Versuche im Landschaftsbau

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Moderator: Marcel

teppichbahn
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Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

ich wollte ein bisschen von meinen schon länger andauernden Landschaftsbauversuchen berichten. Alles lief reichlich planlos, hat aber trotzdem Spaß gemacht. Die Gleisführung meiner an einem Nachmittag aufgebauten Teppichbahn ist wenig plausibel, um es vorsichtig auszudrücken. Dementsprechend war es eigentlich nicht besonders sinnvoll, einfach zwischen den Gleisen auf dem Teppich mit der Ausschmückung anzufangen.

Gemacht habe ich es trotzdem, denn sonst hätte ich die "Anlage" erst ganz neu aufbauen müssen. Dann hätte mich mir Gedanken über einen sinnvollen Gleisplan gemacht, hätte festgestellt, dass eine Teppichbahn ohne Unterbau nicht besonders zukunftsfähig ist und dass mein altes Gleis- und Rollmaterial von LGB sowieso keine Modellanlage hergibt. Kurz, auf absehbare Zeit wäre gar nichts passiert. Mit der Spielbahn auf dem Teppich konnte ich stattdessen bei den Techniken im Geländebau einiges lernen, auch wenn natürlich keine stimmige Landschaft herauskommen kann.

Andererseits kann ich mir inzwischen gar nicht mehr vorstellen, wie der Landschaftsbau bei einer echten Anlage mit Unterbau laufen könnte. Nach zwei Metern Landschaft lernt man so viel, dass man die Teile davor wieder abreißen muss, um ein homogenes Bild zu erhalten. Ich habe aus dem Grund auch immer wieder ältere Geländeteile verschlimmbessert. Vielleicht sind in unserem Maßstab deshalb durchgestaltete Innenanlagen so selten und stattdessen Module und Dioramas beliebt?

Als ich vor gut zwei Jahren mit der Ausschmückung angefangen habe, habe ich einfach wild Dinge wiederverwertet, die halt so rumlagen. Steinchen von der Straße auf die Gleise, angemalte Styroporverpackungen und Pappreste dazwischen. So sah es auch aus, aber als Anfänger freut man sich trotzdem, die Ansprüche steigen ja erst mit der Erfahrung, zum Glück. Irgendwann habe ich mir wenigstens einen Sack Gips gekauft, später ein paar Fertigformen, noch später sogar einen Greenkeeper zum Begrasen.

Rein technisch hat sich an dem Gestümper nichts geändert, Gleise und Landschaftsteile liegen einfach auf dem Teppich. Wenn mal Unterbau da ist, besteht er aus altem Gerümpel, das irgendwo verstaut werden muss:

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Be der Oberflächengestaltung gab's schon eine Lernkurve. Eine Felsgestaltung nur durch Ritzen habe ich nicht hinbekommen, das Ergebnis sah immer wie eine schlecht verputzte Kellerwand aus. Vielleicht geht es mit viel Aufwand und sehr kleinen Felspartien, aber dazu habe ich zu viel Fläche und zu wenig Geduld. Mit Fertigformen ging es besser, aber die gegossenen Stücke haben sich nicht gut in die Landschaft eingefügt und alles sah sehr nach Flickwerk aus.

Zur Zeit baue ich die Felsen also aus einer Mischung von Gussteilen und selbst geritzten Partien. Dazu nehme ich Füllspachtel, dadurch habe ich etwas länger Zeit, bevor der Gips abbindet. Bei den selbst modellierten Teilen versuche ich, die Strukturen der gegossenen Felsen in etwa fortzusetzen und zu verbinden. Insgesamt bin ich auch dazu übergegangen, feine Muster horizontal, große Strukturen eher vertikal zu modellieren. Ob das bei der Art Gestein (Granit?) irgendwie realistisch ist, sei dahingestellt, aber ich will vermeiden, dass die Felsen wegen der Fertigformen völlig chaotisch und zusammengestückelt aussehen. Inzwischen klappt das so einigermaßen, anfangs gar nicht.

