Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

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Moderator: fido

Rolf B
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Rolf B »

Moin Schmiermaxe,
Moin Tobi,

es muss neben der Maschinenrichtlinie auch die Niederspannungsrichtlinie 2006/95/EG in der Konformitätserklärung aufgeführt sein. Es wäre allerdings auch wichtig dass die genannten Richlinien und die dazugehörigen Normen eingehalten werden, was ich in anbetracht der Schilderungen stark bezweifle. Das ganze Richlinien- und Normenwerk soll genau das was hier scheinbar in Serie passiert verhindern.

Gruß Rolf
Schmiermaxe
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Schmiermaxe »

Hallo Rolf,

da die Schutzziele der NSRL in der MRL bereits mit berücksichtigt sind, ist die Nennung der NSRL in der Konformitätserklärung nicht erforderlich. Sollte die Maschine allerdings vor dem 29.12.2009 in Verkehr gebracht worden sein, ist die NSRL in der Konformitätserklärung mit aufzuführen - in der 98/37/EG waren die Schutzziele der NSRL noch nicht enthalten.

Zu Berücksichtigung der Normen
Werden unter der MRL gelistete Normen (siehe Amtsblatt der EU) berücksichtigt, löst das die s.g. Vermutungswirkung aus: es darf vermutet werden, daß bei Anwendung einer gelisteten Norm, die Schutzziele der MRL eingehalten bzw. erreicht werden.
Normen können angewendet, müssen aber nicht angewendet werden.
Die MRL ist in nationales Recht (9.Verordnung zum GPSG) umgesetzt und ist daher anzuwenden.
Der Verstoß gegen die MRL zieht Rechtsfolgen nach sich.

Viele Grüße
Schmiermaxe
Florian
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Florian »

Hallo Tobi

Ja, ich denke dann wird das mit den Lagern erledigt sein wenn die Ursache so deutlich ist.. 8)

Hat die Spannmutter auf der Spindel eine Kontermutter?
Wenns (wie das bei einigen Maschinen der Fall ist) nur eine Mutter ist ohne jegliche Sicherung hätt ich da auch noch einen Lösungsvorschlag bei Interesse...:wink:

Gruss Florian
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Tobi
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Tobi »

Hallo zusammen,

@Larry:
eXact Modellbau hat geschrieben:Lässt Sich der Tisch oder der Kopf nicht zur Seite schwenken?
Der Tisch lässt sich zur Seite schwenken, aber das nützt mir nichts. :wink:
Das M6 Gewinde auf der Rückseite ist ein Sacklochgewinde, ich musste es daher von der Rückseite bohren. Die Spindel der Bohrmaschine ist im Durchmesser zu groß, um direkt zu bohren. Daher ging es nur mit einer Bohrerverlängerung.

@Schmiermaxe:
Die Späne gelangten bis in den Bauraum der Elektronik, aber nur auf den Boden. Ich halte es nicht für möglich, dass ein Span auf die senkrecht montierten Platinen gelangen kann. Der Elektronikdefekt wurde durch den kurzgeschlossenen Motor ausgelöst.
Schmiermaxe hat geschrieben:Wie sieht es mit der Konformitätserklärung aus? Was steht da drauf?
Es steht folgendes auf der Konformitätserklärung:
Hersteller, Maschinentyp, Bezeichnung, Maschinenrichtlinie 98/37/EG, EMV Richtlinie 89/336/EWG, Niederspannungsrichtlinie 73/23/EWG sowie die Normen DIN EN 12840 (Sicherheit der Maschine), DIN 45635-1601 (Geräuschmessung) und DIN EN 62079 VDE 0039 (Erstellen von Anleitungen) plus die Unterschriften zweier Geschäftsführer vom 22.04.2008.

@Florian:
Die Spannmutter der Spindel besitzt eine Kontermutter:

Bild

Das Einstellen der Spindel erfordert Geduld. Die Vorspannung muss so eingestellt werden, dass die Spindel spielfrei im Gehäuse sitzt, die Lager aber noch keine Bremswirkung ausüben. Die Spindel läuft jetzt spielfrei und butterweich. Schwäbische Präzision zahlt sich mal wieder aus. :D
Schwäbisch-sparsame Grüße
Tobi
Schmiermaxe
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Schmiermaxe »

