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Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 18:09
von matthias
Hallo Zusammen
Auch wenn es dämliche Fragen sind (Anfängerfragen) .. vielleicht könnt Ihr euch kurz Zeit nehmen und sie mir beantworten.
Ein Metallbauer hat mir nach einem Orientierungslauf (den ich so gegen die 22.00 Uhr also Nachts absolviert hatte) mal beim gemeinsamen Spaghetti Essen erklärt, wie man genau Gewinde in Metall bohrt. Ich weiss aber leider nur noch, dass er gesagt hat, dass man mit einem normalen Bohrer vorbohrt.
Ich weiss jetzt nicht mehr mit was für einem Bohrer resp. wie breit der sein muss? Ich möchte zum Beispiel M1 Gewinde in Messing bohren. Was für eine Dicke zum vorbohren für den Bohrer brauche ich da?
Gibt es da nicht auch eine Formel? (Wo kann ich in Zukunft so Zeugs nach schlagen? Gibt es da ein schlaues Buch?)
... und ganz nebenbei noch amateuerhaft gefragt: Schmiert ihr beim Bohren in Messing? Was nehmt ihr da für Geheimmittelchen und Säftchen? Olivenöl?
Ah bevor ich es vergesse: Herzlichen Dank für eure schneidenden Antworten

.
Liebe bohrende Grüsse
Matthias
Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 18:31
von theylmdl
Hallo Matthias!
Hier ist uns (kaum) eine Frage dämlich genug

.
Also, für die Kernloch-Durchmesser beim Innengewindeschneiden gibt es Tabellen. Bei alten Schiebelehren sind die oft noch hinten aufgebracht, allerdings nicht für die uns interessierenden bzw. ganz kleinen Durchmesser.
Bei 1mm-Gewinden liegst Du mit 0,75mm bzw. 0,8mm richtig. Ein passendes Metallhandwerker-Buch kann ich Dir gerade nicht empfehlen, aber die Kernloch-Durchmesser kannst Du Dir leicht er-Googeln.
Bei den Gewindebohrern (eigentlich sind es ja Gewindeschneider) musst Du zwei wichtige Dinge beachten. Es gibt Dreier-Sätze (Vor-, Mittel- und Hauptschneider, gekennzeichnet durch ein, zwei und drei Ringe am Schaft) und Einweg-Bohrer. Der Name ist nicht schlecht gewählt, denn speziell bei zähen Werkstoffen und genau gebohrten Kernlöchern erweisen sich die Einwegschneider gerne als Einwegprodukt - für Werkzeug und Werkstück.
Öl ist ok, aber nicht unbedingt Olivenöl, auch, wenn's besser schmeckt. Beim Gewindeschneiden entsteht erhebliche Hitze und enormer Druck. Deswegen benötigst Du ein Druck-festes Öl.
Wichtiger ist jedoch die Art, wie Du die Schneider handhabst: Gefühlvoll, ab und an wieder 'rausdrehen, neu ansetzen, Leichtgängigkeit beim Schneiden prüfen, putzen, neu ansetzen... Kurzum: Eine Frage des Gefühls und der Geduld.
Beste Grüße,
Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 18:39
von matthias
Hallo Thomas
Also ich habe mir von
http://knupfer-grossbahn.de/shop/ die kleinen Gewindebohrer M0.6, M0.8 und M1.0 gekauft. Fragt sich jetzt nur noch was für ein Gewinderbohrer, dass das ist. Es steht nämlich nicht dort.
Wichtiger ist jedoch die Art, wie Du die Schneider handhabst: Gefühlvoll, ab und an wieder 'rausdrehen, neu ansetzen, Leichtgängigkeit beim Schneiden prüfen, putzen, neu ansetzen... Kurzum: Eine Frage des Gefühls und der Geduld.
Das heisst ich kann das Gewinde nicht an einem Stück schneiden? ... sondern muss immer wieder neu ansetzen? Hoffentlich mach ich mir da nicht gleich ein Bohrer kaputt. Die sind zielmich teuer.
Danke für Deine Antwort.
Liebe Grüsse
Matthias
Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 19:08
von baumschulbahner
Hallo Thomas,
also das mit den Gewindebohrern stimmt soweit schon, Gewindeschneider sind für Aussengewinde gedacht
Habe ich jedenfalls die letzten 3 1/2 Jahre so gelernt
Hallo Matthias,
zu M Unsichtbar (für mich alles unter M4

