HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Selbstgebaute maßstäbliche Schienenfahrzeuge mit/ohne handelsüblichen Zurüstteilen

Moderator: fido

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Helmut Schmidt
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Helmut Schmidt »

Hallo Rainer, es ist eine Freude solch eine durchdachte Konstruktion zu verfolgen.
Helmut Schmidt
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Dampfboot
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

Die letzten Monate standen im Zeichen der Antriebsoptimierung meines Stahlwagens. Mit den zwei doppelachsigen Schrittmotoren, auf denen beide Räder direkt ohne Getriebe sitzen, habe ich ein innovatives Antriebskonzept realisiert. Es ist sehr raumsparend, flüsterleise und auch bei Minimalfahrgeschwindigkeit äußerst präzise zu steuern. Im überwachten Handbetrieb funktioniert das einwandfrei. Es gibt aber manchmal Situationen, in denen einer der Motoren z.B. in einem Weichenherzstück kurzfristig blockiert wird und dadurch aus dem Takt kommt (das Schrittmotor-Drehmoment nimmt mit zunehmender Geschwindigkeit ab). Ab einer gewissen Fahrgeschwindigkeit schaffen es die Schrittmotoren in solchen Situationen nicht, sofort ohne elektrische Anfahrrampe wieder die Fahrgeschwindigkeit fortzuführen. Der verwendete Schrittmotortreiber hat zwar einen "StallGuard", der solche Situationen erkennt, so daß man dann anhalten und von Neuem beschleunigen könnte, das scheint mir für die Modellbahnpraxis aber nicht geeignet. Zumal nicht, wenn man eine Anlage automatisch vom PC steuern lassen möchte.

Also ging ich auf die Suche nach einem konventionellen Antrieb. Die Üblichen LGB Fahrgestelle schieden aus den bekannten Problem aus: keine Dreipunktlagerung, zu hoch, zu teuer. Ein Getriebeselbstbau ist zwar möglich, aber auch recht teuer und mit viel Zeitaufwand verbunden. Einige mir vorgestellte Lösungen mit Getriebemotoren gefielen mir überhaupt nicht. Schneckenwellen oder Kegelräder als letzte Getriebestufe ohne durchdachte Axialführung funktioniere vielleicht für Vitrinenmodelle, benötigen im Dauerbetrieb aber viel Pflege. Weiterhin sind die Komponenten für solche Lösungen auch preisintensiv.

Schließlich fand ich in meinem Lieblingswarenhaus eine Getriebemotorvariante, die mir brauchbar erschien. Die max. 210 U/min bringen den Stahlwagen mit 35 mm Raddurchmesser dann zwar nicht auf Spitzengeschwindigkeit, aber das macht mir nichts. Auch die 12 Volt oder 24 Volt Nennspannung scheinen bei ca. 20 Volt DCC Spannung im Straßenbahnmuseum nicht ideal, aber auch dafür sollte sich eine Lösung finden. Die ca. 10 € incl. Porto waren ein erstes gutes Argument und die 6 mm Doppelwelle mit genügender Länge für 45 mm Spurweite führten schließlich zu einem ersten Testkauf.

https://www.aliexpress.com/item/32889622913.html


Ein erster Einbauversuch in die Meterspurvariante zeigte, dass alles passen müsste. Allerdings hat man dabei nicht mehr sehr viel Bodenfreiheit.

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Auch die Motorlänge passt bei Doppelantrieb nur so gerade eben für Straßenbahnen mit 3 Meter Achsabstand. Bei kürzeren Achsabständen kann nur ein Motor verbaut werden.

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Wie bei mir üblich, wurde zunächst ein Pappmodell gelasert. Die Seitenwangen meiner Schrittmotorvariante mit all ihren Verzierungen aus Nieten und Achslagern konnten 1:1 übernommen werden. Innen dagegen habe ich alles komplett umdrehen müssen. Während die Schrittmotoren von oben eingelegt wurden, werden die Getriebemotoren von unten eingesetzt. Deshalb gibt es oben innen nun eine Rahmenverstärkung, die sowohl die "falsche" Meterspurvariante, als auch die Regelspurradsätze aufnehmen kann.