Das Gelände selbst baue ich vollständig aus Styropor(resten). Die Arbeit am Rohbau finde ich ziemlich zeitaufwändig und anstrengend, weil die Landschaft in viele tragbare Teile aufgeteilt werden und irgendwie zwischen die Spielbahngleise passen muss. Sich zwischen der Achterbahn etwas einigermaßen Stimmiges auszudenken, ist gar nicht so einfach. Außerdem muss ich mit dem Styropor schon sehr nah an die endgültige Struktur kommen muss, um später beim Spachteln Material zu sparen. Anderenfalls muss ich mit Gips nicht nur die Oberfläche, sondern auch Geländeformen modellieren. Dann werden die großen Module zu schwer, um sie auf einem kleinen Zeh balancierend in irgendwelche Anlagenecken einzupassen. Zudem ist alles schwimmend auf dem Teppich "verlegt", dadurch kann sich bei dem ständigen Auf- und Abbau alles verschieben.

Die Geländeteile nenne ich mal Module, auch wenn der Begriff eigentlich irgendeine Art von Systematik impliziert. Bei mir sind Größe und Form der Module völlig zufällig entstanden, je nachdem, was gerade für Styroporreste da waren oder daneben an Gerümpel stand.

Bei der Gestaltung habe ich anfangs unmotivierte Felsen, Spalten, unschöne Übergänge usw. toleriert, denn "da kommt ja sowieso noch Grünzeug drüber, dann wird das schon alles irgendwie kaschiert". Mag sein, aber schön wird's dann nicht mehr. Also versuche ich jetzt so zu arbeiten, dass ein Stück Landschaft auch in frühen Arbeitsgängen schon stimmig aussieht.

An den Stellen, wo ich nicht ritze, streue ich in verschiedene Größen gesiebtes Geröll aus Gipsresten direkt in den frischen Gips, damit spare ich mir die Befestigung und separate Bemalung. Auch Pfade kann ich mit verschieden großen Steinchen schon grob markieren. Schließlich siebe ich noch etwas Gipspulver über die frischen Flächen. Das Pulver bindet auf den feuchten Stellen ab und bildet eine rauhe Oberfläche, die glatte Wulste und andere verräterische Texturen kaschiert.

Jetz aber endlich mal ein Bild, wie einige der Module nach dem Rohbau aus Styropr und Gips aussehen:
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Das Hangteil mit steilem Wanderweg etwas näher betrachtet:
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Bei der Kolorierung mache ich es mir einfach und schütte einfach einen Eimer stark verdünnte graue Wandfarbe über das gesamte Modul. An ein paar Stellen tupfe ich noch nass in braunen Tönen nach, ansonsten sorgt der Gips von allein für eine plastische Struktur. So dauert die Bemalung von einem Quadratmeter Landschaft keine zehn Minuten:

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Nachteil der Methode ist die nur indirekte Kontrolle über die Farbgebung, der Gips hellt beim Trocknen noch über Tage nach. Außerdem muss man enorm aufpassen, für Gussfelsen und geritzte Partien die gleiche Gipskonsistenz zu verwenden, also auf keinen Fall schön flüssig zum Gießen und schön fest zum Spachteln. Sonst absorbieren die Teile die Farbe unterschiedlich und die Übergänge werden sehr hässlich sichtbar. Ganz angeglichen bekommen habe ich das Absorptionsverhalten von gespachtelten und gegossenen Partien aber nicht, habt ihr da Tipps oder Erfahrungen?

Zum Nacharbeiten nutze ich noch manchmal etwas halbtransparenten Lack in Braun und Grau aus der Sprühdose, damit lassen sich Partien noch nachträglich optisch vereinheitlichen oder etwas lebhafter gestalten.

