Neusilberblech fraesen

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Moderator: fido

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Henner (Henry)
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Neusilberblech fraesen

Beitrag von Henner (Henry) »

Hi,
heute habe ich mal versucht, Neusilberblech zu fräsen. Die genaue Zusammensetzung weiss ich nicht, aber es war "hartes" Material von Modellbau Fiedler (der leider seinen Laden dicht gemacht hat).

Bild

Fräser 2-Schneider Vollhartmetall 1mm Durchmesser, Vorschub ca. 1mm/sec, Zustellung 50µm/Durchgang, 24000U/min, trocken.
Für meine Begriffe ist die Schneidenlänge viel zu gross (ca. 6..8mm), ich finde aber bisher keine kürzeren Fräser.
Hat jemand eine Idee, was ich besser machen kann?
Gruss
Henner (Henry)
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Helmut Schmidt
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Re: Neusilberblech fraesen

Beitrag von Helmut Schmidt »

Hallo Henry,

ich fräse erst mit sehr geringer Tiefe wie z:B. 0,2 mm Tiefe. Dabei entsteht ein feiner Grat wie bei einem Stumpfen Fräser.
Ich schleife diesen Grat dann mit sehr feinem Schleifpapier z.B. mindestens Körnung 400 weg. Dann fräse ich in Stufen von maximal einem Viertel des Fräser Durchmessers in Bahnen das Blech durch.
Helmut Schmidt
Max Hensel
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Re: Neusilberblech fraesen

Beitrag von Max Hensel »

Henner (Henry) hat geschrieben: Di 10. Mai 2022, 18:55
Für meine Begriffe ist die Schneidenlänge viel zu gross (ca. 6..8mm), ich finde aber bisher keine kürzeren Fräser.
Hallo Henry,

Bei Santool gibt es dreischneidige Fräser mit einer Schneidenlänge von 3 mm.

https://www.shop.santool.de/Arrayindex. ... info=16524

Zu deinen Schnittdaten kann ich dir nichts sagen, da ich beim Fräsen von Neusilber keine Erfahrung habe.

Viele Grüße

Max
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mf-pur
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Re: Neusilberblech fraesen

Beitrag von mf-pur »

Hallo Henry,

bei AM-Zerspannung gibt es sehr kurze Fräser, die zudem noch sehr günstig sind.:

https://am-zerspanungstechnik.com/produ ... 3449416904

Die Fräser 0,2 bis 0,9 haben 2x den Durchmesser als Schneidenlänge, die ab 1 mm 3x den Durchmesser.
Da kann man schon mal mehr Druck auf die Schneiden machen.

Bei 1 mm-Fräser habe ich Vorschub 80 mm/min. Zustellung in die Tiefe max. 0,25 mm ( lieber mehrere Schichten, als zu wenige ) und keinesfalls trocken fräsen. Der Fräser würde regelrecht verbrennen..
Eine Minimalmengenschmierung wäre ideal, ansonsten Wasser, sehr dünner Tapetenkleister ( nehme ich z.B. ).
Gibt ein bißchen Sauerei, aber anders geht es nicht.

Das Problem mit der nicht vorhandenen Fräsqualität dieser Bleche hatten wir ja schon andernorts angesprochen.
Ich habe z.B. mit einem 0,5 mm-Fräser stundenlang Ns-Blech gefräst, ohne dass er stumpf wurde,
aber trocken geht gar nicht.
Es gibt sehr wenige Fräs- und Drehwerkzeuge am Markt, die explizit für die Trockenbearbeitung empfohlen werden.
Trockenfräsen von Ms58 mag ja noch angehen, aber natürlich zu Lasten der Lebensdauer.

Gruß
Michael
master of OM
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Re: Neusilberblech fraesen

Beitrag von master of OM »

Hallo Henry,

die Thematik der mechanischen Bearbeitung ist umfangreich, daher versuche ich, einige Grundlagen anhand deiner Angaben zu erläutern.

Die Schneidenlänge beeinflusst eher die Stabilität beim Fräsen, die Oberflächengüte, wird durch die Schneidengeometrie beeinflusst.

Anhand der Schnittwerttabelle für Hartmetallfräser, aus einem meiner Werkzeugkataloge, habe ich folgende Parameter ermittelt:
Aus der Schnittgeschwindigkeit von 120m/min.
bei Messing hart (ohne Emulsion), ergibt sich eine Drehzahl von ~38 000u/min.
Der Wert für den Zahnvorschub wird mit 0,004mm angegeben, woraus sich eine Vorschubgeschwindigkeit von 300mm/min (5mm/sec) ergibt.
Wenn ich diese Werte in Relation zu der Drehzahl von 24 000u/min setze erhalte ich eine Vorschubgeschwindigkeit von 120mm/min (2mm/sec).
Als maximale Frästiefe je Durchgang wird der Fräserdurchmesser angegeben.
Die optimale Frästiefe wird aber auch durch die Spannmöglichkeit des Werkstückes, sowie der Stabilität der Maschine beeinflusst.
Für einen 1mm Fräser ist eine Frästiefe von 0,25-0,5mm üblicherweise kein Problem.

