Gleisbau in den Fünfzigern

Anlagen (aussen & innen), Dioramen, Gebäude, Figuren, Schienen, Autos, sonstiges Zubehör

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wurmtöter
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Gleisbau in den Fünfzigern

Beitrag von wurmtöter »

Hallo Buntbahn-Foristi,

Vorbemerkung: Ja, es ist HO, aber es könnte genauso gut 0e oder If sein. Und es ist Modellbau aus einer Zeit, in der viele von uns noch „in Abrahams Wurstkessel“ waren.

Manchmal fällt einem etwas in die Hände, das einen fasziniert, obwohl man es eigentlich gar nicht brauchen kann. So war es bei mir in grauer Vorzeit, als ich in Restbeständen eines Münchner Musikalienhandels wühlte und dabei außer Geigensaiten und Noten auch Gleise entdeckte. Säuberlich in dicken grauen Kartonschachteln verpackt, kamen da die Teile für eine ganze Anlage mit etwa 20 Meter Gleis in HO-Spur zum Vorschein.
IMG_20221204_135350.jpg
Da hatte – wohl in den fünfziger Jahren – jemand sich ein eigenes Gleissystem geschnitzt und eine komplette Anlage in Eigenbau hergestellt.
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Die Gleisteilung in 30Grad-Segmenten und der Gleismittenabstand von 5cm wirken wie dem 1954 eingeführten verbesserten M-Gleis-System nachgebaut, die Radien sind aber mit 55cm und 60cm schon um einiges eleganter.

Wollte da wer eine vorbildgerechtere Anlage haben? Oder hatte es schlicht an Geld oder Möglichkeiten zum Kauf von Märklinmaterial gemangelt? Wir werden es nie erfahren…...und auch den Zeitaufwand, das Ganze „aus dem Vollen zu feilen“, möchte ich lieber nicht wissen.
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Das Gleisprofil ist 3,6 mm hoch, die Lauffläche ist 2 mm breit, der Schienenfuß 3,3mm. Es ist wohl ein gewalztes Vollprofil. Gab es damals schon Kleinserienhersteller?
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Die Schwellen sind Holzleisten, ich habe es spaßeshalber mal hochgerechnet, der Erbauer dürfte so an die 1400mal gesägt haben. Von den Auflagebrettchen ganz zu schweigen. Und der Mittelleiter besteht aus handverlöteten 1mm Messingsdrähten, die lose eingesteckt sich und sich am Gleisende berühren.
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Die Weichenmagnete – ja, es sind elektrische Weichen! - schalten ab einer Spannung von etwa 16 Volt (zumindest die zwei, die ich getestet habe). Interessant ist der Stellmechanismus mittels Federdraht und Kippwippen, die auch ein Auffahren der Weichen zulassen.
DSCN0025a.jpg

...und gleich gehts mit dem zweiten Teil weiter!
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wurmtöter
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Re: Gleisbau in den Fünfzigern

Beitrag von wurmtöter »

Die Weichen sind so gebaut, dass man auch Zweileiter fahren kann, wenn man die Herzstücke polarisiert. (Habe es allerdings nicht auf Kurzschlüsse getestet).
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Kann man da nun noch drauf fahren? Ich habe es mit einer Billerbahn-Lok, der Märklin BR 81 und der Märklin E 94 versucht. Alle fühlten sich durchaus wohl…..
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Als Kirsche auf der Sahnetorte hat der Erbauer auch noch eine passende Oberleitung angefertigt, mit an die 50 Masten, alle wohl mit der Laubsäge aus Sperrholz ausgesägt. Mit dünnen Fahrdrähten, die Märklin erst 60 Jahre später zustande brachte.
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Soweit der kleine Ausflug in eine Zeit, in der man sicher auch ganz andere Sorgen hatte, als sich eine Modellbahn zu schnitzen. Einer hats trotzdem gemacht. Vielleicht ist das auch eine Ermunterung an uns…...

Ich wollte mal eine Feldbahnanlage (nach Entfernen des Mittelleiters) daraus machen, aber dann kam der Fünfzollechtdampfkohlegefeuertvirus. der alles Andere in strikte Quarantäne steckte. So schläft das Ganze im Werkstattkeller, bis mal jemand eine zündende Idee hat.

Grüße von Toni
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Gerhard_Karl
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Re: Gleisbau in den Fünfzigern

Beitrag von Gerhard_Karl »

Hallo Wurmtöter, hallo Toni,
alte Säcke wie ich kennen noch die Firma Nemec, später Schullern aus Freilassing, die schon in den 50ern Jahreb Schienenprofile und Winkelprofile angeboten hatte. Da könnten diese Schienenprofile her sein.
Viele Grüße nach München
Gerhard
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