Bosnischer Vierachser

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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LBP-H
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Registriert: Mo 14. Feb 2022, 16:16

Bosnischer Vierachser

Beitrag von LBP-H »

Nach langem Mitlesen im Forum möchte ich hier einen meiner ersten selbstgebauten Waggons präsentieren. Natürlich weiß ich, dass ich mich mit den meisten Erbauern hier nicht messen kann - das ist aber gar nicht meine Absicht. Maßstäblichkeit ist für mich kein hundertprozentiges Muss, ich freu mich schon, wenn man das Vorbild erkennt und die Proportionen des Fahrzeuges halbwegs stimmig sind.

Mein Modell bildet einen vierachsigen Personenwagen der ehemals österreichisch dominierten bosnisch-herzegowinischen Landesbahnen (BHLB) im Zustand der 1970er Jahre unter der Regie der Jugoslawischen Staatsbahnen ab. Die Konstruktion begann ohne zugrundeliegenden Plan, mir standen lediglich Fotos aus Büchern und dem Internet zur Verfügung.
Hier ein Bild eines solchen Waggons: http://www.penmorfa.com/JZ/ds-ostbahn11.jpg

Da die zugrundeliegende Fahrzeugtype jedoch seinerzeit von der Grazer Waggonfabrik gebaut wurde, welche auch die vierachsigen Waggons der österreichischen Schmalspurbahnen (Mariazellerbahn, Zillertalbahn, Salzkammergut-Lokalbahn etc.) konstruierte, war ein Vergleich mit Fahrzeugskizzen von diesen naheliegend. Ich nahm also einen Drehzapfenabstand von 8 Metern, welcher bei unseren Waggons einst der Standard war, als Grundlage meiner Bemaßung. Da das Original auf Bosnischer Schmalspur von 760 mm lief, war die Spurweite und Breite des Fahrzeugs ohnehin ein Kompromiss. Als Drehgestelle nahm ich welche von LGB, welche vom Aussehen her ganz gut passten. Der zu geringe Achsstand wurde hingenommen. Mit diesen Drehgestellen war es immerhin möglich, mit einem maßstäblichen Drehzapfenabstand und ohne Verkürzungen durch den bei mir vorhandenen R1 Radius zu kommen.
Spöter hatte ich die Gelegenheit, an Fahrzeugskizzen der zugrundeliegenden Wagentypen zu kommen - und siehe da, meine Annahmen waren gar nicht so falsch! Lediglich der Wagenkasten ist einige Millimeter zu kurz geraten, was jedoch bei der Länge gar nicht auffällt.

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Der Bau war jedenfalls sehr viel learning by doing. Das Fahrzeug entstand größtenteils aus 3mm starken Hartschaumplatten aus dem Baumarkt, die der Versteifung dienenden Längsträger entstanden aus 5x10mm Holzleisten (zugegeben etwas grob, jedoch wurde ihnen mit darunter geklebten Polystyrolstreifen das Aussehen von eisernen Doppel-T-Trägern verliehen!). Die Wände wurden allesamt verklebt und teilweise mit kleinen Flachkopf-Nägeln verbunden, da sich recht bald erste Auflösungstendenzen zeigten. Bei den recht weichen Hobbycolor-Platten muss man jedoch ständig aufpassen, keine Abdrücke zu hinterlassen - ein großer Vorteil ist jedoch die einfache Handhabung dieser Platten. Als Werkzeug diente mir daher fast ausschließlich das gute alte Stanleymesser!
Die erhabenen Zierleisten entstanden aus Streifen von 0,5 mm Polystyrol.

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Ein ganz eigenes Thema war das Dach mit seinen eingezogenen Enden, es entstand aus einem mit Karton beklebten und zurechtgeschliffenen Kern aus Styrodur. Allerdings war aufgrund diverser Probleme ein Neubau des Daches notwendig, wobei hier gleich ein Kanal für die später zu ergänzende Innenbeleuchtung eingearbeitet wurde. Aber auch dieses zweite Dach, nun leichter gebaut, verzog sich nach dem Verkleben der einzelnen Abschnitte aus Karton. Ein grantiger Schlag mit der Faust und eine dadurch entstandene Dehnfuge zwischen zwei Segmenten (mit einer Deckleiste kaschiert) sorgten hier jedoch für überraschende Abhilfe. Ganz perfekt, vor allem an den Enden, ist das Dach noch immer nicht - aber für den Anfang reichts!

Die Lackierung war mangels Erfahrung wieder von Rückschlägen begleitet, jedoch meisterte ich auch diese Hürde. Passenderweise fand ich schlussendlich im Baumarkt eine Dose Acryllack im richtigen Farbton (Tannengrün). Der Innenraum wurde mit Revell-Farben in halbwegs passenden Farbtönen lackiert und teilweise mit DC-Fix in Holzoptik beklebt. Die Fenster sind hinterklebte Streifen durchsichtiger Folie (Heftordner), die Fensterrahmen wurden mittels grauem DC-Fix imitiert.

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Die Drehgestelle wurden noch ziemlich brutal mittels in den Innenraum ragender M3-Schrauben an hölzernen Querbalken befestigt. Zusammen mit Beilagscheiben ergab sich jedoch ein recht gutes Fahrverhältnis auch auf meinen unsauber verlegten Schienen im Garten.
Der „Bosnier“ erhielt noch eine angedeutete Inneneinrichtung und rudimentäre Detaillierung der Plattformen. Die markanten Übergangs-Scherengitter entstanden wie die Zierleisten aus 0,5 mm Polystyrol, die Trittbretter und die Attrappe der typischen Bosna-Kupplung entstanden aus den 3mm-Platten. Das Sprengwerk entstand aus mit Superkleber verklebten Stücken von hartem 1,5 mm-Schweißdraht, die Griffstangen aus 1,2 mm Eisendraht.

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Aufgrund der mehrmaligen Rückschläge und teilweise monatelangen Pausen ergab sich auch die relativ lange Bauzeit von 2016 bis Dezember 2021. Aber nun ist er (bis auf die Beschriftung und die Beleuchtung) endlich fertig - und ich bin recht zufrieden mit ihm. Die Probefahrten und Einsätze im Garten (ausschließlich auf R1!) hatte er mit Bravour bestanden und bereichert nun den Fuhrpark meiner kleinen Gartenbahn.
Weitere Fahrzeuge nach bosnischen Vorbildern - es gab auch Erste Klasse-Wagen mit Einzelabteilen, Speisewagen und sogar Schlafwagen! - sind jedenfalls schon in Planung… :)
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Innenraum.jpg
Seitenansicht.jpg
R1.jpg
Dach_neu.jpg
Wagenkasten_Rohbau_Drehgestell.jpg
TheMagicFriend
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Re: Bosnischer Vierachser

Beitrag von TheMagicFriend »

Ich bin ja Recht still hier. Aber ich muss es sagen, ich bin mehr als begeistert!!!!!
LG Olli
Krebs sollte nur ein Sternzeichen sein
LBP-H
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Registriert: Mo 14. Feb 2022, 16:16

Re: Bosnischer Vierachser

Beitrag von LBP-H »

Dann freut es mich umso mehr, dich zu einem Kommentar gebracht zu haben! ;)
Danke für die Blumen!
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