Hallo Tobi

Wenn die Maschine jetzt neu gekauft wurde, dann ist die Maschine mit einer ungültigen Konformitätserklärung in Verkehr gebracht worden. Die 98/37/EG gilt schon lange nicht mehr (nur bis 28.12.2009). Seit 29.12.2009 ist die "neue" Maschinenrichtlinie 2006/42/EG anzuwenden. Rein formaljuristisch ist diese Maschine nach Artikel 17 der MRL nicht vorschriftsmäßig gekennzeichnet. Damit hat der Hersteller zur Herstellung der Richtlinienkonformität entsprechend nachzubessern. Das hat nichts mit Gewährleistung, Garantie oder ähnlichem zu tun und es gelten auch keine Verjährungsfristen.
Die DIN EN 12840:2001-06 Sicherheit von Maschinen - Handgesteuerte Drehmaschinen mit und ohne Automatiksteuerung verweist in ihrem Abschnitt 5.3.3. Elektrische Ausrüstung auf die DIN EN 60204-1:1992:
Die elektrische Ausrüstung muss der EN 60204-1 entsprechen, soweit in dieser Norm nichts anders festgelegt ist. Damit ist klar, daß diese Norm ebenfalls für die Maschine gilt.
Im Abschnitt 7 der DIN EN 60204-1 geht es auch um den Schutz der Ausrüstung. Für jeden Motor über 0,5kW Bemessungsleistung (600W liegen oberhalb dieser Grenze) ist ein Schutz gegen unzulässige Erwärmung vorzusehen. Das kann geschehen durch: Überlastschutz, Übertemperaturschutz oder Schutz durch Strombegrenzung.
Wenn der Antriebsmotor (inklusive der Ansteuerelektronik) an Überlastung "gestorben" ist, dann ist klar, daß die Norm an dieser Stelle nicht eingehalten wurde. Das steht aber wiederum im Widerspruch zu der Angabe auf der Konformitätserklärung (dort wird ja erklärt, daß die Norm eigehalten wurde). Damit dürfte es auch klar sein, daß eine Ersatzlieferung (Motor mit Elektronik) nicht auf Kulanz beruhen kann - die Maschine ist an dieser Stelle nachbesserungswürdig.
Im Abschnitt 11 der DIN EN 60204-1 geht es um die Schaltgeräte: Anordnung, Aufbau und Gehäuse
Dort werden eindeutige Aussagen zum Schutzgrad gemacht - Gehäuse haben den mechanischen, elektrischen und termischen Beanspruchungen, sowie auch den Auswirkungen von Feuchtigkeit und anderen Umwelteinflüssen (das sind im konkreten Fall die Späne) zu widerstehen.
In der DIN EN 12840:2001-06 steht noch etwas ganz spezielles, von dem ich anzweifle, daß das überhaupt von einem Hersteller eingehalten wird:
5.1.1 Sicherheit und Zuverlässigkeit von Steuerungen
-Überwachung der gewählten größten Spindeldrehzahl . Kategorie 3 (z. B. durch doppelte elektronische Kanäle, die sich in ihren Bauteilen unterscheiden und bei denen der eine den anderen durch eine externe Schleife überwacht und die bei jedem Zyklusstart getestet werden), siehe 5.1.11.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese billigen Drehzahlsteller zweikanalig (also in Kategorie 3 nach DIN EN 954-1) aufgebaut sind.

Ich würde den Hersteller jetzt einfach einmal um eine korrekte Konformitätserklärung und die Herstellung der Richtlinienkonformität (entsprechend den o.g. Punkten) bitten.
Damit der Hersteller auch merkt, daß es ernst gemeint ist, würde ich eine Kopie schicken an:
Regierung von Oberfranken - Gewerbeaufsichtsamt - Produkte
Oberer Bürglaß 34 - 36
96450 Coburg
marktaufsicht@reg-ofr.bayern.de

Das ist die zuständige Aufsichtsbehörde für die Optimum Maschinen Germany GmbH, Dr.-Robert-Pfleger-Str. 26, D-96103 Hallstadt und kann dann nach Artikel 11 der MRL tätig werden.


Viele Grüße
Schmiermaxe
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Tobi
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Tobi »

Hallo Schmiermaxe,

Die D180 habe ich Mitte 2009 gekauft. Ende 2009 verabschiedete sich der Motor - nicht wegen Überlast, sondern aufgrund von eingezogenen Spänen. Dieser motorseitige Kurzschluss hat die Elektronik zerstört. Ich habe daraufhin den Hersteller angeschrieben und er bot einen Austausch der betroffenen Teile an. Das habe ich abgelehnt, da dadurch nicht die Ursache des Problems behoben wird. Ein Jahr stand die Maschine defekt im Regal, da ich keine Lust hatte, an dem Ding etwas zu machen.

Ich werde den Hersteller über die Probleme bei meiner Maschine in Kenntniss setzen. Und ich bin mir sicher, dass ich nicht der einzige mit einer mangelhaften Drehmaschine bin. Vielleicht wird an zukünftigen Maschinen nachgebessert, was ich aber für unwahrscheinlich halte.

Lassen wir also die Kirche im Dorf und machen das Beste daraus. :wink:
Schwäbisch-sparsame Grüße
Tobi
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Tobi
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Tobi »

Hallo zusammen,

weiter geht es mit dem Werkzeugschlitten, alte Hasen kennen den als "Support". :wink:

Bei meiner D180 lief der Schlitten von Beginn an recht unrund, wenn der Schlitten über das Handrad verfahren wurde. Das zeigte sich in einem sehr ungleichmäßigen und teils schwergängigen Lauf des Schlittens. Nach der Zerlegung des Schlittens wurde der Übeltäter schnell gefunden:

Bild

Das ist die Original-Achse für das Zwischenzahnrad am Werkzeugschlitten, welches zwischen der Zahnstange am Bett und dem Handrad sitzt. Das Einpressen ging im chinesischen Werk wohl schief und die Achse wurde leicht verbogen...Ich musste den Bund der Achse absägen, um das Zahnrad von der Achse zu bekommen.

