Hallo BBF!
Hier folgen ein paar Anmerkungen zur Kupplungs-/Puffer-Problematik, die ja derzeit wieder schwer in der Diskussion ist. Ein Umrangieren des Beitrags nach egal wohin ist willkommen, denn ich weiß nicht so recht, wo ich mein Ei hin legen soll
Beginnen wir einmal mit den Radien der Gleisbögen. Ich bin der Ansicht, dass folgende Situation noch unterstützt werden sollte, alles, was enger ist, nicht mehr.
Die Überlegungen beziehen sich auf Meterspur (IIm). Bei IIe liegen die Maßverhältnisse anders!
Angenommen sei ein Wagen mit dem längsten Drehgestellzapfen-Abstand und dem höchsten zulässigen Überhang (Abstand Drehgestell-Zapfen zu Pufferteller-Vorderkante). Dabei gilt folgendes: Je länger der Achsstand wird, desto kürzer muss der Überhang sein (laut Bau- und Betriebsordnung für Schmalspurbahnen, Fassung 1934, zu haben bei Thomas Noßke:
http://www.fh-merseburg.de/~nosske/Epoc ... _3314.html ).
In den dortigen Tabellen ist mit Überhang das Maß vom Drehgestellzapfen bis zur Pufferbohle gemeint.
Bei einem Drehgestellwagen mit 6,0m Zapfenabstand sind das 1.970mm, die größte zulässige Wagenlänge (ist wohl wieder ohne Puffer gemeint) beträgt 9.940mm. Das war mir leider bei meinem Freelance-SSkw noch nicht bekannt. Er hat 2.010mm Überhang (40mm zuviel) und 10.020mm Kastenlänge (80mm zuviel). Das ist für das folgende Exempel aber eher gut als schlecht, und so groß ist die Abweichung ja auch nicht.
Nun gibt es unterschiedlich lange Puffer. Die Grenzen können nach unten bei etwa 400mm (Pufferbohle bis Vorderkante Pufferteller) und nach oben bei 590mm angesetzt werden.
Rechnerisch ergibt sich bei allen vorgeschriebenen Überhangs-Maßen eine relativ ähnliche Ausschwenkung; das ist ja auch Sinn der Staffelung.
Angenommen sei nun ein solcher Drehgestell-Wagen, der vollständig auf einem Gleisbogen des Radius' 3 steht. Seine Puffer-Vorderkante soll sich genau am Ende des Gleisbogens befinden.
Nach dem Gleisbogen
muss eine Gerade folgen, beispielsweise als Übergangs-Gerade zu einem Gegenbogen. Diese Gerade muss so lang sein, dass das längste Fahrzeug da vollständig drauf paßt - abzüglich dem Maß Drehgestell oder der Achse, die am weitesten vom Bogen weg weist, bis zur Vorderkante des entsprechenden Puffertellers. Bei 6m Drehgestell-Abstand und 2,59m Überhang einschließlich Puffer sind das also 381,8mm - also gar nicht einmal so viel.
Steht nun der "worst case"-Wagen im Bogen und ein beliebiger anderer Wagen auf der Geraden, ergibt sich ein Abstand von Puffermitte zu Puffermitte von etwa 19mm. So einfach ist das.
Es muss also sicher gestellt sein, dass es im Schubbetrieb in dieser - und nur in dieser - Situation nicht zum Überpuffern kommt. Das bedeutet nun nicht etwa, dass an jedem Wagen 22mm breite Pufferteller angebracht werden müssten (495mm im Vorbild). Genau so gut - oder schlecht - könnten an dem worst case-Wagen 40mm breite Teller angebracht werden
Ein Vorbild-gerechter,
runder Pufferteller kurzer Wagen hat einen Durchmesser von etwa 16mm (im Modell). Von den rechteckigen Puffertellern wissen wir, dass sie beispielsweise so um die 350mm breit sind (15,5mm), aber auch breiter sein können bzw. teilweise müssen (andere Fotos in den Threads, RhB).
Nehmen wir ferner an, der Abstand der Balancier-Gelenkpunkte betrage 700mm (31,1mm im Modell).
