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Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: So 13. Jun 2004, 23:55
von Stoffel
Hallo Kübelkiller,

auf all Deine Fragen gibt es nur eine klare Antwort:
das hängt davon ab :wink:

Es hängt, z.B. davon ab, welche Legierung Du verwenden willst. Es hängt aber auch davon ab, welche Teile Du machen willst, welche Wandstärke, Gusstemperatur etc. .... 8)

Dennoch will ich mal versuchen, Deine Fragen so gut es geht zu beantworten:
Wie flüssig ist das Metall beim gießen (für die Angussauslegung)
:arrow: Wismutlegierungen fliessen wie Wasser, Zinnlegierung sind etwas dickflüssiger. Je dicker der Anguss, umso besser, weil dann mehr Masse im Anguss nachdrückt. Natürlich verjüngt sich der Anguss am Werkstück, da reichen 3-4mm² Querschnitt dann aus.
Wie gut werden scharfe Kanten ausgefüllt (mit und ohne entlüftung)
:arrow: Das hängt stark von der Komplexität des Werkstücks ab, aber auch der Wandstärke. Generelle Aussage ist schwierig, grundsätzlich gilt aber: je detaillreicher umso kleiner die Wandstärke.
Wie groß dürfen die Teile sein
:arrow: Hängt von Deinem Werkzeug ab. Wieviel passt in Deine Gieskelle ? :D Teile > 400 Gramm würde ich als extrem kritisch einstufen.
Wie lang dürfte der Anguss max sein
:arrow: Je länger je besser, anständigen Querschnitt allerdings vorausgesetzt.

Also: beschreib´ doch mal ein wenig genauer, was Du giessen willst, dann kann man auch konkreter an der Lösung arbeiten. Und: um´s probieren wirst Du (leider) nicht herum kommen.

Gruß vom Stoffel :scherzkeks:

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: Mi 16. Jun 2004, 23:01
von kübelkiller
Hallo Stoffel, hallo an alle anderen Weißmetaller

Du hasst recht, Stoffel. Ums probieren komm ich nicht herum, und:

ich habe probiert:

Zumindest ist die erste Form fertig. Einen Probeabguss mit EP-Harz
hab ich auch schon mal gemacht. Konnt gar nicht erwarten zu sehen
was da raus kommt.
Der Anguss ist ein klassischer Filmanguss, mit wie ich glaube ausreichend
groß Dimensioniertem Angusskanal. Der Anguss ist so breit wie das Teil,
also 4mm, und ca 1mm stark.
Mit dem EP-Harz hats auch ohne Entlüftung schon mal gut funktioniert.
Wo würdet Ihr die Form entlüften, unten in den Ecken??
und wie groß die Entlüftungsbohrung?

Das Teil ist die Nachbildung des Befestigungseisens, das die beiden
Blattfederhälften eines Schwanenhalses (Schwanenhals-Drehgestell
passend zum Dampfzugwagen B2245-B2247) zusammenhält.

Ich werde mir jetzt mal Weißmetall mit Wismut-Zusatz besorgen und ein
bisschen rumprobieren.

So nun noch schönes Metallschmelzen,

MfG Kübelkiller :D

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: Do 17. Jun 2004, 00:21
von Stoffel
Hallo Kübelkiller,

das sieht ja mächtig professionell aus, was Du da treibst. :yau:

Meines Erachtens bist Du bei diesen kleinen Präzisionsteilchen mit der Wismut-Zinn-Legierung (BiSn) gut bedient. Auch kann man sich diese bei Teilchen dieser Größe noch leisten. :wink: Die läuft, wie schon gesagt, in die Form wie Wasser. Da die Materialstärke recht klein ist, brauchst Du auch nicht zu befürchten, das beim Abkühlen die Wände "einbrechen". :)
Wo würdet Ihr die Form entlüften, unten in den Ecken??
und wie groß die Entlüftungsbohrung?
Ich glaube nicht, dass Du bei diesen Teilchen überhaupt eine Entlüftung brauchst; die Luft kann sehr gut durch den Anguß entweichen. :!: :!: :!: Grundsätzlich sind nach meinen Erfahrungen die Entlüftungsbohrungen aber immer in den oberen Ecken erforderlich, da sich genau dort die aufsteigende Luft sammelt. In Silikon bohre ich 0,8-1mm zur Entlüftung. Vermutlich müßten die Bohrungen bei Deiner Metallform eher kleiner sein.

