Realistische(re) Figuren

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Moderator: Marcel

teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

ich möchte noch einmal betonen, wie entscheidend gut modellierte Figuren als Vorlage zum Bemalen sind.

Gestern Abend habe ich mich einer Figur abgeplagt, ohne zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen. Die Kleidung ist nicht großartig, aber ordentlich modelliert, dadurch konnte ich mit Licht- und Schatteneffekten einigermaßen den Eindruck von Stoff imitieren. Hände und Kopf, besonders das Gesicht, sind aber ziemlich verwaschen, zwar nicht auf Preiserniveau, aber für mich eine große Herausforderung:

Bild

Ich habe besonders bei den Augen verschiedene Herangehensweisen ausprobiert, aber nichts hat für mich gut funktioniert. Wenn man irgendwann gegen die gedruckten Gesichtsformen arbeitet, wird es schwierig. Das funktioniert vermutlich nur mit viel künstlerischem Geschick, und das geht mir leider ab.

Als Gegenbeispiel die vorherige Figur: Da hätte ich zwar bei der Kleidung mehr herausholen können, aber das Gesicht war gut modelliert, so dass ich gleich eine Idee hatte, wie ich die Augen bemalen und die die Gesichtform konturieren konnte:

Bild

Da kann man sich in Ruhe darauf konzentrieren, die Details von Iris und Augenlidern hinzubekommen, und alles geht ziemlich schnell. Nur der Ausdruck der Augen ist immer noch eine Herausforderung, wie ich schon geschrieben hatte. Ich habe noch eine winzige Korrektur an den Augen vorgenommen, aber als "blitzend" oder "strahlend" würde ich sie immer noch nicht beschreiben.

Und das Gesicht mit standardisiertem Daumentest:

Bild

Leider finde ich es immer noch schwierig, ordentlich modellierte Figuren zu finden, ob als Vorlage oder fertig gedruckt. Das Angebot spaltet sich weitgehend auf in verwaschene Scans oder digital entworfene Cartoon-Figuren. Eine Kombination wäre vermutlich optimal, aber das erfordert Arbeit, viel Erfahrung und etwas küntlerische Kreativität. Selber machen wäre natürlich am besten, aber dazu sehe ich mich nicht in der Lage.
teppichbahn
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Ich habe einige der Figuren noch einmal auf dem Bahnsteig aufgestellt, weil ich sehen wollte, wie sie in der Gruppe wirken:

Bild

Vor allem wollte ich testen, ob die Licht-Schatten-Effekte der Figuren in einer Umgebung ohne solche Effekte nicht unnatürlich kontrastreich wirken. Ich sehe da aber kein Problem, auch wenn der Grad der Kontraste sicherlich Geschmackssache ist. Dass der Wagen zwar nicht deutlich sichtbar, aber unbewusst wahrnehmbar gealtert ist, hilft vermutlich ein wenig dem Gesamteindruck.

In einer Landschaftsumgebung stechen die Figuren allerdings doch sehr heraus. Hier sehe ich aber das Problem bei der im Kunstlicht sehr flach wirkenden Landschaft, nicht bei den Figuren. Die Beleuchtung habe ich zwar schon verbessert, aber das reicht offensichtlich nicht. Im Tageslicht wirkt alles ganz ok, aber für den Innenraum werde ich zukünftig auch bei der Landschaft mit farblich angedeuteten Lichtern und Schatten arbeiten. Mit Bäumen und Felsen habe ich schon ein wenig experimentiert; grundsätzlich sehe ich in der Herangehensweise den richtigen Weg, auch wenn ich bei der Umsetzung noch sehr viel Erfahrungswerte sammeln muss.
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Schrauber
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von Schrauber »

Hallo Teppichbahner,

ich finde die Gestaltung Deiner Figuren sehr realistisch und definitiv glaubhafter als das, was sonst, mit wenigen Ausnahmen, in diesem Masstab zu sehen bzw. zu finden ist. :top:
Da legst du die Messlatte ganz schön hoch, was ich aber gut finde. Das Realistische Vorbildgetreue ist es ja, was uns hier fordert und voranbringt.
Die Dame mit dem roten Koffer musste ich übrigens mehrmals anschauen um zu begreifen, das sie nicht echt ist und evtl. mit Photoshop integriert wurde. :biggrin:
Vielen Dank, das Du uns an deinem Knoffhoff teilhaben lässt, wobei ich da aber mit dem Pinsel und meinen trüben Augen echt an meine Grenzen komme. :grosseaugen: :supercool:
Freue mich schon auf den weiteren Fortgang......
Gruß Tomas (Schrauber)



