Schienenlaschen für die Gartenbahn

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dampfsachse
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Schienenlaschen für die Gartenbahn

Beitrag von dampfsachse »

An alle Freilandbahner!

Schienenlaschen.
Einige Worte vorab: Die Schienenlaschen sind nur ein Faktor zu einer guten Stromführung zum und im Gleis. Das System Rad/Schiene funktioniert in der abgeschirmten Atmosphäre eines Raumes bei einer Innenanlage recht gut. Nun hat man es unverändert in das Freiland gebracht und stellt fest, es bricht an allen Ecken und Enden zusammen. Inzwischen sind Generationen von Gartenbahnern damit beschäftigt, die Fehlerstellen in den Griff zu bekommen. Da der Fehler bei Freilandbetrieb im dafür ungeeigneten System begründet ist, wird das nur ungenügend gelingen. Eine echte Alternative stellt da der Akkubetrieb dar. Ich erspare mir an dieser Stelle die anderen Fehlerquellen und Mängel aufzuzählen und komme lieber zur Sache.
Ich habe von Anfang an meine Gleisjoche mit Schienenlaschen verbunden. Diese sind aus Messing. Die außen liegende Lasche hat eine M2 Durchgangsbohrung von 2,2 mm Ø, die innen liegende Lasche hat M2 Gewinde. Beide Laschen werden zugeschnitten und in einer Bohrvorrichtung gebohrt.


Bild 003 (dampfsachse)
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Bohrvorrichtung für Schienenlaschen, oben links im Bild ein Stück Eigenbau-Hohlprofil aus den 80-ger Jahren hierzulande

Die Gleisenden werden ebenfalls mit einer aufsteckbaren Bohrvorrichtung mit jeweils zwei Durchgangsbohrungen versehen. Das alles wird natürlich in der Werkstatt vorbereitet und durchgeführt. Im Änderungsfall, z.B. beim Weichentausch, ist die Vorrichtung so konzipiert, daß kein Gleisabbau nötig ist und alle Arbeiten vor Ort möglich sind. Deshalb stellt die Kleinbohrmaschine, am Gleis angeschlossen, eine so große Hilfe dar das es mir Wert war, im Forum davon zu berichten.



Bild 004 (dampfsachse)
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Bohrvorrichtung für Gleis, weitere Bilder in meiner Galerie unter Schienenlaschen

Einige Worte zum Zusammenbau: die Löcher werden entgratet, ebenso die Gleisenden. Bei Neumaterial sollte tunlichst vermieden werden, die metallisch blanke Zieh-, Walz- oder Rolloberfläche des Materials zu verletzen. Bei schon korrodierten Material ist die Oberfläche an den Verbindungsstellen nur zu polieren, ohne sie mechanisch zu bearbeiten. Dabei leistet eine Polierscheibe in einer "Proxxon mit Gleisanschluß" gute Dienste. Hilfe leistet etwas Kreideschlamm oder ganz einfach Zahnpasta. Bevor das ganze mit M2 Sechskantschrauben zusammen gefügt wird, werden die Kontaktflächen mit einem Pol- oder Kontaktfett behandelt. Nun werden die Schrauben fest angezogen.
Gleichermaßen wird bei jedem Stromanschluß am Gleis so verfahren, ebenfalls bei Kontaktabgriffen und dergleichen mehr.



Bild 001 (dampfsachse)
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Schienenlaschen, aus der Chronik von 1985, die hier noch genannten Zylinderschrauben sind längst durch Sechskantschrauben ausgetauscht.

In den ersten fünf Jahren des Anlagenbestehens habe ich die Gleisjoche nummeriert und im Herbst abgebaut. Im Frühjahr erfolgte der Aufbau nach o.g. Verfahrensweise. Ab 1990, also seit 20 Jahren liegt das Gleis ganzjährig im Freien.
Zweimal jährlich, bei der Inbetriebnahme im Frühjahr und im Herbst, werden die Schienenlaschen mit einer Zahnbürste gereinigt. Anschließend wird die Schienenlasche am Gleis mit einer weiteren Zahnbürste mit Polfett kräftig eingerieben.
Die Reinigung der Gleisoberfläche erfolgt mit einer Mixtur aus 5 % Terpentin und 95 % Paraffinöl welches mit einen Filz aufgetragen wird um es anschließend kräftig abzureiben. Gegebenenfalls muß das wiederholt werden. Der Frühjahrsputz ist anstrengend und braucht seine Zeit. Auf einer so behandelten Oberfläche kann aber eine Korrosion nur schwer einsetzten. Folgebehandlungen sind eher von der Verschmutzung, eingetreten durch Witterungseinflüsse, als durch Korrosion erforderlich. Keinesfalls täglich, da genügt ein "Abwischen" mit einen in der o.g. Mixtur getränkten Filz.
Wie oben schon geschrieben, die Unzuverlässigkeit der Stromführung liegt bei Freilandanlagen im System Rad/Schiene und die wird auch durch eine Schienenlasche nicht behoben. Ich bin aber der Auffassung, ach was, der Überzeugung, meine etwas andere Art der Gleispflege, die schon bei der Montage beginnt, sind Grund für diesen Teilerfolg. Ich muß aber auch feststellen, daß noch kein anderer Modellbahner diese Hinweise über längere Zeit so exakt durchgeführt hat. Irgendwann war immer ganz schnell das Schmirgelpapier oder der Schleifstein wieder zur Hand. Bei einer Nachahmung ist also das Durchstehvermögen das entscheidende.

Zum Schluß noch ein Zitat:
Schienenreinigung im Schonwaschgang (MEB 8/1997)
Wer seine Gleise mit Schleifpapier reinigt, erlebt nach einiger Zeit eine böse Überraschung: die Schienenköpfe verschleißen. Ein besseres Mittel ist Waschanlagenzusatz aus dem Autozubehör. Er besteht aus Spiritus, Wasser sowie einer Reinigungslösung. Damit wird der Schmutz entfernt, ohne das Metall anzugreifen. Einfach einen Lappen in die Lösung tauchen und die Schienen damit abreiben - so werden die Gleise im Schongang sauber.

der Verfasser ist mir nicht mehr bekannt, da ich nur diese Notiz kopiert habe. Eine Alternative zu meiner Mixtur, die infolge des Terpentins doch einen unangenehmen Geruch verbreitet. Ich habe darüber auch schon hier im Forum gelesen. Sofern sie nicht die Oberfläche angreifen sind solche Mittel durchaus verwendbar.

Weitere Bilder findet ihr in meiner Galerie unter Schienenlaschen.
Soviel zur Info - Nachahmung siehe oben...!

Ein stets kontaktfreudiges Gleis wünscht Euch - und das nicht nur zu Ostern,
der dampfsachse Gerhard.
Wir machen richtig Dampf -
nur Echtdampfer können das,
denn nur sie haben Wasser und wirkliches Feuer im Kessel
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