Ätzvorlagen erstellen

Werkzeuge, Materialien, Tipps & Tricks, Wie mache ich was?

Moderator: fido

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Bommel
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Re: ohne Titel (war: Ätzvorlagen erstellen)

Beitrag von Bommel »

Moin,

das sind ja wieder prima Aussichten. Kaum kommen mal paar anschauliche Beispiele aus der Praxis, geht's ab auf's Abstellgleis, weil sich vielleicht jemand auf den Schlips getreten fühlt. Aber "draußen" stehen die Fettnäpfchen.
Habe verstanden. Dann mache ich mal hier weiter...
theylmdl hat geschrieben:Hier ein Beispiel eines H0-Wagens von mir mit geätztem und teilweise gebogenem Aufbau aus 0,5mm-Ms-Blech. Zum Größen-Vergleich: Die Griffstangen haben einen Durchmesser von 0,25mm.

Bayerischer Ostbahn-Packwagen D50 (H0)
Bild
Sei mir nicht böse. Aber wenn Du einen solch filigranen H0-Wagen aus 0,5er MS ätzt, bist Du ein bisschen selber dran schuld. Panzerwagen? :scherzkeks: :wink:

@Stoffel: seeehr schöne Bilder. Zum Vergleich mal ein Fisch aus Bommels Zuchtbecken.

Bild

Interessant ist auch festzustellen, daß ungefähr gleiche Ergebnisse/Erfahrungen vorliegen, bezüglich Hinterätzung, Radien am Absatz, Versatz von Ober/Unterseite, Oberflächenrauheit,.... Ich dachte schon, ich funktioniere nicht mehr richtig. Aber eine Ebene 2 Selbstdiagnose hat ergeben, daß die parallelen Erkenntnisse wohl darin basieren, daß wir den gleichen Typ Kamera benutzen.
theylmdl hat geschrieben:hättest Du das auf Deinem Foto deutlich sichtbare Loch in der inneren Ecke eben nicht

Jaaa, dort ist ein Loch. Ich nenne es jetzt mal fachmännisch "Hohlraum". Damit kenne ich mich aus. Na und? Sieht doch keiner. Und wenn jemand Lust hat, der kann das mit Lötzinn oder Farbe vollaufen lassen. Augenfälliger ist da schon Stoffels Spaltmaß, aber deswegen nicht unbedingt gleich problematisch...
Letztens ist von der NASA so'n 20 Jahre alter Kachelofen auf der Erde gestrandet, dem quollen schon mal die Eingeweide aus den Ritzen. Hat auch funktioniert. Zwar gerade so, aber immerhin...

Diskusssionswürdig ist eigentlich nur die Außenrundung, von einem klar definierbaren Radius möchte ich mal nicht reden. Mich persönlich stört das aber so oder so überhaupt nicht. Soll sogar gut für die Aerodynamik sein.

Bild

Sehen wird man von den wunderschönen Rundungen am Ende eh nicht viel. Zurüstteile, dunkle Farbe, Aufbauten....

Wer's unbedingt besser haben muß (unabhängig von der Sinnhaftigkeit), dem stehen durchaus auch einfachere Möglichkeiten offen, eine schärfere Kante zu erhalten. Mehr dazu vielleicht ein anderes mal. Ich geb mir jetzt erst mal die Kante. Ihr könnt derweil an sauberen V-Nuten üben - bis der Arzt kommt :wink: Die meisten werden schon auf der Suche nach einer entsprechend scharfkantigen Feile auf der Strecke bleiben.... :wink:

Frohes Raspeln

BBildmmel
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fido
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von fido »

Auf Wunsch zurück nach Modellbautechniken verschoben.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von theylmdl »

Hallo Bommel!

Schade, dass Deine lesenswerter Beitrag so ein bißchen vor sich hindümpelt. Nun, dem kann abgeholfen werden!
Aber wenn Du einen solch filigranen H0-Wagen aus 0,5er MS ätzt, bist Du ein bisschen selber dran schuld. Panzerwagen?
Eieiei. Der Wagen hatte im Original 40mm starke, blechbeplankte Seitenwände. Die Bleche waren an den Stoßfugen mit Flacheisen verstärkt (außen). Dort fanden sich auch die schicken Zierlinien, ursprünglich nur als Korrosionsschutz gedacht :!: .

Wie ich Dir schon in einer PN geschrieben habe, 40 / 87 (H0) = 0,459mm. Das heißt bei symmetrischen Ätzungen (tief und durch) sind 0,5mm schon viel zu wenig.

