Ätzen von MS-Blech
Verfasst: Di 2. Dez 2003, 19:35
Hallo zusammen,
für die Fertigung von Serviceklappen (in diesem Fall: gelochte Bleche) am Motorvorbau für mein aktuelles Bastelprojekt habe ich die letzten Tage mal etwas mit der Technologie des Ätzens experimentiert und möchte euch meine ersten bescheidenen Erfahrungen nicht vorenthalten.
Profiätzer mögen jetzt vielleicht mitleidig lächeln oder sich voll Grauen von mir abwenden, aber brauchbare Ergenisse lassen sich durchaus von gewillten Buntbahnern selbst bewerkstelligen.
Im Prinzip wurde es wie bei den großen Profis gemacht, nur die Mittel sind bescheidener: Man nehme beidseitig fotobeschichtetes MS-Blech, erstelle 2 "Filme" (einen für oben und einen unten), belichte das Ganze, dann gehts an's Entwickeln und abschließend ins Ätzbad. Ganz einfach, nur muß man paar Dinge dabei beachten...
Zuerst wird am Computer mittels geeigneten Malprogramms der Entwurf gemacht. Dieser soll dann auf Overheadfolie ausgedruckt als "Film" herhalten. Als Drucker "eignet" sich ein Laserdrucker, besser einen langsamen Boliden älteren Datums, da die neumodischen Dinger öfters weniger Auftragen und einen feineren Toner (der Auflösung wegen) verwenden. Schließlich soll die bedruckte Folie möglichst "lichtdicht" werden. Bei mir war's ein HP 5. Trotzdem haben die Laserdrucker meistens daß Problem, daß die Kanten satt gedruckt werden, während die Flächen etwas "dünn" geraten. Also 2 Folien drucken und diese dann übereinanderlegen, wobei ich für die obere Folie eine schmalere Strichstärke verwendet habe (schließlich soll die 2. Folie primär nur die Flächen besser abdecken, die Kantenschärfe kommt von der unteren Folie). Damit später das Übereinanderlegen der beiden Folien besser gelingt, habe ich dünne Markierungslinien auf dem Layout angebracht.
Nun muß man zu Recht befürchten, daß sich die Folie beim Drucken (Heizung) etwas "verziehen" könnte, vorsichtige Naturen duplizieren kleine Motive evtl. noch mal auf dem Layout (wenn noch Platz ist
) - dann kann man sich das Gelungenere raussuchen. Interessanter Weise, das "Verziehen" der A4-Folie lag insgesamt nur im Bereich weniger Zehntel Millimeter...
Übringens: Versucht es gar nicht erst mit einem Tintenstrahldrucker...
Bevor nun entgültig der "Film" gedruckt wird, muß man darauf achten, ob man fotopositiv oder fotonegativ beschichtetes Blech belichten will, ggf. also invertieren.
Nun wird noch der Entwurf im Computer gespiegelt, damit dann die bedruckte Seite der Folie "face down" auf der lichtempfindlichen Schicht des zu ätzenden Bleches zu liegen kommt. Drucken. Dann die beiden Folien in der richtigen Reihenfolge übereinander legen und mit Klebeband (Tesa o.ä.) gegen Verrutschen fixieren.
Damit wäre der fertige Film für eine Seite des Bleches erstellt. Nach dem gleichen Verfahren wurde der Film für die Unterseite erstellt. In diesem Fall ist der Entwurf für den Ober- und Unterfilm gleich, das muß aber nicht immer so sein (je nach Anwendungsfall)....
Wenn alles geklappt hat, hat man jetzt eine 4 seitige Folienbroschüre vor sich:

Nun das Blech. Erst mal das große Licht ausmachen und gedämpfte Kuschelbeleuchtung an. Ich habe das 0,3er Negativ-Fotolack beschichtete Blech vom Conrad genommen und mit 'nem Billig-Dremel ein ausreichend großes Stück rausgeflext. Nicht schneiden!!! Das Blech darf sich unter keinen Umständen verbiegen oder Eselsohren kriegen, sonst liegt dann die Folie nicht gleichmäßig flächig auf und das Licht glotzt hinter die dunklen Stellen des Films und versaut das Ergebnis. Auch schön den Grat vom Flexen abfeilen und alle Fusseln, Krümel, Hamsterhaare etc. penibel entfernen, dann geht's ab in die Mitte des Filmbuches. Und wieder mit Klebeband anheften (damit es beim Wenden nicht verrutscht)

Jetzt gehen wir damit ins Solarium. Wer die Anschaffung eines mehrere hundert Euro teuren Belichtungsgerätes scheut, mopst sich mal eben für eine Betriebszeit von 2x 30 Sekunden im näheren Verwandtenkreis einen Kosmetikbräuner. Ansonsten besorgt man sich einen im eBay, dort gehen die so um die 20...30 Euro weg.
Als Sonnenliege nehme man eine Schaumstoffmatte, darauf das verpackte Objekt und darauf eine möglichst schwere Glasplatte.
Sonne
!

