Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

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Moderator: fido

Gelöscht
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Gelöscht »

Hallo,
Letztendlich ist das, was der Zahnarzt dem (privat) Patienten
in die Karieslöcher füllt auch nichts Anderes als UV härtendes Resinharz.
Christoph, der Zahnarzt leuchtet mit Blaulicht auch bei Kassenpatienten. :D :D
Aber Du hst mich da jetzt nachdenklich gemacht. Ich habe zur Verwendung dieses Resinmaterials noch starke Bedenken, besonders wenn man damit Bauteile druckt, die eventuell solche kleinen Strukturen (Kanten) von 0,3x 0,3 mm haben (Umrahmung) Ich habe da noch Angst, dass diese leicht brechen können. Ein komplettes größeres Achslager konnte ich zwar erst mit einem Hammer zerstören, aber bei solch kleinen Details... Aber ich frage den Zahnarzt mal nächste Woche, da er auch an Zahnkanten solches Material genutzt hat und das ist ja sicher stärkeren Belastungen ausgesetzt als bei einer Füllung.
Ansonsten war mein 1. Räderversuch ähnlich wie der von Marco. Bei ihm möchte ich mich nochmals dafür bedanken, dass er mir die Edelstahlreifen auf die gedruckten Radsterne aufgezogen und eine Befestigungsmöglichkeit auf der Achse geschaffen hat.

Mein 2. Versuch sind gedruckte Radscheiben aus Versatile Plastic bei Shapeways. Ein Fehldruckoberteil aus dem Material hängt seit 2016 zur Südseite ohne jeglichen Schatten in der Dachrinne der Garage und zeigt bisher noch keinerlei Alterserscheinungen.

Vectronr_der (viereka)
Bild

Die Radscheiben wurden genau passend gedruckt und kamen dann in die Tiefkühltruhe. Von dort wurden sie auf einer planen Unterlage in die Radreifen gelegt und nachdem man sich wieder ausgedehnt hatte kam von vorn noch Klebstoff in den Übergang Radreifen, Radscheibe. Zusätzlich werde ich diese Bremsscheibe noch verkleben, falls ich mich doch mal an den Vectron in 1:22,5 wage. Sollte es noch die Jahreszeit Winter mit starker Kälte geben, dann kommen die Dinger mal bei zu erwartenden Nachtfrost von mindestens -10°C raus. Mal sehen, wie beide Bestandteile am frühen Morgen noch zusammenhängen.
cu
Hans-Jürgen
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Regalbahner »

Moin Hans-Jürgen,

es soll ja schon Zahnärzte geben, die
die Zähne aus speziellem Dentalharz drucken.
https://youtu.be/N40OP6PqxhE
Allerdings sehe ich dann deren Preise irgendwo nicht mehr ein ...

Also werden wir irgendwann auch die Zähen selber drucken :roll: :?:

Deine Frosttests klingen jedenfalls interessant.
Von Sekundenkleber hatte man ja auch mal gehört,
dass der bei Frost aufgibt.
Ich bin gespannt :!:

Viele Grüße
Christoph
geht nicht gibt's nicht

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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Flachschieber »

Hallo Christoph,

genau das sind die Harze die einiges aushalten :wink:

Das es auch klein und sehr detailreich geht, zeigt diese nur 6mm im Durchmesser messende Hupe für ein Schienenbus:

Im CAD wurde bereits die Stützstruktur mit eingezeichnet. Außerdem wurde das Teil geneigt um ein besseres Druckergebnis zu bekommen. Parallel zur Baublattform nicht unterstützte Flächen, besonders wenn nicht an der Bauplattform haftend, werden nicht so doll so meine bisherige Erfahrung.

Bild

Die Winzlinge als fertige Druckteile:

Bild



@Henner:

Geruchsbelästigung: Ja es riecht schon streng wenn man das Harz offen hat. Die Sicherheitshinweise auf der Flasche müssen schon beachtet werden.

Das mit dem Geruch ist bei mir nur sehr kurz der Fall. Ist die Haube überm Drucker merkt man kaum was.

Wichtig beim Teilehandling sind dünne einmal Handschuhe und Augenschutz.

Reinigen tu ich mit Spiritus und ner alten Zahnbürdte. Ich nehme die Haube hierzu kurz ab. Löse die Bauplattform und lege diese in eine Tupperform mit Papiereinlage. Deckel auf die Tupper und Haube auf den Drucker. Dann mit der Tupper an einen gut lüftbaren Ort. Deckel auf Spiritus in einer Sprühflasche hilft nun die nicht ausgehärtete Flüssigkeitsreste herunterzuspülen auf das Papier. Dabei die Teile leicht abbürsten. Die Bauplattform wird da auch gleich mit geputzt. Dann die noch nassen Teile von der Plattform lösen. Plattform nochmal kurz absprühen und mit fusselfreiem Tuch trockenreiben. So geht's am schnellsten. Die Teile kommen in einen kleinen Behälter mit Spiritus und werden dort nochmal bisschen geschwenkt. Das Bad kann mehrmals verwendet werden. Mit einem kleinen Sieb werden die Teile dann herausgefiltert. Die Flüssigkeit zurück in den Behälter.