Aber zurück zum Thema. Bei der Entwicklung des Lorenfahrwerks, das in der offenen Feldbahngruppe diskutiert und entwickelt wird, hatte ich Gelegenheit, meine Version der Biegenuten-Frage auszutesten und auch zu korrigieren.

Hier folgt also noch einmal ein Update meiner Aussagen zum Thema, diesmal ein wenig genauer mathematisch belegt - und unterdes erneut in der Praxis erprobt.

Bild

Lasst uns für ein konkretes Beispiel von 0,5mm-Blech ohne seitliche Ätzverluste ausgehen, ok? Die Rechen-Beispiele gelten auch für andere Blechstärken wie z.B. beim Lorenfahrwerk, da sind's nur 0,3mm.

Also, "a" ist die Materialstärke, 0,5mm. Da immer symmetrisch tief- und durchgeätzt wird, weil das gleichzeitig stattfindet, beträgt "b" (= Tiefätzung) 0,25mm.

Wenn Du also eine Hohlkehle tiefätzen willst für eine 90°-Biegung, entsteht links oben in der Aufsicht ein Quadrat von 0,5 × 0,5mm - dort, wo die Biegung sitzt (gelb angedeutet).

Da in der Tiefätzung in der Biegung die Mittellinie in der Mitte des tiefgeätzten Blechs liegt (dort gestrichelte Linie), beträgt der Radius c dieser Mittellinie drei Viertel der Materialstärke (c = a × 0,75).

Entscheidend für die nötige Breite der Biegefuge, damit die nicht tiefgeätzten Teile einander nicht überlappen, sind also 90° der Bogenlänge einer Kreises mit Radius c. Der beträgt bei 0,5mm Materialstärke a 0,375mm. Die Formel zur Ermittlung der Bogenlänge lautet BL = (Radius c × PI [3,14159] × Grad) ÷ 180. Das können wir bei 90 alten Grad erheblich vereinfachen auf BL = c × PI × 0,5 = 0,59. Die Biegenut muss also in jedem Fall knapp 0,6mm breit sein.

Jetzt bleibt noch die Frage nach den rechts und links an diese Nut angrenzenden Teilen ab der Mittellinie der Nut. Und das ist genau der Punkt, an dem es erst richtig schwierig wird.

Denn es ist ja klar: Bei rechtwinklig verlöteten Teilen mit Paßnasen und -Nuten bleiben die Kantenlängen erhalten. Aber wie sieht's bei der Biegung aus?

Erreicht werden soll ja, dass nach dem Biegen die Längen von Kante d und e noch exakt stimmen. Nun ist es klar, dass jeweils 45° einer 90° Bogenlänge mehr sind als eine gerade Strecke.

Daher müssen die Teile theoretisch ab dem Mittelpunkt der Biegenut kürzer werden. Stimmt aber nicht! Das gilt nämlich nur, wenn die abgewickelte Bogenlänge ÷ 2 das Maß "a" (Materialstärke) erreicht. Das ist hier aber nicht der Fall.

Legen wir 'mal den Außenbogen zu Grunde, also 0,5mm Radius. Der hat nach der Formel eine Bogenlänge von 0,785mm. Wenn wir das durch zwei teilen, kommen wir auf etwa 0,39mm. Oops - das ist deutlich weniger als 0,5mm! Also müssen in diesem Fall bei der Länge der Kanten "d" und "e" jeweils rund 0,11mm zugegeben werden, damit deren Maß nach dem Biegen noch stimmt. Aber nicht in der Hohlkehle!

Nochmal im Klartext und zusammen gefasst:
Die Formel für die Berechnung der Breite der Biegenut lautet
BL = (Materialstärke a × 0,75) × 3,14159 × 0,5.
Die Formel für die Länge der angrenzenden Kanten ab der Mittellinie der Fuge lautet
l = (geplante Länge gl) + (Materialstärke a × 3,14159 × 0,25).

[nachbearbeitet]
Ach so, darum dreht sich's bei der Lorenstory:
Bild
[Ende nachbearbeitet]

Beste Grüße,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von anoether »

Hm.

Diese Skizze habe ich am 12.8. hier im BBF eingestellt:

Bild

Natürlich nicht unkommentiert:

phpBB2/viewtopic.php?t=3865&postdays=0& ... c&start=11

Hast Du jetzt wirklich solange gebraucht, um das nachzurechnen? Tztztz.
Man kann auch ´ne Wissenschaft draus machen. Viel Spaß weiterhin dabei.

