Hallo Christoph,
Du hast mich um einen Baubericht gebeten. Bittesehr, da isser. Allerdings werde ich nicht noch mal einen Ladewagen bauen, sondern ich werde den Bau anhand eines anderen Wagens erklären. Der wird allerdings so ziemlich baugleich mit den Unterwagen sein, sodaß man das Prinzip beliebig übertragen kann.
Als denn, ans Werk:
Nehmen wir mal an, Bauer Odelmanns Großvater sei auch Landwirt gewesen und habe für seine Landwirtschaft eine Feldbahn betrieben, für die er einen Großteil der Wagen selbst gebaut hat.
Eines Tages habe er dann beschlossen, sich einen Wagen zu bauen, mit dem er sein Brennholz nach hause fahren konnte. Die ewige Quälerei mit dem Handwagen wäre damit vorbei. Einen Ster sollte das Wägelchen fassen und so ging er denn ans Werk.
Der Rahmen wurde aus Kanthölzern 90/180mm zusammengebaut, nur die Räder , Achsen, Radlager, Beschläge und Kupplungen kamen vom Schmied. Die restlichen Metallteile wurden aus dem Gruschtelhaufen hinter der Scheune hervorgezerrt und verbaut.
Die Kanthölzer 4/8mm stelle ich mit der Kreissäge aus feinjähriger Fichte her. Pappel oder Linde geht auch. Am besten man schneidet sich gleich ein paar Stäbe heraus, denn das Material braucht man immer wieder. Weil die Ladefläche ja einen Ster Brennholz fassen soll, muß sie im Vorbild 1m lang und 1m hoch sein. Vorne und hinten steht der Rahmen aus Stabilitätsgründen etwas über. D.h., dass die Ladefläche umgerechnet ca.45mm lang sein muß, dazu der Überstand je 5mm ergibt eine Rahmenlänge von 55mm. Davon brauchen wir 2 St. Die Querrahmen werden 21mm lang, denn es soll ja ein HO Radsatz zwischen die beiden Längsrahmen passen. Auch davon brauchen wir 2 St. Jetzt wird noch ein weiterer Rahmen in die Mitte gesetzt, der im Falle meines Ladewagens den Drehzapfen für den Aufbau trägt. Dieser mittlere Rahmen wäre für das Brennholzwägelchen zwar nicht nötig. Ich baue ihn aber trotzdem ein, weil ich Euch ja auch zeigen will, wie ich die Unterwagen gebaut habe. Diese waren übrigens etwas kürzer als der Brennholzwagen. Dieser mittlere Rahmen sollte etwas länger als die Gesamtbreite des Wagens sein und wird daher 21mm+4mm+4mm+2mm für die Überstände, also 31mm lang.
Jetzt geht es an den Zusammenbau:
Dafür habe ich mir eine ganz primitive Schablone gemacht. Sie besteht aus 2 Leistchen, die ich als seitlichen und hinteren Anschlag an ein Brett geklemmt habe. Die Querrahmen sollen 2 mm nach innen versetzt montiert werden. Daher lege ich ein kurzes Stück Acrylglas von 2mm Dicke an den auf dem Foto rechts befindlichen Anschlag. Die Rahmen werden mit Hilfe eines Zahnstochers und etwas Sekundenkleber zusammengefügt. Daher werden die Bohrungen dafür schon mal in den Längsrahmen angebracht. Diese Bohrungen sollten so sein, dass der Zahnstocher gerade eben so hineingeht, nicht locker und nicht mit Gewalt. In meinem Fall waren das 1,9mm.
Nun wird der Querrahmen mit Hilfe des Winkels gegen den Anschlag gedrückt, der Längsrahmen drückt von vorn gegen den Winkel und den Querrahmen und jetzt gilt es, durch den Längsrahmen hindurch in den Querrahmen zu bohren. Das klingt komplizierter, als es ist.
Anschließend wird die Spitze des Zahnstochers abgezwickt und in den Querrahmen geklebt. Der Längsrahmen wird nur lose aufgesteckt.
Das Spiel wiederholt sich.
Die beiden Rahmenhälften werden jetzt auf die bereits bekannte Weisen zusammengefügt und am Ende mit Sekundenkleber verklebt.
Die überstehenden Zahnstocherenden werden mithilfe eines Vornschneiders ohne Wate büntig abgezwickt und der Rahmen ist nun beinahe fertig.
Jetzt gilt es nur noch, den mittleren Rahmen einzusetzen. Mit der Kreissäge werden die beiden Nuten in die Längsträger geschnitten, ebenso die Zapfen für den Querrahmen. Das geht ganz leicht: Schnitte genau markieren, Schnitttiefe auf die Tiefe der Nut einstellen, den Rahmen mit dem Winkelanschlag einschneiden und auf diese Art Schnitt für Schnitt die Nuten herausschneiden. Zweckmäßigerweise werden beide Nuten gleichzeitig über die komplette Wagenbreite gesägt, das Fahrgestell dabei also nicht umgedreht.
Jetzt zu den Radlagern:
Ich habe dafür ein MS-Rohr von 3mm Durchmesser auf ein MS-Winkelprofil 10/10mm gelötet. Die Sache mit dem Winkelprofil ist recht angenehm, weil dabei nichts herumwalbert wie das bei Flachprofil passieren kann und nur ein paar Klammern zum Fixieren des Rohres genügen. Zum Löten nehme ich eine Lötlampe.
Anschließend wird der überflüssige Schenkel vom Winkel abgesägt (Kreissäge), die Rückseite verschliffen. 2 Linien, ca. 1,5mm parallel zu den Längskanten werden jetzt angerissen. Sie helfen später beim Ankörnen der Bohrlöcher für die Befestigungsnägel.