Im nächsten Schritt streue ich gesiebte Erde und Fine Turf über das Modul. An so einem Hang kann ruhig Felsuntergrund durchscheinen, auf flacheren Geländeteilen streue ich mehr Erde auf. Geröll und Felsen fege ich mit einem Pinsel frei und fixiere das Ganze mit gesprühtem Leimwasser:

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Danach folgt die erste Begrasung:

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Eine zweite Schicht Gräser fehlt noch, aber mein Greenkeeper schwächelt schon wieder, obwohl er bereits einmal repariert wurde. Auch ein paar Bodendecker und Blumen sollen noch dazukommen. Eventuell gibt's noch ein paar kleine Büsche und oben rechts ist auch eine Halterung für eine optionale Fichte eingebaut.

Hier noch die beiden anderen Module nach den gleichen Arbeitsschritten:

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In den Modulen sind sieben Holzklötze mit Bohrung als Halterung für Bäume verbaut sind. Außer Erde und Fine Turf habe ich deshalb um die Baumlöcher auch zerkleinertes Laub aufgestreut, damit potentielle Bäume später nicht völlig unmotiviert in der Graslandschaft stehen

Und so sehen zwei der Module in der Anlage aus der Wanderer-Perspektive aus:
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Und aus der Märklin-Perspektive, insgesamt sind auf dem Bild acht Module zu sehen:
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Ich überlege, wie viel Details ich in dem Abschnitt noch nacharbeite. Auf der einen Seite ist das bisher eigentlich nur die Basisgestaltung, auf der anderen Seite kommt ein Betrachter da kaum auf drei Meter heran.

Acht weitere Module sind noch im Rohbau, aber seit dem Kälteeinbruch Anfang Dezember ist für's erste Baustopp, da bei den Temperaturen auf dem Dachboden nichts mehr trocknet.

Euch allen einen guten Rutsch!
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tim-schaechterle
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von tim-schaechterle »

Wow, das sieht ja richtig genial aus. Hab mir deinen Beitrag gleich mal gemerkt, denn das Thema kommt bei mir in ein paar Jahren auch auf mich zu.
Smokey55
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von Smokey55 »

Die besten Felsen die ich seit langem gesehen habe!!
teppichbahn
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Hier noch ein Bild aus einem anderen Winkel, den Wanderweg von oben sieht man hinten rechts.

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Die Module vorn sind schon etwas älter, und ich habe sie inzwischen zweimal überarbeitet. Vieles passt mir noch nicht, aber dazu wäre eine Runderneuerung nötig, und wegen der großen Fläche bin noch nicht ausreichend motiviert. Bäume und Büsche sind sowieso nur eingesteckt bzw. aufgelegt, die stehen nach jedem Räumen anders.
KTW_1960
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von KTW_1960 »

Die Felsen sind mehr als überzeugend - Respekt
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teppichbahn
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Hallo,

jetzt, wo die Temperaturen seit einigen Wochen gestiegen sind, konnte ich mich endlich an weitere Landschaftsmodule machen. Meine Bau-Doku ist etwas umfangreicher geworden, deswege teile ich die Text- und Bilderwand auf mehrere Beiträge auf.

Um die bisherige Geröllandschaft etwas aufzulockern, habe ich einen Gebirgsbach durch die neuen Module geplant. Bei den unteren Teilen wirkt der Bach leicht albern, weil ich nicht tiefer als auf Gleisniveau gehen kann. Ich habe versucht, das etwas zu kaschieren, aber so sind eben die Einschränkungen einer Teppichbahn.

Die Module sind wieder aus Styropor mit einer möglichsten dünnen Schicht Gipsspachtel, um Gewicht zu sparen. Wie immer versuche ich, alles schon im Rohbau mit Spachtel durchzugestalten, so dass nur noch Farbe, Begrünung und Wasser fehlt.

Hier sind die ersten drei Module nach dem Gipsen:

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Sie bilden eine langsam abfallende Hochebene, wo auch der Bach anfängt; außerdem sind diverse Steckplätze für neue Fichten eingebaut.

