hergestellt, damit ich ein Versuchsstück habe. Denn im Wissen um die grundsätzliche Fehlbarkeit der Menschen weiß ich auch um meine eigene und dass sich manche Denkfehler einfach erst bei der Fertigung offenbaren --- uuups! Mit dem Versuchsstück kann ich meine Fehler dann gelassen abwarten.

Radsterne-0004 (rau.mi)
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3) Auf die Rohlinge Kopien der Zeichnung kleben, als Schablone zur Kontrolle, ob später die Bohrungen richtig sitzen und die richtigen Teile ausgefräst werden. Natürlich dienen die Schablonen nicht zum exakten Zentrieren des Bohrers, das besorgt die Gradeinteilung am Rundtisch bzw. der Kreuztisch. Aber man vertut sich beim Kurbeln leicht. Die Schablone macht die Irrtümer offenbar, bevor es zu spät ist.

4) Rohlingscheibe auf den Rundtisch spannen und genau zentrieren. Dabei unterlegen, damit dem Backenfutter nichts passiert (habe ich mit kleinen Drehstählen gemacht, die sich ob ihres exakten Querschnitts für solche Aufgaben anbieten. Dann den Fräsmaschinenkreuztisch entsprechend der Zeichnung verfahren und bohren. Die Bohrerdurchmesser wenn möglich so wählen (natürlich schon bei der Zeichnung), dass er dem Durchmesser eines vorhandenen Fräsers entspricht. Dann ist später das Ausrichten des Radsterns beim erneuten Einspannen zum Fräsen einfacher.
Radsterne-_001 (rau.mi)
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Radsterne-_003 (rau.mi)
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5) Fräsen. Dazu muss vorher, weil die Speichen sich nach außen verjüngen, zeichnerisch der Verfahrweg am Kreuztisch (Y- Achse) ermittelt werden, damit dann durch Verfahren auf der X- Achse die Speichen ausgefräst werden können. Mit dem CAD- Programm und ein wenig Nachdenken geht das recht einfach.

6) Y- Achse entsprechend verfahren. Rundtisch auf (zB.) 0° einstellen. Gebohrtes Teil lose ins Backenfutter legen, Fräser ins Bohrloch einführen und Teil festspannen. Dann Fräser herausfahren und anhand der Schablone erst einmal "trocken" überprüfen, ob die Überlegungen gestimmt haben. Bewegt sich der Fräser sauber an der vorgesehenen Linie entlang, kann es losgehen. Zuerst aber noch den Anschlag der X- Achse einstellen. Und dann rundherum eine Seite jeder Speiche ausfräsen, entsprechend den Winkelangaben auf der Zeichnung.
Dabei natürlich nicht versuchen, mit einem 2 mm Fräser die ganzen 5 oder 6 mm auf einmal durchzubekommen, sondern in moderaten Stufen von ca. 2 mm.

Radsterne-_004 (rau.mi)
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7) Außerdem, was aber wegen der aufgeklebten Schablone kein größeres Problem ist: Vorsicht beim Gegengewicht. Hier sind die Fräswege ein wenig anders. Doch durch die vorgebohrten Löcher an den Enden geht es auch hier ganz locker.
Radsterne-_0008 (rau.mi)
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8. Dann Radscheibe umdrehen und dasselbe von der anderen Seite. So kann die Einstellung an der Fräsmaschine bleiben.

Radsterne-_005 (rau.mi)
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9) Nachdem das V ausgefräst ist, das stehengebliebene Dreieck wegfräsen.

10) Nachdem alle Radscheiben so weit bearbeitet sind, noch einmal neu zentrieren und einstellen, um die gerade Linie der Gegengewichte zu fräsen. Dann ist die Rohform fertig.

Radsterne-_006 (rau.mi)
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Links auf dem Bild mein Probestück, an dem ich schon einmal mit der Ausformumg der Speichen probiert habe.

11) Um die Form der Speichen möglichst gleichmäßig zu gestalten, habe ich noch einmal gefräst (auf dem Bild jetzt eines der Vorlaufräder).

Radsterne-_0075 (rau.mi)
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12) Die Rundung in axialer Richtung an der Außenseite der Speichen habe ich mit einem kleinen Proxxon- Fräser gemacht.

Radsterne-006 (rau.mi)
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13) Dann wollte ich auch noch, dass sich die Speichen nach außen verjüngen. Bei einem Rad ohne Gegengewichte könnte man das auf der Drehmaschine machen. Mit Gegengewichten nur mit Hilfe eines Fräsers. Dazu habe ich den Rundtisch (sicher nicht ganz fachgerecht) unterlegt und so lange probiert, bis der Winkel gestimmt hat. Doch es hat geklappt.

Radsterne-_009 (rau.mi)
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Radsterne-008 (rau.mi)
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14) Der Endzustand, den ich durch Maschinenbearbeitung erreicht habe, sieht so aus:
Radsterne-012 (rau.mi)
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15) Der Rest ist Arbeit mit Feile und einem dünnen Proxxon- Schleifstift.

Radsterne_007 (rau.mi)
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Schöne Grüße
rau.mi
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