Fräsproblem: Messing verzieht sich

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Moderator: fido

A.Schwoboda
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Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von A.Schwoboda »

Hallo Wolfgang,
um die Spannungen aus dem Messingmaterial herauszubekommen ist eine Wärmebehandlung sinnvoll. Aber nicht Weichglühen, dass bei Messing mit 600-700°C erfolgt, sondern Spannungsarmglühen. Dies bei 300°C 20min.
Eine Veränderung der Stabilität findet dabei nicht statt.
Gute Ergebnisse werden erziehlt, wenn das Material langsam mit dem Ofen abkühlen kann.

Viele Grüße
Andreas
giovanni
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Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von giovanni »

Hallo Wolfgang,

wenn du solche Probleme umgehen willst dann arbeite mit Blechen. Die Steuerung meiner acht Dampfloks (zu sehen in Galerie) enstand aus Bronceblech 3 mm ohne jeden Verzug.

gi
Lupo60
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Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von Lupo60 »

Hallo Helmut,

ja, da stand ich auch schon mehrfach vor der Entscheidung, ob ich nicht doch lieber in die ganz großen Spuren gehen sollte, zumal für mich ja eigentlich auch vor allem die Fahrzeuge das eigentlich Wesentliche sind. Da konnte ich, zumal mir eine Entscheidungshilfe wie eine Überflutung bisher gottlob erspart geblieben ist, dann aber bislang doch nicht dazu durchringen. Meine Erstinfektion mit dem Modellbahnvirus war in dieser Baugröße und ist nun schon 47 Jahre her ... irgendwie hänge ich da dran.

Aber ich habe den Eindruck, dass Fahrzeugselbstbau in Spur N noch etwas exotischeres ist als in den Buntbahnspuren.

Hallo Andreas,

der Tipp ist gut, dankeschön! Die verfügbaren Wärmebehandlungseinrichtungen sind zwar auf die Wärmebehandlung von Halbfertigerzeugnissen aus Hefe und ähnlichen Grundstoffen optimiert. Aber ich habe mal im Datenblatt für Ms 58 nachgeschaut ... der Temperaturbereich für Spannungsarmglühen liegt bei 250 ... 350 °C. Vielleicht reicht's ja. Werde ich mal probieren (und berichten!)

Hallo Giovanni,

auch Dir Dankeschön! Ist das, wovon Du schreibst eine Eigenschaft von Blechen allgemein oder eher von Bronze(blech) speziell? Ich erinnere mich an eine Erfahrung mit 0,3 mm Neusilberblech, das ich flächig bis auf ein paar kleine Details halb weg geätzt hatte. Sollte eigentlich das Dach für das Maschinenhäuschen einer Drehscheibe werden - tatsächlich hätte ich aus drei Stück davon einen Rohrabschnitt zusammenlöten können. Sowas von Verzug hatte ich noch nicht erlebt.

In der Lok werden auch ein paar Teile aus dünnem Bronzeblech vorkommen. Stromabnehmer beispielsweise. Für die Treibstangen und Steuerung hatte ich bislang 0,5 und 0,3 mm Messingblech vorgesehen. Da bin ich schon mal sehr auf der Vergleich hinsichtlich Bearbeitbarkeit gespannt. Vielleicht wird Bronze ja auch bei mir der Renner?

Ich freue mich über die vielen Antworten!

Viele Grüße
Wolfgang
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volkerS
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Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von volkerS »

Hallo Wolfgang,
bei Blechen gibt es auch Verzug (Walzrichtung).
Die geätzten Neusilberbleche von Thomas Engel für die Kipploren in 1:13,3 waren bretteben, einseitig geätzt (mal vorn mal hinten) und durchgeätzt.
Lag es bei dir an der Qualität des Neusilberbleches?
Volker
Lupo60
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Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von Lupo60 »

Hallo Volker,

puh ... kann ich nicht sagen. Ich hatte das Blech damals beidseitg bereits mit Fotolack beschichtet von Ätztechnik Saemann bezogen. Ich denke, wissentlich werden die kein minderwertiges Zeug ausliefern. Aber, wenn dem so ist, dann ist es wohl Glückssache, zumindest, so weit es mich als Anwender betrifft.

Das war zumindest damals meine Schlussfolgerung, mit der ich dann auch etwas Abstand vom Ätzen genommen habe.

LG
Wolfgang
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Lupo60
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Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von Lupo60 »

Liebe Buntbahner,

wie versprochen und noch nmit nochmal ganz vielem lieben Dank für Eure Hilfe und Unterstützung hier der Link zum fertigen Erstlingswerk:

https://www.der-lustige-modellbauer.com ... r-n#813133

Es war noch ein ganz schönes Stück Lernkurve, bis das Teil so geworden ist: Nämlich tatsächlich maßgenau und zeichnungsgerecht. Ein paar wesentliche Punkte:

- Das Material hat sich auch, nachdem es bereits von beiden Seiten um 0,6 mm abgeplant war, verzogen, sobald es unsymmetrisch war. Aber das Spannungsarmglühen hat sehr geholfen, Backofentemperatur, ca. 270°C und 1/2 ... 3/4 Stunde lang, dann mit dem Ofen auskühlen lassen tut's schon.