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Da ich nur einen Ali-Motor geordert hatte, erhielt die 2. Achse nur einen Motor-Dummy. Um die Bodenfreiheit etwas zu erhöhen, habe ich den Motor schräg gestellt. Dadurch liegt der tiefste Punkt nur direkt unter der Achse. Weiterhin scheint mir das Alugehäuse für meinen Einsatzfall derart überdimensioniert, sodass ich es unten frei gefräst habe - da kommt dann noch eine Abdeckung drüber. Der Lautsprecherhalter in der Mitte dient gleichzeitig als untere Motorabstützung.
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Das Pappmodell ist auf der Anlage im HSM so schön gelaufen, dass ich mich nach einigen kleineren Anpassungen gleich an eine gelaserte ABS Variante gemacht habe. Mehr als 38 Teile sind es für die Tragstruktur in 2 mm ABS gar nicht. Die Verzierungen und der 0,5 mm Unterboden kommen später dazu.
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Rechtzeitig traf die zweite Motorenlieferung ein - hier noch ohne Getriebefreimachung unter der Achse. Eine dieser "Motorgondeln" wird fest im Gehäuse verschraubt. Die zweite ist für die Dreipunktlagerung um ein paar Grad drehbar gelagert. In die 5 mm Löcher - unten knapp über der Tischkante - können LGB Kohlen gesteckt werden. Auch hierfür ist bereits eine Alternative in Planung....

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Und noch mal der Blick von unten. Der Lautsprecher musste bauraumbedingt etwas tiefer als bei der Schrittmotorvariante gesetzt werden, wird aber noch vollständig von den seitlich daneben sitzenden Schienenbremsen verdeckt. Die Kabelführung zu den Kohlen wird man nach dem Lackieren auch nicht mehr erkennen, da sie noch im Radkreis verläuft. Die Räder sind aus VA gedreht und mit einer M3 Madenschraube gesichert - ja, bei einer muss man natürlich vorher nen Plastikpröppel einlegen, damit die Madenschraube nicht die Radisolierung zunichte macht ;-)

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Natürlich wollte ich auch gleich mal den Lautsprecher ausprobieren. Kleine Soundschnipsel abspielen zu können, finde ich für die Straßenbahnmodelle nett. Eine permanente Beschallung mit kontinuierlichen Fahrgeräuschen finde ich nicht erstrebenswert - erst recht nicht, wenn man mit 10- 20 Straßenbahnen auf der Clubanlage fährt - sicherlich eine Ansichtssache! Mein Stahlwagen soll lediglich eine einfache Soundquelle bekommen. Auf der Schrittmotorplatine hatte ich ein JQ6500 Modul verbaut - rechts im Bild. Das bekam ich zwar zum Laufen, es mackte aber immer mal rum, indem es nichts mehr abspielte - woran es lag? Das Ergebnis war aber unbefriedigend.

Eine Recherche nach neuen Modellen brachte das "DFPlayer Mini" Modul in den Einkaufskorb, siehe Bildmitte. Bei Amazon bekam ich 2 Stück für 9 Euro mit 24 h Lieferung. Ausgepackt, programmiert und MP3s von der SD-Karte abgespielt - besserer Sound und Software scheinbar fehlerfrei! Aus China sind nun 10 Stück für 12 Euro unterwegs. Man darf hier keine Klangwunder wie bei einem 100 € High-End Modul erwarten. Fürs Klingeln und das Ratschen der Handbremse genügt es mir.

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Meine Hauptplatine zum Fahrzeugbetrieb musste ich in zwei Punkten umarbeiten. Die Funkfernbedienung sollte auf DCC umgestellt werden und es galt, gewöhnliche DC Motoren zu steuern. Großbahndecoder können gegenüber H0 Modellen größere Ströme und höhere Spannungen verarbeiten, sind dabei aber teurer und größer. Beides passte mir nicht ins Konzept. Die erste Idee - ich habe bisher noch keine Erfahrung mit DCC Modellbahndecodern gehabt, dieser ganze Modellbau ist nur eine Coronabegleiterscheinung (aufgetreten schon vor der Impfung!) - das SUSI Signal eines H0 Decoders oder auch direkt die Leistungsstufenansteuerung für eine eigene Leistungsstufe zu verwenden. Nach ein paar Stunden Rumspielen und Messen kann man den Entwicklern dieser DCC Decoder nur seine Hochachtung aussprechen, was sie da alles eingebaut und einprogrammiert haben. Schön z.B., die Lastregelung am Ossi zu beobachten, wie bei Belastung die EIN-Tastungen länger werden, oder bei plötzlichem Lastabfall - bergab oder bei gerissener Kupplung ;-) - sofort einige Perioden überhaupt kein Strom mehr abgegeben wird. Das muss ich in meiner Lebenszeit nicht neu erfinden.