Jetzt das fertig belichtet Blech wieder hervorholen und ab ins Entwicklerbad, danach mit klarem Wasser abspühlen. Jetzt kann man das große Licht wieder anschalten. Wenn alles einigermaßen geklappt hat, sieht es so aus - im Idealfall auf beiden Seiten
!

Hier in diesem Beispiel sehr schön zu sehen, was ein kleines anhaftendes Spänchen (vom Entgraten) anrichten kann...
Jetzt kann man noch kleinere Korrekturen händisch vornehmen: Cuttermesser, ätzfeste Stifte, (ggf. Abdecklack),....
Jetzt kommt der gemütlichen Teil, das eigentliche Ätzen. Das kann durchaus paar Stunden dauern (je nach Konzentration der Ätzlösung (hier Natriumpersulfat), Temparatur, Blechdicke...). Bleichgesichter können ja nochmal den Gesichtsbräuner einschalten und derweil paar Pigmente haschen. Fernseher geht aber auch. Aber ab und zu sollte man das Blatt Drehen und Wenden und Rühren (Achtung: Gerührt, nicht Geschüttelt!)

Und irgendwann ist es ausgeätzt, die Foto-Abdeckschicht kann entschichtet werden. Lt. Hersteller sollte man Aceton nehmen, NaOH geht bei dieser Beschichtung besser und schneller (binnen weniger Minuten fällt die Pelle rückstandsfrei im Ganzen ab
)
Die ersehnte Stellprobe könnte dann z.B. so aussehen.

Das war's auch schon. Ist jetzt doch 'ne ganze Menge Text geworden. Über die wichtigen Sicherheitshinweise im Umgang mit Chemikalien brauche ich Euch hoffentlich nichts zu erzählen, ihr seid doch alle schon groß. Und schön die Frösche (frogs) fernhalten, zuviel UV-Licht und die bunten Wässerchen sind nix für die
Fazit: problemlos schafft man auch ohne Übung so paar Ätzbleche an 2 Abenden (ein Abend geht für den Entwurf und Drehbuch drauf, der zweite für's Planschen).
Jetzt bin ich mal gespannt, was passiert.
Schöne Grüße von der B
mmelbahn
Steffen
für die Fertigung von Serviceklappen (in diesem Fall: gelochte Bleche) am Motorvorbau für mein aktuelles Bastelprojekt habe ich die letzten Tage mal etwas mit der Technologie des Ätzens experimentiert und möchte euch meine ersten bescheidenen Erfahrungen nicht vorenthalten.
Profiätzer mögen jetzt vielleicht mitleidig lächeln oder sich voll Grauen von mir abwenden, aber brauchbare Ergenisse lassen sich durchaus von gewillten Buntbahnern selbst bewerkstelligen.
Im Prinzip wurde es wie bei den großen Profis gemacht, nur die Mittel sind bescheidener: Man nehme beidseitig fotobeschichtetes MS-Blech, erstelle 2 "Filme" (einen für oben und einen unten), belichte das Ganze, dann gehts an's Entwickeln und abschließend ins Ätzbad. Ganz einfach, nur muß man paar Dinge dabei beachten...
Zuerst wird am Computer mittels geeigneten Malprogramms der Entwurf gemacht. Dieser soll dann auf Overheadfolie ausgedruckt als "Film" herhalten. Als Drucker "eignet" sich ein Laserdrucker, besser einen langsamen Boliden älteren Datums, da die neumodischen Dinger öfters weniger Auftragen und einen feineren Toner (der Auflösung wegen) verwenden. Schließlich soll die bedruckte Folie möglichst "lichtdicht" werden. Bei mir war's ein HP 5. Trotzdem haben die Laserdrucker meistens daß Problem, daß die Kanten satt gedruckt werden, während die Flächen etwas "dünn" geraten. Also 2 Folien drucken und diese dann übereinanderlegen, wobei ich für die obere Folie eine schmalere Strichstärke verwendet habe (schließlich soll die 2. Folie primär nur die Flächen besser abdecken, die Kantenschärfe kommt von der unteren Folie). Damit später das Übereinanderlegen der beiden Folien besser gelingt, habe ich dünne Markierungslinien auf dem Layout angebracht.
Nun muß man zu Recht befürchten, daß sich die Folie beim Drucken (Heizung) etwas "verziehen" könnte, vorsichtige Naturen duplizieren kleine Motive evtl. noch mal auf dem Layout (wenn noch Platz ist


Übringens: Versucht es gar nicht erst mit einem Tintenstrahldrucker...