) nicht ganz passend, aber ab etwa M3 kannst du davon ausgehen, dass der Kernlochdurchmesser das 0,8 fache des Nenndurchmessers berägt. (bei Stahl..)
Viele Grüsse,
Urias
Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 19:08
von theylmdl
Hiho Matthias!
Also 0,6mm habe ich auch schon 'mal geschnitten (außen) und gebohrt (innen). Nie wieder! Das war nur in Kupfer, nicht in Messing.
Als Kernloch für 0,6mm habe ich 0,5mm genommen. Bei 0,8 kann ich Dir nicht weiter helfen, tippe aber auf 0,6mm. By the way: Mechanisch belastbar wird so etwas nicht. Du kannst nicht einen Lokrahmen damit verschrauben. Die Winzlinge reißen zu schnell ab.
In Blech kannst Du so etwas schon an einem Stück schneiden, wenn's nicht zu dick ist (bis etwa 0,8 / 1mm). Alles darüber hinaus würde ich in mehreren Ansätzen machen, aber das ist Gefühlssache.
Klar sind die Teile teuer. Kannst Du Dir vorstellen, was es für Werkzeuge braucht, um so etwas präzise herzustellen? Das kleinste Werkzeug, dass ich jemals benutzt habe, sind 0,2mm-Bohrer - Seele knapp über 0,12mm stark. Da kostet jeder einzelne schon richtig amtlich Geld.
@Urias - da hast Du natürlich recht. Aber sei 'mal ehrlich: Was macht denn ein Gewindebohrer? Bohren oder Schneiden? Auf der anderen Seite - ein Bohrer schneidet ja auch... Was mich 'mal interessieren würde in dem Zusammenhang - wie heisst es denn offiziell: "Schraubenzieher" oder "Schraubendreher" (das ist ernsthaft gefragt, keine Spitze)? Die Zahnärzte nennen ihre fiesen Fräser ja auch Bohrer - selbst, wenn's ein Kugel- oder Rosenfräser ist.
Beste Grüße und dem Himmel sei Dank, dass ich ohne solches Gefiesel auskomme -
Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 20:06
von Tobi
Hallo Matthias,
die wichtigsten Dinge wurden bereits erwähnt.
Wichtig bei Gewinden kleiner als M3 ist Putzen und Ölen, sobald der Widerstand merklich größer wird. Die Kernlöcher berechnet man bis M 8 mit
dem 0,8-Fachen des Nenndurchmessers (M 3=2,4mm, M5=4mm, usw). Bei größeren Gewinden werden ein bis zwei Zehntel, ab M 20 auch ein Millimeter addiert. Gewinde dieser Größe sieht man im Modellbau allerdings selten.
Bei mir hat sich übrigens (das Wunderöl schlechthin) WD 40
http://www.autoone.net.nz/wd40_big.jpg
zum Schmieren bestens bewährt. Das eignet sich auch zum Beseitigen von "Quietschen" und als erstklassiger Schmierstoff, da es einen sehr feinen und geschlossenenen, dauerhaften Schmierfilm bildet. Zum Grillanzünden (Kohle) kann man es ebenfalls verwenden.
Es hat sich bewährt, M 1,6 Schrauben (und kleiner) vor dem Eindrehen mit etwas Öl zu benetzen.
M2-Gewinde sind mechanisch belastbar, ab M 1,6 und kleiner hält die Schraube nicht mehr viel aus. Auch beim Schrauben sollte mit viel Gefühl gearbeitet werden.
@Thomas:
Der Duden bezeichnet den Schraubenzieher als Schraubendreher. Der Begriff Schraubenzieher kommt vermutlich noch vom Vorgänger der Schrauben, dem Nagel.
Für mich sind das aber weiterhin Schraubenzieher, auch wenn gedreht und nicht gezogen wird...

Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 20:39
von matthias
Hallo Zusammen
Hui soviele Tipps auf einmal. Gut zu wissen, dass diese kleinen Schrauben mechanisch nicht mehr belastbar sind. Ich wollte eigentlich auch nur Schraubenimitiationen herstellen. Aber ich glaube auf
www.themt.de wird ausführlich über diese Thema berichtet, so dass ich zuerst den Artikel von Thomas nochmals lesen.
Liebe Grüsse und ganz herzlichen Dank für eure tollen und schnellen Antworten!
Matthias
Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 21:07
von Prellbock
Guten Abend in die Diskussionsrunde,
aber vielleicht solltet Ihr mal mit einem Fachmann, einem, der es gelernt hat, reden.
Das wäre z.B. der nächste Uhrmacher in der Nähe (nicht Uhrverkäufer). Ist nicht so ein Unterschied wie Schraubendreher und Schraubenzieher, eher wie Schuster und Schuhmacher.
Der kann dann auch Tipps geben, wie man beim Quietschen die letzte Ölung gibt, denn wenn es quietscht, ist es bereits zu spät.
Man nehme mal einen 0,6mm Kupferdraht und stelle sich darauf ein geschnittenes Gewinde vor.
Warum sind eigentlich (kleine) Uhrwerke nicht aus Kupfer?
Und zum Schluß: Einfach mal googeln. Da gibt es eine Menge Angebote für Schnupperkurse im Uhrmacherhandwerk.
Prellbock
Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 21:26
von theylmdl
Haiho!
Man nehme mal einen 0,6mm Kupferdraht und stelle sich darauf ein geschnittenes Gewinde vor.
Ebend, wie der Berliner sagt. Da quietscht sich nix, und Öl brauchst Du auch nicht. Ich mache Dir gleich noch 'mal ein Buidl davon, wie wiederum der Bayer sagt. Denn das Gewinde hab' ich noch

. War für die funktionale Bremse an einer H0-Handhebel-Draisine anno dunnemals bei meinem Lehrherrn Gebhard Reitz, seines Zeichens Goldschmiedemeister. War auch ein Schnupperkurs, hat aber aber neun Monate gedauert

. Die Draisine war auch 'mal im Eisenbahn-Journal, so um 1984.
Greetz -
Re: Metallbautechnik: Bohren (Gewinde bohren)
Verfasst: Di 17. Jan 2006, 23:27
von bkm
Hallo matthias,
du musst den Gewindebohrer nicht immer wieder herausdrehen, 1 bis 2 Gänge schneiden und wieder zurückdrehen dann weiter hat bisher funktioniert (kann sein das es da neue Erkenntnisse gibt, bin nicht mehr der Jüngste und unter 0,5 habe ich auch noch kein Gewinde geschnitten)
"Schraubenzieher oder Schraubendreher"
watn dat nu widder fürn Sch...
Hab mit meinem Gliedermaßstab noch nie ein Glied gemessen, daher immer noch Zollstock
