Eröffnet wurde die Bahn, vorerst nur bis Weingarten bereits 1888. 1910 erfolgte dann die Elektrifizierung mit 700 Volt Gleichstrom.
Als die Betreibergesellschaft „Lokalbahn AG“, die noch verschiedene andere Bahnen betrieb, in den 30ern in wirtschaftliche Schwierigkeiten kam, wurde sie 1938 verstaatlicht. Damit gingen deren Bahnen an die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft über.
Das ist eigentlich typisch für diese Zeit, in der der ÖPNV den Wandel vom „profit center“ zum Defizitgeschäft machte. Auch beispielsweise die Mannheimer Straßenbahn wurde in dieser Zeit zum Zuschussgeschäft. Nur wenige Betriebe konnten sich noch wesentlich länger in den schwarzen Zahlen halten, wie beispielsweise die Heidelberger HSB, die erst ab den 60ern(!) in die roten Zahlen rutschte. Selbst die OEG versuchte man seinerzeit der Reichsbahn anzudrehen. Zum Glück ohne Erfolg, da man sie dann sicher in den 50ern platt gemacht hätte

Aber nach diesem Exkurs zurück zum Thema: Mit Entstehung der Deutschen Bundesbahn wurde die Ravensburger Bahn deren einziger Straßenbahnbetrieb.
Damals wie heute war die Relation noch nicht einmal schwach nachgefragt, weshalb auch noch in die Modernisierung investiert wurde. Um den Fuhrpark zu ergänzen beschaffte man 1954 bei der DÜWAG zwei nagelneue Großraumvierachser. Diese waren Zweirichter, hatten die Türen jedoch nur auf einer Seite, da die Haltestellen entsprechend angeordnet waren.
Da es auch nur diese eine Linie gab, hatten sie auch keinen Liniennummernkasten, weshalb mit der neuen BOStrab das dritte Spitzenlicht nachgerüstet werden musste.
Retten konnten die beiden neuen die Strecke leider nicht mehr und schon 1959, also nur fünf Jahre nach Beschaffung der Neuwagen wurde der Bahnverkehr eingestellt. Die beiden DÜWAGs konnten zu einer Kleinbahn nach Rotterdam verkauft werden, wo sie mit einem neu gebauten Generatorwagen einen Zug bildeten. Dieser gelangte in den 60ern zur Zillertalbahn und ist heute wieder in den Niederlanden, wo er museal erhalten ist.
Hier ein Einsatzfoto bei der Zillertalbahn: https://www.flickr.com/photos/fototak/15776737904/
Und hier der heutige Zustand als Museumzug: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... erStel.JPG
Hier der Link zum Verein: http://www.rtm-ouddorp.nl
Und eines dieser Fahrzeuge, die bei der DB übrigens als ET 195 geführt wurden, sollte nun als Semmelbahnmodell im Maßstab 1:22,5 entstehen.
Nun ist es bei solchen Anlässen natürlich schön, wenn man noch Bilder der Originalwagen zeigen kann. Obwohl ich inzwischen ein recht umfangreiches Archiv habe, kann ich damit leider nicht dienen.
Dankenswerterweise gestatte mir der Betreiber der HP http://www.poliboys.de/maucher-mattes/s ... index.html die Verwendung seiner Bilder.
Unter dem Link selbst findet ihr noch weitere tolle Fotos der Bahn in Farbe(!!!).

Dieses Foto zeigt einen der beiden Wagen in den ersten Einsatzjahren. Gut zu erkennen am noch fehlenden dritten Spitzenlicht.

Hier ist das dritte Spitzenlicht bereits nachgerüstet.

Von der Bauart her waren die TW der Vestischen Straßenbahn sehr ähnlich. Zwei von ihnen laufen noch oder liefen bis vor kurzem bei der Straßenbahn Gmunden. Der Ausbau der Türen auf einer Seite erfolgte hier jedoch erst mit der Übernahme durch Stern+Hafferl.

Hier noch eine Übersichtszeichnung des Fahrzeuges.
Nun zum Modell

Dem Basteln voraus gingen der der Entwurf der Teile und das Fräsen. Hier entstehen die ersten Teile auf meiner CNC-Fräse unterhalb des Ersatzteillagers für die bereits bestehenden Semmelbahnfahrzeuge.

Hier der Fräsvorgang im Detail. Der Wagenkasten besteht aus 2 mm starkem Polystyrol.

Der Fortschritt wird währenddessen am PC angezeigt.

Nach dem Fräsen wurden die Teile entgratet und die Wagenkastenseiten nach unten hin abgerundet. Dies machte ich im ersten Gang durch das Entlangziehen eines Scherenflügels…

… und im zweiten mit einem Schleifklotz.

Nach dem Verschrauben der Seitenwände mit dem Wagenboden wurde der Dachrahmen eingezogen.

Danach wurden die Plattformen eingesetzt.

Gemeinsam mit zwei später entstandenen Großrauwagen erfolgte das „Befratzen“. Die Fronten bestehen aus 0,5 mm starkem Messing. Das Dach wurde aus mehreren Schichten 3 mm MDF aufgeschichtet und rundgefeilt.

Nachdem die groben Stellen verspachtelt und nachbearbeitet waren, erfolgte das Spritzspachtelt. Dabei schwöre ich auf den Spritzspachtel von OBI, der auf so ziemlich allem optimal haftet.
Durch das Spritzspachteln verschwinden kleinere Macken sofort und alles andere wird durch die Einfarbigkeit besser sichtbar und kann entsprechend nachgearbeitet werden.

Die Dachaufbauten entstanden aus 2 mm starken Holzlatten.

Fertigstellung der Dachaufbauten

Trocknen der Fahrzeuge nach dem Lackieren des Wagenkastens.

Nach dem Trocknen und dem entsprechenden Abkleben erfolgte das Lackieren des Daches.

Nachdem alles lackiert war brachte ich die Zierstreifen an und verglaste den Wagen.

Anschließend kamen die Zierleisten (Halbrundleisten von Evergreen) und die Beschriftung auf den Wagen.
Hier nun einige Fotos auf der Abnahmefahrt nach Fertigstellung:




Soviel für heute… Fortsetzung folgt….
Alla hopp