Jetzt stellt sich rechnerisch die Frage, wie breit ein Pufferteller werden darf, damit die Kupplungen sich geradlinig verbinden lassen, und wie breit die Schlitze (Durchbrüche in der Pufferbohle) sein müssen. Letzteres hängt auch davon ab, wie weit die Drehpunkte hinter der Pufferbohle liegen. Hier kann von einem Maximalwert von 280mm (12,4mm) ausgegangen werden.
Beim Betrachten der Situation fällt sofort auf, dass es auf R3 bei dem worst case-Wagen mit einem innen liegenden Balancier nichts mehr werden
kann - da braucht keiner lang zu rechnen. Dessen Puffer ist übrigens 26mm lang (enstpricht ca. 590mm).
Abhilfe würde hier nur ein außen liegender Balancier schaffen. Da liegen die Drehpunkte so nahe beim Teller (der ja noch viel breiter sein müsste), dass die Kupplungen an der Seite noch Platz fänden. Aber...
Wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Nächste sehe. Dazu habe ich 'mal eine kleine Skizze auf ein Foto gesetzt. Das Bild ist nicht ganz genau von oben aufgenommen, zeigt aber doch, woran's hängt. Dazu muss noch bekannt sein, dass bei beiden Modellen die (starren) Haken und Ösen zu dicht zusammen nachgebildet wurden (nur 26 statt 31mm). Ich habe 'mal die ungefähr richtige Lage für außen- und innenliegende Balancier-Drehpunkt eingezeichnet. Blaue Linien: zwei außen liegende Balanciers, gelbe Linien: zwei innen liegende Hebelpaare, grüne Linien: worst case-Wagen außen, anderer Wagen innen liegende Balanciers.
Ich habe mit Absicht die Balancier-Drehpunkte in einer Position rechtwinklig zum Gleis gezeichnet. Ein Verschwenken - das ist zu Erkennen - würde auch noch nicht reichen, um die Kupplungen aus der "Puffer-Gefahrenzone" zu bringen.
"Strafverschärfend" kommt noch hinzu, dass die Pufferteller für den Schubbetrieb so viel zu schmal sind.
Es wird also klar: Keine der drei Kombinationen funktioniert.
Bevor hier weiter nachgedacht wird, wie das Problem zu lösen sei: Bei Wagen mit kürzeren Achsständen gibt es überhaupt kein Problem - und nur geringe Schwierigkeiten bei Drehgestellwagen, deren Überhang so kurz wie irgend möglich ist. Die Wagen auf dem Foto haben 3m Achsstand (links) und 3,5m (rechts). Selbst bei Puffertellern mit "nur" 15mm Durchmesser (Toytrain®) gibt es keine Probleme im Schubbetrieb - zumindest bei R3 und Übergangs-Geraden. Die dürfen dann auch ruhig weniger lang sein, z.B. 30cm. Allerdings ist zu erkennen, dass breitere, rechteckige Puffer auch schon seitliche Aussparungen an den Tellern bräuchten, um Berührungen mit den Kupplungen zu vermeiden.
Fazit: Bei längeren Fahrzeugen führt kein Weg an der Magnus-Kupplung
oder größeren Radien vorbei, wenn über die Puffer geschoben werden soll. Ein Spezial-Pufferteller mit sehr weit zur Mitte reichenden Aussparungen und eine möglichst weit außen liegender Balancier könnten eventuell gerade noch so funktionieren, aber schön sieht das mit den so schräg stehenden Kupplungen nicht aus. Und - die Durchbruchschlitze an allen anderen Wagen müssten super breit werden.
Was spricht dagegen, den Balancier am worst case-Wagen breiter zu machen? Eigentlich nur die Schrägstellung der Kupplungen, wenn ein zu breiter und ein normal breiten Balancier gekuppelt werden.
Was wäre noch besser? Wenn alle mit dem worst case-Wagen zu kuppelnden Wagen einen Trichter hätten, denn dann könnte der worst case-Wagen mit einer üppig verschwenkbaren Trichterkupplung ausgestattet werden. Deren Drehpunkt müsste aber weit hinter der Pufferbohle liegen.