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Also habe ich meine Bahn zunächst todesmutig mit einem winzigen H0 LokPilot5 von ESU mit gelisteter 1,5 A Dauerstromabgabe ausprobiert. Erstaunlicherweise benötigt die Bahn mit beiden Motoren bei 12 Volt nur um die 200 - 300 mA. Bei größerer Anhängelast und 20 Volt erwärmt sich der Regler aber doch erheblich und regelt sich selber zum Abkühlen ab. Und auch die Motoren hatte ich mit einer Nennspannung von 12 Volt bestellt. Da die verbauten Endstufenchips nach Datenblatt 60 Volt und 5 A vertragen, musste ein Weg zur Nutzung der guten ESU Motorsteuerung zu finden sein.

Die wesentliche Erwärmung der Decoder rührt von drei Komponenten her: den Gleichrichterdioden, dem 5 V bzw. 3,3 V Spannungsregler und natürlich der Endstufe. Diese drei Wärmequellen geben ihre Energie auch in die Platine ab, wodurch z.B. der Temperaturfühler im Mikrocontroller leicht eine Notabschaltung auslösen kann. Daher habe ich zunächst die 4 Gleichrichter-Dioden von der ESU Platine abgelötet und durch Modelle mit höhere Strombelastbarkeit auf meiner Hauptplatine ausgetauscht. Um den 5 V Spannungsregler und meine Motoren nicht durch die hohe Eingangsspannung zu belasten, habe ich hinter diesen Gleichrichter einen 60 ct DC/DC Wandler gesetzt, der die Spannung verlustarm von 20 auf 13 Volt herunter regelt. Damit war das Wärmeproblem und die Spannungsthematik gelöst.

Aber aus einer solchen Gleichspannung kann der DCC Decoder natürlich kein DCC Signal mehr lesen! Wie macht das den das Original, die richten ja auch gleich - naja, die zapfen sich das Signal einfach vor dem Gleichrichter in Originalform ab. So habe ich dann der von den Gleichrichterdioden befreiten ESU Platine neben den 13 Volt auf U+ weiterhin die Schienenspannung auf den Anschlüssen Gleisanschluss links/rechts zur Verfügung gestellt - und es läuft!

Auf der 20 Volt Seite zwischen Gleichrichter und 13 Volt DC/DC Wandler habe ich 3 Pufferkondensatoren mit zusammen 8100 µV/35 Volt verbaut. Da diese vor dem Wandler liegen, merken die 13 Volt Verbraucher bei dreckigen Schienen eine Kondensatorentladung sogar erst, wenn die Kondensatorspannung von 20 auf 13 Volt gefallen ist - das ist noch ein Vorteil dieser Anordnung. Glücklicherweise funktioniert die CV Programmierung trotz dieser Kondensatoren noch.

Man darf davon aber keine Wunder erwarten. Bei mittlerer Geschwindigkeit kam der Wagen auf einer isolierten Strecke ca. 12 cm weit. In langsamer Rangierfahrt aber nur knapp 1,5 cm. Den Decoder hatte ich in beiden Fällen auf "6 sec Fahren ohne DCC Signal" gestellt. Im jetzt vorhandenen Bauraum werde ich nur 2/3 der Kondensatorkapazität unter bekommen - für eine kurze Stromunterbrechung wohl immer noch ausreichend.

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Diese Nachtz ist das Layout der neuen Hauptplatine fertig geworden. Bis auf die Steckplätze zum Wagenkasten und die Position der Schrittmotoransteuerung der zwei Zielanzeigen in den Batteriekästen musste ich aus Bauraum- und Schaltungsgründen alles abändern. Die Steuerung aller Sound-, Licht- und Sonderfunktionen meines Stahlwagens wird der bisher bereits verbaute Mikrocontroller übernehmen. Die DCC Steuerimpulse erhält er aus der SUSI Schnittstelle des ESU Decoders - so musste ich in der Software nur die SUSI-Signale auswerten und den bisherigen Funksignalen zuordnen.