Gruß Andreas
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von theylmdl »

Hallo,
Andreas hat geschrieben:Hast Du jetzt wirklich solange gebraucht, um das nachzurechnen? Tztztz.
Ich bin halt nicht einer der Schnellsten, und gut' Ding will Weile haben :wink: . Ok, ok, die Lorbeeren gehören Dir :) :) :) !

Spaß beiseite, ich bin in der Frage unlängst zweimal angesprochen worden, deswegen mein Posting. Und der Thread hier ist ja nicht mehr ganz orischinol.

Beste Grüße in den Norden,
Thomas Hey'l - info@themt.de - www * themt * de
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von Bommel »

ist ja interessant, dass der vom Abstellgleis aus dem Zusammenhang gerissene Beitrag noch mal Leben eingehaucht bekommt.

Hallo Thomas,

Eieiei. Was meine Bemerkung zu der Materialstärke Deines H0-Wagens und meine Interpretation "Panzerwagen" betrifft: Smilies im Originaltext beachten!!! :wink:

Deine Berechnung mit Pi und Bogenlänge etc. das ist graue Theorie. In der Praxis hast Du nun mal keine rechtwinklingen Tiefätzungen, die Kanten am tiefgeätzten Grund sind rund. Demzufolge wird es mehr an der Stelle einknicken(!) , da wo es am geschwächtesten ist - also mehr im Mittenbereich der Ätznut. Dadurch wird der außenliegende "Radius" prinzipiell kleiner als die Blechdicke.
Die Länge der bei Deiner Zeichnung gestrichelten Bogenlinie zu berechnen um daraus die Breite der Biegenut zu berechnen setzt voraus, daß sich das Material beim Biegen unterhalb dieser Linie staucht. Diese Materieverdichtung tritt aber beim Biegen nicht maßgeblich ein (wir biegen eine feste kristalline Materiestruktur, kein Schaumstoff)! Das Blech wird mehr oberhalb des inneren "Knickpunktes" gestreckt - was wiederum den "Radius" der äußeren Rundung insgesamt etwas vergrößert. Die Rundung wird demzufolge keinen definierbaren Radius haben, sondern dürfte eher durch eine Kurve, welche in der Mitte einen kleineren Radius aufweist, abbildbar sein. Das ist auf meinem Macro-Foto auch nachvollziehbar.
Ergo: ich bleib mal dabei. Breite der Biegenut = Materialstärke. Gern minimal mehr, es muß beim Abwinkeln auch ein paar Grad weiter gebogen werden, da das Material zurückfedert. Mehr dazu in Stoffels Ausführung, die meinem Beitrag vorangegangen war und noch auf dem Abstellgleis ist.

Das ist für mich ausreichend genau.

Schöne Grüße

Bommel
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von Bommel »

Ergänzung,

so ungefähr sieht zumindest meine graue Theorie aus.

Bild

Interessant - mal mit Stoffels und meinem Foto aus der Praxis vergleichen.

Schöne Grüße

Bommel

P.S.: @Andreas: her damit, das sind meine Lorbeeren :scherzkeks: :biggthumpup:
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von anoether »

Bommel hat geschrieben:P.S.: @Andreas: her damit, das sind meine Lorbeeren :scherzkeks: :biggthumpup:
Kannste knicken.

Ich schicke Dir erstmal die Rechnung für die dusslige Feile, die Du letztens noch empfohlen hast.

Wat soll ick denn jetzt noch feilen???
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von bkm »

Hallo,

das ist hier zwar ein ätzendes Biegethema :wink:
Mich würde mich aber interessieren wie die nicht ätzenden U-Profile gebogen werden :?
Bild
Bis dann denn
Peter (BKM)
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Re: Ätzvorlagen erstellen

Beitrag von Schrauber »

Hallo Peter,

wenn ich es richtig verstanden habe, dann werden die U-Profile auch geätzt. Und zwar einzeln als Unterteil, Hinterwand und Oberteil. Danach können sie mit Hilfe von angebrachten Montagenasen ganz leicht zusammengesteckt und miteinander verlötet werden.
Ich glaube das kann man hier ganz gut erkennen:

phpBB2/viewtopic.php?t=4300

Gruß Tomas (Schrauber) :teddy:
Gruß Tomas (Schrauber)



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