Ich bin mal sehr gespannt, was Du zum Thema Temperatur der Form / Vorheizen berichten wirst. Soweit ich das sehe, haben wir dazu noch keine Versuche im Forum vorliegen.


..... und nicht die Finger verbrennen ... :wink:

Besten Gruß vom Stoffel :scherzkeks:

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: Do 17. Jun 2004, 23:04
von kübelkiller
Jahoooooooo :yau:

Guten Tag mitnander
:jump: :jump: :jump: :jump: :jump: :jump: :jump: :jump: :jump:


Es hat funktioniert!!!!!

Ich habe einen Abguss mit Wedicitin, Zink, gemacht, und das Ergebniss
kann sich sehen lassen.
Ich habe die Form nicht entlüftet.
Zum Giessen habe ich die Form mit meinem Gasbrenner auf die Schmelz-
temperatur von ca 395°C erhitzt, und dann das flüssige Zink eingefüllt.
Es war jedoch noch nötig die Form ein paar mal zu stossen, oder zu schütteln,
damit auch die letzte Ecke voll wird.
Das sind dann fast aus wie ein Schleudergussteil.
Ich habs auch mit weniger erhitzen der Form probiert, aber dann wird das Zink
sofort kalt, und es wird nicht mal der Anguss voll.
Es ist krass wie die Form schon nach nur zwei-dreimal giessen aussieht.
Der Anguss ist vielleicht sogar ein bisschen Überdimensioniert.

Aber nun muss ich ein bisschen Giessen üben

Schönes schmelzen

MfG Kübelkiller :D

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: Sa 19. Jun 2004, 18:06
von Stoffel
Hallo Kübelkiller,

das ist doch was: jetzt haben wir erste Ergebnisse von Weissmetall-Guß im Metallformen :!:

:yau:

Allerdings fallen mir noch ein paar Verbesserungsmöglichkeiten auf:
Es war jedoch noch nötig die Form ein paar mal zu stossen, oder zu schütteln, damit auch die letzte Ecke voll wird.
:arrow: Das ist genau das Problem an dem Wedictin-Zeugs. Es hat äußerst schlechte Fließeigenschaften - in etwa wie reines Blei. :evil: Auch darf man es nicht zu sehr erhitzen, da bei spätestens 450° die Legierung Schaden nimmt. Mit dem Schütteln handelst Du Dir aber ein zweites Problem ein: diverse Lunker und Löcher im Teilchen. Ich meine auf dem Bild auch so was erkennen zu können. :? Ich fürchte mit dem Zink-Zeug tust Du Dir keinen Gefallen, es ist wirklich nur für Druck- und Schleuderguß zu verwenden. Teste doch bitte auch mal die Legierung 4072 bzw. BiSn. :!:

:arrow: Mir fällt auf, dass das Material doch relativ stark die Form verlässt und sich Häute zwischen den Formhälften bilden. Bei Silikonformen habe ich das nie so stark beobachtet. :gruebel: Prüfe doch bitte Deine Form noch mal, möglicherweise schließt sie nicht richtig.

Dennoch: Willkommen im Club. Die Weissmetall-Connection hat ein neues Mitglied. :D

:yau:


Gruß vom Stoffel :scherzkeks:

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: Sa 19. Jun 2004, 18:10
von Stoffel
noch was:

Wedictin ist eine Zink-Alu-Legierung. Interessanterweise setzt Alu, das ja einen sehr viel höheren Schmelzpunkt hat, in der Legierung den Schmelzpunkt herunter.

