HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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Dampfboot
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

Ich erinnere mich noch gut an die Modellbausätze meiner Kindheit, bei denen ich immer irgend eine Fensterscheibe beim Einkleben unschön mit Kleber verzierte.

* Fenster baut man am besten erst nach dem Lackieren ein.
* Wenn man den Innenraum eines Fahrzeug attraktiv gestalten möchte, benötigen Fenster auch von innen einen Rahmen.
* Für die Schiebetüren zwischen Fahrgastraum und Führerstand steht nur wenig Bauraum zur Verfügung.

Aus diesen Prämissen habe ich mein "Glastaschen" Design entwickelt. Die Tür besteht aus 3 Lagen 0,5 mm starkem ABS. Die Mittellage ist zur "unsichtbaren" Seite der Schiebetür geöffnet. Sie wird mit einer Außenlage verklebt. Danach kratzt man den überschüssigen Kleber aus der "Glastasche" und klebt die gegenüberliegende Außenlage darüber. Bevor der Kleber abbindet, kratzt man auch hier möglichen Kleberüberschuss aus der Tasche.

Nach dem Lackieren kann in den 0,5 mm Schlitz problemlos eine 0,4 mm Vivavc (PET) Scheibe eingeschoben werden.

Bild

In gleicher Weise habe ich die Außentüren gebaut. Da hier mehr Bauraum vorhanden ist, konnte eine Außenlage in 1 mm ABS ausgeführt werden.
Gruß Rainer - https://radow.org
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Dampfboot
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HAWA Stahlwagen - Details

Beitrag von Dampfboot »

Es liegen noch viele Details vor mir.
Habe mich nun mal dem Thema Blinker angenommen.

Die Stahlwagen wurden 1929 ohne Blinker ausgeliefert:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:H ... Tw_172.jpg

Da alle Lampen am Fahrzeug mit Frischstrom betrieben wurden, gab es auch keinen 24 Volt Umformer. Die ersten noch vor dem WWII nachgerüsteten Blinker waren die damals üblichen Blechhauben, an denen nach unten eine Glühbirne herausschaute.

Als der Gesetzgeber Bremslichter für Straßenbahnen vorschrieb, wurde eine Batteriebetriebene Lichtanlage eingebaut. Die Batterien mussten abends im Depot per Kabel geladen werden! Die alten Blinker wurden durch die eierförmigen LKW-Blinker der damaligen Zeit ersetzt. Diesen Zustand will ich mit der 181 darstellen.

Der Eierblinker ist bei mir 5,5 mm hoch geworden. Das sind stolze 123 mm im Original, was natürlich zu groß wäre - aber ich wollte das auch noch daheim drucken, bemalen und montieren können.

Die Blinkerscheibe ist etwas vertieft in das Aluminiumgehäuse eingelassen, damit das Bemalen leichter fällt.
Bild

Bei meinem ersten Druckversuch hatte ich die Blinker mit dem Glas nach oben (unten) zeigend gedruckt. Das ergab dann keine scharfe Kante des "Aluminiumgehäuses" zur Wagenwand hin. Im 2. Anlauf habe ich sie wie im Einbauzustand gedruckt. Das gab eine saubere Kante, aber auf der einen Seite der Glasvertiefung "soff" der kleine Rand ab - macht aber nix. Gedruckt habe ich mit wasserlöslichem durchsichtigen Harz - war meine erste Anwendung damit.

Die silberne Farbe des Aluminiumgehäuses habe ich 2x auftragen müssen, damit sie lichtdicht wird. Das Glas habe ich mit orangefarbener Glühlampenfarbe bemalt. Für das Foto habe ich eine LED hinter die Lampe gehalten. Durch die von hinten bis kurz vor die Glasoberfläche eingebrachte 1 mm Bohrung wird die Idee einer Glühbirne angedeutet.

Bild
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Major Tom
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Major Tom »

Hallo Rainer,

Deine Arbeitstechniken gefallen mir, die Ergebnisse sehr gut.

Werde mich bei Gelegenheit daran erinnern, wenn es bei meinen Modellen machbar ist.

Grüße, Dieter
Völlig losgelöst ...
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Hydrostat
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Hydrostat »

Hallo Rainer,

mir gefällt die Lösung sehr gut und die Idee mit der Boghrung zur Glühbirnenandeutung ist pfiffig. Was hindert dich daran, den Blinker maßstäblich umzusetzen - oder habe ich etwas falsch verstanden?