Dann ein Modul, wo der Bach einen Steilhang hinunterfällt, bis er unter einer kleinen Bahnbrücke hindurchfließt:

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Und schließlich drei Module mit dem Bach auf Bodenniveau und Steilhang dahinter, der an die ersten Module anschließt und Steckplätze für die geschwungenen Grau-Erlen bietet:

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Außerdem brauchte ich noch diverse Kleinteile, um Lücken zu füllen, wie etwa den Bach unter der Brücke, das Gelände über der Galerie oder hier ein kleines Stück vor den Gleisen:

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So viele Felswände wären eigentlich nicht meine Wahl gewesen und ich hätte lieber eine sanftere Landschaft gebaut. Die klassischen (H0)-Modellbahnanlagen mit ihren Orgien von Steilwänden und Stützmauerverhauen fand ich immer abschreckend. Auch auf die Wasserfall-Kaskaden hätte ich beim Bach gern verzichtet. Zum einen hab ich damit keine Erfahrung, zum anderen kann ich mir nicht vorstellen, dass solche dynamischen Gewässer als statisches Modell gut funktionieren.

Aber die Achterbahn-Gleise liegen nun halt, wie sie liegen, also muss ich da irgendwas drumherum bauen. So habe ich wenigstens versucht, die Topografie einigermaßen fließend zu gestalten und fast senkrechte Wände, die klar erkennbare Anlagenebenen verbinden, zu vermeiden.
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Zur Verbindung der Landschaftsmodule mit den Gleisen brauchte ich außerdem diverse Kunstbauten. Als erstes Brückenteile und zwei Tunnelportale für die Dampf-Nebenstrecke:

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Die Detailierung ist bestenfalls auf H0-Niveau, aber ich habe bisher noch keine Ahnung, wie man ordentliche Natursteinmauern modelliert.

Dazu noch eine vergammelte Betongalerie und eine Natursteinmauer für die Bergausfahrt der Hauptstrecke, von links soll der Berg auslaufen:

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Sowas Heruntergekommenes würde es bei der RhB natürlich nie geben, aber der Zustand kurz vorm Wegbröckeln trifft sich ganz gut mit meinen Spachtelkünsten. Auch bei der Rückwand passt meine Struktur nicht wirklich zu einer Natursteinmauer, außerdem sind die Fugen etwas schief geraten. Aber die ganze Ritzerei wird irgendwann ermüdend, so dass mir die Motivation gefehlt hat, sorgfältiger zu arbeiten.

Dann habe ich noch weitere Brückenteile neu gebaut, die es im Prinzip schon gab, deren Steinstruktur und -farbgebung aber nicht mehr zu den neueren Mauernteilen passten. Die Herangehensweise war wieder dieselbe. Durch die Routine wurde das Ergebnis sauberer, wenn auch nicht unbedingt realistischer:

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Das Ergebnis sieht eher nach Sandstein aus, jedenfalls nicht nach den typischen Bruchsteinen in Graubünden. Dazu ist die Struktur viel zu regelmäßig und ich hätte nach dem Ritzen noch auf jeden Stein eine Bruchstruktur aufbringen müssen. Dazu hatte ich nicht mehr die Nerven. Außerdem klappt dann das Verfugen nicht mehr so einfach.

