Hallo zusammen,
nun geht's aber endlich weiter! Der heutige Beitrag soll den Feuerwehren gewidmet sein. Da sich wohl kein Fahrzeug so lange auf den Straßen halten kann wie ein Feuerwehrfahrzeug muss ich wieder ganz schön weit ausholen...
Da die meisten Feuerwehrfahrzeuge durch die Hände vieler Wehren gingen und gehen und dabei relativ wenige Kilometer sammeln halten sie sich sehr lange. Einsatzzeiten von über 40 Jahren sind keine Seltenheit.
Große Dampfspritzen verschwanden relativ schnell wieder. Sie wurden von Pferden gezogen und standen bis Mitte der dreißiger Jahre im Dienst. Sehr viel länger konnten sich dagegen kleine Handspritzen halten. Obwohl auch sie Von Muskelkraft an den Einsatzort verbracht werden mussten, hielten sie sich bis in die sechziger Jahre hinein!
Mit der Serienfertigung von zuverlässigen Dieselmotoren begann Mitte der zwanziger Jahre die Fertigung von Kraftfahrzeugen für Feuerwehrzwecke im großen Stil. Magirus in Ulm arbeitete sich schnell zum Marktführer empor.
Magirus Neuötting (Schienenbus)
Feuerwehrfahrzeuge unterlagen nur wenigen Normungen. Jede Wehr bestellte ihr Fahrzeug. So fuhren bald Löschfahrzeuge von Delage, Magirus, Mercedes, Hansa Lloyd, MAN, Opel, Ford und Citroen, um nur einige Hersteller zu nennen, über deutsche Straßen. Und die Meisten davon waren Einzelstücke gebaut nur für ihre Wehr...
Mit der Machtergreifung der braunen Machthaber änderte sich das jedoch sehr schnell. Ab 1935 waren die Feuerwehren den Ordnungskräften und somit Reichsführerer SS Himmler unterstellt. Die neue Unterstellung und Gliederung sah man den Wehren sofort an. Die Personalstruktur glich man der, der Polizei an. Die Feuerwehrler bekamen Polizeidienstgrade und Uniformen. Die Fahrzeuge wurden statt rot nun Polizeigrün lackiert. Die Feuerwehren wurden in Feuerschutzpolizei umbenannt. Es wurden auch neue Verbände aufgestellt. Sie wurden der Luftwaffe oder dem Heer unterstellt und entsprechend ausgestattet. Ihre Fahrzeuge waren Luftwaffengrau oder Heeresfarben lackiert.
Diese Umstrukturierung hatte auch zur Folge, dass neues, einheitliches Material beschafft wurde. Die Fahrzeuge wurden auf Fahrgestellen von Mercedes, Opel, Henschel, Magirus und NAG Büssing aufgebaut. Hansa Lloyd Fahrgestelle wurden mit Magirus Aufbauten als Magirus verkauft... Die Feuerwehrausrüstung lieferten alle entsprechenden deutschen Firmen nach einer genauen Normung.
Die folgenden Bilder zeigen einen Mercedes LF8 mit TSA sowie einen Opel LF8 mit "entfeinertem" Aufbau. LF8 steht für Löschfahrzeug mit 800 Liter Pumpenleistung/ Minute. Ein TSA ist ein Tragkraftspritzenanhänger. Beide Bilder stammen aus der Nachkriegszeit. Die sogenannte Entfeinerung ist dem Eisenbahnfan ja von den ÜK-Loks und Kriegslokomotiven bestens bekannt. Der Opel hat eine Karosserie aus Spanplatten....
