Das sehe ich auch so.volkerS hat geschrieben:Hallo Volker,
zum Thema Heizen der Becken sollte man folgendes beachten:
1. Eine Heizschlange müsste sich am Boden befinden und aus einem Material gefertigt sein, das von der Säure des Bades nicht angegriffen wird. Den Ablauf dicht in dem gefliesten Becken einzubauen wäre eine Herausforderung.
Außerdem müsste sie ausgebaut werden, wenn das Becken leergepumpt wird um den Zunder heraus zu schippen. Über der Heizschlange müsste ein Auflager vorhanden sein auf dem die Körbe aufgesetzt werden. Wenn die Becken einen Ablauf für die Säure/Lauge incl. des Zunders hätten, wo befinden sich die Absperrhähne.
Stimmt!volkerS hat geschrieben:2. Beim zweiten Becken von hinten kann ich keinen Zulauf wie an den anderen 4 Becken erkennen.
Ich interpretiere das auch als Schlauch, der gegen das aggressive Medium sicher widerstandsfähiger ist als ein Metallrohr.volkerS hat geschrieben:3. Ab den Absperrhähnen sieht das Rohr dicker aus und nicht mehr gerade. Sollte das ein Schlauch sein, der nur Wasser zuführt?
Auf einem Lageplan von 1955 steht definitiv "Neuer Dampfkessel Nr. 2257". Ob der vor oder nach der Aufnahme eingebaut wurde - ich weiß es nicht.volkerS hat geschrieben:4. Wenn warmes Wasser erzeugt wird dann eher durch einen Boiler als einen Dampfkessel. Dampfkessel = Kesselwärter
Volker
Das ist ein toller Tipp! Auf die Schnelle habe ich das hier schon mal gefunden: http://dingler.culture.hu-berlin.de/art ... 8/ar328188 (ganz nach unten zum letzten Artikel scrollen).Peter_T1958 hat geschrieben:Volker, leider kann ich dir bei deinen Fragen nicht helfen. Im "Polytechnischen Journal" jedoch habe ich viel über zeitgenössische Technik erfahren. Gewiss, die Recherche braucht oft viel Aufwand, doch manchmal sind die beigefügten Bilder Gold wert. Vielleicht findest du hier etwas über deine Säurebäder?! Hier der Link: http://www.polytechnischesjournal.de/startseite/
Auch ein interessanter Aspekt.Flachschieber hat geschrieben:Hallo zusammen,
spannendes Thema. Das nicht alle Becken beheizt sein müssen ist logisch wenn man sich den Beizprozess ansieht. Es muss auch ein Neutralistationsbecken geben. Wegen Gestell: Durchaus möglich das da unten ein Auflager drin ist. Das kann ja in Form eines gefliesten Absatzes sein.
In den ersten beiden Becken sind ja diese Haltekäfige eingefahren. Der Tragholm schaut aus dem Bad hinaus. Vergleicht man nun die Höhe mit dem gerade herausgehobenen ist da nach unten noch ordendlich Raum für ne Heizung. Es wäre auch gut möglich das der Boden des Beckens "eben" ist und sich darunter die Heizung mit Dampf befindet. Da man im Hintergrund an der Wand Schläuche sieht, ist es sehr wahrscheinlich das mit diesen das Bad eingefüllt wurde und die senkrechten Leitungen der Dampfzufur einer wie auch immer gestalteten Heizvorrichtung im Becken dient.
lokmarv hat geschrieben:Gibt es auf der Rückseite eine Ablassrinne? Da hängen Schläuche, mit denen alles sauber gemacht wird. Gibt es noch Zeitzeugen, die man befragen kann?
Ich nehme an, dass die Rinne umlaufend ist. Zumindest ist sie es bei mirFlachschieber hat geschrieben:Die Rinne aussen herum diente bestimmt dem Zweck überlaufende Säuere oder Lauge aufzunehmen falls das "Badewasser" mal zu hoch eingefüllt wurde.

Thomas - herzlichen Dank! Deine zweifelsohne am nächsten an der Materie angesiedelten Kenntnisse werfen ein echtes Schlaglicht auf das Thema. Dass die Bottiche keinen Ablass gehabt haben könnten, kommt mir sehr entgegen. Auch die Einleitung lediglich von Wasser macht es in der Umsetzung einfacher. Denkbar wäre die Erwärmung des Wassers in einem Boiler - möglicherweise mit Dampf aus einem Nebengebäude. Am Gebäude selbst ist nämlich kein markanter Schornstein zu erkennen, den ich bei einer Dampfkesselanlage erwarten würde.Thomas Engel hat geschrieben: Heizrohre aus Metall in einem Beizbecken werden nicht sehr lange gehalten haben. Heizen würde zur Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit Sinn machen. Dampf könnte man über einen porösen Gummischlauch einleiten, das Kondenswasser verdünnt in diesem Fall die Beize.
Beim Beizen könnte es sich aber auch um die Kühlung handeln, falls das Beizen eine stark exotherme Reaktion verursacht hat.
Möglich ist sogar beides: im Winter heizen (Ofen), im Sommer kühlen (indirekt mit Flußwasser).
Beides müssten schon säurefest beschichtet gewesen sein, um zu halten. Diese Beschichtung müsste aber mit den Temperaturschwankungen einer Heizung / Kühlung und der aggressiven Chemie klar gekommen sein. In der Großchemie, in der ich gearbeitet habe, erinnere ich mich eher an indirekte Beheizung.
Becken in Beizereien werden wie Galvaniken eher keine Abläufe haben und müssen zum Austausch ausgepumpt werden. Wir haben beruflich bei der Entsorgung eines uralten Galvano-Becken aus Holz (!) geholfen, das ebenfalls keinen Ablauf hatte - auch keinen "nachgefrickelten".
Ich tippe eher auf Wasserzuläufe zum Verdünnen konzentrierter Beize.
Wenn man die damals gültigen Gesetze und Vorschriften sowie zeitgenössische Fachbücher findet und studiert, ist man schlauer ...
Ich bin gespannt, was die weiteren Recherchen noch ergeben.
Schönen Gruß
Volker