Die Mauern habe danach noch mit etwas transparentem Sprühlack gealtert, damit besonders die Fugen nicht mehr so strahlend-frisch wirken. Die eigentliche Alterung habe ich aber noch nicht gemacht, dazu werde ich mir später Gedanken machen, wenn ich das Gesamtbild beurteilen kann. Es bleibt ja alles herausnehmbar.
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Als nächstes war die Bemalung und Begrasung der Rohmodule dran. Da ich diesmal wirklich diverse Quadratmeter Gipslandschaft zu gestalten hatte, war mir auch ein großer Malerpinsel nicht mehr effizient genug, außerdem bricht der auch gern mal etwas angeweichtes Geröll ab. Also habe ich mit einer Blumen-Spritzflasche die Farbe aufgesprüht, das ging noch mal deutlich schneller. Dabei habe ich insgesamt etwa drei Liter mit Wasser verdünnte Abtönfarbe verbraucht. Interessanterweise gab es tatsächlich einen gewissen Airbrush-Effekt, das heißt, der Farbauftrag war gleichmäßiger und die Farbe verhielt sich trotz starker Verdünnung kaum wie ein Wash. Nur war die Düse dauernd verstopft, nervig war das ganze also trotzdem.

Als Beispiel ein paar Module nach der ersten Grobkolorierung, Feinarbeiten wie Enamel-Washes habe ich erst später gemacht:

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Zur Bodengestaltung habe ich zwischen Geröll und Felsen eine ordentliche Schicht gesiebte Erde mit etwas Gipspulver zur Aufhellung aufgestreut. Darauf etwas Fine Turf und dann alles mit aufgesprühtem Alkohol und Acrylbinder fixiert. Das gibt auch den feinen Gipsstrukturen noch mal mehr Stabilität.

Auch dazu wieder ein Beispiel:

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Beim Begrasen bin ich diesmal etwas systematischer vorgegangen, um einen nicht mehr wirklich sattgrünen Bewuchs im Sommer auf kargem Felsuntergrund darzustellen. Dazu habe ich in drei Durchgängen Leim aufgetragen und insgesamt fünf verschiedene Fasermischungen verwendet. Angefangen habe ich mit einer flächigen, aber lückenhaften Grundierung mit kurzen bräunlichen Fasern. Hier mein einfachstes und kleinstes Modul vor und nach der ersten Begrasung:

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Auf die Grundierung habe ich unregelmäßig Leim aufgetupft. Darauf kamen stellenweise kurze rot-braune und grün-braune Fasermischungen, aufgefüllt mit mittellangen gedeckt-grünen Fasern:

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Zum Schluss habe ich noch punktuell lange eher grüne oder eher beige Fasern aufgeschossen:

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Besonders im Naheindruck sieht das Ergebnis deutlich besser aus, auch wenn ich noch ein besseres Gefühl dafür entwickeln muss, wie ich die verschiedenen Fasermischungen am besten auftrage. Im Gesamteindruck später auf der Anlage hat mich die Begrasung dann doch nicht mehr so überzeugt, weil alles irgendwie etwas verwaschen wirkte. Für die oberste Schicht habe ich matten Acrylbinder statt Leim verwendet, die Tropfen bleiben nach dem Trocknen bei genauem Hinsehen aber leider trotzdem erkennbar.

Und zum Schluss ein paar Bilder der Bemalung und Begrasung einiger anderer Module im Schnelldurchlauf:

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Die letzten Arbeitsgänge wie zusätzliche Washes für die Felsen, die Feinarbeit an den Wegen, die ganze Bachgestaltung und natürlich Bäume und Büsche fehlen jeweils noch.
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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Jetzt fehlte also noch der Gebirgsbach. Für die Wassergestaltung habe ich Epoxidharz, Hochglanz-Acrylgel, Klarsicht-Plastikverpackung und Watte verwendet. Modellbahnprodukte habe ich weitgehend vermieden, um bei meinem hohen Verbrauch die Kosten niedrig zu halten. Acrylgel ist nichts anderes als viele Modellwasser-Produkte, kostet aber im Künstlerbedarf auch in bester Qualität nur einen Bruchteil davon.