Liegt darin der Grund, dass Deine Form bereits so angegriffen aussieht :gruebel: :nixweiss:

Gruß vom Stoffel :scherzkeks:

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: Sa 19. Jun 2004, 21:55
von kübelkiller
Hallo Stoffel

Mist man, wenn ich eher gewußt hätte was der Zink für ein scheiss ist.
Nach zwei, drei Abgüssen hat der Zink die Kontur der Form fast vollständig
aufgelöst!!! :heiss:

Hätt ich nur mal auf dich gehört :oops: :oops: :oops:

Ich wollte mal mit Zink probieren, erstens weil ich was daheim hatte,
und zweitens, weil es erheblich widerstandsfähiger und fester wie das
andere Zeug ist, zwecks nachbearbeiten und sowas.

Naja dann mach ich halt ne neue Form und giess dann mit deinem Zeugs
muss ich mir aber erst besorgen, dauert also ein bisschen.

Zwecks dem schließen der Form war das Problem, dass ich nur zwei Schrauben
diagonal zum schließen verwendet habe, statt vier über kreuz.
So war in der Mitte der Form immer ein kleiner Spalt.
In den konnte natürlich beim rütteln und schütteln das metall wunderbar
reinfließen.
Kam auch vor das alles Metall und wieder rausgeflossen ist, durch die Kapillar-
wirkung.

Die Lunker und Löcher waren ein großes Problem und sorgten für fast
50% Ausschuss, was auch nicht Sinn der Sache ist.

Also das heißt, weiter probieren und tüfteln, das krieg mer schon hin.
Ich hoffe auf Gute zusammenarbeit. :bia:

MfG Kübelkiller

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: Sa 19. Jun 2004, 22:00
von achim
Hallo Prellbock,
ich habe selbst bisher nur Weissmetall mittels Schleuderguss in Silikonformen gegossen. Vorteil ist, man kann Hinterschneidungen zulassen und die Form ist preiswert und schnell erstellt. Nachteil beim Silikon-Schleuderguss ist eine eventuelle Verformung der Bauteile.
Aus der Literatur ist mir aber bekannt, daß alte Zinngießer ihre mit Ruß geschwärzten Stahlformen in dem Schmelzkessel für das Zinn aufwärmen - bis auf die Temteratur der Zinnschmelze - diese herausnehmen und erst dann mit dem Schmelzgut füllen. Übrigens der Ruß ist als Trenn- und Flußmittel notwendig.
Gruß Achim

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: So 20. Jun 2004, 01:06
von Stoffel
Hallo zusammen,

@kübelkiller: Auch wenn Deine ersten Versuche mit Metallformen noch nicht den Durchbruch herbeiführten, verdient das dennoch den größten Respekt

:respekt: :respekt: :respekt: , denn

:arrow: probieren ist immer besser als plaudern
:arrow: auch aus dem was schief geht, kann man eine Menge lernen - vielleicht sogar mehr als aus den Erfolgsstories.

Berichte bitte auch weiterhin so ehrlich und detailliert über Erfolg und Misserfolg :!: :!:

@ achim: das mit der Hinterschneidung ist so eine Sache. Grundsätzlich hast Du natürlich Recht, allerdings gehen Hinterschneidungen gewaltig auf die Standzeit der Formen. Unser Singvögelchen kann da sicher ein Lied davon zwitschern. :wink:

Übrigens nehme ich als Fließmittel immer billiges Talkum.


Gruß vom Stoffel :scherzkeks:

Re: Giesformen für Weißmetall

Verfasst: Mo 21. Jun 2004, 21:47
von kübelkiller
Guten Tag mitnander

Ein bisschen Plaudern kann aber nicht schaden.

Deshalb eine Frage an an alle und an dich, Stoffel:

Habt Ihr, bevor ich die neue Form baue, noch weitere Verbesserungsvorschläge
zwecks Formauslegung? z.B. Anguss, position der Teile, größe, allgemein-
auslegung.

Wenn ja, bitte rührt euch, aus Fehlern lernt man zwar, aber teuer sind sie
auch. (wobei man am Hobby nicht sparen sollte :D )

Schönen Tach noch

MfG Kübelkiller :D

@Prellbock: von dir hört man gar nix mehr zu dem Thema