Schönen Gruß
Volker
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Neuerscheinung Ende 2022: Vollendete Baukunst
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Dampfboot
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

@ Dieter, Danke! Das 1 mm Loch war auch hilfreich beim Bemalen. Man konnte den Blinker dadurch leicht aufspießen.

@ Volker, ja, Du hast recht - aber dann müsste ich erst mal solch eine Lampe vermessen - wollte das am Wochenende einfach fertig machen. Der nächste Stahlwagen bekommt das im richtigen Maßstab - versprochen - auch hier ist es nur durch Passung gesteckt und jederzeit austauschbar.
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Wagenkastenfedern

Beitrag von Dampfboot »

Zitat https://de.wikipedia.org/wiki/BSt_Bauart_1924 :
Die Straßenbahnwagen der Bauart 1924 und Bauart 1925 kamen von 1925 bis 1966 im Fahrgastverkehr der Berliner Straßenbahn zum Einsatz. Mit insgesamt 501 Trieb- und 803 Beiwagen war sie die größte einheitliche an einen Betrieb gelieferte Straßenbahn­fahrzeugserie in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als ein Dutzend Waggonfabriken waren am Bau der Wagen beteiligt. Die Auslieferung erfolgte innerhalb von zwei Jahren.

So baute auch die HAWA in Hannover z.B. den Berliner TW 5964 aus der Baureihe T24, der hier im HSM neben der 181 steht.

Bild

Die T24 waren als preiswerte "Massenware" ohne Wagenkastenfedern konstruiert worden. Die Achslagerung war direkt mit dem Wagenkasten verbunden. Selbst auf den kurzen Museumsstrecken in Hannover merkt man das gnadenlose Sportfahrwerk sofort.

Bild

Der 4 Jahre später ebenfalls bei der HAWA gebaute Stahlwagen erhielt dagegen vier zusätzliche Blattfedern, die zwischen Fahrgestell und Wagenkasten angeordnet sind. Da die Blattfedern ca. 10° aus der Schienenachse gedreht sind, ergibt sich eine sehr komfortable Aufhängung bzw. Abfederung. Neben den Federn ist der Wagenkasten noch über 4 in Gleithülsen geführten Bolzen gesichert. Diese Bolzen sind in meinem Modell als M3x20 Schrauben ausgeprägt und halten Wagenkasten und Fahrgestell zusammen.

Bild

Bei mir sind die Wagenkastenfeder nur Attrappen und mit dem Wagenkasten verklebt. Auf dem Fahrwerk liegen sie nur auf - wieder eine Baustelle fertig!

Bild

PS:
Der vorne im Bild fehlende Radabweiser war aus 0,5 mm ABS hergestellt und brach auf der ersten Probefahrt sofort ab. Das werde ich auf eine Metallkonstruktion umstellen.
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Helmut Schmidt
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Re: Wagenkastenfedern

Beitrag von Helmut Schmidt »

Dampfboot hat geschrieben: Mo 7. Nov 2022, 23:54 Bild
Hallo Rainer,

ich finde ja gerade die Blechhauben besonders schön am Stahlwagen wie auch hier am 181 zu sehen.

Auf jeden Fall schön den Baufortschritt verfolgen zu können.
Helmut Schmidt
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

@Helmut: Die Blechhaube am 181ger wurde bei der letzten Renovierung im Museum rückgebaut und ist eine vereinfachte Replik ...
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Verdrahtung Stahlwagen

Beitrag von Dampfboot »

Bin dabei die Verdrahtung vorzunehmen.
Man soll möglichst nichts davon sehen.
Es soll betriebssicher sein.

Die im Modell vorgesehenen Kabelkanäle genügen selbst für die "dicken" Silikonleitungen, die ich gerne verwende, weil die Isolierung beim Verlöten an den Enden nicht kürzer wird, bzw. nicht wegschmilzt.

Bild

Links im Bild sieht man die 4 grünen Schrittmotorkabel, die dort später per Stecker an die Hauptplatine gehen.
Durch den Sandkasten in Bildmitte geht es unterirdisch von einer Wagenseite zur anderen.
Im Kanal neben der Tür ist das RGBW Platinchen des Blinkers noch mit Heißkleber fixiert. Der Kabelstrang wird im nächsten Modell durch eine Platine ersetzt (grüner Streifen unten im Bild), die die LED immer richtig positioniert und oben per Stecker seinen Anschluss findet.