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Peter_T1958
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von Peter_T1958 »

Hallo Teppichbahner

Nicht nur bei deinen fantastischen Bäumen bleibt mir oft die Spucke weg, auch was du in diesem Thread hier zeigst, ist sehr überzeugend! Ich lese ja auch noch in anderen Foren mit; nicht zuletzt in solchen, welche auf Figuren ausgerichtet sind. Auch dort würden sich deine Arbeiten mehr als nur sehen lassen!
Was die Schatten abelangt, scheinen mir diese auf dem Bahnsteig eher etwas prominent. Ich denke aber, das liegt an der Ausleuchtung - auf keinem Bahnsteig findest du m.E. derartig starke Schlagschatten. Es ist ja alles unter'm Dach, also eher indirektes Licht. Mir käme, wenn ich spontan an einen Bahsteig denke, eher die Begriffe "diffus", wenn nicht gar "düster" in den Sinn, insbesondere wenn ich an die aktuelle Wetterlage denke :roll:
Ich freue mich auf ein nächstes Update!
Peter
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo Tomas und Peter,

danke für eure Komplimente.

Mit den Schlagschatten hast du natürlich recht, Peter. Die Szene soll zwar nachts unter künstlicher Bahnsteigbeleuchtung sein, also nur mit direktem Licht. Aber selbst moderne LED-Punktstrahler unterm Bahnsteigdach erzeugen nicht solche Schlagschatten. Ich hab nur einfache LED-Streifen unters Dach geklebt, da muss wenigstens noch ein Diffusor davor. Generell solltest du bloß nirgends genau hinsehen, bis auf die Figuren ist da nichts mit Modellbauanspruch im Bild.

Ich meinte aber gar nicht die Beleuchtung der Szene, sondern die simulierten Lichter und Schatten, die ich an die Figuren gemalt habe und die sonst im Bild aber nicht vorkommen. Die Militaria-Leute malen ja alles, auch unbelebte Szenerie, mit ziemlich extremen künstlichen Schatten, da ist das kein Problem. Das scheint aber meiner Meinung nach manchmal wie einem Cartoon entsprungen, deswegen würde ich deren Techniken nicht eins zu eins für den Modellbahnbereich übernehmen.
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Peter_T1958
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von Peter_T1958 »

[/quote]
Ich meinte aber gar nicht die Beleuchtung der Szene, sondern die simulierten Lichter und Schatten, die ich an die Figuren gemalt habe und die sonst im Bild aber nicht vorkommen.[/quote]

Ok, da habe ich mich nicht ganz klar ausgedrückt! Auch ich meinte nicht die Beleuchtung der Szene. Vielmehr wollte ich sagen, dass die Lichter und Schatten AUF den Figuren m.E. sehr wohl gelungen sind; die Beleuchtung der Szenerie diese aber extrem überzeichnet. Kurz: Absolute Spitzenklasse, wie du deine Figuren bemalst!!!

Gruss, Peter
P.S. Ich bin übrigens im Kern auch einer dieser Militaria-Leute. Aber hier liegst du vollkommen richtig! Was da an Modulations-Techniken, Pre-, Post- und dazwischen Shading in die Waagschale geworfen wird, ist tatsächlich eher Impressionismus denn Realismus ;-D
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

ich hab noch ein kleines Update zur Hautbemalung. Gesichter habe ich zwar wenigstens sporadisch einigermaßen hinbekommen, aber vor größeren Flächen wie nackten Armen und Beinen hatte ich immer noch Respekt. Ich habe zwar eine kleine Abneigung entwickelt gegen sexy Altherren-Figuren, wie sie Preiser, Prehm und Co anbieten, aber nackte Haut ist ja im Sommer auch an echten Menschen zu sehen. Nur sehen nackte Beine, die uniform mit sogenannter Hautfarbe dick eingekleckst werden, immer ganz furchtbar aus.

Zur Anregung habe ich also ein wenig in verschiedene Communitys geschaut, die sich mit der Darstellung von Haut beschäftigen. Ich finde es faszinierend, wie in jeder Community jeweils elaborierte Produkte und Techniken zu Standards werden, denen dann jeder folgt. Aus dem jeweiligen Ökosystem mit Youtubern usw. bricht dann auch kaum jemand aus, was ich für ein Hobby ziemlich langweilig finde. Dagegen finde ich den Modellbahnbereich recht offen, jeder versucht eher sein eigenes Ding. Nur sind besonders bei Figuren die Ansprüche oft so gering bzw. nicht existent, dass ich da nicht nach Techniken zu schauen brauche.