Um Gießharz überhaupt verwenden zu können, habe ich den Bach kaskadenförmig modelliert, mit kleinen Becken und den unvermeidlichen Wasserfällen dazwischen. Ziemlich viel Modellbahnklischees, aber einen durchgehend steilen Wildbach fand ich noch schwieriger zu modellieren. Weiß schäumendes Wasser hat mich selten überzeugt, von der fehlenden Dynamik ganz abgesehen. Weißwasser hab ich so zwar um die Wasserfälle auch, aber wenigstens abschnitsweise auch ruhigere Oberflächen.
Um die Becken abzudichten, habe ich am Ende jeweils einen kleinen Wasserdamm aus Acrygel in die Steinchen modelliert und dort dann aus mit dem Fön gebogenen Plastikstreifen kleine Wasserfälle angebracht.

Das ist ja alles transparent, deswegen sind Bilder schwierig. Hier ein Bild, wo einige Plastikstreifen für die Wasserfälle gut sichtbar sind:

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In der Bildmitte erkennt man auch noch einen kleinen Damm, der noch nicht transparent durchgetrocknet ist.

Das Bachbett habe ich ziemlich grell in türkis und grün vorgefärbt, wie man auf früheren Bilder schon teilweise sehen konnte. Nach dem Ausgießen sollte das Wasser smaragdgrün leuchten, wie zum Beispiel die Soca in den slowenischen Alpen:

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Dieses Leuchten lässt sich meiner Einschätzung nach nur mit mutigem Einfärben des Bachbettes erreichen. Die meisten Alpenbäche sind natürlich etwas unauffälliger, aber ich hätte gern, dass man den Verlauf des Baches über die Anlage hinweg gut verfolgen kann. Viele Stellen sieht man ja später nur aus großem Abstand, da würde einfach klares oder trüb-braunes Wasser kaum auffallen.

Dann kam das Epoxidharz. Das Zeug ist ganz schön nervenzerfetzend, ein Fehler und ich kann quadratmeterweise fertige Landschaft wegschmeißen. Farblich korrigieren lässt sich hinterher auch nichts mehr. Einen kleinen Tümpel kann man notfalls rausreißen und neu machen, aber bei mir zieht sich der Bach durch fast alle alle Module. Auch Lecks auszuschließen ist gar nicht so einfach, das Harz fließt durch Styropor einfach durch. Zum Glück habe ich vorher einen Testguss gemacht, der auch gleich voll in die Hose gegangen ist.

Andere Anforderungen waren für mich einfach unrealistisch, wie etwa eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit während des Aushärtungsprozesses. Ich kann mir keinen Dachboden eine Woche lang auf 21 Grad temperieren. Selbst zweistellig wird es nachts außerhalb es Sommers nicht, und da wäre es tagsüber wiederum viel zu warm. Also habe ich mildes Wetter abgepasst und auf das Beste gehofft. Natürlich gab es auch noch ein paar Lecks, aber zum Glück hatte ich alles auf Abdeckfolie gestellt.

Das Resin selbst habe ich nur grün eingefärbt. Ich habe überlegt, wie sehr ich es dabei eintrüben will, es aber letztlich fast ganz klar belassen. Bei der späteren Oberflächenmodellierung geht sowieso einiges an Transparenz verloren, außerdem sind im Gebirge glasklare Gewässer ja durchaus existent, wie ich schon selbst häufig beobachten konnte:

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Verbraucht habe ich gut zwei Liter Epoxidharz, mehr als ich bei dem kleinen Bach gedacht hatte. Hier mal ein Beispielbild von einigen kleinen Becken nach dem Ausgießen:

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Mit Blasenbildung hatte ich gar keine Probleme, obwohl ich für den Fall ein Feuerzeug zur Hand hatte. Die Farbe wirkt im Zusammenhang mit der glatten Oberfläche noch etwas unnatürlich, aber das wird zum Glück später durch die Wellenstruktur abgemildert.

Wie man bei genauem Hinsehen erkennen, trübt das Resin bereits durchgetrocknetes transparentes Acryl wieder weißlich ein. In meinem Fall machte das nichts, weil an den Stellen ohnehin noch die Gischtstruktur aufgebracht werden muss, aber in der Reihenfolge sollte man die beiden Materialien wohl nicht verwenden. Die weißen Flecken im Gras sind noch nicht getrockneter Acrylbinder.