Bevor nun entgültig der "Film" gedruckt wird, muß man darauf achten, ob man fotopositiv oder fotonegativ beschichtetes Blech belichten will, ggf. also invertieren.
Nun wird noch der Entwurf im Computer gespiegelt, damit dann die bedruckte Seite der Folie "face down" auf der lichtempfindlichen Schicht des zu ätzenden Bleches zu liegen kommt. Drucken. Dann die beiden Folien in der richtigen Reihenfolge übereinander legen und mit Klebeband (Tesa o.ä.) gegen Verrutschen fixieren.
Damit wäre der fertige Film für eine Seite des Bleches erstellt. Nach dem gleichen Verfahren wurde der Film für die Unterseite erstellt. In diesem Fall ist der Entwurf für den Ober- und Unterfilm gleich, das muß aber nicht immer so sein (je nach Anwendungsfall)....
Wenn alles geklappt hat, hat man jetzt eine 4 seitige Folienbroschüre vor sich:

Nun das Blech. Erst mal das große Licht ausmachen und gedämpfte Kuschelbeleuchtung an. Ich habe das 0,3er Negativ-Fotolack beschichtete Blech vom Conrad genommen und mit 'nem Billig-Dremel ein ausreichend großes Stück rausgeflext. Nicht schneiden!!! Das Blech darf sich unter keinen Umständen verbiegen oder Eselsohren kriegen, sonst liegt dann die Folie nicht gleichmäßig flächig auf und das Licht glotzt hinter die dunklen Stellen des Films und versaut das Ergebnis. Auch schön den Grat vom Flexen abfeilen und alle Fusseln, Krümel, Hamsterhaare etc. penibel entfernen, dann geht's ab in die Mitte des Filmbuches. Und wieder mit Klebeband anheften (damit es beim Wenden nicht verrutscht)

Jetzt gehen wir damit ins Solarium. Wer die Anschaffung eines mehrere hundert Euro teuren Belichtungsgerätes scheut, mopst sich mal eben für eine Betriebszeit von 2x 30 Sekunden im näheren Verwandtenkreis einen Kosmetikbräuner. Ansonsten besorgt man sich einen im eBay, dort gehen die so um die 20...30 Euro weg.
Als Sonnenliege nehme man eine Schaumstoffmatte, darauf das verpackte Objekt und darauf eine möglichst schwere Glasplatte.



Jetzt das fertig belichtet Blech wieder hervorholen und ab ins Entwicklerbad, danach mit klarem Wasser abspühlen. Jetzt kann man das große Licht wieder anschalten. Wenn alles einigermaßen geklappt hat, sieht es so aus - im Idealfall auf beiden Seiten


Hier in diesem Beispiel sehr schön zu sehen, was ein kleines anhaftendes Spänchen (vom Entgraten) anrichten kann...
Jetzt kann man noch kleinere Korrekturen händisch vornehmen: Cuttermesser, ätzfeste Stifte, (ggf. Abdecklack),....
Jetzt kommt der gemütlichen Teil, das eigentliche Ätzen. Das kann durchaus paar Stunden dauern (je nach Konzentration der Ätzlösung (hier Natriumpersulfat), Temparatur, Blechdicke...). Bleichgesichter können ja nochmal den Gesichtsbräuner einschalten und derweil paar Pigmente haschen. Fernseher geht aber auch. Aber ab und zu sollte man das Blatt Drehen und Wenden und Rühren (Achtung: Gerührt, nicht Geschüttelt!)

Und irgendwann ist es ausgeätzt, die Foto-Abdeckschicht kann entschichtet werden. Lt. Hersteller sollte man Aceton nehmen, NaOH geht bei dieser Beschichtung besser und schneller (binnen weniger Minuten fällt die Pelle rückstandsfrei im Ganzen ab

Die ersehnte Stellprobe könnte dann z.B. so aussehen.

Das war's auch schon. Ist jetzt doch 'ne ganze Menge Text geworden. Über die wichtigen Sicherheitshinweise im Umgang mit Chemikalien brauche ich Euch hoffentlich nichts zu erzählen, ihr seid doch alle schon groß. Und schön die Frösche (frogs) fernhalten, zuviel UV-Licht und die bunten Wässerchen sind nix für die

Fazit: problemlos schafft man auch ohne Übung so paar Ätzbleche an 2 Abenden (ein Abend geht für den Entwurf und Drehbuch drauf, der zweite für's Planschen).
Jetzt bin ich mal gespannt, was passiert.

Schöne Grüße von der B

Steffen