Bei der mechanischen Bearbeitung im Modellbau verwende ich grundsätzlich keine Kühl-/Schmieremulsion, da die empfohlen Parameter ohnehin kaum zur Anwendung kommen. Lediglich bei der Bearbeitung von Stahl verwende ich Öl, um einer Magnetisierung (Werkzeug/Werkstück) entgegen zu wirken, bzw. beim Schlichten, (für eine bessere Oberflächengüte).

Die Parameter meiner letzten Arbeit:
Drehzahl: 11 000u/min
Vorschubgeschwindigkeit: 7mm/min
(wegen Werkstückvibration, bedingt durch die Aufspannung)
Frästiefe: 0,25-0,3mm
Fräserdurchmesser: 0,5mm
Schneidenlänge: 1,5mm
Material: Messing weich, 0,7mm stark.

20220505_172922 (master of OM)
Bild

Weiterhin gutes Gelingen, und schöne Grüße

Gerhard
mf-pur
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Re: Neusilberblech fraesen

Beitrag von mf-pur »

Hier mal ein Beispiel eines Frästeils aus Neusilber.
Blech 0,4 mm halbhart
Abmessungen: 19,3 x 1,25 x 0,4 mm
Fräser: VHM unbeschichtet 2-Schneider 0,5 mm
max.Zustellung in Z 0,15 mm ( 2 x 0.15 mm, 2x 0,05 mm )
Drehzahl: 20000
Vorschub 40 mm/min ( nass )

Das Teil wurde nach dem Fräsen leicht mit Körnung 800
abgezogen, um die Grate an den Bohrungen zu beseitigen.
Die Fräsung an sich war gratfrei.

Viele Grüße
Michael

Traverse 4fach.jpg
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Henner (Henry)
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Re: Neusilberblech fraesen

Beitrag von Henner (Henry) »

Zunächst mal vielen herzlichen Dank für die vielen Tipps. Der offenbar Entscheidende war, einen Fräser mit kurzer Schneidenlänge zu verwenden (hatte ich nicht da, sonst wäre der zum Einsatz gekommen). Ich habe dann mit den Parametern, die ziemlich genau den von euch verwendeten entsprechen, alle Teile ohne Fräserbruch gefertigt. Dabei habe ich aus den bei mir vorhandenen Gründen nicht geschmiert, allerdings gezielt mit Luft gekühlt. Die Späne waren fast wie Pulver, also sehr kurz/klein. Nochmals vielen Dank für eure Hilfe.
Gruss
Henner (Henry)
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fspg2
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Re: Neusilberblech fraesen

Beitrag von fspg2 »

Hallo Henner,

anbei noch ein paar Schnittdaten für ein 0,4mm Neusilberblech.

Die Außenkontur habe ich mit einem 2-Zahn-VHM-Fräser (5,5mm Schneidenlänge) ohne weitere Schmierung geschnitten - lediglich die Absaugung zog kräftig die Aussenluft heran.

Im ersten Durchgang mit 0,15mm Tiefe, um zu sehen, wie sich die Oberseite verhält - und um ggf. Aufbördelungen abzukratzen, bevor ich durchfräse.
Hier erwies sich das Neusilberblech jedoch als hart genug - bei manchen Blechen hatte ich schon (obwohl als "hart" gekauft) ein sehr geschmolzenes Erscheinungsbild auf der Oberfläche.

Im zweiten Durchgang bei diesem dünnen Blech in einem Schritt - hier 1,0mm tief. Dadurch schneiden nicht nur die Spitzen sondern auch die Seitenkanten des Fräsers.

Ich hatte es schon des Öfteren (bei länger benutzten Fräsern), dass der untere Durchmesser im 5/100 bis 1/10tel-Bereich abgenutzt war und dadurch das Endmaß entsprechend abwich.


Neusilber_Schnittdaten_01 (fspg2)
Bild


Neusilber_Schnittdaten_03 (fspg2)
Bild


Hier die Daten für einen 1,3mm dünnen Bohrer:

Neusilber_Schnittdaten_02 (fspg2)
Bild


...und das Ergebnis: Knotenbleche für die Füße des Hubbrücken-Portals:

Traeger_Montage_80 (fspg2)
Bild
Viele Grüße
Frithjof
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