Als nächsten Schritt habe ich mit Hochglanz-Acrylbinder Texturen auf die Wasserflächen aufgebracht: getupfte Wellenstruktur auf die ebenen Flächen und sehr sparsam mit in Binder getränkte Watte etwas weißliche Gischt an die Wasserfälle aus Plastikverpackung.

So sah danach der obere Teil des Baches aus, die Stufen sind mir arg regelmäßig geworden:

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Beim Steilhang mit der Wasserfall-Kaskade gefällt mir die Anordnung etwas besser, aber auch da ist die Physik des dargestellten Wasser teilweise etwas zweifelhaft geworden:

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Ich hatte ja Bedenken, ob die grellen Farben von Bachbett und Wasser nicht etwas zu viel des Guten waren, aber letzlich kann ich damit gut leben. Eigentlich wollte ich auch noch die Gischt mit weißer Farbe vorsichtig betonen, für's erste reicht mir aber der subtile Effekt der Watte aus.

Und ein paar Bilder des Baches im unteres Teil; obwohl das Wasser selbst grün und das Bett türkis und grün eingefärbt sind, wirkt alles immer noch etwas zu blau:

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Re: Versuche im Landschaftsbau

Beitrag von teppichbahn »

Zum Schluss zeige ich noch ein paar Bilder von den Modulen im Zusammenhang. Meine blau angemalten Pappen als Hintergrund taugen mir nicht mehr recht, also habe ich geschummelt und etwas Himmel grob hinter die Anlage geshoppt. Das geht ja ziemlich auf Knopfdruck, wenn der blaue Hintergrund schon da ist.

Der linke Teil der neuen Module im Überblick, ganz link im Bild ist der Wanderweg, den ich schon gezeigt habe:

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Vom alten Weg habe ich einen Abzweig mit Wegweiser gebaut, der über den oberen Lauf des Baches führt:

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Und der Wasserfall im Zusammenhang:

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Ein Teil des unteres Bachlaufes im Zusammenhang:

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Und das kleine Plateau, das sich oberhalb des Baches langzieht:

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So richtig harmonisch sieht alles noch nicht aus. Die Begrasung gefällt mir trotz mehr Aufwand nicht so richtig, teilweise ist die Grundierung der Felsen mangelhaft, insgesamt wirkt alles irgendwie durcheinandergewürfelt. Ich denke, ein Problem sind keine oder ungewollt sogar umgedrehte Schatteneffekte. Dadurch wirkt alles je nach Winkel zur Lichtquelle mehr oder weniger flach und verwaschen. Das liegt sicher an meiner, naja, zeitökonomischen Bemalung, aber mit der Airbrush bräuchte ich nur für die Grundierung schon Wochen. Irgendwie lässt sich aber sicher zukünftig bei der Bemalung etwas drehen, ohne dass es zur Sisyphosarbeit ausartet.

Dafür bin ich mit der groben Landschaftsform ganz zufrieden, besonders angesichts des wirren Gleisplans. Ich wollte ja unbedingt vermeiden, dass es allzu offensichtlich wird, dass die Landschaft nach den Gleisen kam.

Außerdem ist die Beleuchtung der Anlage noch verbesserungsfähig, wie man im Vergleich anderen Bilder sieht. Bisher habe ich nur zwei dicke (und günstige)s 6500K-LED-Fluter, bei denen aber natürlich die Farbqualität leidet. Über einem CRI-Wert von 80 habe ich noch nichts gefunden, von Film-Equipment für astronomische Beträge mal abgesehen. Deswegen werde ich mal mit aus China importierten LED-Streifen mit wirklich hoher Farbqualität und einstellbarer Farbtemperatur experimentieren. Was habt ihr so für Lösungen zur Beleuchtung von größeren Flächen gefunden?
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