Mercedes LF8 + TSA (Schienenbus)
Opel Blitz LF8 (Schienenbus)
Nach dem Krieg ging man sehr schnell wieder zu alten Sitten und Gebräuchen über. Feuerwehren hießen wieder so und wurden wieder rot lackiert. Durch den Bombenkrieg waren jedoch fast keine Fahrzeuge mehr vorhanden. Man rüstete alles um was irgendwie zu gebrauchen war. In großen Mengen wurden ausgemusterte Armeefahrzeuge umgebaut. Besonders Material der US-Streitkräfte war in rauen Mengen vorhanden und wurde gerne genutzt. Die US-LKW's wurden von Henschel zum Teil auf Dieselmotoren umgerüstet. Die US-Army nutzte im Normalfall Benzinmotoren. Diese verbrauchten zum Teil knapp 100 Liter auf 100 Kilometer im Straßenbetrieb.... Erstaunlich viele solcher Fahrzeuge haben bis heute im Einsatzbestand kleiner Wehren überlebt. Hauptsächlich in den Benelux Staaten, Österreich und der Schweiz sieht man sie zum Teil heute noch!
Dodge (Schienenbus)
Feuerwehr Dodge (Schienenbus)
Die beiden Bilder zeigen einen Dodge WC. Einmal als "Kübel" im Army-Look und einmal als ehemaligen Geschützschlepper bei einer Wehr.
Es wurden aber auch große PKW's zu Feuerwehrfahrzeugen umgebaut. Als Beispiel soll ein Vorkriegsammi dienen. Bekannt sind aber auch Umbauten auf Maybach, Kompressor Mercedes oder Horch Fahrgestellen.
Feuerwehr 1 (Schienenbus)
Auf dem Lande ging da alles viel beschaulicher ab. Hier waren oft noch Handspritzen im Einsatz. Einige Wehren waren auch im Besitz eines alten TSA. Dieser wurde mit Muskelkraft oder einem Trecker zum Einsatzort gezogen. Diese Art des Löschfahrzeuges hielt sich bis in die neunziger Jahre hinein!! Für die meisten Buntbahner ist sowas also das ideale Vorbild!
TSA (Schienenbus)
TSA 1 (Schienenbus)
TSA 2 (Schienenbus)
Der Neubau von Feuerwehrfahrzeugen in größeren Serien ging mit der Währungsreform los. Während ländliche Wehren auf Borgward setzten, hier gab es - völlig konkurrenzlos - Fahrgestelle mit Allradantrieb, wurden die städtischen Wehren mit Mercedes und Magirus Fahrzeugen bestückt. Krupp und Büssing Fahrgestelle waren eher die Ausnahme. MAN kam erst Ende der fünfziger Jahre richtig ins Feuerwehrgeschäft. Kleinere Fahrzeuge wurden häufig auch auf Opel und Hanomag Fahrgestellen aufgebaut. Aber auch Kleintransporter wurden gerne genutzt. Am häufigsten waren hier wohl der VW Bully und der Ford FK 1000 Transit anzutreffen. Aber auch Dreiräder, der Borgward B611, Tempo Matador oder der Goliath Express waren zu finden.
Borgward B2500 Drehleiter (Schienenbus)

Foto der Drehleiter: Archiv Peter Kurze
http://www.peterkurze.de
Magirus RKW (Schienenbus)
Krupp Widder (Schienenbus)
Rot gleich rot??
Wie an dem Rundhauber von Magirus zu sehen ist, waren die Feuerwehren früher wesentlich dunkler lackiert! Wer also ein solches Fahrzeug für seine Epoche 3 Modellbahn baut sollte auf ein rot ähnlich des "Bundesbahn Altrots" zurückgreifen.
Helle Farbtöne sind erst in den siebziger Jahren aufgekommen!
Der weiter oben zu sehende Opel lief bis in die neunziger Jahre im aktiven Dienst. Sein heutiger Zustand ist sein letzter Einsatzzustand in den leuchtenden Farben der Epoche 4.
Zum Abschluss möchte ich euch meinen Borgward B2500 A/O TLF8 vorstellen. Er wurde 1959 bei der Freiwilligen Feuerwehr Asendorf in Dienst gestellt. Anfang der siebziger Jahre kam er dann zur FFW Schwarme die ihn 1983 aussonderte. Seine Farbgebung entspricht der typischen Farbgebung der sechziger Jahre. hochmodern waren damals auch die verbauten Blinker und die Bauart der Rundumleuchte.
Wie viele Kleinbahnböschungsbrände mag er wohl gelöscht haben???
Borgward B2500 A/O TLF8 (Schienenbus)
Achtungspfiff
Stephan - der Schienenbus