Zurück zur allgemeinen Problematik.
Wer gelegentlich auf R1 fahren muss oder möchte, kommt um die Kapselheber nicht herum. Es ist jedoch wünschenswert, dass diese an
abschraubbaren Deichseln befestigt werden. Dadurch wird der Weg frei für alternative Puffer-/Kupplungskombinationen auf entsprechenden Anlagen. Außerdem stört die Deichsel nach dem Abbau auch optisch nicht mehr. Der Befestigungs-Punkt liegt ja hinter den Rahmenlängsträgern. Der entsprechende Umbau sollte auch bei schon bestehenden Fahrzeugen nicht so schwer fallen.
Ein innenliegender Balancier beisst sich nicht mit den Deichseln, wohl aber eine Mittelkupplung. Eine schraubbare Aufnahme für eine Mittelkupplung müsste hinter der Pufferbohle an zwei Punkten rechts und links der Mitte erfolgen. Warum? Weil dadurch der Platz für a) Puffer mit einer querliegenden Stange als Feder oder einem hinten liegenden Schaftstück (Miha) und b) für einen innenliegenden Balancier wie bei der Kupplung des Spur 2-Pfiffikus Dieter Seliger frei bleibt.
Was ist bei der Entwicklung eines innen liegenden Balanciers noch wichtig? Er darf ebenfalls - anders als bei Vorbild - nicht in der Mitte hinter der Pufferbohle befestigt werden. Sonst wird es beispielsweise mit dem Einsatz der Miha-Puffer FX1250MG nichts mehr. Es ist aber wichtig, dass Puffer und Balancier völlig unabhängig voneinander sind, um individuelle Lösungen zu ermöglichen.
Weiter: Die Lagerung der Balancier-Hebel muss jeder entsprechend den Gegebenheiten unter seinem Modell individuell lösen. Da kann es keine Eier legende Wollmilchsau geben.
Drittens: In Abhängigkeit von Pufferlänge und Einbaulage des Balanciers werden unterschiedlich lange Kuppelstangen benötigt. Der Unterschied zwischen 400 und 590mm Pufferlänge beträgt satte 190mm (8,44mm im Modell). Das lässt sich mit der Schraube keinesfalls mehr egalisieren.
Gebaut werden müssten also Stangen, die in der Länge angepasst werden können (durch passendes Auflöten der Öse nach Kürzung der Stange) oder Stangen in mehreren Längen.
Um beim Verlöten genug Fläche für eine haltbare Weichlötung zu haben, müssten die Schaftstücke etwa so ausgebildet sein:
Wer nun - beispielsweise für RhB-Fahrzeuge - einen breiteren Balancier-Abstand braucht, muss sich eben selbst Hebel ratzen oder ätzen. Alle anderen könnten mit Fräs-, Ätz- oder Gußteilen entsprechend der Norm (700mm) froh gemacht werden.
Entsprechend diesem Vorschlag wären mit zwei bis sechs Schrauben je Wagen alle Kupplungs-Varianten möglich - einschließlich Bügeln auf R1.
Was ist nun aber - diese Überlegung stammt von Balu - wenn ein Bügel-Wagen mit einem Balancier-Wagen gekuppelt werden soll?
Solange ein Schubbetrieb über die Puffer möglich ist, stört der Bügel erstmal nur optisch, nicht jedoch technisch. Es bleibt also nur die Frage, wie die Zugkräfte übertragen werden können. Das Problem könnte evtl. über eine Abwandlung von Dirk Ades Vorschlag mit dem Balancier unter der Pufferbohle erreicht werden. Der Puffer müsste entfallen, die (stabileren) Zugstangen müssten vor der Pufferbohle nach oben hin abknicken und dann wieder in die Waagerechte. Das ist zwar nicht schön, würde technisch aber ein Kuppeln mit anderen Balanciers ohne Umbauten am Modell ermöglichen. Lediglich die Bügelkupplung müsste - mit einer Schraube - durch den Adapter ersetzt werden.
So, dies sind meine Gedanken zum Thema.
[2005-05-22: bearbeitet wegen Tippfehlern]
Beste Grüße -