- Die Drehgestellkontur hat eine konstruktive Gemeinheit aufzubieten, und zwar die beiden halbrung vorstehenden Konsolen mit den zylindrischen Auflagetellern für den Tenderrahmen. Hier müssen das obere und untere Fräsbild ziemlich genau zusammenpassen. Hat eine Weile gedauert, bis mir eine Lösung eingefallen: Beim Fräsen der Oberseite wird außen am Rohmaterial eine Stufe erzeugt, die den Bezugspunkt für die Bearbeitung von unten bildet und nach dem Umdrehen problemlos angefahren werden kann, um die Achsen neu zu nullen.

- Auch die "Keilform" des Rohmaterials hat sich geklärt. Das Rohmaterial ist tatsächlich bis auf ein paar 1/100 rechteckig. Der Bösewicht waren die Parallelauflagen, auf die ich das Teil gepannt hatte. Die hatte ich nicht hochkant - da sind sie maßhaltig - sondern flach hingelegt. Nach endlosem Messen von allen möglichen und unmöglichen Teilen brachte es sie Messuhr an den Tag: Bei einer der Auflagen schwankt die Dicke um gute 2/10 mm auf 20 mm Messlänge. Da muss man sich nicht wundern, wenn man dann alles mögliche zusammenfräst ...

Also, deren Lerneffekte gibt es viele, und nochmal vielen Dank, dass Ihr mir auf die Sprünge geholfen habt. Würde mich freuen, wenn Ihr Euch den Link mal anschaut!

Viele Grüße
Wolfgang
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Lupo60
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Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von Lupo60 »

Liebe Buntbahner,

wie versprochen und noch mit nochmal ganz vielem lieben Dank für Eure Hilfe und Unterstützung hier der Link zum fertigen Erstlingswerk:

https://www.der-lustige-modellbauer.com ... r-n#813133

Es war noch ein ganz schönes Stück Lernkurve, bis das Teil so geworden ist: Nämlich tatsächlich maßgenau und zeichnungsgerecht. Ein paar wesentliche Punkte:

- Das Material hat sich auch, nachdem es bereits von beiden Seiten um 0,6 mm abgeplant war, verzogen, sobald es unsymmetrisch war. Aber das Spannungsarmglühen hat sehr geholfen, Backofentemperatur, ca. 270°C und 1/2 ... 3/4 Stunde lang, dann mit dem Ofen auskühlen lassen tut's schon.

- Die Drehgestellkontur hat eine konstruktive Gemeinheit aufzubieten, und zwar die beiden halbrund vorstehenden Konsolen mit den zylindrischen Auflagetellern für den Tenderrahmen. Hier müssen das obere und untere Fräsbild ziemlich genau zusammenpassen. Hat eine Weile gedauert, bis mir eine Lösung eingefallen: Beim Fräsen der Oberseite wird außen am Rohmaterial eine Stufe erzeugt, die den Bezugspunkt für die Bearbeitung von unten bildet und nach dem Umdrehen problemlos angefahren werden kann, um die Achsen neu zu nullen.

- Auch die "Keilform" des Rohmaterials hat sich geklärt. Das Rohmaterial ist tatsächlich bis auf ein paar 1/100 rechteckig. Der Bösewicht waren die Parallelauflagen, auf die ich das Teil gepannt hatte. Die hatte ich nicht hochkant - da sind sie maßhaltig - sondern flach hingelegt. Nach endlosem Messen von allen möglichen und unmöglichen Teilen brachte es sie Messuhr an den Tag: Bei einer der Auflagen schwankt die Dicke um gute 2/10 mm auf 20 mm Messlänge. Da muss man sich nicht wundern, wenn man dann alles mögliche zusammenfräst ...

Also, deren Lerneffekte gibt es viele, und nochmal vielen Dank, dass Ihr mir auf die Sprünge geholfen habt. Würde mich freuen, wenn Ihr Euch den Link mal anschaut!

Viele Grüße
Wolfgang
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AureaOlivas
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Registriert: Fr 13. Nov 2020, 04:16

Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von AureaOlivas »

Well, the best thing to do is go for it. See what is good for you... just be careful and think about every step you are about to make. I think it is better to look for a suitable raw material This is to avoid possible mistakes in the process.
Lupo60
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Re: Fräsproblem: Messing verzieht sich

Beitrag von Lupo60 »

Hi,

many thanks! It is as always: Once you found a good solution, it is always good to stay with it - but it takes a certain learning curve to get there.

Tempering the profiles in the oven turned out to be the perfect solution for me.
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