Die neue Achse habe ich aus Silberstahl (115CrV3) gedreht und eine Buchse aus Bronze als Gleitlager aufgepresst:

Bild

Montiert sieht nun alles so aus:

Bild

Das Zahnrad ist auf der neuen Welle montiert. Links am Schlitten befindet sich die Schlossmutter für den Vorschub bzw. zum Gewindeschneiden. Auch hier ist wieder die gleiche Prozedur mit Reinigen, Einfetten und Einstellen nötig. Aber es lohnt sich, der Vorschub kann nun leicht eingekuppelt werden.

Um vernünftig mit der Maschine zu arbeiten, ist meiner Meinung nach ein Schnellwechsel-Stahlhalter Pflicht. Die Baugröße Aa passt zur D180, aber selbst der kleinste Stahlhalter passt nicht direkt auf die Aufnahme. Dazu sind zwei einfache Drehteile nötig:

Bild

Der Ring mit den Maßen 28x18x6,3mm dient als Auflage für den Schnellwechselhalter. Das 12,9x10x25mm Rohr gleicht das Spiel zwischen der M10 Schraube und der Bohrung im Schnellwechselhalter aus.

Mehrfach wurde schon die Frage gestellt, ob der Oberschlitten der D180 zum Kegeldrehen verstellt werden kann. Es geht:

Bild

Der Oberschlitten muss ganz zurückgefahren werden, dann werden die zwei Schrauben zum Lösen des Oberschlittens zugänglich.

Der Werkzeugschlitten/Support ist damit wieder komplett. Es macht Spaß, wie leichtgängig und spielfrei nun alles funktioniert. :)
Schwäbisch-sparsame Grüße
Tobi
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Flachschieber
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Flachschieber »

Hallo Tobi,

danke für Deine ausführliche Berichterstattung. Für mich in vielen Punkten eine Wiederholung von dem was ich mit meiner D650 erlebt hatte. Hat man erst mal alles überarbeitet kann man sehr gut arbeiten.

Beste Grüße,

Marco
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Tobi
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Tobi »

Hallo Marco,

richtig, wenn alles überarbeitet ist, sind das sehr feine Maschinen. Schade, dass es nicht schon von Werk aus so sein kann.

Weiter geht es mit der ungeschützten Spindel für den Vorschub. Zum Schutz dieser Spindel gibt es mehrere Möglichkeiten, vom einfachen Abdeckblech bis zum Faltenbalg.
Ich habe mich für eine Teleskop-Feder entschieden, da ein Abdeckblech schwierig zu realisieren ist und ein Faltenbalg im mittleren dreistelligen Bereich liegt. Zur Montage dieser Feder sind einige Frästeile nötig:

Bild

Die zwei Halter aus Alu kommen an das Maschinenbett, die zwei Halter aus Ck45 an den Bettschlitten. Die Abdeckung links oben ist für ein weiteres Zurüstteil gedacht, welches ich demnächst vorstellen werde. Im Hintergrund seht ihr bereits die Teleskop-Feder. Aus rein optischen Gründen habe ich mich für die Edelstahl-Variante entschieden. :wink:
Montiert sieht das so aus:

Bild

Nach der Montage der Magnetsensoren für die Digitalanzeige bleibt die Frage: Wohin mit den Kabeln?
Bisher hatte ich sie einfach in die Spänewanne gelegt, aber beim Reinigen ist das hinderlich. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Kabel verklemmen.

Eine Energiekette führt auf einem Alu Z-Profil die Kabel sauber im beweglichen Bereich, im festen Teil genügt ein Kabelschutzrohr:

Bild

Für die D180 ist diese Variante mit Sicherheit übertrieben, aber so ist das eine saubere Lösung und steht einer Weiler-Drehmaschine in nichts nach. :)

Weiter geht es demnächst mit dem Reitstock, einem zusätzlichen Handrad und dem Motoreinbau.
Schwäbisch-sparsame Grüße
Tobi
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Schrauber
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Re: Umbau der Drehmaschine D180 von Optimum

Beitrag von Schrauber »

Hallo Tobi,

habe bisher mit großem Respekt Deine sehr saubere Arbeit genossen :wink:
Sieht klasse aus.
Bei Deinem Kabelschlepp hätte ich aber Bedenken:
aber so ist das eine saubere Lösung
Ich vermute, das die Späne nun in den Kabelschlepp fallen und innerhalb der Kunststoffteile liegen bleiben. Dort lassen sie sich aber schlecht wieder entfernen. Nach einer gewissen Zeit wird es wohl Deine Kabel zerstören..., oder? Vielleicht täusche ich mich ja auch, aber das Bild läßt diesen Schluss zu...

Aber ansonsten TOPP :respekt:
Gruß Tomas (Schrauber)



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