Die auf diese Art entstandene Radlager-Meterware kann jetzt in Salamitaktik aufgeschnitten werden. Die Bohrlöcher für die Befestigungsnägel werden angekörnt und mit einem 0,7mm-Bohrer gebohrt. (Schlechtes Deutsch, ich weiß). Und wenn wir schon beim Sägen und Bohren sind, machen wir die Kupplungen gleich mit. Von einem MS U-Profil 6/6mm werden 2 Stücke zu 8mm Länge abgesägt und mit den Bohrungen für die Befestigungsnägel (2x0,7mm) und den Bohrungen für die Kuppelzapfen (1,5mm) versehen. Vorne rund schleifen und fertig.
Ich habe Räder von Fleischmann 0e genommen. Deren Achsen sind spitzengelagert, was sich mit meinen Radlagern nicht verträgt. Die Räder werden daher von ihren Achsen abgezogen und auf MS-Achsen aus MS-Rundstab 2mm Durchmesser aufgesteckt. Passt genau. Die neuen Achsen sind 30mm lang. Zwischen Rad und Radlager wird noch eine U-Scheibe als Abstandhalter gesteckt und jetzt wird das ganze ausgerichtet und mit kleinen Nägeln aus dem Schiffsmodellbau auf dem Fahrgestell befestigt. Anschließend kommen noch die Kupplungen dran.
Nun soll das Wägelchen ja für Jahrhunderte halten und daher werden Längs- und Querträger noch zusätzlich mit Eisenbändern zusammengehalten. Diese werden mit Papiersteifen von 2 mm Breite imitiert. Das wäre im Vorbild dann ein Flacheisen von 45mm Breite, also realistisch. Nur noch drankleben und Fäddisch. (Nein, nicht fettig!)
Opa Odelmanns Brennholz soll ja nicht vom Wagen fallen. Darum müssen Rungen dran. Odelmanns Schrotthaufen hinter der Scheune ist für seine Ergiebigkeit berühmt und daher findet er dort tatsächlich noch genug Material, aus dem er 4 Rohre von genau, also so ziemlich genau, wenigstens ungefähr, na ja, sagen wir mal ca. 1m Länge schneiden kann. 4 alte Eisenhaken, die er oben an die Stangen schweißen kann, findet er auch noch. In diese Haken werden später die Zurrketten eingehängt.
Das Eisenrohr stellen wir aus Ms-Rohr 2mm Durchmesser, ca. 45mm lang, hergestellt. Etwas unterschiedliche Längen schneiden, denn es soll ja über die Jahre etwas gelitten haben. Das MS-Rohr wird auch noch etwas verbogen und mit dem Hammer verdellt. Oben kommen Haken aus dünnem Kupferdraht dran, den man mit Rund- und Flachzange butterweich biegen und anschliessend vorne noch etwas plattschmieden kann.
Und im letzten Licht des sich zu Ende neigenden Tages reitet Opa Odelmann dann in die untergehende Sonne ... äh ... Quatsch! ... mache ich noch schnell ein Foto, um zu zeigen, wie die Rungen montiert werden: In jedes Eck eine Bohrung, Nagel von unten durch, MS-Rohr mit Sekundenkleber von oben drauf, ...hält. Na prima!
War nur leider wirklich nur noch wenig Licht. Drum hatte die Kamera auch ihre Probleme. Nicht schön, das Foto, aber man sieht, um was es geht.
Ach ja, ein paar Bretter hat der Opa auch noch aus der nächsten, weltumspannenden Frikadellenbraterei geholt, hat sie mindestens so exakt wie seine Rungen abgesägt und auf das Fahrgestell genagelt. Na ja, es wurde halt schon so langsam dunkel und der Magen knurrte schon mächtig.
Opa Odelmann schläft jetzt und ich pinsele jetzt noch etwas Farbe auf das Vehikel. Die kann dann über Nacht trocknen.
Das ham wer jetz davon!
Die Jahre sind inzwischen ins Land gegangen und Opa Odelmanns Enkel ist nun auch schon nicht mehr der Jüngste. Dem Brennholzwagen ging es nicht anders.
Zum Altern nehme ich Künstlerpigmente. Als Grundierung wird der Wagen mit Elfenbeinschwarz (es geht auch mit einem anderen Schwarz) so richtig eingepampt. Dieses habe ich in Wasser gegeben, worin es sich nicht auflöst, und das ist auch gut so, denn es fließt jetzt überall hin und bleibt in allen Ritzen und rauhen Stellen hängen. Wenn es irgendwo zu heftig wird, kann man mit klarem Wasser nachpinseln, solange alles noch naß ist. Selbst nach dem Trocknen kann man mit einem Pinsel mit harten Borsten noch einiges wegbürsten.
Wenn nun alles getrocknet ist, werden Dreck, Rost und eventuell Moos mit verschiedenen Braun- und Grüntönen trocken aufgepinselt.
So sieht das dann aus.
Hier noch ein Blick auf die oben schon erwähnten Zurrketten mit Schlössern. Die Ketten stammen aus dem Schiffsmodellbau und die Schlösser habe ich aus Kupferdraht gebogen, geschmiedet und gebohrt.
So, das war´s für heute.
Wenn es Euch interessiert, werde ich demnächst zeigen, wie ich die Leitern für den Ladewagen gebaut habe. Sollte ich jemanden durch meine vielleicht zu ausführlichen Erklärungen gelangweilt haben, so freue ich mich für ihn, dass er schon alles weiß, gebe ihm aber zu bedenken, dass es vielleicht noch Kollegen gibt, die etwas dazulernen wollen.