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Das Layout habe ich diese Nacht um 2 Uhr nach China geschickt. Zum Glück haben die Chinesen noch keine 4-Tage-Woche und unterliegen auch (noch) keinen Handelsbeschränkungen wegen der Taiwan Frage, sodass sie bereits mit der Produktion begonnen haben - die Post wird wohl länger brauchen als die eigentliche Produktion - naja, so seid Ihr in der Wartezeit zu diesen Zeilen gekommen ;-)

Frohe Ostern
Rainer

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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

Bisher habe ich alle Laserzuschnitte im CAD bearbeitet und dann im zum Lasercontroller gehörigem Programm RDWorks lediglich den Linien die Schnittparameter zugeordnet. Freude bereitet mir nun mein neu angeschafftes Laserprogramm LightBurn - war bisher immer zu geizig gewesen, das zu kaufen.

Damit lassen sich Bauteile mit Ihren Bohrungen etc. gruppieren und unproblematisch "auf dem Tisch" anordnen und ausrichten. Die Schnittdatenbibliothek ist deutlich besser strukturiert. Das Programm erkennt seit Version 1.3 automatisch übereinander liegende Linien und lasert an diesen Stellen nur genau 1x. Schön ist auch die Funktion, Tabs - also kleine Stege - zu setzen, damit die Teile beieinander bleiben - das kannte ich bereits von den Fräsprogrammen. In LightBurn kann ich die Tabs auch noch von oben etwas einschneiden, damit die Teile noch leichter zu trennen und passend zu beschleifen sind.

Für die 2 mm ABS Platte habe ich schon eine gute Einstellung gefunden. Die Tabs sind 0,6 mm lang und werden von oben über ihre ganze Länge mit 25% der Schnittleistung "angeritzt". Neben der Übersichtlichkeit, dass alles vorhanden ist, konnte ich das 2 mm Material auch in einem Stück mit dem Schleifklotz bearbeiten - mit 120ger den Laserbart entfernt und mit 320ger glatt geschliffen. Das 320ger ist noch Restbestand - sonst hätte es vielleicht auch 240ger gemacht - das ABS ist aber sehr weich, wodurch sich leicht Schleifspuren bilden - und da es sich nicht zu setzt, geht 320ger auch sehr gut.

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Dies Vorgehen spart gegenüber dem Beschleifen jedes Einzelteils enorm viel Zeit. Bei 0,5er ABS reißen die Tabs wegen der Schleifkräfte. Dafür plane ich mir einen Staubsauger-Vakuumtisch zu bauen, der die Teile zusätzlich auf der Platte hält - mal sehen, ob das funktioniert...

Heute habe ich drei so hergestellte Fahrgestelle mit dem passenden Graugrün lackiert - es geht voran...

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Gruß
Rainer
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

Die letzte Zeit habe ich mich mit dem Spur 2 Fahrgestell für den Stahltriebwagen beschäftigt, das entgegen dem bisherigen 2m Fahrgestell natürlich maßstäblich richtig ist.

Ich hätte die 2m Getriebeeinheit auch hier einsetzen können. Zukünftig geplante Modelle haben einen Radstand kleiner als 3 Meter und das wäre bei 2 Motoren pro Fahrgestell mit den bisherigen Getrieben nicht möglich gewesen.

Der Kaiserweg dafür wären 2 Faulhabermotore mit Getriebe in einem Tatzlagerantrieb. Geworden ist es ein volksrepublikanisch getriebenes Tatzlager "für Arme", das durch den großen Motor bei 36 mm Raddurchmesser gerade noch ausreichend Bodenfreiheit bietet und genügend Leistung für ein vorbildgetreues Vmax von 50 km/h zur Verfügung stellt.

Leider muss ich jetzt statt drei Fahrgestellen vier bauen, da Helmut Schmidt seinen Bausatz nicht mehr erhalten kann ...

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Zur Reduzierung der Variantenvielfalt habe ich nur eine Tatzlagereinheit konstruiert, die auf beide Wagenseiten verbaut wird. Die richtige Polung von Schleifer und Motor wird durch die Verdrahtung auf der Platine hergestellt. Wird im Original wahrscheinlich auch so sein? - müsste ich mal nachschauen ...

Gruß
Rainer
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

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RAL 7009 Grüngrau immer wieder eine Augenweide und Erinnerung an technische Dinge der Kindertage!

