Französischer Triebwagen

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

sebastian82
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Französischer Triebwagen

Beitrag von sebastian82 »

Liebe Buntbahner,

ich möchte euch mein erstes großes Projekt vorstellen. Ermutigt wurde ich durch dieses Forum, da hier immer wieder anschaulich beschrieben wird, was notwendig ist, um ein Modell zu bauen.

Nach einem Urlaub auf Korsika und der Bahnfahrt mit der Chemin de fer de Corse (CFC) wollte ich einen Triebwagen nachbauen. Anfangs dachte ich eher an einen Triebwagen (fr. Autorail) der Firma Billard. Die Rundungen an diesem Triebwagen machten mir jedoch etwas Sorgen und so beschloss ich für mein erstes Modell ein kantigeres Vorbild zu nehmen. So habe ich mich dazu entschieden den Schmalspur Triebwagen X2000 (http://fr.wikipedia.org/wiki/X_2000) der Firma CFD nachzubauen.

Der Wagenkasten entstand aus zugefrästen 2 mm Polystyrolplatten, die ich mit flüssigem Plast-Kleber verklebt habe. Die Dachrundungen sind aus verrundeten Holzleisten entstanden.

cf_Wagenkasten_X2000 (sebastian82)
Bild

Nachdem der Wagenkasten im Rohbau fertig war, wollte ich ein passendes Fahrwerk dazu erstellen. Damit das Modell wie das Original federt, ist mein Ziel die Funktion des Drehgestells so nah wie möglich dem Original nachzubilden. Leider konnte ich kein Foto des Drehgestells finden und so hoffe ich, dass es durch die Quer-, Längs- und Aufhängungs-Lenker auch ein wenig wie beim großen Vorbild ausschaut. Einiges an Sorgen bereitete mir das im Modell notwendige starke Verdrehen des Drehgestells gegenüber den Wagenkasten, was durch die engen Radien im Modell notwendig ist. Ich habe mir zum Ziel gesetzt R2 noch gerade so befahren zu können.


cf_Drehgestell (sebastian82)
Bild
Drehgestell V1

Angetrieben wird das Modell erst mal mit einem Getriebemotor und anschließendes Verteilergetriebe. Der Antriebsmotor soll sich wie beim Original unterhalb des Wagenkastens befinden. Das Drehmoment wird über eine Kardanwelle auf das Drehgestell übertragen. Hierzu benötige ich noch Winkelgetriebe die nicht selbsthemmend sein sollen. Die Winkelgetriebe auf den Achsen habe ich in einer ersten Version aus zwei PS Schalen gefertigt, bin aber mit der Größe und Fertigungsaufwand nicht zufrieden. Man muss hier nach der Fräsbearbeitung doch noch sehr viel nachbearbeiten (vor allem wegen der Lagersitze).

cf_Innenleben_Winkelgetriebe (sebastian82)
Bild


cf_Winkelgetriebe (sebastian82)
Bild

Ich will in einer neuen Version versuchen die Getriebe deutlich kleiner zu bauen und evtl. sind auch gar keine Kugellager nötig. Mir fehlt aber gerade die Motivation und eine blendende Idee aus möglichst einfachen und wenigen Teilen ein Getriebe zu realisieren. Vielleicht hat ja hier im Forum der ein oder andere eine Idee?

So das wars erst mal mit meinem Baubericht. Ich arbeite jetzt erst mal darauf hin, dass ich einen neuen Versuch starten kann wie sich das ganze Drehgestell und Wagenkasten auf den Schienen verhält.

Gruß
Sebastian
volkerS
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von volkerS »

Hallo Sebastian,
noch weniger Teile im Getriebe sind kaum möglich. Wenn du den Getriebeblock aus Messing fertigst könntest du ggfs. auf die Kugellager verzichten.
Volker
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fido
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von fido »

Hi,

ich habe hier ein ähnliches Winkelgetriebe hergestellt:

modellbau/viewtopic.php?p=231595&highli ... ebe#231595

Inzwischen kann ich mit kleinen Kegelrädern ca. 1/3 kleiner bauen.
:runningdog: Viele Grüße, fido
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Harzbahnfreund
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von Harzbahnfreund »

Hallo Sebastian,

auf Kugellager würde ich nicht verzichten, auch eine gefederte
Lagerung zumindest einer Achse ist empfehlenswert, damit alle
vier Räder bei Gleisverwerfungen Gleiskontakt haben.
Bei deiner Konstruktion dürfte die Achse nur minimal seitlich
verschiebbar sein, was bei engen Gleisradien problematisch sein kann.

Freundliche Grüße


Volker
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fido
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von fido »

Hallo Volker,

ich halte Kugellager im Getriebe für überflüssig. Meine Getriebe laufen alle mit Sinterlager oder direkt mit einer Stahlachse in Messing. Die Drehmomente sind ja auch gering. Einen Verschleiß habe ich bisher nicht festgestellt.

Der Radsatz sollte aber natürlich in den Achslagern in Kugellagern laufen.
:runningdog: Viele Grüße, fido
sebastian82
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von sebastian82 »

Hallo Zusammen,

@Fido:
Vielen Dank für den Tipp. Deine Getriebekonstruktion gefällt mir sehr gut. Ich werde es mal (wenn die Zeit es zu lässt) in etwas abgewandelter Form aufbauen.