Also gibt es die Tabletop-Miniaturen-Maler, von der eine ganze Industrie mit spezialisierten Acrylfarben lebt. Vieles ist interessant, wenn auch recht eingefahren, und alles soll vor allem grell aussehen. Dann die Comic-Statuen-Maler in 1:6 oder größer, die besonders mit der Airbrush interessante Techniken zeigen, die sich auch in unserem Maßstab nutzen lassen. Gleichzeitig haben die aber irgendwie Angst vor allem, was nicht speziell für Miniaturenmaler entwickelte wasserbasierte Acrylfarben sind. Manche Dinge wie etwa Haare sind da auch völlig stilisiert, weswegen man sich da nur selektiv Anregungen holen kann.

Und natürlich gibt's die Militaria-Maler, die zwar auch hauptsächlich speziell auf sie zugeschnittene (und entsprechend bepreiste) Produkte nutzen, sich da aber auch an Alkydharz- und Ölfarben trauen. Nur gibt's da wiederum eine Abneigung gegen die Airbrush bei der Feinarbeit zugunsten von mit enormem Aufwand handgemalten Konstrasten, die auf mich ziemlich unnatürlich wirken. So richtig überzeugt haben mich die Figuren deswegen selten. Die Comicmaler finde ich bei der Haut realistischer, obwohl sie nicht mit realen Vorbildern arbeiten. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache, das Niveau im Militariabereich ist unbestreitbar hoch und die meisten Anregungen habe mir bisher auch von dort geholt.

Idealerweise sollte ich mich auch mit Portraitmalerei in 2D beschäftigen, da ist ganz sicher mit Abstand die größte Expertise vorhanden. Dazu fühle ich mich aber zu wenig künstlerisch bewandert und müsste dann auch noch alles in 3D übertragen.

Also bleibt nur Herumexperimentieren mit Anregungen aus allen Bereichen. Schon vor längerem habe ich gelernt, dass es keine Hautfarbe(n) gibt, sondern der Eindruck von Haut durch Schattierungen in sehr unterschiedlichen Farben entsteht, die einzeln nicht unbedingt an Hauttöne denken lassen.

Wie das funktionieren kann, zeige ich an den recht dünnen Beinen einer Figur in 1:24. Generell bringe ich Farbe in sehr vielen transparenten Schichten auf, durch die zuvor aufgetragende Farben noch durchscheinen. Das sieht zwischendurch sehr abenteuerlich aus, man sollte aber keine Angst vor starken, kontrastierenden Farben haben. Angefangen habe ich mit der Vorschattierung in Schwarz-Weiß, dann halbdeckend Violett. Also wirklich Violett, wie man hier sieht:

Bild

Danach folgt ein transparenter Auftrag in Knallrot, danach sieht alles noch viel greller aus. Dann folgen diverse sehr dünne Schichten in Hellbraun, fast weißem Pink und blassem Orange. Man kann immer weitere Schichten auftragen, bis man den Eindruck hat, es passt. Ich habe leider sonst keine Bilder von den Zwischenschritten gemacht, weil ich alle Farbschichten direkt ineinander auftrage. Zum Schluss sehen die Beine so aus:

Bild

Insgesamt bin ich mit der Technik sehr zufrieden, zum ersten Mal habe ich den Eindruck von echter Haut. Allerdings muss ich noch viel Erfahrungswerte sammeln, um Sättigung und Kontrast zu kalibrieren. Besonders bei Gesichtern finde ich es schwierig, das zu beurteilen, solange der Rest der Figur nicht bemalt ist. Da werde ich sicher oft über's Ziel hinausschießen. Andererseits ist alles auch eine Sache des Stils, und da bin noch wild am Experimentieren. Es hilft sicherlich, wenn man weiß, dass die Figur in einer bestimmten Umgebung stehen soll, so dass man sich an der Atmosphäre zum Beispiel eines Dioramas orientieren kann.
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Re: Realistische(re) Figuren

Beitrag von Spureinser »

Hallo ,

ja nackte Haut bei Figuren im Sommer ist nicht einfach , Licht / Schattentechnik nutze ich auch aus dem Militärbereich , aber deine Technik kannte ich bis jetzt noch nicht , das muss ich mal ausprobieren , am besten mit einer Zinnfigur da lässt sich die Farbe am schnellsten wieder entfernen . Das wird spannend wieviel Versuche ich benötige bis ich zufrieden bin :shock:

Gruß von Thomas aus den Taunusbergen
Ich fahre in Spur 1 , e + f , sowie R/C in 1:32 / MEC Idstein
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