Gibt es eigentlich irgend einen empfehlenswerten Lackierservice für Spur 2 Modelle? Solche untergeordneten Dinge wie Motorträger und Fahrgestelle kriege ich mit meinen beschränkten Air Brush Erfahrungen noch hin. Aber so einen 450 mm langen Wagenkasten befriedigend zu spritzen strengt mich schon sehr an und lässt mich über eine Dienstleistung nachdenken...
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von teppichbahn »

Hallo Rainer,

ich schreibe als jemand, der weit, weit weg ist von deiner Modellbaukunst, aber trotzdem eine Idee: Könntest du große Teile nicht einfach mit Sprühdosen lackieren? Du hast natürlich nicht die Feinkontrolle wie mit der Airbrush, aber gerade bei großen Flächen bekommt man sehr gute Ergebnisse bei minimalem Aufwand.
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Dampfboot
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

Hallo Teppichbahner,

danke erst mal für das Kompliment zur Kunst - für mich ist Konstruktion und Bau eher Handwerk. Kunst wäre es, wenn ich das auch ordentlich lackiert bekäme. Ich drücke mich immer tagelang vor dem Lackieren und sprühe dann mit einem mulmigen Gefühl. Bei den gedruckten Details und Nietenreihen ist ein Nachschleifen eher unmöglich. Man muss also z.B. in/um die Achslager und Federn eine Weile sprühen, bis alle inneren Bereiche Farbe abbekommen haben, dann darf es aber auf den Flächen drumherum nicht schon zu dick sein. Das ICH das mit ner Dose hinbekomme, bezweifle ich eher. Auch der Wagenkasten hat solche Stellen mit Nietenreihen und ich will davon noch 6 Stück bauen.

Schwierigkeiten habe ich besonders mit unterschiedlichen Glanzgraden in den Lagern und auf den Flächen drum herum. Je größer die Flächen werden, um so schwieriger für mich. Aktuell „nebele“ ich aus der Not heraus zur Reparatur über das ganze Teil, um eine Mattierung zu erzeugen - ob das Profistyle ist? Auch wenn mein erster Wagenkasten einigermaßen geworden ist, war mir das noch viel zu „aufregend“.

Ich verwende meine Air-Brush aber auch nicht so häufig - hat von Euch schon mal jemand irgendwo einen Air-Brush Kurs besucht? Ich würde das wirklich gerne richtig können...
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von teppichbahn »

Dampfboot hat geschrieben: Di 5. Mär 2024, 09:35 Ich drücke mich immer tagelang vor dem Lackieren und sprühe dann mit einem mulmigen Gefühl. Bei den gedruckten Details und Nietenreihen ist ein Nachschleifen eher unmöglich. Man muss also z.B. in/um die Achslager und Federn eine Weile sprühen, bis alle inneren Bereiche Farbe abbekommen haben, dann darf es aber auf den Flächen drumherum nicht schon zu dick sein. Das ICH das mit ner Dose hinbekomme, bezweifle ich eher. Auch der Wagenkasten hat solche Stellen mit Nietenreihen und ich will davon noch 6 Stück bauen.
Ich bezweifle das bei deinen sonstigen Fähigkeiten eher nicht.

Ich würde einfach mal eine Sprühdose an ein paar Probeteilen ausprobieren. Der (meist Nitro-)Lack bewahrt Details viel besser, als man denkt. Nieten und Ähnliches sind eigentlich kein Problem. Du musst auch nicht furchtbar aufpassen, wenn du in irgendwelche Ecken und Nischen sprühst. Eine Airbrush ist viel komplexer zu handhaben. Du kannst auch den Standard-Sprühkopf durch einen feineren weiss-blauen tauschen, dann hast du etwas mehr Kontrolle.

Ich habe Dutzende Dreh- und Wagengestelle mit Dosen lackiert, es ist wirklich schwer, da aus Versehen Details zuzumatschen. Natürlich, das war LGB, also waren es eher "Details" als Details, aber beurteilen lässt sich der Verlauf des Lacks daran trotzdem. Ich konnte mit Dosen auch saubere 1mm-Zierlinien sprühen. Und du hast in in ein paar Minuten sauber und gleichmäßig deckend enorme Mengen lackiert. Mit der Airbrush würde mir da ganz schwindelig werden.
Dampfboot hat geschrieben: Di 5. Mär 2024, 09:35 Schwierigkeiten habe ich besonders mit unterschiedlichen Glanzgraden in den Lagern und auf den Flächen drum herum. Je größer die Flächen werden, um so schwieriger für mich. Aktuell „nebele“ ich aus der Not heraus zur Reparatur über das ganze Teil, um eine Mattierung zu erzeugen - ob das Profistyle ist?
Du könntest bei der Lackierung Basislack und Glanzgrad voneinander trennen, dann hast du diesen Stress nicht. Das wäre auch durchaus Profistyle. Das heißt, die erste Lackierung (nach eventueller Grundierung) ist ein Basislack, der nur die Farbe bestimmt, üblicherweise in Hochglanz. Den Glanzgrad regulierst du hinterher ganz in Ruhe mit einer Schicht Klarlack.