Für die Beleuchtung und die motorisierte Zielanzeige müsse in jedem Fahrstand 10 Drähte nach oben ins Dach gezogen werden. Oben im Bild noch mit einem fliegenden Stecker realisiert, wird es dort oben zuküftig etwas organisierter zugehen.
Von einer Verteilerplatine im Dach, die gleichzeitig alles für den Betrachter abdeckt, wird es eine Flachbandleitung zum Dach geben. Die Kabelschleife gibt genügend Luft, um das Dach anheben und die Stecker abziehen zu können.

Bild

Alle 38 Glühbirnenn des Original werden bei mir durch je eine RGBW LED realisiert, um die Lichtfarbe stimmungsgerecht und auf die jeweilige Außenbeleuchtung angepasst darstellen zu können - da darf man auch mal einen Schaltplan zeichnen.

Schaltplan für die zwei Zielanzeigenmotoren und die Lichtverdrahtung:
Bild

Braucht alles kein Mensch, macht mir aber irren Spaß ;-)
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

Die Platinen für die Blinker und die Leitungsverteilung in das Dach sind noch vor dem Chinesischen Neujahrsfest eingetroffen, verbaut und machen das was sie sollen.

In die obere Verteilerplatte sind RGBw LEDs integriert (weiße Klötzchen), die den Fahrstand vorbildgetreu von oben beleuchten. Die elektrischen Arbeiten am Stahlwagen sind damit abgeschlossen. Alle "Birnen" brennen, die Zielanzeigen drehen sich.

Ein "helping wire" ist hier noch nötig, da das Dach noch nicht auf die späteren Stecker umgebaut ist...

Den Taster SW1 gibt es auch noch mal auf der Platinenunterseite - dann erreichbar durch die Fahrstsandstür. Darüber kann man die gesamte Elektronik einschalten und auch wieder 100% stromlos machen, was wegen der eingebauten Akkus nötig ist. Diese Tastfunktion wird gleichfalls vom Mikrocontroller ausgelöst, wenn die Akkuunterspannung erreicht wird.

Bild

Die Gepäckablagen sind im Modell zwar kaum zu erkennen, aber irgend etwas wollte ich da auch einbauen.

Die Originalausführung ist sehr filigran gehalten. Ja, hätte man drucken können, aber der (mein?) "Heimdruck" ist doch immer noch recht bruchgefährdet.
Bild

Nach einer ersten recht groben Ausführung ist dies nun ein Kompromiss, mit dem ich leben kann. Die Gepäckstangen messen 0,5 mm im Durchmesser. Die Griffstange mit den Schlaufen 1 mm. Für die Klingelschnur gibt es unten im Träger ein 0,5 mm Loch.

In die Seitenteile der Gepäckablage sind die Dreiecke der kleinen kippbaren "Lüftungsfenster" integriert. Das gibt der Konstruktion Stabilität. Hinter diese Dreiecke kann man später das ansonsten nicht geklebte Fensterglas einklipsen lassen.

Bild

Die Seitenteile habe ich aus 0,9 mm Flugzeugsperrholz gelasert. Darin lassen sich mit meinem Laser passgenau auch die 0,5 mm Löcher abbilden, ohne dass die Stabilität leidet - zum Glück liegt das ja alles geschützt im Innenraum. Es muss also lediglich die Montage aushalten.

Etwas Kopfschmerzen bereitete mir zunächst die Herstellung der 1,5 mm breiten Unterzüge der Holzlatten. In dieser (kleinen) Größe habe ich noch nicht so viel gearbeitet. Erst dachte ich an das Ausschneiden aus einer Blechtafel - schließlich habe ich einfach einen 0,8 mm Kupferdraht im Maschinenschraubstock meiner Fräse so lange gequetscht, bis er breit genug war. Das Profil ist dann an den Seiten sogar ein wenig abgerundet. Die alten Hasen haben dafür sicher eine Goldschmiedewalze...

Bild

Hier ist alles noch gesteckt und hält sich von selbst in den passenden Aussparungen in den Seitenwänden. Vor dem Einkleben soll erst alles bemalt werden.
Gruß Rainer - https://radow.org
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