Die Tupper lass ich draußen auslüften. Hier härtet auch Harz aus das vom Reinigen stammt. Das Putzpapier mit ausgehärteten Resinresten kommt dann in den Restmüll. Mit bisschen Organisation geht das Handling ganz gut. Ich würd es mit dem analogen s/w fotografieren vergleichen. Das war früher auch immer ein bisschen ein Umhergepansche :lol:

Das war es für heute.

LG

Marco
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Flachschieber »

Hallo zusammen,

weitere Druckteile am Beispiel von Akkulok LINA (eine umgebaute LGB E-Lok)

Durch die hohe Auflösung des DLP Druckes lassen sich prima Schilder herstellen.
In diesem Fall das Namensschild der Lok.
Bild


Aber auch die Tritte lassen sich mit gedruckten Riffelblechauflagen verschönern:
Bild


Die Griffstangenhalter wurden auch additiv gefertigt. Mit sauberen Edelstahl Handläufen ist auch Herbert sehr zufrieden. Endlich saubere Pfoten und guten Halt beim Aufstieg auf den Führerstand.

Bild

LG

Marco
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Flachschieber »

Hallo zusammen,

nicht nur beim Fahrzeugbau leistet so ein Drucker gute Dienste. Auch im Gleisbau schlägt er sich nicht schlecht.

Rippenplatte nach Vorbild Härtsfeldbahn für S24 Profil:

Bild

Pro Druckvorgang entstehen hier 140 Einzelplatten!

Halteplatte für Radlenker und Gleitplatte für die Weichenzungen:

Bild

Herzstück:

Bild

Sicher werden noch weitere Bauteile für den Gleisbau folgen.


LG

Marco
Stopfbüchse67
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Stopfbüchse67 »

Hallo Marco,

Die Radsterne und die Klauenkupplungen sehen hervorragend aus!

Was für eine Art Kunststoff hast du denn dafür verwendet und wie funktioniert das DLP-Druckverfahren? :oops:

Grüsse und frohe Festtage

Florian
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Flachschieber »

Hallo Florian,

eine Übersicht der Druckverfahren und Beschreibung findest Du hier:

https://3druck.com/3d-druck-grundkurs/u ... verfahren/

Das Material ist ein Photopolymer. Die genaue Zusammensetzung ist mir nicht bekannt. Da macht jeder Hersteller ein Geheimnis draus. Die Hersteller können durch Additive die verschiedensten Eigenschaften einstellen. Stehe selber aber auch erst am Anfang das zu probieren. Es ist auch eine Zeit- und Kostenfrage

Liebe Grüße,

Marco
Stopfbüchse67
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Stopfbüchse67 »

Hallo Marco,

vielen Dank für den Link. Bei der rasanten Entwicklung der 3D-Druckverfahren ist mir das DLP als Alternative zur STL in Vergessenheit geraten.
Hat aber durchaus seine Berechtigung wenn ich mir die Qualtiät deiner Teile ansehe.

Das Sammeln von Werkstoffdaten von Druckteilen ist in der Tat eine recht mühsame Sache, mit der ich mich Berufshalber zeitweise rumschlagen muss.
Viele günstige Anbieter geizen nicht mit den tollsten Werkstoffeigenschaften die aber schlussendlich nicht verifiziert werden können.
So listete ein ganz grosser Anbieter der Ersten Stunde, Teile aus Rostfreiem Stahl die aber anscheinend einen leicht goldenen Glanz haben.....da wurde ich schon hellhörig und bei genauem hinsehen fand sich die Angabe dass dieses Material eigentlich Bronze-gebundenes Sintermetall mit einer Erweichungstemp. von etwas über 800°C war!!
Das Material ist immer noch im Angebot, heisst nun aber ganz ordinär "Steel" und ein einigermassen Aussagekräftiges Datenblatt hat sich nun auch dazugesellt.

So was kann fatale Folgen haben....!!

Wünsche dir auf alle Fälle schnelle Fortschritte bei deinen Versuchen.

Grüsse
Florian
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Flachschieber
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von Flachschieber »

Hallo Florian,

die additiven Fertigungsverfahren sind z.B bei Bauteilen die ein Werkstoffzertifikat benötigen nur teilweise anwendbar. Besonders dann, wenn es in den Bereich Medizintechnik, Pharma, Luft oder Raumfahrt geht. Da gibt es spezielle Anlagen und Verbrauchsmaterial für die additive Fertigung welche oft kundenspezifisch entwickelt wurden. Da kommt man aber nicht ran weil es eine ganz andere Liga ist als bei uns im Modellbau.

Zum Thema Edelstahl:
Ich hatte mir auch schon Edelstahldruckteile fertigen lassen (Dienstleister). Diese hiessen aber explizit Bronze-Steel.

Als Beispiel hier Dom und ein Kaminkragen für eine meiner Echtdampfloks:

Bild

Bild

Das ist so zäh das es kaum mechanisch nachbearbeitbar ist. ( bezogen auf HSS Werkzeug)

Und wenn wir schon beim Sintern sind dann auch die Radsätze deren Radsterne im Kunststoffsinterverfahren bei einem Dienstleister entstanden sind.

Bild

Bild

LG

Marco
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Re: Beispiele additiver Fertigung im Modellbau

Beitrag von C_h_o_p_i_n »

Hej Marco,

kannst Du etwas mehr über das Thema Kunststoff sintern schreiben ?
Was für Eigenschaften hat der Kunststoff ?

Viele Grüße, Stefan
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