@Harzbahnfreund:
Ja eine gefederte Lagerung der Achsen habe ich vorgesehen. Die Federung der Achse soll durch die Schubgummifeder realisiert werden. Im Moment funktioniert es zwar noch nicht, da der verwendete Gummi noch viel zu hart ist. Habe aber in meinem letzten Drehgestellversion Radiergummi verwendet und dieser war weicher und deshalb besser als Federungsmaterial geeignet. Muss hier noch schauen welches Material ich verwende, aber auf jeden Fall muss es weicher werden.
Verstehe nicht ganz wieso es gut wäre bei engen Radien axiales Spiel zu haben?

Gruß
Sebastian
volkerS
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von volkerS »

Hallo Sebastian,
Seitenverschiebbarkeit in einem zweiachsigen Drehgestell ist überflüssig und führt eher zu unruhigem Fahrverhalten. Je nach Achsstand und Kurvenradius hast du eher mit Spießgang zu tun. Dieser lässt sich nur durch Anlenkbarkeit der Achsen beheben (wie es bei den zweiachsigen Wagen von L.. aus Nürnberg ist). Erfordert aber bei einer angetriebenen Achse ein zusätzliches Kardangelenk mit Längenausgleich alternativ eine Spiralfeder als Kraftkupplung. Wenn es der Platz zulässt würde ich Druckfedern oder vorbildgerecht funktionierende Federpakete einbauen. Ggfs. nur jeden zweiten Federstreifen aus Federbronce und die restlichen Lagen aus Polystyrol oder dickem Papier.
Volker
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Harzbahnfreund
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von Harzbahnfreund »

Hallo Sebastian,

erst auf den zweiten Blick habe ich gesehen, dass
du zweiachsige Drehgestelle verwendest.
Das ist axiales Spiel natürlich nicht notwendig.
Bau den Triebwagen erstmal zu Ende und mach ein paar Probefahrten.
Probleme sind meist erst danach sichtbar, wenn sie denn
vorhanden sind.
Die meisten Probleme entstehen durch zu enge Gleisbögen, die die Vorbilder
niemals bewältigen würden. Drum gilt es diese nach Möglichkeit zu entschärfen.
Ich habe das bei meiner Gartenanlage gemacht und trotzdem sieht es nicht schön aus, wenn sich ein größeres Fahrzeug wie der 187 025 T3 oder die
99 7222 durch immer noch zu enge Bögen quält.
Aus diesem Grund werde ich meine 99 7222 (LGB) wieder verkaufen und noch eine Mallet 99 5901 bauen.
Ich wünsche dir viel Spaß beim weiteren Aufbau deines Triebwagens.

Freundliche Grüße

Volker
sebastian82
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von sebastian82 »

Ein Hallo nach etwas längerer Zeit,

inzwischen ist seit meinem letzten Baubericht doch etwas Zeit vergangen. Ich habe schon mehrere Probefahrten mit mehr oder weniger großem Erfolg durchgeführt. Wie Volker schon vorhergesehen hat, sind bei jeder Probefahrt Schwachstellen aufgetreten, die mich zu einigen neuen Konstruktionen bewegt haben. Nun kann der Triebwagen auch R2 Radien durchfahren. Dazu waren doch sehr viele kleine Anpassungen notwendig.

cfd_probefahrt (sebastian82)
Bild

Auf dem Bild ist der Triebwagen bei seiner ersten Probefahrt zu sehen. Um etwas mehr den Eindruck von Frankreich zu erwecken, ist im Vordergrund mein Rohbau des Bahnhofsgebäudes nach franz. Vorbild zu sehen.

cfd_bogie_v0 (sebastian82)
Bild


Im Foto ist eine frühe Version des Drehgestells zu sehen. Diese Version hat noch offene Zahnräder und war sehr schnell durch Schmutz blockiert. Daraufhin wurde das Getriebe mehrmals überarbeitet und deutlich kleiner gestaltet. Ich verwende inzwischen keine Kegelräder mehr, sondern bin der Einfachheit halber auf Tellerräder umgestiegen. Auch die Kugellager wurden durch Kunststofflager ersetzt.

2014-02-10_18_28_09 (sebastian82)
Bild

antrieb_2 (sebastian82)
Bild

antriebseinheit (sebastian82)
Bild

Der gesamte Antriebsstrang ist oben zu sehen. Aus Kostengründen verwende ich als Kardangelenke ein Massenprodukt aus Dänemark. Noch bin ich mir nicht sicher, ob sie den Ansprüchen genügen, aber das wird sich ja zeigen.

So das war mal wieder ein kleines Update von meinen Bauaktivitäten. Meine nächstes Ziel ist es, mit den neuen Getrieben eine Probefahrt zu machen und deren Funktion zu testen.
dampfklaus
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Re: Französischer Triebwagen

Beitrag von dampfklaus »

Hallo Sebastian,

hör nicht auf die Besserwisser ein richtiges Getriebe, dass ohne Probleme funktionieren soll, braucht Kugellager. Egal ob Du es nun aus Messing oder Kunststoff baust.

Gruß
Klaus
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