Dosenlack hat meist auch die Eigenschaft, dass er nicht chemisch aushärtet, sondern nur das Lösemittel verdunstet (ist trotzdem mechanisch extrem robust). Er löst also bestehende (gleichartige) Lackschichten leicht an, verläuft besser und erzeugt so bessere Übergänge.

Womit lackierst du denn zur Zeit mit der Airbrush? Acrylfarbe, wasser- oder alkoholbasiert? Oder Alkydharzlack?
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

Wegen des für mich einfachen Bezugs in allen RAL Tönen verwende ich diesen Lack:
https://www.brillux.de/produkte/kat1/pm ... pm7741.pdf

Entgegen der Vorschrift verdünne ihn für meine 0,4 mm Düse bis zu 30%.

Für kleine Bauteile hat sich das bewährt. Die Farbe geht ohne Grundierung eine hervorragende Bindung mit den ABS Platten der Wagen ein.
Gruß Rainer - https://radow.org
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Re: HAWA Stahlwagen in 1:22,5

Beitrag von Dampfboot »

Die letzte Räder hatte ich daheim an der manuellen Drehmaschine gefertigt. Glücklicherweise gab es neulich ein "Arbeitsloch", in dem der Kollege CNC Dreher für mich etwas vorarbeiten konnte.

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Die Rattermarken in der Radscheibe sieht man im verbauten Zustand nicht - so ging es am schnnellsten ;-)

Um eine problemlose Zugänglichkeit und eine vereinfachte Montage/Demontage des Tatzlagerantriebs zu gewährleisten, wird eins der Räder direkt auf der 6 mm Achse geklemmt. Dafür habe ich gestern das Achsloch auf 6 mm aufgerieben, eine Planfläche auf dem Nabenumfang gefräst und dort eine M3 Gewindebohrung für die Klemmschraube eingebracht.

Das zweite Rad wird isoliert auf die Achse gepresst. Dazu habe ich die Nabe aufgebohrt und auf 10 mm aufgerieben. Mit der Isolierbuchse habe ich ein wenig herumexperimentiert. Folgendes hat sich nun bewährt. Ein PVC Stab wird außen mit 0,1 bis 0,15 mm Übermaß gefertigt und auf 11 mm abgelängt. Anschließend wird dies Teil komplett in die 10 mm Spannhülse der Drehmaschine gesteckt und erhält dort eine Bohrung, die in der gleichen Aufspannung auf 6 mm aufgerieben wird. Mittlerweile habe ich mir sagen lassen, dass pfiffige Modellbahner hierfür fertige Kunststoffbuchsen verwenden, auf deren Dimensionen sie dann ihre Anschlussteile tolerieren. Mir gefällt aber das Aufreiben in handelsüblichen Durchmessern und ob es dafür passende/klemmende Buchsen gibt?

Bei der Montage wird zunächst das PVC Isolierstück in die Nabe gepresst. Dabei verringert sich die vorher auf 6 mm aufgeriebene Bohrung so weit, dass die 6 mm Achse nach dem Einpressen zuverlässigen Halt findet. Eingepresst wird bei mir im Maschinenschraubstock, da ich selbst für eine kleine Presse keinen Platz mehr hätte.

Ist die Achse in irgend einer Weise scharfkantig oder das Übermaß zu groß gewählt, wird die Buchse beim Einpressen beschädigt. Das erkennt man am Austreten von PVC Spänen. In der Regel sitzt das Rad dann nicht zentrisch auf der Achse und es muss eine neue Buchse gefertigt werden. Mein Ausschußmaß für Plan und Rundlauffehler habe ich willkührlich bei größer 0,04 mm gesetzt - gibt es dafür Erfahrungswerte?

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Links im Bild ein paar vorbereitete PVC Buchsen D = 10,1 mm und L = 11 mm (noch ohne Loch).
Die Achsen werden nur da poliert, wo nachher die Schleiferkohle sitzt.
Die Isolierbuchse ist so gefertigt, dass sie 0,3 mm über die Radnabe hinaus steht. Das dagegen gestellte Kugellager wird hierdurch zuverlässig vom Rad isoliert.
Gruß Rainer - https://radow.org
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